Braun EDITION Vol. 11

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EDITIO N

Das Stilmagazin von BRAUN Hamburg

Vol. 11

I. MODE II. STILWELT IV. LITERATUR III. UPDATE
SANTONISHOES.COM

DREI WELTEN UNTER EINEM DACH

KAISERGALERIE

04651/ A TRIP IN A BAG—AGNONA—AIDA BARNI—ASPESI—BELVEST—BOGLIOLI—BORRELLI—BRUNELLO CUCINELLI—BRUNO MANETTI—CARUSO CELLAR DOOR—CESARE ATTOLINI—CHURCH’S—CITIZENS OF HUMANITY—COLOMBO—CRUCIANI—DE BONNE FACTURE—DONDUP—DOPPIAA—DRUMOHR—ETRO FABI—FAY—FEDELI—FINAMORE—GABRIELA HEARST—GIORGIO ARMANI— GUGLIELMINOTTI—HAND PICKED—HENDERSON—HERNO—HERNO LAMINAR—HOGAN INCOTEX—IRIS VON ARNIM UOMO—JACOB COHËN—KITON—LARDINI—MANDELLI—MANRICO CASHMERE—MANZONI 24—MARCO PESCAROLO—MASSIMO PIOMBO META CAMPANIA COLLECTIVE—MEY BUSINESS CLASS—MEY STORY—MONCLER—MOORER— NICK FOUQUET—OFFICINE CREATIVE—PEOPLE OF SHIBUYA—PIACENZA PT TORINO—PT TORINO DENIM—SANTONI—SEALUP— SILVANO SASSETTI—STILE LATINO—TAGLIATORE—TOD’S—TOM FORD—VON BRAUN WOMMELSDORFF—WOOLRICH—ZEGNA

MÖNCKEBERGSTRASSE

04651/ A TRIP IN A BAG—1017 ALYX 9SM—7 FOR ALL MANKIND—ACE DENIM—ALPHATAURI—AMI PARIS—ANIVEN—A.P.C.—AXEL ARIGATO—BARROW—BELSTAFF BOGLIOLI—BOWERY NYC—CANADA GOOSE—CASABLANCA—CIRCOLO 1901—COMMON PROJECTS—C.P. COMPANY—DELLA CIANA—DOUCAL’S—EDDI MONETTI EMPORIO ARMANI—FABIANO RICCI—FILIPPO DE LAURENTIIS—FTC—GHERARDI—GMS 75—GTA—HANNES ROETHER—HERNO—HIDNANDER—JACOB COHËN—JET SET JW ANDERSON—KIEFERMANN—LUNARIA CASHMERE—MACKAGE—MAISON KITSUNÉ—MASON’S—MAURIZIO BALDASSARI—MISSONI—MOOSE KNUCKLES—MYTHS NANUSHKA—NORSE PROJECTS—OFFICINE GÉNÉRALE—ON—OUR LEGACY—PARABOOT—PARAJUMPERS—PAUL SMITH—PEUTEREY—PT TORINO—RAINS

ROBERTO COLLINA—RUN OF—SANTONI—SAVE THE DUCK—SCHNAYDERMAN’S—SEASE—STEFAN BRANDT—STEPHAN BOYA—STONE ISLAND—TEN C—THE.NIM TRUSTED HANDWORK—UBR—VENETA CINTURE—WEBER + WEBER—WINDSOR—ZANIERI

IRISVONARNIM.COM

EDITIO

Das Stilmagazin N

„Die Seele, dieses einzige nicht organische Organ, über das wir Menschen verfügen, braucht Nahrung. Die Nahrung für die Seele heißt Spirit, und diesen Spirit gibt es ausschließlich in der Religion und in der Kunst.“ Sagt „Cultural Capital Producer“ Jan Teunen im Interview mit der EDITION. Kunst ist es zweifelsohne auch, womit die Mode in dieser Saison glänzt. Das Profane hat ausgedient, mehr denn je. Wer im Angesicht internationaler Krisen immer noch Sinn im Schönen sucht, der will auch finden. So werden Marken zu den Hohepriestern dessen, was in der aktuellen Welt knapp ist und damit zum tatsächlichen Luxus wird. Eine völlig neue Erfahrung für viele, die die Mode bisher als ein Vergnügen ohne Limit kennengelernt haben.

Rezepte, um mit den neuen Herausforderungen umzugehen und um stets mit einer positiven Gelassenheit durchs Leben zu gehen, findet man ausschließlich außerhalb der eigenen Komfortzone. Der US-amerikanische Extrembergsteiger Andrew King zum Beispiel setzt sich bewusst brenzligen Situationen aus. „Neulich hatten wir während einer Tour mit einem Whiteout zu kämpfen. Als ich mich zu meinem Partner umdrehte und ihn breit anlächelte, fragte der verwirrt, was zum Teufel an dieser Situation so lustig sei. „Hey“, sagte ich, „it’s gonna be okay.“

Eleganter ausgedrückt, ist diese Haltung, dieses scheinbar grundlose Zutrauen auch für die Bewohner Venedigs charakteristisch. Wer auf von Gezeiten umspülte, vor sich hinmodernde Stelzen eine solche Schönheit baut, der braucht Zutrauen, dass die Schöpfung gnädig sein wird. Umso mehr eignet sich die immer wieder so unfassbare Schönheit Venedigs ideal als Kulisse für die Modestrecken dieser Ausgabe von EDITION. Vergänglich, zugleich so unvergänglich – nichts könnte echten Luxus besser beschreiben.

Herzlichst, Ihr

6 7 EDITION / VOL. 11 – EDITORIAL
LARS BRAUN, HERAUSGEBER

44 FASHION STORY III: Die Handschrift italienischer Schneiderkunst

MODE

12 FASHION STORY I: IL SERENISSIMO

Stolz und schön, opulent und ausschweifend, dabei niemals profan oder ohne Eleganz.

32 FASHION STORY II: GENTILISSIMO

Strick in seinen schönsten Formen.

44 FASHION STORY III: UBI BENE, IBI PATRIA

Brunello Cucinelli – ein Synonym für unaufdringlichen Luxus.

56 FASHION STORY IV: „OH, VENEDIG, VENEDIG!“ Millionenfach besungen, dennoch unfassbar.

70 FASHION STORY V: IL VENEZIANO

Capospalla, die Paradedisziplin italienischer Schneiderkunst neu interpretiert.

102 FASHION STORY VI: SCARPE ALLA PERFEZIONE

Die hohe Schule der Schuhmacher.

STILWELT

26 WIE SCHÖN UND ENTSPANNEND DARF EIN BÜRO SEIN, HERR TEUNEN?

Cultural Capital Producer Jan Teunen im Gespräch über die Öffnung des Tiefenraums und die Zukunft von Arbeitsplätzen.

88 KÖNNEN MASCHINEN TRÄUMEN?

Refik Anadol, Pionier auf dem Gebiet der Ästhetik von Daten und künstlicher Intelligenz, im Porträt.

96 WIE HILFT EINEM DIE NATUR DABEI, GELASSEN ZU WERDEN, HERR KING?

Extremsportler und Grenzgänger Andrew King über die Anziehungskraft zerklüfteter Berghänge.

UPDATE

66 WIE SUCHT MAN NACH ETWAS, VON DEM MAN NICHT WEISS, WIE ES AUSSIEHT?

Florian Reindl, Teilchenphysiker, spricht über eine der großen Unbekannten des Universums: die dunkle Materie.

EDITION / VOL. 11 – CONTENT

CONTE T N

LITERATUR

50 REISE DER GEDANKEN Ruhe und Gelassenheit finden, Seite für Seite.

KLASSIKER

30 VENEDIG

Neun Points of Interests in der Lagunenstadt.

40 HIDE & SEEK

Auf der Suche nach der inneren Gelassenheit. An diesen vier Orten werden wir fündig.

82 KLEINE FREUDEN DES LEBENS Ausgewählte Tools und Gadgets, die helfen, dem Alltag für einen Moment zu entfliehen.

93 EINE GANZ EIGENE REALITÄT

Raum für Interpretation, Raum für Fantasie, Raum für Freiheit: drei einzigartige Museen.

EDITION / VOL. 11 – CONTENT 8 9
88 MEDIENKÜNSTLER REFIK ANADOL Ein Meister seiner Disziplin.
EDITION / VOL. 11 – STILWELT

GELASSENHEIT IST EINSICHT IN DIE VERGÄNGLICHKEIT.

EDITION / VOL. 11 – STILWELT 10 11
Andreas Tenzer
Alles von 04651/ A TRIP IN A
Schuhe DOUCAL ' S
BAG.

DIE „ALLERDURCHLAUCHTESTE“, LA SERENISSIMA, EINE LEGENDE ZWISCHEN LAND UND MEER. UNERREICHT IN IHRER GRAZIE, WELTBEKANNT UND DOCH UNENTDECKT. STOLZ UND SCHÖN, OPULENT UND AUSSCHWEIFEND, DABEI NIEMALS PROFAN ODER OHNE ELEGANZ. SO IST VENEDIG, SO IST, WAS WIR DORT AM LIEBSTEN TRAGEN.

Mehr finden Sie unter: braun.hamburg/edition IL
EDITION / VOL. 11 – FASHION STORY I 12 13
SERENISSIMO
EDITION / VOL. 11 – FASHION STORY I
Pullover und Schal von NICK FOUQUET. Hose CELLAR DOOR Pullover und Jacke von 04651/ A TRIP IN A BAG. Hose CELLAR DOOR Schuhe SANTONI Veloursleder-Overshirt und Rollkragenpullover von AGNONA. Hose CELLAR DOOR
EDITION / VOL. 11 – FASHION STORY I 16 17
Alles von STONE ISLAND. Schuhe TOD’S
Jacke NICK FOUQUET, Rollkragenpullover LUNARIA CASHMERE, Hose INCOTEX EDITION / VOL. 11 – FASHION STORY I
Pullover GABRIELA HEARST
Mantel GABRIELA HEARST Hose CELLAR DOOR Schal PIACENZA
EDITION / VOL. 11 – FASHION STORY I 20 21
Hemd und Hose von NANUSHKA.

Overshirt und Hose von META CAMPANIA COLLECTIVE.

Pullover MATEMA

Schuhe OUR LEGACY Tasche ETRO

EDITION / VOL. 11 – FASHION STORY I
Alles von STONE ISLAND. Schuhe SANTONI
Strickhoodie STONE ISLAND EDITION / VOL. 11 – FASHION STORY I 24 25

Laut Umfragen empfinden nur wenige Menschen ihre Arbeit als befriedigend. Der weitaus überwiegende Teil braucht ein kulturell aufgeladenes Umfeld, um sich selbst motivieren zu können, sagt Jan Teunen.

EDITION / VOL. 11 – STILWELT

Wie schön und entspannend darf ein Büro sein, Herr Teunen?

Jan Teunen versteht sich als „Cultural Capital Producer“. Als solcher berät er Unternehmer und Unternehmen in Kulturfragen und unterstützt sie dabei, eine nachhaltige Unternehmenskultur zu entwickeln. Ein Gespräch über die Öffnung des Tiefenraums und die Erfindung der Zukunft.

Ein schlechtes Arbeitsumfeld führt zu Stress, Depressionen und Angst – alles leistungs- und kreativitätsmindernde Faktoren. Warum wird der Arbeitsumgebung trotzdem so wenig Beachtung geschenkt? Ein Schreibtisch, ein Drehstuhl, ein Computer. Alles darüber hinaus ist Schnickschnack, so das weit verbreitete Denken.

Wer so denkt, muss hinnehmen, dass bis zu 40 Prozent der Personalkosten wirkungslos verpuffen und dass darüber hinaus die Lebensqualität vieler Menschen überschattet wird. In stimmigen Arbeitsräumen werden Menschen gut gestimmt, und sie gehen nach der Arbeit gut gestimmt auf die Welt zu. Der Welt kann nichts Besseres passieren.

In Ihrem Buch „Officina Humana“ charakterisieren Sie viele Büros als „seelenlose Räume“. Die meisten Büros seien reine Wirtschaftsräume, keine humanen Lebensräume. Was muss ein Büro aus Ihrer Sicht können, damit es zum Lebensraum wird?

Natürlich sind nicht alle Büros seelenlos, aber die meisten sind es, und das ist ein Problem. Das Büro muss alle vier Dimensionen des Menschen adressieren. Der Körper braucht eine stimmige physische Ergonomie, das Ich braucht Geborgenheit und Freiheit, der Geist Sinn, Sinnstiftung und Schönheit als Gegengewicht zu negativen Informationen, und, last but not least, die Seele, dieses einzige nicht organische Organ, über das wir Menschen verfügen, braucht Nahrung. Die Nahrung für die Seele heißt Spirit, und diesen Spirit gibt es ausschließlich in der Religion und in der Kunst.

„Büros müssen zu Gewächshäusern für Kreativität werden. Sie müssen mit Schönheit geflutet werden“, sagen Sie. Klingt toll. Für viele aber ist das Großraumbüro gelebte Realität, wo es an Privatsphäre mangelt und Lärm und Mobbing zu Hause sind. Wenn man dort arbeitende Menschen befragt, so fühlt sich dort kaum einer wohl. Warum gibt es diese Büros trotzdem noch?

TEXT: Markus Deisenberger. FOTOS: Teunen Konzepte.
EDITION / VOL. 11 – STILWELT 26 27

NATÜRLICH

JAN TEUNEN

Weil die Entscheidungen für ein solches Ambiente von „Rational Fools“ getroffen werden, so hat sie der Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Amartya Sen bezeichnet. Solche Entscheider verstehen nicht, dass es absolut töricht ist, an Arbeitsräumen zu sparen, wenn gewünscht ist, dass menschliches Potenzial sich dort entfaltet und co-kreative Prozesse gut ablaufen können. Diesen Entscheidern fehlen das Wissen und das Bewusstsein. Um diese informierte Unwissenheit zu beenden, habe ich gemeinsam mit Andreas Kulick und Christoph Quarch das Buch „Officina Humana“ verfasst.

Jetzt könnte ich sagen: Alles Quatsch. Sobald man eine inhaltlich sinnvolle Arbeit gefunden hat, ist das Umfeld nicht mehr so wichtig.

Dann antworte ich mit Viktor Frankl und seinem Sinnspruch: „Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie!“

Sie geben mir also recht?

Ja. Schauen Sie sich Start-Ups an, die in Garagen beginnen. Für junge Leute, die eine phantastische Idee haben und dafür brennen, ist das Umfeld nicht entscheidend. Aber alle anderen – man kennt die Zahlen des Gallup-Instituts, wonach nur 15 Prozent aller Beschäftigten mit Herz und Seele bei der Arbeit sind, aber 70 Prozent Dienst nach Vorschrift machen und 15 Prozent innerlich bereits gekündigt haben – brauchen ein kulturell aufgeladenes Umfeld, um sich selbst motivieren zu können.

Ihr eigenes Büro sehen Sie als Wunderkammer. Was muss ein Büro für Sie ganz persönlich können?

Das Wunderkammerkonzept kommt aus der Renaissance. Damals sind die Menschen noch nicht so viel in die Welt hinausgegangen, sondern sie haben die Welt zu sich ins Haus geholt, und diese Idee war für mein eigenes Büro eine große Inspiration. Ich brauche viel Kunst um mich, und das nicht aus Statuslüsternheit, sondern weil Kunst, das ist vorwiegend zeitgenössische Kunst, mein Lehrmeister ist und meinen Horizont erweitert. In meinem Büro gibt es auch eine Herrgottsecke mit einer Salvator-Mundi-Skulptur aus dem 17. Jahrhundert und einem Kruzifix aus der Barockzeit. Es gibt eine Vitrine mit Muscheln und natürlich extrem gut funktionierende und gestaltete Einrichtungsgegenstände. Es gibt hier nichts, was 08/15 ist. Mein Feind ist nicht derjenige, der das Auto vom Parkplatz klaut, mein Feind ist die Mittelmäßigkeit.

Eine Wunderkammer ist zuallererst ein Rückzugsort. Ein Rückzug bzw. eine Rückzugsmöglichkeit erschwert, oder verunmöglicht sogar, die Kontrolle. Welche Rolle spielt Vertrauen? Braucht es einen Vertrauensvorschuss seitens des Arbeitgebers?

„Die größte Ehre, die man einem Menschen antun kann, ist die, dass man zu ihm Vertrauen hat“: So sagt es der deutsche Dichter Matthias Claudius, und ich pflichte ihm bei. Übrigens ist die Qualität des Miteinanders im Büro Motivationstreiber Nummer zwei.

Nach Corona wollten viele gar nicht mehr aus dem Homeoffice ins Büro zurück. Dazu gibt es kontroverse Meinungen. Die einen sagen: Ist okay, solange die Arbeit erledigt wird. Die anderen sehen darin den Niedergang des sozialen Zusammenlebens. Wie sehen Sie das?

Im Büro werden nahezu alle Routinearbeiten von intelligenten Maschinen gemacht, und was für die Menschen bleibt, ist die gewollte Co-Kreation. Weil Nähe und Begegnung für Kreativität unabdingbare Voraussetzungen sind, sollte das Homeoffice nicht zum Regelfall werden.

SIND NICHT ALLE BÜROS SEELENLOS, ABER DIE MEISTEN SIND ES.

Sein eigenes Büro (links oben) hat Jan Teunen wie eine Wunderkammer gestaltet: Ein Rückzugsraum, in dem er sich zeitlich unbegrenzt glücklich fühlen kann.

Das Büro muss alle vier Dimensionen des Menschen adressieren: Den Körper, das Ich, den Geist und die Seele. Nur dann ist motiviertes Arbeiten möglich (rechts unten).

Viele Arbeitgeber denken: Entspannen sollen die Mitarbeiter zu Hause. Im Büro wird gearbeitet, daher zählt nur eines: Funktionalität. Wie entspannend darf ein Büro sein?

Das Büro wurde im Mittelalter in einem Kloster erfunden, und zwar, um das Kostbare zu beschützen. Die Ordensleute haben eine wunderbare Methode, die wir auch im Büro übernehmen sollten. Und zwar: nach jeder Kreation – Rekreation. Die nennen das „Ora et labora“. Wer diese Methode anwendet, erhält seine Kreativität, weil so die rechte Gehirnhemisphäre nicht austrocknet, und Büros müssen so eingerichtet sein, dass es ein Rekreationsangebot gibt.

Das Büro soll als Gegengewicht zu negativen Informationen fungieren, sagen Sie. Das klingt nach einem Idyll. Kann es das überhaupt sein? Liegt es nicht in der Natur der Sache, dass eine gewisse Funktionalität die Eignung als Kulturraum ausschließt? Es ist nicht das Büro, sondern es ist die Schönheit, nach der der Mensch als Gegengewicht zu negativen Informationen logisch unbewusst sucht. Das Büro mit seiner Einrichtung ist für viele Menschen zu ihrer zweiten Natur geworden. Diese kann genauso eine schöne Natur sein wie die erste, vorausgesetzt, sie hat auch ihre Qualität. Eine Qualität, die sowohl eine funktionale wie auch eine poetische Beziehung ermöglicht.

Die Firma Microsoft hat gemeinsam mit Universitäten das sogenannte Workplace-Advantage-Konzept entworfen, das die Mitarbeiterstruktur jedes Standortes auf Basis von fünf Kategorien – vom Resident (fixer Arbeitsplatz, ständig im Büro) bis hin zum Nomaden (kaum im Büro) – analysiert und daraus das maßgeschneiderte Raumprogramm ableitet. Offen, dann wieder geschlossen, dann wieder modular. Was halten Sie davon? Ein Schritt in die richtige Richtung?

Das ist ein sehr kluges Konzept, sollte aber nicht dazu genutzt werden, Fläche zu verdichten. Der Raum, der so gespart wird, sollte bestehen bleiben, um dort zum Beispiel kulturelle Aktivitäten stattfinden zu lassen. Bei dm, einem meiner Kunden, gibt es Theaterwerkstätten für „Lernlinge“, wie sie dort heißen. Bei anderen Kunden finden Kunstausstellungen statt, oder ein Künstler kommt ins Unternehmen und stellt sein Werk vor.

Sie beraten große Unternehmen. Wie offen geht man mit Ihren Vorschlägen dort um? Welche Widerstände gilt es zu überwinden?

Als Cultural Capital Producer helfe ich Unternehmen dabei, sich weiter zu kultivieren. Ich kümmere mich um Dinge, die nicht in den Bilanzen ausgewiesen sind. Das sind die drei Ws: Werte, Wissen und Wirken. Zu diesem Wirken gehört die wirksame Kommunikation. Da ich von außen in Unternehmen komme, gibt es manchmal seitens der Teams Widerstände. Schon Machiavelli wusste, dass einer sich nicht hervortun sollte als jemand, der das Neue möchte, denn er hat alle gegen sich, die von der alten Situation profitieren, und die Zweifler

Jan Teunen (*1950) ist Geschäftsführer der Teunen Konzepte GmbH. Er unterstützt seine Kunden darin, ihr kulturelles Kapital und ihre Wirtschaftskraft zu mehren, entwickelt individuelle und kreative Konzepte für eine wirkungsvolle Kommunikation und begleitet ihre Realisierung in Zusammenarbeit mit erstklassigen Partnern. Zu seinen Kunden gehören: x+bricks, dm drogerie markt, Brückner Architekten, combine Consulting, Lufthansa, RhönSprudel, Ratisbona und Villeroy & Boch. Er ist Kuratoriumsmitglied der Stiftung Beethoven-Haus in Bonn und der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, wo er eine Professur für Designmarketing innehat. Jan Teunen ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt und arbeitet seit 1977 auf Schloss Johannisberg im Rheingau.  www.teunen-konzepte.de

glauben das Gute erst, wenn sie es sehen. Für viele, die im Tagesgeschäft sind, stellt jede Neuausrichtung, jede Veränderung eine Zusatzbelastung dar. Aber Führungskräfte haben die Aufgabe, ein Unternehmen zu erneuern, und Manager haben die Aufgabe, die Komplexität zu handhaben. Ich muss mit den Visionären arbeiten, um gemeinsam Zukunft zu erfinden.

„Wo die Seele singt: Über Kunst in Unternehmen“, so heißt eines Ihrer Bücher. Man solle „Büros mit Kunst fluten“, liest man darin. In vielen Büros zählt es zum guten Ton, dass teure moderne Kunst an den Wänden hängt. Reicht das?

Kunst am Arbeitsplatz ist wichtig für den eingangs erwähnten Spirit. Man muss allerdings wissen, was man betrachtet, um es zu erkennen. Deswegen ist es die Aufgabe der Arbeitgeber, den Tiefenraum zu öffnen, damit Mitarbeiter an die Nahrung herankommen können. Wir sind Naturwesen. Alles Natürliche nehmen wir von innen nach außen wahr. Wir werden uns nicht darüber streiten, ob die aufgehende Sonne schön ist oder nicht. Wir sind alle ergriffen, wenn wir das erleben. Alles Kulturelle nehmen wir aber von außen nach innen wahr. Um es zu verstehen, braucht es Information.

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EDITION / VOL. 11 – STILWELT 28 29

Venedig

Eine Stadt, reich an prachtvollen Palästen, Villen, Museen und Kirchen. Venedig ist ein einziges Freilichtmuseum, in dem sich hinter jeder Ecke ein weiteres Stück Geschichte verbirgt. Geschichte aus einer Zeit, in der die Stadt noch eine Großmacht war. Wer hinter die Fassaden blickt, erkennt heute die wahre Schönheit der „Serenissima“ mit ihrem Glanz aus alten Zeiten.

TEXT: Eva Goldschald. FOTOS: beigestellt, Palazzo Barovier&Toso, unsplash.com/Damiano Baschiera.

I. HOTELS

LIASSIDI WELLNESS SUITES / / CASTELLO 3335

Wer hier nächtigt, residiert in einem Palast mit direktem Blick auf einen typisch venezianischen Kanal. Jede der fünf Suiten verfügt über ein türkisches Bad, die King Suite über einen eigenen Spa-Bereich.

CA MARIA ADELE / / DORSODURO 111

Mitten im Künstlerviertel Dorsoduro befindet sich das romantischste Boutique-Hotel der Welt. Wer hier eincheckt, erkennt sofort die Liebe zu Venedig im verspielten Interieur im Barockstil.

LOCANDA CÀ DEL CONSOLE / / CASTELLO 6217

Es muss etwas heißen, wenn hier der Konsul Österreichs bei jedem Besuch Venedigs nächtigt. Original-Stuck an den Wänden und antike Möbel versetzen einen zurück ins 19. Jahrhundert.

II. MUSEEN

MUSEO DEL VETRO / / FONDAMENTA GIUSTINIAN 8

Wenn schon in Venedig, wieso nicht auch in die Geschichte der venezianischen Glaskunst eintauchen? Das Museo del Vetro, gegründet 1861, beherbergt die schönsten Stücke aus der Renaissance.

BIBLIOTECA NAZIONALE MARCIANA / / PIAZZETTA SAN MARCO 7

Ja, es ist eine Bibliothek, nein, man besucht sie nicht nur wegen der Bücher. Vor allem architektonisch-historisch Interessierte kommen hier auf ihre Kosten. Das Ambiente im alten Gewölbe ist beeindruckend.

PALAZZO BAROVIER&TOSO / / FONDAMENTA MANIN 1/D

Echte Unikate: Die Firma Palazzo Barovier&Toso gestaltet einzigartige Lampen aus echten Kristallen. Der Showroom ist definitiv ein Museum und besticht durch eine imposante Innenarchitektur.

III. RESTAURANTS

RISTORANTE WISTÈRIA / / SAN POLO 2908

Zwei Freunde erkennen im Studium ihre Liebe fürs Kochen. Statt den Abschluss zu machen, eröffnen sie eine Taverne. In dem heutigen Sterne-Restaurant werden feine, ausgewählte Speisen angeboten.

ORO IM CIPRIANI HOTEL / / GIUDECCA 10

Kleidung nach gehobenem Dresscode ist ein Muss, reservieren bei nur fünf Tischen auch. Dafür bekommt man hier alles, was man sich unter feinster italienischer Küche vorstellen kann. Highlight: das Seafood.

PASTICCERIA DAL MAS / / RIO TERÀ LISTA DI SPAGNA 149 B

Kuchen zum Dahinschmelzen, süße Aromen und Köstlichkeiten, die man so nirgends findet. Wer keine Zeit für einen Kaffee hat, nimmt sich einfach Pralinen oder eines der kleinen Backkunstwerke mit.

30 31 EDITION / VOL. 11 – KLASSIKER

ES GIBT KEIN BESSERES GEFÜHL. UMARMT VON KUNSTVOLLEN MASCHEN, GEFERTIGT AUS DER KOSTBARSTEN FASER, DIE WIR KENNEN, DEM CASHMERE. DIESE LÄSST DIE NATUR NUR UNTER BESONDERS KARGEN BEDINGUNGEN ENTSTEHEN. DASS AUF DIESE ENTBEHRUNG EIN SOLCH ANSCHMIEGSAMER LUXUS DIE ANTWORT IST, IST SCHLICHT: EIN WUNDER.

GENTILISSIMO

Mehr finden Sie unter: braun.hamburg/edition

EDITION / VOL. 11 – FASHION STORY II
Rollkragenpullover LUNARIA CASHMERE
EDITION / VOL. 11 – FASHION STORY II
Strickjacke FEDELI Hemd FINAMORE
EDITION / VOL. 11 – FASHION STORY II 34 35
Pullover PIACENZA Hose GIORGIO ARMANI
EDITION / VOL. 11 – FASHION STORY II
Strickjacke CRUCIANI, Longsleeve TOM FORD, Hose GTA Strickjacke und Rollkragenpullover von BRUNO MANETTI. Hose PT TORINO Pullover WOMMELSDORFF Hose PT TORINO
Pullover AIDA BARNI, Hose PT TORINO EDITION / VOL. 11 – FASHION STORY II 38 39

HIDE & SEEK

Sich niederlassen, ruhen und tiefe Zufriedenheit spüren – an diesen versteckten Orten unserer Erde ist das möglich. Wer auf Reisen das Echte, Unverfälschte sucht, wird es an diesen Orten finden. Verweilen und wirken lassen.

TEXT: Daniela Stollnberger. FOTOS: unsplash.com/Yucar Fotografik, istockphoto.com/Derek Galon, alamy, agefotostock.com/Tim Graham
40 41 EDITION / VOL. 11 – KLASSIKER

REISEN MACHT BESCHEIDEN. MAN ERKENNT, WELCH KLEINEN PLATZ MAN IN DER WELT BESETZT.

Gustave

I. OSTTIMOR / TIMOR-LESTE

Ein abgeschiedener Ort, der sich weit unterhalb jeglichen TouristenRadars bewegt: Osttimor bzw. Timor-Leste – ein Inselstaat in Südostasien, gesegnet mit einer prächtigen Natur, einer Vielfalt an Meereslebewesen und unzähligen Korallenriffen. Hier warten Sonnenaufgänge der Superlative, kristallklares Wasser, menschenleere Strände und die Chance auf wahre Entspannung. Was es hier nicht oder nur spärlich gibt: Internet, Straßen, öffentlichen Verkehr. Nicht weiter von Bedeutung, denn hier sollte man vor allem eines: sich vom Spirit dieses Ortes beeindrucken, inspirieren und faszinieren lassen. Denn genau das ist hier auf wunderschöne Art und Weise möglich.

II. MONTSERRAT

Willkommen im Paradies! Genauer gesagt auf Montserrat – einer Insel der Kleinen Antillen inmitten der Karibik. Hier finden Abenteurer wie Ruhesuchende ein etwas anderes Karibik-Flair, weit weg von jeglichen Touristenströmen und Menschenmassen. Dunkelsandige Strände, aktive Vulkane, bizarre Riffe, bergige Landschaften und üppige Regenwälder gibt es zu entdecken. Von geführten Wanderungen bis hin zu „Vulkan Watching“ oder Tauchtouren in die einzigartige Unterwasserwelt – eingestellt hat man sich hier auf Reisende, die das Außergewöhnliche suchen, Land und Leute kennenlernen sowie Zeit in der Natur genießen wollen.

EDITION / VOL. 11 – KLASSIKER

III. TUVALU

Stranden auf einer einsamen Insel? Wer davon träumt, den Alltag hinter sich zu lassen, sich wiederzufinden in einem Naturschauspiel, das seinesgleichen sucht, ist auf Tuvalu genau richtig. Nordöstlich von Australien, in der Nähe der Fidschi-Inseln, befindet man sich als Besucher auf einem von neun Atollen, nur drei bis vier Meter über dem Meeresspiegel gelegen. Dieses Fleckchen Erde gehört zu den entlegensten und kleinsten Ländern der Welt und bietet unberührte, friedliche Orte, die zum Loslassen und Sein einladen. Wer trotzdem Abwechslung braucht: Hier findet sich eine einzigartige, reichhaltige Kunst- und Tanztradition.

IV. SIERRA LEONE

Zwischen Regenwald und Traumstrand lässt es sich entspannen, neue Kraft tanken und Zuversicht gewinnen. Sierra Leone in Afrika gehört zu den wenigen Orten der Erde, an dem die Zeit stillzustehen scheint. Bislang reiht sich das Land ein in eine kleine Handvoll von Urlaubszielen, die vom Tourismus kaum berührt sind, und es gilt als einer der unterschätztesten Hotspots überhaupt. In der „Karibik Afrikas“ gibt es mehr zu sehen als atemberaubende Natur und Sandstrände wie aus dem Bilderbuch. Im historischen Zentrum ist Afrikas schöne Kultur zu erleben, Bevölkerung und Gastgeber freuen sich auf Besucher aus aller Welt.

42 43 EDITION / VOL. 11 – KLASSIKER

UBI BENE, IBI PATRIA

ITALIENS REICHE TRADITION UND DAS GROSSE KULTURELLE ERBE SIND FEST IN DER HANDSCHRIFT BRUNELLO CUCINELLIS VERANKERT. DIE

INSPIRIERENDE SCHÖNHEIT VON LANDSCHAFT, BAUTEN, KUNST UND KULTUR IST DEM UNTERNEHMEN KOMPASS UND LEITFADEN ZUGLEICH.

UNAUFDRINGLICHER LUXUS, DER AUS EINEM ZUTIEFST HUMANISTISCHEN WERTEKANON ENTSTEHT.

Mehr finden Sie unter: braun.hamburg/edition
Alles von BRUNELLO CUCINELLI. Alles von BRUNELLO CUCINELLI.
CUCINELLI. EDITION / VOL. 11 – FASHION STORY III 46 47
Alles von BRUNELLO
Alles von BRUNELLO CUCINELLI.

Reise der Gedanken

Worte, die unter die Haut gehen, die die richtigen Fragen stellen, einen alles überdenken lassen. Geschichten, die die Macht haben, alles zu verändern – und tatsächlich verändern werden ... Werke, die den modernen Zeitgeist hinterfragen, zum Innehalten einladen und dazu ermutigen, Ruhe und Gelassenheit in sich selbst wiederzufinden – Seite für Seite.

TEXT: Daniela Stollnberger. FOTOS: istockphoto.com/ hadynyah, unsplash.com/Finde Zukunft, Mariia Zakatiura, Verlage.

BÜCHER LESEN HEISST WANDERN

GEHEN

IN FERNE WELTEN, AUS DEN STUBEN, ÜBER DIE STERNE.

I. RUHE UND INSPIRATION FINDEN

Seiten voller Liebe zum Leben, Hingabe ins Tun und Abtauchen in pures Sein. Das kleine Buch der inneren Ruhe steckt voller inspirierender Kurztexte des Dalai Lama persönlich. Anregend, um tagsüber Ballast loszulassen, Bedrückendes zu akzeptieren und positive Emotionen zu festigen. Ruhe und Gelassenheit spürt der Leser in jeder Geschichte, in jedem Satz. Einfach irgendwo aufschlagen, lesen und wirken lassen. Ein Leitfaden fürs Leben.

AUTOR: DALAI LAMA, KARIN LICHTENAUER

TITEL: KLEINES BUCH DER INNEREN RUHE

VERLAG: HERDER

EDITION / VOL. 11 – LITERATUR 50 51

II. WISSEN WIR WIRKLICH ALLES?

Tiefgründig und mitreißend stellt Ironmonger in seinem Buch die essenziellen Fragen des Lebens. Was hält die Menschheit zusammen, was wissen wir wirklich, und handeln wir richtig, wenn alles auf dem Spiel steht? Eine Geschichte, die Platz 1 der Spiegel-Bestseller-Liste belegte und die abenteuerlich schildert, auf was es ankommt, wenn sonderbare Dinge passieren, und wie die gesamte Welt zusammenhängt, und die in Frage stellt, was wir als Individuum wirklich über unsere Welt wissen.

AUTOR: JOHN IRONMONGER

TITEL: DER WAL UND DAS ENDE DER WELT

VERLAG: FISCHER TASCHENBUCH

WWW.ETRO.COM

Die Entstehung allen Lebens – ein wahres Wunder, das die eigenen Sorgen und Ängste gleich viel kleiner erscheinen lässt. Wer durch dieses Werk von Henry Gee blättert, geht auf Erkundungstour – durch die Komplexität unseres Planeten, der immer wieder mit Leben erblüht, unzählige Male wieder zerstört wurde und schlussendlich doch jeder Widrigkeit trotzte. Ein Bestseller, der dazu anregt, sein eigenes Schaffen und Sein auf der Erde neu auszurichten.

AUTOREN: HENRY GEE

TITEL: EINE (SEHR) KURZE GESCHICHTE DES LEBENS VERLAG: HOFFMANN UND CAMPE

DAS EINZIG WICHTIGE AN EINEM BUCH IST DIE BEDEUTUNG, DIE ES FÜR DICH SELBST HAT.

Eine Schilderung einer wichtigen Reise. Autor Merrifield verlässt auf dem Höhepunkt seiner Karriere das umtriebige New York und begibt sich auf einen Fußmarsch durch Mittelfrankreich. An seiner Seite: ein Esel namens Gribouille. Das ebenso langsame wie störrische Tier fordert viel Geduld von ihm und stellt Autor wie Leser auf eine Probe. Nach anfänglichen Schwierigkeiten aber wird der schweigsame Begleiter zum Lehrer und zeigt, wie unbedeutend Hektik und Dringlichkeit der modernen Welt sind.

AUTOR: ANDY MERRIFIELD

TITEL: DIE WEISHEIT DER ESEL: RUHE FINDEN IN EINER

CHAOTISCHEN WELT

VERLAG: NYMPHENBURGER

EDITION / VOL. 11 – LITERATUR 54 55
W. Somerset Maugham IV. DEN EIGENEN RHYTHMUS FINDEN III. DIE GESCHICHTE DES LEBENS VERSTEHEN

„Oh, Venedig, Venedig!“

Liszt, Torberg, Capote, Proust, Hesse, Hemingway – sie alle haben versucht, den Zauber dieser Stadt in Worte zu fassen. Millionenfach gemalt, fotografiert, besungen, in Kompositionen gefasst – und trotzdem bleibt Venedig immer unfassbar. Perfekt, um sie, wohlig warm eingepackt, auf langen Spaziergängen für sich selbst zu erobern.

Mehr finden Sie unter: braun.hamburg/edition Mantel MANZONI 24 Anzug BOGLIOLI Hemd BORRELLI Schuhe SANTONI
Jacke KITON Rollkragenpullover PIACENZA Hose FEDELI Schuhe DOUCAL’S
EDITION / VOL. 11 – FASHION STORY IV 58 59
Jacke MONCLER, Rollkragenpullover PIACENZA
Lederjacke MANDELLI Rollkragenpullover FEDELI Hose PT TORINO Schuhe DOUCAL’S
60 61 EDITION / VOL. 11 – FASHION STORY IV
Mantel HERNO LAMINAR , Sakko TOM FORD Rollkragenpullover und Hose von FEDELI.

Jacke MOORER

Rollkragenpullover COLOMBO

Hose PT TORINO

Schuhe SANTONI

EDITION / VOL. 11 – FASHION STORY IV 62 63
EDITION / VOL. 11 – FASHION STORY IV
Jacke ASPESI , Rollkragenpullover BRUNO MANETTI, Schal ETRO

Wie sucht man nach etwas, von dem man nicht weiß, wie es aussieht und ob es sich überhaupt finden lässt?

Florian Reindl ist Teilchenphysiker. Im italienischen Untergrundlabor Gran Sasso, 1.400 Meter tief im Berg gleichen Namens gelegen, sucht er nach dunkler Materie, der großen Unbekannten des Universums. Ein Gespräch über kalte Kristalle und Knochenarbeit.

INTERVIEW: Markus Deisenberger FOTOS: unsplash.com/NASA, ÖAW Hephy.

JEDER SCHRITT IST AUFWENDIG, SCHNELL, SCHNELL GEHT NICHTS.

Könnte man sagen, das größte Dilemma Ihrer Arbeit ist, dass Sie nach etwas suchen, von dem man nicht weiß, wie es aussieht und welche Masse es hat?

Genau. Aus astronomischen Beobachtungen wissen wir, dass es die dunkle Materie geben muss, und dieser Verdacht erhärtete sich über die letzten Jahrzehnte immer mehr. Aber wie genau sie aufgebaut ist, ist in großem Rahmen eher unbekannt. Und es gibt viele Möglichkeiten, wie sie aussehen könnte ...

Die eine Theorie, weshalb es dunkle Materie geben muss, ist die: Ähnlich wie im Planetensystem die Planeten um die Sonne, rotieren auch die Sterne um das Zentrum der Galaxie. Aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit müssten sie eigentlich aus der Galaxie herausgeschleudert werden. Daraus schließt man, dass es einen Anteil dunkler, das heißt nicht sichtbarer Materie geben muss, der die Sterne anzieht und in ihrer stabilen Bahn hält. Stimmt das so? Ja. Das ist eine sehr illustrative Beobachtung, aus der man schließt, dass es mehr Masse geben muss als sichtbar ist. Es gibt aber noch eine ganze Reihe anderer Beobachtungen, die alle zu dem gleichen Ergebnis führen: Dass es im Universum ungefähr fünfmal so viel Materie geben muss, als sichtbar ist.

Wie gesichert ist dieses Wissen?

Das hängt ein wenig davon ab, wen Sie fragen. Dass es so etwas wie dunkle Materie gibt, ist sehr gesichert. Aber natürlich: Solange man nicht die Existenz eines Teilchens nachgewiesen hat, bleibt immer ein Rest Unsicherheit. Aber wir haben Beobachtungen auf verschiedensten astronomischen Skalen – Galaxien, Galaxienhaufen bis hin zum kosmischen Mikrowellenhintergrund, der vom ganzen Universum kommt –, alle bieten eine konsistente Erklärung: dass da mehr Masse sein muss. Irgendetwas muss also sein.

Gibt es alternative Erklärungsversuche?

Ja. es gibt eine alternative Idee. Die MOND-Hypothese (Modified Newtonian Dynamics) postuliert, dass das Gravitationsgesetz auf größeren Skalen nicht mehr gilt, dass die Gravitation sich irgendwie anders verhält, die Kraft also stärker wird, was erklären soll, weshalb die Sterne auf ihren Bahnen gehalten werden. Aber derartige Theorien sind mittlerweile sehr unpopulär geworden, weil sie es einfach nicht schaffen, alle Beobachtungen, die wir machen, zu erklären. Wenn man die alle erklären will, muss man einfach davon ausgehen, dass es eine weitere Materieform gibt.

Sie arbeiten am Gran Sasso, im größten Untergrundlabor dieser Art weltweit. Wie kann man sich diese Suche praktisch vorstellen? Am Gran Sasso gibt es eine Vielzahl von Experimenten. Nicht alle, aber viele davon beschäftigen sich mit dunkler Materie. Bei der Suche geht es darum nachzuweisen, dass Teilchen der dunklen Materie mit bekannter Materie wechselwirken. Man stellt einen Kristall hin, im Falle von CRESST II ist das Calciumwolframat; diesen Kristall kühlt man auf ein hundertstel Grad über dem absoluten Nullpunkt ab. Wenn ein solches Teilchen im Kristall wechselwirkt, bewirkt das eine Streuung am Atomkern – ähnlich wie beim Billard. Da das Atom in einem Gitter eingebunden ist, werden die Nachbaratome weggedrückt und der ganze Kristall fängt an zu schwingen. Die Temperaturerhöhung kann man messen, und daraus kann man Rückschlüsse ziehen, wie viel Energie das dunkle Materieteilchen im Kristall deponiert hat. Als zweite Eigenschaft senden die Kristalle Licht aus. Am Ende bekommt man für jede Wechselwirkung im Kristall zwei Signale: ein Wärmesignal und ein Lichtsignal.

Das klingt zu einfach. Welche Probleme gibt es?

Wir können dem Detektor nicht verbieten, auf bekannte Teilchen zu reagieren: auf Elektronen, Alphateilchen, Gammateilchen, die deutlich mehr Licht produzieren, als dunkle Materieteilchen produzieren sollten. Weil man beides beobachtet, kann man genau zwischen ihnen unterscheiden. Und das Tieftemperatur-Verfahren ist nur eine von vielen Technologien. Weil wir die Masse und die Geschwindigkeitsverteilung der Dunkle-Materie-Teilchen nicht kennen, müssen wir breit aufgestellt sein. Wenn es weniger gibt, sind sie schwerer, und die beim Stoß übertragene Energie ist größer. Eine große Kugel beim Billard erzeugt mehr Energie als ein Tennisball. Es gibt also viele Unsicherheiten, wie dieses Signal aussehen soll, und so gibt es auch viele unterschiedliche Verfahren.

Aber eine Wechselwirkung mit dunkler Materie wurde bislang noch nicht beobachtet, oder?

Nein, mit einer Ausnahme: das Experiment DAMA, jetzt DAMA/LIBRA, auch am Gran Sasso. Die daran beteiligten Wissenschaftler behaupten, seit Ende der 1990er Jahre ein Dunkle-Materie-Signal zu messen. DAMA arbeitet mit Natriumiodid-Kristallen, alle anderen Experimente verwenden andere Materialien. Genau da setzt nun das Projekt COSINUS an: Indem es auch Natriumiodid als Material verwendet und es mit der Tieftemperatur-Technologie von CRESST kombiniert, soll das Signal bestätigt oder widerlegt werden.

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FLORIAN REINDL

Wie sieht Ihre Arbeit aus?

Hauptsächlich besteht sie aus Datenanalyse und -simulation. So eine Messung dauert mindestens ein Jahr. Man muss sich die Daten genau anschauen, sie bereinigen, die Energie rekonstruieren, statistische Methoden anwenden ...

Das klingt nach Knochenarbeit. Das ist sehr viel Arbeit. Jeder Detektor ist ein bisschen anders, man muss neue Algorithmen entwickeln. Die Hauptarbeit ist in der Analyse der Daten beheimatet. Erst ganz am Ende dieser Kette hat man dann das Ergebnis.

Welche Rolle spielt der Faktor Zeit?

Eine große. Es gibt eine Vielzahl parallel laufender Experimente, was zu einer gewissen Konkurrenzsituation führt. Die Experimente pushen sich gegenseitig. Man hat nicht viel Zeit, seine Messungen zu machen. Andererseits dauert es einfach ein oder mehrere Jahre. Je seltener etwas passiert, umso länger muss man auf das Ereignis warten, bis es denn passiert. Jeder Schritt ist aufwendig. Schnell, schnell geht nichts.

Wann wird es erste Ergebnisse geben?

Ab Oktober geht es mit dem Aufbau des Detektors los. Wir hoffen, 2023 mit der Messung anfangen zu können. Ein Jahr lang werden wir messen. 2024 wird es daher vielleicht schon erste Ergebnisse geben.

Mit Ergebnissen von Grundlagenforschung, wie Sie sie betreiben, ist es ja so eine Sache. Wenn man wüsste, was dabei rauskommt, müsste man es nicht machen. Haben Sie dennoch eine Idee, eine Hoffnung?

Das COSINUS-Projekt ist insofern schön, als wir wissen: Wenn der Detektor so gut wird, wie wir das angedacht haben, dann werden wir auf jeden Fall das DAMA-Signal verifizieren können. Das heißt,

Florian Reindl wurde in München geboren und hat dort an der TU und danach am Max-Planck-Institut studiert. Seit September 2017 ist er am Institut für Hochenergiephysik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Atominstitut der TU Wien, beschäftigt.

Seit über zehn Jahren ist er Teil des Projekts CRESST am Gran Sasso. Daneben hat er auch am Projekt CUORE mitgewirkt, und nun ist er ebenfalls am COSINUS-Experiment federführend beteiligt, dessen Sprecher er auch ist.

entweder messen wir’s und können bestätigen, dass es von dunkler Materie kommt, oder eben nicht. Ein Ergebnis ist, wenn wir die Performance erreichen, also garantiert.

Dennoch besteht ein erheblicher Teil der wissenschaftlichen Veröffentlichungen in diesem Fach darin, möglichst präzise zu beschreiben, unter welchen speziellen Bedingungen die Forscher welches Phänomen nicht gemessen haben. Ist das nicht frustrierend?

Manchmal ist das sehr frustrierend. Das Ziel ist natürlich, ein Signal zu messen, aber man weiß nicht, ob man auf dem richtigen Weg ist. Aber etwas nicht zu messen ist halt auch ein Ergebnis. Mit jeder Verbesserung, die man am Detektor vornimmt, schließt man wieder Raum aus, wo das Teilchen nicht ist. Man verschiebt immer wieder die Sensitivität des Experiments. Auch solche kleinen Schritte erzeugen eine gewisse Zufriedenheit.

Wie bleiben Sie locker?

Indem ich auf das Ziel fokussiere, das da ist: irgendwann die dunkle Materie zu messen.

Was würde sich für uns Menschen und für unsere Sicht auf das Universum verändern, wenn Sie in den kommenden Jahren tatsächlich dunkle Materie messen?

Viel. Zunächst einmal, weil es von der dunklen Materie fünfmal mehr gibt als von der gewöhnlichen. Unser Standardmodell der Teilchenphysik funktioniert, alle Messungen beruhen darauf, aber es gibt ein paar Punkte, die das Standardmodell nicht erklären kann. Keines der Teilchen, die es im Standardmodell gibt, kann dunkle Materie erklären. Es wird also eine große Erweiterung des Modells geben. Der einfachste Fall wäre: Die dunkle Materie ist aus anderen Teilchen aufgebaut, und zu jedem bekannten Teilchen gibt es aus Symmetriegründen ein unbekanntes. Eine schöne Theorie, aber es kann auch ganz anders sein. Es kann auch die Tür zu einer völlig neuen Physik aufstoßen.

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Kleine Freuden des Lebens

Gesten, Begegnungen und Worte können unseren Alltag besonders und einmalig machen. Zwischendurch brauchen wir trotzdem Zeit nur für uns selbst, ganz ohne Einflüsse von außen. Und dann gibt es noch Dinge, die einem dabei helfen, diesem Außen für ein paar Stunden zu entfliehen. Kleine Freuden des Lebens eben, die man s ich gönnt. Zum Beispiel diese neun Dinge.

TEXT: Daniela Stollnberger/Eva Goldschald. FOTOS: beigestellt, istockphoto.com/BrilliantEye.

I. ENERGETISIEREND

Ein physikalisches Phänomen wird sichtbar, begreifbar – und es beeindruckt und fasziniert. Die Lichtmühle, nach jahrhundertealter Tradition mundgeblasen, wandelt Licht in Bewegungsenergie um. Im Inneren ruht ein Flügelkreuz auf hauchdünnem Glimmer. Fällt Sonnenlicht ein, nehmen die Flächen an Fahrt auf, das Rad rotiert. Das dekorative Designelement lässt schnell die Hektik des Alltags vergessen und ruft in Erinnerung, wie magisch und gewaltig die Vorgänge in der Natur auf unserer Erde sind.

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II. DIE SEELE DER PFLANZEN

Ousia ist Griechisch und bedeutet so viel wie das Wesentliche, die Substanz. Düfte von Ousia bringen das reine Dufterlebnis einer Pflanze oder einer Frucht zum Vorschein. Die ätherischen Öle werden zu 100 Prozent aus naturreinen Pflanzenstoffen gewonnen und kommen ohne künstliche oder synthetische Zusatzstoffe aus. Ein Ousia-Duft ist die Seele einer Pflanze, verpackt in einer Essenz aus reichem Öl. Dabei wirken die Düfte ganz unterschiedlich. Sie können beruhigen, entspannen, beleben oder anregen. Einige helfen, sich besser zu konzentrieren, andere fördern die Kreativität. Für die Essenzen werden die Bestandteile schonend mit Wasserdampf destilliert oder kalt gepresst. Die Raum-, Duft- und Maskensprays sind vegan und tierversuchsfrei.

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III. MEDITATIV

Mehr als ein Wohnaccessoire. Das ist dieses Gadget zwar hauptsächlich, jedoch soll der Flyte Buda Ball jeden Tag seinen Betrachter in den Bann ziehen, ihn daran erinnern, seinen Fokus auf das Innere, Ruhige auszurichten und ins eigene Gleichgewicht zu kommen. Die schwebende Kugel wirkt beruhigend und soll, ebenso wie Meditation, ihre entschleunigende Kraft auf den Geist übertragen. An der Wand montiert oder einfach auf der Fensterbank oder auf dem Tisch aufgestellt, ist er ein Reminder, sich täglich Zeit für sich zu nehmen.

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IV. VERTRÄUMT

Mit dem Kopf in den Wolken, ist das gut? Unbedingt – und auch notwendig, um im aufgabenreichen Alltag abzuschalten. Designerin Benedetta Mori Ubaldini verlieh ihrer zarten Drahtskulptur für die Brand Magis, hergestellt in feinster Handarbeit, ein magisches Spiel der Leichtigkeit. Dank filigraner Halterung schwebt die Wolke in natürlicher Weise in jedem Raum. Einfach betrachten, Gedanken fliegen und dem Träumen freien Lauf lassen!

CLOUD SKULPTUR VON MAGIS

V. AUGEN ZU

Unser Seh-Alltag ist bestimmt von Bildschirmen. Man starrt täglich auf PC, Tablet, Handy, den Fernseher. Gerade am Abend sind die Augen dann müde. Abhilfe schafft ein extra für die Augen angefertigtes Augenmassagegerät. Dank dem integrierten Heizkissen lösen sich damit Anspannungen, zusätzlich wählt man zwischen drei Programmen, die die Augenpartie sanft kneten, angenehmen Druck auf sie ausüben oder mit rhythmischen Bewegungen lockern. Oder man entspannt direkt nach einem anstrengenden Tag mit dem SchlafHelfer-Programm. Songs aus der eigenen Playlist klingen dabei auf Wunsch über den eingebauten Lautsprecher, verbunden über die integrierte Bluetooth-Schnittstelle. Die beheizte Augentherapie lindert Augenschwellungen, reduziert Trockenheit und löst Druck in den Nebenhöhlen und damit verbundene Kopfschmerzen.

VI. EINHEIZEN

Sobald es kälter wird, sehnen sich viele nach der kuscheligen Wärme eines Kamins. Ein Anschluss ist allerdings nicht immer vorhanden. Stattdessen wäre es doch perfekt, einen Kamin ganz einfach ins Wohnzimmer zu stellen und ihn mit der Fernbedienung ein- und auszuschalten, ohne Holz vorbereiten zu müssen. Funktioniert genau so mit diesem elektrischen Wandkamin. Warm wird es trotzdem, denn die Heizleistung reicht von null bis 800 Watt. Wer schon mal vorheizen möchte, aktiviert einfach die integrierte Zeitschaltuhr.

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VII. ENTSPANNEND

Abtauchen, relaxen, die Seele baumeln lassen ... Manchmal sind es die kleinen, leisen Dinge, die in lauten Zeiten unsere Aufmerksamkeit fesseln. Das Sandpendel im Design von Jürg Naef zeichnet mittels leichtem Anstoßen des Edelstahlpendels feinste Linien und wunderschöne, zarte Muster in den Quarzsand. Wer sich dem Spiel des Objekts hingibt, wird alle Sinne entspannen. In Ergänzung dazu sorgt ein passgenauer Spot für stimmungsvolle Beleuchtung am Abend.

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VIII. SITZEN BLEIBEN

Er sieht aus wie ein Raumfahrtgerät, und tatsächlich reist man mit diesem Massagesessel in nie dagewesene Sphären der Entspannung. Zwölf vorinstallierte Programme verwöhnen den Körper vom Kopf bis zu den Zehen. Zusätzlich kann man nahezu unbegrenzt individuelle Optionen hinzufügen und speichern. Die von NASA-Raumkapseln inspirierte Wiegeposition lässt einen sich fast schwerelos fühlen. So wird der komplette Körper massiert, sogar Belastungen an der Wirbelsäule lösen sich. Ein integrierter Körper-Scan bestimmt die Position von Nacken und Schultern. Bedient wird der Sessel über ein Tablet mit Touchscreen sowie eine Schnellsteuerungskonsole in der Armlehne. Eine integrierte 3D-SurroundSoundanlage sorgt für perfekten Klang. NAIPO wurde unter anderem mit dem Red Dot Award, dem iF Design Award und dem Plus X Design Award ausgezeichnet.

IX. BELEBEND

Gerüche haben die unglaubliche Macht, fast vergessene Bilder und Erinnerungen in uns wiederzuerwecken. Der Geruchssinn ist ein stark ausgeprägter Sinn und speichert unbewusst täglich alles ab, was uns unter die Nase kommt. Erlebtes, das wir mit besonders schönen oder inspirierenden Momenten in Verbindung bringen, ist somit unweigerlich mit einer bestimmten Duftnote verbunden. Entzünden Sie während regelmäßiger Ruhepausen einen aktivierenden Duftkegel – und Sie werden nach wenigen Malen sofort in einen RelaxModus versetzt.

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LUXUS-MASSAGESESSEL VON NAIPO Refik Anadol wurde 1985 in Istanbul geboren und lebt und arbeitet in Los Angeles.

Können Maschinen träumen?

Er schafft digitale Traumwelten von halluzinatorischer Schönheit und mit einer starken Sogwirkung: Refik Anadol gilt als Pionier auf dem Gebiet der Ästhetik von Daten und künstlicher Intelligenz und ist der zurzeit wohl angesagteste Medienkünstler der Welt. Seine überdimensionalen Datenskulpturen und Multimediainstallationen faszinieren nicht nur eine kleine Bildungselite, sondern ein breites Publikum jeglichen Alters.

Alles ist im Flow, nichts bleibt, wie es ist. Die Bilder verändern sich stetig, riesige Wellen türmen sich auf, um im nächsten Moment wie Lava zu zerfließen und sich wieder neu aufzubauen. Wie im Zeitraffer oder wie in SlowMotion: Alles wirkt organisch, sehr lebendig, und dennoch ist es höchst artifiziell. Refik Anadols Datenskulpturen spielen mit der menschlichen Wahrnehmung, indem sie eine alternative Natur zu erschaffen scheinen.

„Was, wenn die Maschinen lernen zu träumen, und uns verstehen?“, lautet die

TEXT: Nicoletta Schaper. FOTOS: Refik Anadol Studio, Porträtfoto: Efsun Erkilic.
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Kernfrage des Künstlers. Der Mensch zwischen Maschinendiktat, KI und Kreativität, dieser Themenkreis bestimmt sein künstlerisches Schaffen, und obwohl seine Arbeit auf Daten und künstlicher Intelligenz basiert, ist Anadols erster Ansatz ein humanistischer. Seine Installationen und audiovisuellen Live-Performances sind digitale Erinnerungswelten, die die Menschen dazu auffordern, sich nicht nur mit den Dimensionen der physischen Welt, sondern auch mit dem Kreativpotenzial von Maschinen auseinanderzusetzen.

DIE

WERTVOLLSTEN UND PERSÖNLICHSTEN DATEN SIND UNSERE ERINNERUNGEN.

REFIK ANADOL

Die Fähigkeiten des Menschen zu träumen, sich erinnern zu können, Vorstellungskraft zu haben waren schon immer Inspiration für Refik Anadol. Dass er entdeckte, dass Maschinen auch in der Lage sind zu lernen, hat ihm eine neue Welt eröffnet. „Natürlich kann eine Maschine nicht träumen, aber es gibt die Spekulation, dass Maschinen wirklich ein Ergebnis erzeugen können, das sich wie ein Traum oder eine Halluzination anfühlt und zugleich auf einer Erinnerung basiert, die wir ihr geben“, so der Künstler. „Mich interessiert, wie sich unsere Wahrnehmung von Zeit und Raum radikal verändert, jetzt, wo Maschinen unseren Alltag beherrschen, und wie das digitale Zeitalter und die KI eine neue ästhetische Technik zur Schaffung von bereicherten Umgebungen ermöglichen.“

Erinnerungswelten

Refik Anadol wurde 1985 in Istanbul geboren. Die Faszination für Science-Fiction und Computergaming begleitet den heute 37-Jährigen seit seiner Jugend, ebenso wie die Liebe zum Kino, die erwachte, als er zum ersten Mal „Blade Runner“ sah. Während seines Studiums reiste er durch Europa, lernte die Rolle der Technologie in der Geschichte und die neue Medienkunst kennen und eignete sich mehrere Programmiersprachen an. 2014 gründete er das Refik Anadol Studio in Los Angeles, um seine Kunst bis an die Grenzen von Vorstellung und technologischen Möglichkeiten zu treiben, gemeinsam mit einem jungen Team aus Künstlern, Architekten und Datenwissenschaftlern aus zehn verschiedenen

Mit „Coral Dreams“ kreiert Refik Anadol eine alternative Natur.
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„Machine Hallucinations“ nutzte den größten Rohdatensatz, der jemals für ein einzelnes Kunstwerk gesammelt wurde, mit Millionen von Images der New Yorker Stadtarchitektur und mit Aufnahmen der Stadtgeräusche, für eine 3D-Präsentation.

Ländern. Beauftragt von großen Technologieunternehmen, Forschern und Vordenkern, realisierte das Refik Anadol Studio aufsehenerregende Projekte, die weltweit in über 50 Städten gezeigt wurden und sich einem Millionenpublikum erschlossen.

Wie die Technik dahinter funktioniert? Sehr vereinfacht ausgedrückt sind es zum Beispiel Millionen von Landschaftsaufnahmen, Aufzeichnungen menschlicher Gehirnströme oder Fotos von New Yorks Architektur, die das Team im Internet sammelt und die im Computer eingespeist werden. Dank der Anwendung komplexer Data Science werden sie zu form- und farbgewaltig ineinanderfließenden Images, die mit ergänzenden Klangwelten – mal dynamisch-herausfordernd, mal sphärisch-meditativ – ein immersives 3D-Erlebnis kreieren. Anadol drückt es so aus: „Ich male mit einem denkenden Pinsel, während ich über neue Formen der Erzählung, der Erinnerungen der Menschheit in physischen und virtuellen Räumen, einschließlich der Blockchain, nachdenke.“ So steckt in seiner künstlerischen Auseinandersetzung philosophische Tiefe: „Wir leben in einer Welt, in der jede einzelne unserer Handlungen von verschiedenen Systemen, von Software und Hardware, vorausgesagt wird; der freie Wille und die Privatsphäre der Menschen sind absolut gefährdet. Im Grunde genommen sind die wertvollsten und persönlichsten Daten unsere Erinnerungen.“ e

Zu schön, um real zu sein? „Machine Memoirs: Space“. Form- und farbgewaltig: „Sotheby’s“.
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Eine ganz eigene Realität

Raum für Interpretation, Raum für Fantasie, Raum für Freiheit – der expressionistische und surrealistische Maler Paul Klee sagte einst, dass Kunst nicht das Sichtbare wiedergebe, sondern sichtbar mache. Was die Betrachter allerdings in der Kunst sehen, ist individuell.

Genauso individuell wie diese drei Museen und Galerien, die völlig unterschiedliche Konzepte verfolgen. Eines haben allerdings alle gemein: Sie machen Kunst sichtbar.

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TEXT: Daniela Stollnberger. FOTOS: © Noshe, © Iwan Baan, © nvstudio.

I. BERLINISCHE GALERIE

Ein Museum mit Alleinstellungsmerkmal. In der Berlinischen Galerie wird zeitgenössische Kunst gesammelt, aufbewahrt, gezeigt und erforscht. Das Besondere daran: Die Kunst entstand ausschließlich in der Hauptstadt. Das Repertoire erstreckt sich von Bildender Kunst und Fotografie bis hin zu Grafik und Architektur; die Sammlungen reichen bis ins Jahr 1870 zurück. Das Programm selbst ist wie die Stadt Berlin: kontrovers, anregend und frei von Dogmen. 1975 wurde die Galerie von einheimischen Kunstinteressierten gegründet. Egal, was auf dem Programm steht, die Ausstellungen inspirieren alle auf ihre eigene Art. Das Museum ist ein offener Ort des Sehens, Entdeckens und Interpretierens. Dabei legen die Kuratoren und Leiter großen Wert auf Kommunikation, aber nur, wenn man will.

WWW.BERLINISCHEGALERIE.DE

DESTINATION: BERLIN // DEUTSCHLAND

II. TATE GALLERY OF MODERN ART

Zwischen Surrealismus, Geschichte und Performance Art: Dieses Museum beherbergt eine extraordinäre Vielfalt an Kunst, wie man sie sonst nirgendwo findet. Ein Besuch im Museum lässt einen geradezu in den eigenen Gedanken schweben. In der Dauerausstellung „Materials and Objects“ entführt Kunst aus untypischen Materialien in ganz andere, nie dagewesene Welten. Eine Antwort auf den Einfluss der Massenmedien auf den Menschen findet man in der Dauerausstellung „Media Networks“. Im Studio sind die Gedanken buchstäblich frei von Konventionen. Performances, interaktive Kunst und surreale Videoinstallationen befinden sich im architektonisch sehr beeindruckenden Bereich The Tanks, im Untergeschoss des Museums.

WWW.TATE.ORG.UK/VISIT/TATE-MODERN

DESTINATION: LONDON // ENGLAND

III. SERRALVES MUSEUM

Das Serralves ist nicht nur ein Museum. Es ist ein Areal für Fantasie, Naturerlebnis und beeindruckende Architektur. Für einen Besuch reicht ein Tag kaum. Eher sollte man eine Woche einplanen. Serralves umfasst unter anderem ein Museum für zeitgenössische Kunst, einen Park und eine Villa. Um den Kopf zwischen all den Impressionen frei zu bekommen, wandert man zwischendurch in luftigen Höhen über den Treetop Walk im Wald oder entspannt im dazugehörigen, weitläufigen Park. Artdeco-Liebhaber-Herzen schlagen in der pinken Villa Casa de Serralves mit Sicherheit höher. Lichtinstallationen und Performance Film Art finden sich im Casa do Cinema. Das Museum wurde von dem Architekten Álvaro Siza Vieira entworfen und belegt Platz zwei auf der Liste der meistbesuchten Museen in Portugal.

WWW.SERRALVES.PT

DESTINATION: PORTO // PORTUGAL

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Andrew King will der erste Afroamerikaner werden, der den höchsten Berg und den höchsten Vulkan jedes Kontinents erklommen hat. Doch das allein ist ihm nicht genug. In Chamonix, Frankreich, wo er sich für die Besteigung des Mont Blancs und des Eigers vorbereitet, haben wir ihn getroffen, um mit ihm über seinen ersten Berg und sein liebstes Kind zu sprechen.

INTERVIEW: Markus Deisenberger FOTOS: unsplash.com/Samsommer, Andrew King.
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Wie hilft einem die Natur dabei, gelassen zu werden, Herr King?

Sie wollen vierzehn der höchsten Gipfel weltweit besteigen. Darüber hinaus wollen Sie mehr Diversität in die Berge bringen. Wie weit sind Sie auf diesen beiden Wegen gekommen?

Gute Frage. Ich habe den höchsten Vulkan in Nordamerika und den höchsten Vulkan in Afrika erklommen. Eine Besteigung haben wir leider aus Wettergründen abbrechen müssen, und eine geplante Tour in Russland haben wir aufgrund der aktuellen politischen Lage gecancelt. Derzeit lerne ich, welche Konsequenzen die globale Erwärmung in den Alpen zeigt. Habe ich es geschafft, mehr Diversität in die Berge zu bringen? Nein, das glaube ich nicht. Aber ich habe eine Menge gelernt. Diversität hat nicht nur eine ethnische, sondern auch viele andere Komponenten: kognitive, geschlechtliche ... Ich blättere gerade erst eine Seite in diesem Kapitel um, aber ich bin auf einem guten Weg. Ich bin glücklich, gerade hier in den Alpen zu sein, mit den Leuten zu reden und von ihnen zu lernen.

Sie sind in Detroit aufgewachsen, in einer Gegend, die nicht gerade für ihre Bergwelt berühmt ist. Wie kamen Sie dazu, sich für Outdoor-Sportarten wie Bergsteigen, Klettern und Surfen zu interessieren?

Niemand in meiner Familie hat sich je mit Bergsteigen oder Surfen beschäftigt. Ich bin mit einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen, habe meinen Vater nie kennengelernt, war aber immer glücklich mit dem, was ich hatte. Irgendwann wollte ich aufs College, ich wollte lernen und mich weiterentwickeln. Ich sollte der Erste aus der Familie sein, der aufs College geht. Meine Familie ist oft umgezogen, und so war ich eine Zeit lang in Europa und dann auf Hawaii, wo sich eine intensive Verbindung zur Natur aufbaute. Als ich älter wurde, habe ich dann das Meditieren für mich entdeckt. Ich ging auf Hügel, Berge und Vulkane, um dort zu meditieren. Ich bestieg sie nicht, um sie zu erobern, sondern um sie als Orte der Stille und des Friedens für mich zu nutzen. Je älter ich wurde, desto mehr fiel mir auf, dass das die einzigen Orte waren, an denen ich völlig im Einklang mit mir selbst und der Welt war. Jedes Mal, wenn ich auf einen Berg stieg, entwickelte ich ein tieferes Verständnis dafür, wer ich war und wen ich in mir sehen wollte, und ich hatte den Eindruck, dass mich auch die Leute um mich herum mit anderen Augen zu sehen begannen. Es ging mir also nicht um Eroberung oder um eine Karriere, es ging mir in erster Linie darum, eine Verbindung zu mir selbst und zu anderen Menschen herzustellen.

Hat Ihnen die Natur dabei geholfen, traumatische Erlebnisse Ihrer Kindheit, über die Sie öfters sprechen, zu überwinden oder besser mit ihnen klarzukommen?

Die USA sind immer noch ein Land, in dem es eine große Rolle spielt, mit welcher Hautfarbe man geboren wird. Ich habe nie darum gebeten, als Afroamerikaner geboren zu werden, aber

bin heute dankbar dafür, dass ich einer bin. Dass meine Existenz durch offenen Rassismus in Zweifel gezogen wurde, war allerdings eine traumatische Erfahrung für mich. Mutter Natur beurteilt dich nicht. Die lässt dich nicht unter eine Lawine kommen, weil du schwarz bist. Sie gibt dir einen Ort, an dem du das Leben im Moment interpretieren kannst. Und jeder, der mit einem offenen Herzen kommt, wird das auch verstehen. Je mehr ich herumfuhr, um bergzusteigen, desto mehr Frieden fand ich. Wenn ich dann in meinen normalen Beruf zurückkehrte, begann ich zu verstehen, dass die Dinge zwar mitunter kompliziert sind, aber umso klarer werden, je mehr du dich selbst versteht. Es gelang mir sogar, einen Vater zu lieben, der nie für mich da war, einfach, weil er mich zeugte. Ich lernte zu akzeptieren, was mir gegeben wurde, und nicht damit zu hadern, was ich nicht habe. Es zu akzeptieren und wertzuschätzen, so, wie es ist.

Sie haben mal gesagt, der erste Berg, den Sie bestiegen, sei die Schule in Ashbury Park gewesen.

Ich hatte eine Freundin, die in einer Drive-by-Schießerei getötet wurde, als wir beide zehn Jahre alt waren. Sie fuhr mit ihrer Mutter nach Hause, da wurde das Feuer eröffnet. Das war auch die Zeit, in der ich zum ersten Mal eine Pistole sah. Es wurde geschossen, Kinder wurden verprügelt, ausgeraubt. Die Schule war leicht zu meistern, wenn du es bis zur Tür schafftest. Die vierhundert Meter durch dieses Viertel waren die wirkliche Challenge. Man wusste nie, was passieren würde. Ich versuchte immer, so schnell wie möglich da durchzukommen. Ich habe viele Berge bestiegen, aber

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ANDREW KING

Andrew King besteigt Berge und Vulkane nicht, um sie zu erobern, sondern um sie als Orte der Stille und des Friedens für sich zu nutzen.

das war der erste, ja. Ich war so glücklich, dort rauszukommen. Viele Kinder kommen aus dieser Umgebung nie raus.

Dass jemand, der aus einer gefährlichen Gegend wie dieser rauskommt, sich dann die gefährlichsten Berge der Welt aussucht, um sie zu besteigen, klingt erst einmal ein wenig absurd. (Lacht.) So hab ich das noch gar nicht gesehen. Aber das hat mich schon geprägt. Neulich hatten wir während einer Tour mit einem Whiteout zu kämpfen. Man konnte nur ein paar Handbreit sehen, was sehr gefährlich ist, da man leicht in eine Gletscherspalte fallen kann. Als ich mich zu meinem Partner umdrehte und ihn breit anlächelte, fragte der verwirrt, was zum Teufel an dieser Situation so lustig sei. „Hey“, sagte ich, „it’s gonna be okay.“ Es ist einfach toll, das zu tun, was ich tue. Mutter Natur gibt mir einen Ort, an dem ich mich sicher fühle. Klar muss man wachsam und gut vorbereitet sein, aber was auch immer passiert: Niemand wird mich ausrauben, ich werde nicht über den Haufen geschossen oder vom Bus überrollt.

Bei aller Jagd nach Rekorden sei es weniger wichtig, auf Gipfeln zu stehen, sagen Sie, als vielmehr, aufzustehen für die Menschlichkeit und Dinge zu bekämpfen, die uns davon abhalten, das volle Potenzial auszuschöpfen. Was hält uns am meisten davon ab?

Ach, das sind eine Menge Dinge. Aber das Wichtigste ist, wie wir einander sehen, hören und uns gegenseitig Raum geben. Wir kämpfen um Ressourcen und geopolitische Vorteile, aber keines

MUTTER NATUR GIBT MIR EINEN ORT, AN DEM ICH MICH SICHER FÜHLE.
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dieser Dinge wird eine Rolle spielen, wenn wir es nicht schaffen, diesen Planeten zu erhalten. Jede Form von Meinungsverschiedenheit beruht auf mangelhafter Kommunikation. Es geht darum, Brücken aus Verständnis und Empathie zu bauen.

Es ginge auch weniger darum, sagen Sie, der erste Afroamerikaner auf diesen Bergen zu sein, als darum, dass man nicht der letzte ist. Was braucht es, damit es pluralistischer wird auf unseren Bergen?

Zeit, Hingabe und Engagement. Wir brauchen Marken, die das propagieren, die nicht hauptsächlich Weiße, sondern auch andere Ethnien abbilden bzw. vertreten, damit sie sich dort sehen und so ermuntert werden, dorthin zu gehen. Es geht darum, die Tür ein bisschen weiter aufzumachen. Aber ich bin sehr positiv gestimmt. Ich glaube, dass sich das in den kommenden zwanzig Jahren dramatisch verändern wird.

Sie haben einen ganz „normalen“ Job als Sicherheitstechniker. Wie lässt sich das mit Ihren Outdoor-Expeditionen vereinbaren? Ist das schwer?

Nein, gar nicht. Ich habe sehr lange Leichtathletik betrieben, weil das der einzige Sport war, den wir Schwarze uns leisten konnten. Ich ging jeden Morgen trainieren, kam danach nach Hause und studierte. Es hat sich nicht viel geändert. Und wenn ich dafür, dass ich die schöne Welt da draußen sehe und erfahre, abends ein paar Stunden mehr arbeiten muss, dann tue ich das gerne.

Andrew Alexander King (34) ist ein erfahrener Hochgebirgsbergsteiger und Top-Surfer und ein Philanthrop. Er wuchs in Detroit auf und besuchte als Teenager einige Jahre in Deutschland die Schule, bevor er mit seiner Familie nach Oahu auf Hawaii zog, wo er seinen ersten Berg bestieg. Heute lebt er in Kalifornien. Bei seinem „The Between Worlds Project“, das er vor acht Jahren ins Leben rief, rückt er Einzelpersonen und gemeinnützige Organisationen in den Vordergrund, die er bei seinen weltweiten Expeditionen kennenlernt, um Brücken für Hoffnung und positive Veränderung zu bauen.

Zusätzlich sind Sie auch ein gut gebuchter Keynote-Speaker?

Ja. Eigentlich wollte ich meine Geschichte ja gar nicht erzählen, aber irgendwann bin ich drauf gekommen, dass das selbstsüchtig wäre. Denn wem sollte es dann nützen außer mir? Meine Reisen sollen auch anderen helfen.

Haben Sie deshalb das „Between Worlds“-Projekt ins Leben gerufen?

Genau. Ich habe die ganze Welt bereist, um Berge zu besteigen. Als ich einmal in Taiwan in einem Coffeeshop war, unterhielt ich mich mit einer Einheimischen. „Warum kommst du nicht mal nach Amerika?“, fragte ich sie zum Abschluss, und sie starrte mich nur fassungslos an. In ihren Augen las ich: „Wie soll ich mir jemals ein Ticket leisten können?“ Für mich war das ein Turning Point. Ich werde nie wieder in meinem Leben irgendwohin gehen, ohne den Menschen dort zu helfen. Ich bin zwar nicht reich, ich bin Mittelklasse. Aber 200 Dollar einer Non-Profit-Organisation zu geben, damit die etwas bewirkt, was ist das schon für uns? Ein paar Kaffees weniger? „Between Worlds“ bedeutet für mich, an den Orten, die ich bereise, anzudocken, ins Gespräch zu kommen und dann zu schauen, wo ich helfen kann. Ich habe keine Spender, ich nehme das Geld von dem, was ich verdiene. Aber da es Partner gibt, die mich unterstützen, kann ich meine Reisekosten reduzieren. So werden Ressourcen frei, um zu helfen. Eine wundervolle Erfahrung. Ich habe keine Kinder, aber dieses Projekt ist wie ein Kind, das langsam wächst.

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Die Iron Walker von Wempe ist die Essenz einer zeitlos modernen und zugleich sportlichen Uhr. Reduziert auf das Wesentliche und kompromisslos in der Verarbeitung, wird sie höchsten Ansprüchen gerecht, weil sie an einem Ort gefertigt wurde, der wie kein zweiter in Deutschland für exzellente Uhrmacherkunst steht: Glashütte in Sachsen.

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DER STOLZ EINES ITALIENISCHEN „CALZOLAIO“, EINES SCHUHMACHERS? NATÜRLICH SEIN HANDWERK UND DIE MAKELLOSE QUALITÄT, DIE ES HERVORBRINGT. DOCH GENAUSO SEINE SPIELERISCHE NEUGIERDE, SEINE LUST, MIT DEM BEKANNTEN ZU BRECHEN. DEM SCHUH EINEN BESONDEREN DREH ZU GEBEN, SICH MIT LÄSSIGKEIT ÜBER ALLZU STARRE INTERPRETATIONEN HINWEGZUSETZEN UND DAMIT DER KLASSIK NEUE SPANNUNG ZU SCHENKEN.

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KONZEPTION UND ENTWICKLUNG

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KREATION UND EDITING

BRAUN Hamburg / UCM Werbe- und Verlagsagentur

PROJEKT- UND REDAKTIONSLEITUNG

Alexandra Hawel

ARTDIRECTION

Barbara Lackerbauer, Lena Haider-Zotti

TEXTCHEFIN MODE

Martina Müllner-Seybold

MITARBEITER DIESER AUSGABE

Markus Deisenberger, Anouk Schönemann, Marlene Steinlechner, Eva Goldschald, Daniela Stollnberger, Julia Gahleitner, Sigrid Felbersohn

Geringe Farbabweichungen sind drucktechnisch nicht zu vermeiden. Copyright vorbehalten.

LEKTORAT

Uta Scholl (www.korrifee.at) / BRAUN Hamburg

FOTOGRAF

Mark Newton

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