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Neuer Leitfaden: Flächendeckend Good Governance im Sportverein

Neuer Leitfaden: Flächendeckend Good Governance im Sportverein

SYLVIA SCHENK

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Transparency Deutschland hat eine praktische Anleitung veröffentlicht, wie sich Sportvereine mit dem Thema moderne Führungsprinzipien, Risikoanalysen und Präventionsmaßnahmen vertraut machen können.

Auf den Welt-Fußball-Verband FIFA, das Internationale Olympische Komitee IOC oder auch den Deutschen Fußball-Bund DFB lässt es sich gut schimpfen: Immer wieder gibt es Korruptionsfälle, Doping, Steuerrazzien. Aber sind wirklich nur „die da oben“ anfällig für Tricksereien und Machtmissbrauch, lassen nur sie sich von Geschenken sowie Einladungen verlocken?

Die Arbeitsgruppe Sport von Transparency Deutschland hat jahrelang Bewusstseinsarbeit bei Sportverbänden auf Bundes- und Landesebene bis hin zu Vereinen gemacht. Dabei zeigte sich: Auch auf den unteren Ebenen ist Integrität kein Selbstläufer. Ehrenamtliches Engagement im Einsatz für eine gute Sache — für den Sport, für Kinder und Jugendliche — verleitet schnell dazu, Dinge nicht allzu genau zu nehmen, Interessenkonflikte zu ignorieren, bei Missständen oder Fehlern anderer wegzuschauen, Probleme totzuschweigen. Als Folge einer solchen Haltung wird auch die Kontrollfunktion der Basis für die übergeordneten Gremien und Sportorganisationen nur unzureichend wahrgenommen.

Wenn also „Good Governance“ im Sport — als Pendant zu „Compliance“ in der Wirtschaft — umfassend durchgesetzt werden soll, geht das nicht ohne die Verantwortlichen in den Vereinen.

Damit stellt sich die Frage: Wie erreicht man 90.000 Sportvereine? Sicher nicht mit theoretischen Abhandlungen, komplizierten Anforderungen und einem ausufernden Regelwerk. Praxisnah und interessant muss es sein, gut umsetzbar und vor allem Ehrenamtliche ansprechen, die sowieso schon ihre freie Zeit im Einsatz für andere verbringen. Gerade sie dürfen sich nicht über Gebühr belastet oder gar als potentielle Täterinnen und Täter abgestempelt fühlen.

Unter diesen Prämissen hat die Arbeitsgruppe Sport den Leitfaden „Good Governance im Sportverein“ entwickelt. Dieser richtet sich vorrangig an die große Zahl breitensportlich orientierter Vereine, vom kleinen bis zum großen Mehrspartenverein mit mehreren Tausend Mitgliedern und hauptamtlichem Personal. Profivereine mit Millionenumsätzen, zum Beispiel aus der Fußball-Bundesliga, weisen wir hingegen ausdrücklich darauf hin, dass sie angesichts höherer Risiken weitergehende Compliance-Maßnahmen brauchen.

Unabhängig davon kann der Good Governance Leitfaden für alle ein guter Einstieg in die Systematik von Risikoanalyse, Prävention von Fehlverhalten, Kontrolle und Sanktionen sein. Praktische Beispiele und eine Risiko-Matrix machen die Vorgehensweise plastisch, eine Liste mit speziellen Risiken im Sport steckt den Rahmen ab. Der Umgang mit Interessenkonflikten wird erläutert, Muster für einen Ethik-Kodex und Verhaltensrichtlinien ergänzen die Darstellung. Anhand einer Reihe von Alltagssituationen können beispielhaft Herausforderungen im Verein diskutiert werden, zum Beispiel im Rahmen von Workshops. So sollen das Bewusstsein für die eigene Verantwortung geschärft und die Menschen ermutigt werden, sich offensiv für integres Verhalten einzusetzen.

Der Leitfaden ist der erste Schritt, um Good Governance im Sport flächendeckend zu ermöglichen. Die Arbeitsgruppe Sport will in den kommenden Monaten eine Schulung anbieten, mit dem nach dem „Train the Trainer-Konzept“ Mitglieder von Transparency befähigt werden, ihrerseits in Vereinen Workshops auf der Grundlage des Leitfadens zu organisieren. So sollen nach und nach möglichst viele Sportvereine erreicht werden. Darüber hinaus ließe sich der im Leitfaden dargestellte Ansatz ohne großen Aufwand auch auf andere ehrenamtlich geführte Organisationen, zum Beispiel aus der Wohlfahrtspflege oder dem Kulturbereich, übertragen.

Den Leitfaden „Good Governance im Sportverein“ sowie weiterführende Hinweise finden Sie unter www.transparency.de/themen/sport. Wenn Sie Interesse an einer Schulung haben, kontaktieren Sie mich gern direkt per E-Mail an sschenk@transparency.de.