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Unser Mai Bock!
from ui 214 / 06.23
Maibock schweißtreibend, quasi im morgendlichen Frühsport, händisch in einer kleinen Schrotmühle aufbrechen. Die Säcke stehen schon bereit und alle Teilnehmer dürfen Hand anlegen. Für einen Bock muss die doppelte, der ansonsten für ein normales Bier benötigten Menge an Getreide gemahlen werden, damit später genügend Zucker für die alkoholische Gärung zur Verfügung steht. Wir merken uns: Je mehr Getreide, desto mehr aufgespaltener Zucker, desto mehr Alkohol! Keimfreies Arbeiten und die Einhaltung der verschiedenen „Rast-Temperaturen“ sind unverzichtbar und wir erfahren, dass das Wasser maximal 78 Grad erreichen darf, da sonst die Enzyme kaputt gehen und es nichts wird mit einem süffigen ui-Maibock. Beim „Maischen“ wird zunächst etwa 60 °C heißes Wasser benötigt, das geschrotete Korn wird hinzugegeben und der Brei unter ständigem Rühren auf etwa 75 °C erhitzt. Sehr schnell macht sich der typische Geruch breit, den viele von Brauereibesichtigungen her kennen. Es ist ein würziger süßlicher Geruch, der der warmen Wasser-Stärke Mischung entströmt.
BRAUSEMINARE können jederzeit bei der Brauliebe Hirz vereinbart und gebucht werden.
Tel. 08586-5923
Mit einem Bierbrauseminar beim Diplom-Braumeister Rudi Hirz wird ein lang gehegter Traum der ui-Redaktion zur Herstellung eines eigenen Bieres wahr. Ein Maibock sollte es werden.

Pünktlich um 9:00 Uhr wartet Rudi Hirz im modernen Seminarraum der Brauliebe schon mit geballten Informationen zur Historie und zur Herstellung des Bieres. Auf einem riesigen Bildschirm werden die einzelnen Schritte präsentiert und erläutert, wie ein Bier entsteht. Zwischen den Arbeitsschritten bleibt immer wieder Zeit nachzufragen und uns wird schnell klar, dass man beim Brauen viel falsch machen kann. Als erstes müssen wir die Gerste für den hellen
Das Reinheitsgebot aus dem Jahre 1516 gilt freilich auch für unseren ui Maibock, es kommen also nur Wasser, Hopfen und Malz zum Einsatz. Das Wasser spielt eine entscheidende Rolle, weiß Rudi Hirz. Er bezieht das Wasser aus dem Hochbehälter aus dem Raum Jahrdorf. Das weiche Wasser mit 3 Grad deutscher Härte ist ideal zum Brauen. Eine Zutat aber fehlt bei der Aufzählung, nämlich die Hefe. Früher wurde es dem Zufall überlassen und es wurde auf die Zugabe von Brauhefe verzichtet. Frühere Braumeister vertrauten darauf, dass in der Luft genügend Pilzsporen die Gärung initiieren, dabei gab es manch herbe Enttäuschung, wenn diese Spontangärung ausblieb. Mit einer speziellen Brauhefe werden heutzutage derart unliebsame Überraschungen vermieden.
Die erste Rast erfolgt bei 60 bis 62 °C, die zweite bei 64 °C und die dritte dann bei 78 °C. Nur so können die Enzyme ihre Wirkung richtig entfalten. Um die vollständige Verzuckerung zu prüfen, wird bei 72 °C eine Jodprobe durchgeführt. Nachdem diese positiv ausgefallen ist, fehlen nur noch wenige Schritte zu unserem Bock. Nach weiteren 30 Minuten ist es schließlich soweit, Treber und Würze, also der flüssige vergärbare Teil der Maische werden voneinander im
Läuterbottich getrennt. Mit viel Fingerspitzengefühl und heißen Wasserzugaben wird die restliche Würze aus dem Treber in die sogenannte Kochpfanne gespült. Während wir uns bei einer Weißwurst-Brotzeit stärken, muss Rudi Hirz mit dem Zollstock den Flüssigkeitsstand in der Kochpfanne messen. Das Biersteuergesetz will es so.
Nun werden die drei Hopfenzugaben in Form von Pellets grammgenau vorbereitet. Der Hopfen liefert wichtige Bitterstoffe und Aromen, und trägt auch dazu bei, das Bier haltbar zu machen, es entsteht eine Verbindung mit dem Eiweiß. 34 g wiegt die erste Hopfenzugabe und die Kochzeit beträgt 45 Minuten, zwei weitere Gaben mit jeweils 43 g sorgen für Stabilität und Aroma. Zwischendurch ist Zeit für eine deftige Brotzeit und ein kühles Bier. Als die zweite Hopfengabe erfolgt, ist es bereits 15:00 Uhr, wir haben also schon sechs Stunden mit dem Brauvorgang verbracht.
Nach einem kleinen Abstecher ins große Sudhaus wird dann das Jungbier schon einmal verkostet und es wird mit gemessen: Stolze 21% Stammwürze zeigt die Würzespindel, Rudi Hirz schätzt damit den Alkoholgehalt des zukünftigen Bieres auf etwa 8 vol.%. Die Anstellwürze, so heißt das Produkt nunmehr, wird im Plattenkühler auf etwa 20 °C herunter gekühlt und in das desinfizierte Zwischenlager, den Gärtank gepumpt, wo die Hefe bereits wartet. Im Gärtank setzt die Hefe den in der Würze gelösten Zucker zu Ethanol und Kohlendioxid um. Nach etwa sechs Tagen ist die Hauptgärung abgeschlossen und das Jungbier darf nochmals etwa sechs Wochen nachgären und lagern. Als letzter Schritt erfolgt die Abfüllung, dann heißt es warten. Mitte Mai war es dann endlich soweit, die erste Flasche konnte geöffnet werden. Mit 18% Stammwürze und einer intensiv goldgelben Farbe, natürlich unfiltriert steht ein stolzer und mächtiger ui-Maibock mit einem gefährlichen Temperament auf dem Tisch. Ein süßliches, süffiges Bier mit einer würzig herben Note im Abgang ist es geworden. Zu probieren gibt es unser Bockbier am 10. + 11. Juni in der Brauliebe Hirz in Eben (siehe Anzeige) – oder Sie gewinnen eines der beiden 6er Tragerl auf unserer Rätselseite – den Rest trinken wir – Prost!