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Chronologie

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In England gründet Premierminister Winston Churchill die geheime Stay-behind-Armee Special Operations Executive (SOE), um in Europa unterstützende Widerstandsbewegungen zu lancieren und um subversive Operationen in feindlich besetzten Gebieten durchzuführen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Stay-behind-Armeen auf der Grundlage der Erfahrungen und Strategien der SOE und der Beteiligung ehemaliger SOE-Offiziere gegründet. London und Washington sind sich darin einig, daß es wichtig ist, Westeuropa vom Kommunismus zu befreien. In Griechenland wird die erste Stay-behind-Armee unter dem Namen LOK errichtet. Als in Athen eine große kommunistische Demonstration gegen die amerikanische Einmischung in die erste Regierung der Nachkriegszeit stattfindet, erschießen geheime Soldaten 25 Demonstranten, und 148 werden verwundet. In Finnland entdeckt der kommunistische Innenminister eine Stay-behind-Armee und löst sie auf. In den Vereinigten Staaten gründet Präsident Harry Truman den NSC und die CIA. Die Abteilung für verdeckte Aktionen der CIA, das OPC unter Frank Wisner, stellt in Westeuropa Stay-behind-Armeen auf. In Frankreich deckt der Innenminister Edouard Dépreux die Existenz einer geheimen Stay-behind-Armee in Frankreich auf, die den Decknamen »Plan Bleu« trägt. In Österreich wird eine geheime Stay-behind-Armee aufgedeckt, die von den Rechtsextremisten Soucek und Rössner geführt wurde. Kanzler Körner begnadigt die Angeklagten unter mysteriösen Umständen. In Frankreich wird das »Western Union Clandestine Commitee« (WUCC) gegründet, um die unorthodoxe geheime antikommunistische Kriegsführung zu koordinieren. Nach der Gründung der NATO im folgenden Jahr wird das WUCC unter der Bezeichnung »Clandestine Planning Committee« (CPC) in die militärische Allianz integriert. Die NATO wird gegründet, und das europäische Hauptquartier wird in Frankreich errichtet. In Schweden und Finnland unterstützt der in der Stockholmer Niederlassung stationierte CIA-Agent William Colby die Ausbildung von Stay-behind-Armeen, ebenso wie in den NATO-Ländern Norwegen und Dänemark. In Deutschland meldet der ehemalige SS-Offizier Hans Otto der Kriminalpolizei von Frankfurt in Hessen die Existenz der faschistischen deutschen Stay-behindArmee BDJ-TD. Die verhafteten Rechtsextremisten werden unter mysteriösen Umständen für nicht schuldig befunden. In Schweden verhaftet die Polizei den Rechtsextremisten Otto Hallberg und entdeckt die schwedische Stay-behind-Armee. Hallberg wird freigelassen, und die Klagen gegen ihn werden auf mysteriöse Weise fallen gelassen. In Norwegen protestiert Vilhelm Evang, der Direktor des Geheimdienstes NIS, energisch gegen die inländische Subversion seines Landes durch die Vereinigten Staaten und die NATO und zieht die norwegische Stay-behind-Armee vorübergehend aus den Konferenzen des CPC ab. In Frankreich gründet die NATO das ACC zur Koordination der geheimen Kriegsführung und der Stay-behind-Armeen. Als die NATO 1966 aus Frank

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reich ausgewiesen wird und sich im neuen Hauptquartier in Brüssel etabliert, wird das ACC unter dem Decknamen SDRA11 im belgischen militärischen Geheimdienst SGR verborgen. Das Hauptquartier bleibt in der Nähe der NATO. In der Türkei führt das Militär, unterstützt von den Geheimarmeen, einen Staatsstreich aus und tötet den Premierminister Adnan Menderes. In Algerien gründen Mitglieder der französischen Stay-behind und Offiziere aus dem französischen Krieg in Vietnam die illegale OAS, und mit der Unterstützung der CIA putschen sie ohne Erfolg gegen die französische Regierung von de Gaulle. In Italien ist die Stay-behind-Armee in einen stillen Staatsstreich verwickelt, als General Giovanni De Lorenzo in der Operation Solo eine Gruppe sozialistischer Minister zwingt, die Regierung zu verlassen. In Österreich entdeckt die Polizei ein Waffenversteck der Stay-behind in einer alten Mine in der Nähe von Windisch-Bleiberg und zwingt die britischen Behörden, eine Liste der Standorte der anderen 33 Waffenverstecke des MI6 in Österreich auszuhändigen. In Portugal baut die CIA Aginter Press auf, die unter der Leitung von Hauptmann Yves Guerin Serac eine geheime Stay-behind unterhält und die Mitglieder in Techniken der verdeckten Aktionen ausbildet, wozu auch Bombenterrorismus, stille Mordanschläge, Techniken der Subversion, heimlicher Kommunikation und Infiltration und Kriegsführung in den Kolonien zählen. In Frankreich zwingt Präsident Charles de Gaulle die NATO, Frankreich zu verlassen. Als die militärische Allianz nach Brüssel umzieht, werden geheime NATO-Protokolle enthüllt, die angeblich Rechtsextremisten in antikommunistischen Stay-behind-Armeen schützen. In Griechenland übernimmt die Stay-behind-Armee Hellenic Raiding Force die Kontrolle über das Verteidigungsministerium und beginnt einen Staatsstreich, nach dem eine rechtsextremistische Diktatur eingesetzt wird. In Schweden verrät ein britischer MI6-Agent, der stark in die Stay-behind-Armeen verwickelt ist, das Netzwerk an den sowjetischen Geheimdienst KGB. In Mosambik ermordet die portugiesische Stay-behind-Armee Aginter Press Eduardo Mondlane, den Vorsitzenden der Mozambique Liberation Party und Anführer der FRELIMO-Bewegung. In Spanien werden rechtsextreme Terroristen, darunter Stefano Delle Chiaie von der Stay-behind-Armee Gladio, von Francos Geheimpolizei angeheuert. Sie waren nach einem abgebrochenen Staatsstreich aus Italien geflohen, während dessen der Rechtsextremist Valerio Borghese der Geheimarmee befahl, das Innenministerium in Rom zu besetzen. In der Türkei findet ein Militärputsch statt, und das Militär übernimmt die Macht. Die Stay-behind-Armee Konter-Guerilla ist in inländischen Terror verwickelt und ermordet Hunderte. In Italien explodiert eine Autobombe in der Nähe des Dorfes Peteano und tötet drei Carabinieri. Der Terror, der zunächst der Linken angelastet wird, kann später zum rechtsextremen Terroristen Vinzenzo Vinciguerra zurückverfolgt werden und führt fast zwanzig Jahre später zur Entdeckung der italienischen Staybehind mit dem Decknamen Gladio. Bei einem Terroranschlag während einer antifaschistischen Demonstration in Brescia werden acht Menschen getötet und 102 Menschen verletzt, ein Terroranschlag auf den Eisenbahnzug »Italicus Express« von Rom nach München tötet 12 Menschen und verletzt 48 Menschen.

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In Dänemark versucht die geheime Stay-behind-Armee Absalon vergeblich zu verhindern, daß eine Gruppe linker Akademiker an der Leitung der Universität von Odense beteiligt wird, worauf die Geheimarmee aufgedeckt wird. In Italien wird General Vito Miceli, Chef des militärischen Geheimdienstes, wegen subversiver Verschwörung gegen den Staat verhaftet und deckt während der Gerichtsverhandlung die Stay-behind-Armee der NATO auf. In Deutschland wird die BND-Sekretärin Heidrun Hofer festgenommen, nachdem sie die Geheimnisse der deutschen Stay-behind-Armee ihrem Mann preisgab, der Spion des sowjetischen Geheimdienstes KGB war. In der Türkei greift die Stay-behind-Armee Konter-Guerilla eine Demonstration von 500.000 Menschen in Istanbul an, indem sie das Feuer auf die Rednertribüne eröffnet, wobei 38 Menschen getötet und Hunderte verletzt werden. In Spanien führt die Geheimarmee unter Mithilfe italienischer Rechtsterroristen das Atocha-Massaker in Madrid aus, wie auch einen Anschlag auf eine der spanischen kommunistischen Partei nahestehende Anwaltskanzlei, bei dem fünf Menschen getötet werden. In Norwegen entdeckt die Polizei ein Waffenversteck der Stay-behind und verhaftet Hans Otto Meyer, der die norwegische Geheimarmee aufdeckt. In Italien wird der ehemalige Premierminister und Vorsitzende der DCI, Aldo Moro, in Rom von einer bewaffneten geheimen Truppe als Geisel genommen und 55 Tage später ermordet. Er war gerade dabei, eine Koalitionsregierung zu bilden, an der auch die italienische kommunistische Partei beteiligt werden sollte. In Italien explodiert im Warteraum der zweiten Klasse auf dem Bahnhof von Bologna eine Bombe, wobei 85 Menschen den Tod finden und weitere 200 Menschen schwer verletzt werden. Ermittlungsbeamte verfolgen die Spur des Verbrechens zu Rechtsterroristen zurück. In der Türkei führt General Kenan Evren, der Kommandeur der Stay-behind-Armee Konter-Guerilla, einen Militärputsch durch und ergreift selbst die Macht. In Deutschland wird ein riesiges Waffenarsenal der Stay-behind in der Nähe der Ortschaft Uelzen in der Lüneburger Heide entdeckt. Rechtsextreme Terroristen haben vermutlich dieses Arsenal im vorhergehenden Jahr für das Attentat auf dem Münchner Oktoberfest genutzt, bei dem 13 Menschen getötet und 213 Menschen verletzt wurden. In den Niederlanden finden Spaziergänger in einem Wald in der Nähe der Ortschaft Velp ein großes Waffenversteck, und die Regierung ist gezwungen zu bestätigen, daß die Waffen mit der NATO-Planung für verdeckte Kriegsführung zu tun haben. In der Türkei kämpft die Stay-behind-Armee Konter-Guerilla gegen die Kurden und tötet und foltert auch in den folgenden Jahren Tausende. In Italien enthüllt der rechtsextreme Terrorist Vincenzo Vinciguerra vor Gericht die Operation Gladio und die Verwicklung der Stay-behind-Armee der NATO in Terrorakte in Italien, die angelegt waren, die Kommunisten zu diskreditieren. Er wurde zu »lebenslänglich« verurteilt und ins Gefängnis verbracht. In Belgien attackiert eine Geheimarmee im Bezirk Brabant Supermärkte und schießt wahllos auf Käufer. Dabei werden 28 Menschen getötet und viele verwundet. Die Ermittlungen bringen den Terror mit einer Verschwörung in Verbindung, an welcher die belgische Stay-behind SDRA8, die belgische Gendarmerie SDRA6, die belgische rechtsradikale Gruppe WNP und die DIA, der Geheimdienst des Pentagons, beteiligt sind.

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In Italien entdeckt der Richter Felice Casson in den Archiven des italienischen militärischen Geheimdienstes in Rom Dokumente über die Operation Gladio und zwingt den Premierminister Giulio Andreotti, vor dem Parlament die Existenz einer Geheimarmee im Staat zu bestätigen. Als Andreotti darauf beharrt, daß Italien nicht das einzige Land ist, das an der Verschwörung beteiligt ist, werden auch die anderen antikommunistischen Geheimarmeen in ganz Westeuropa aufgedeckt. In der Schweiz erklärt Oberst Herbert Alboth, ein ehemaliger Kommandeur der Schweizer Stay-behind-Armee P26, in einem vertraulichen Brief an das Verteidigungsministerium, daß er bereit ist, »die ganze Wahrheit« aufzudecken. Danach wird er erstochen mit seinem eigenen Bajonett in seinem Haus gefunden. Der detaillierte parlamentarische Bericht über die Schweizer Geheimarmee wird der Öffentlichkeit am 17. November präsentiert. In Belgien trifft sich das mit der NATO verbundene ACC am 24. und 25. Oktober unter dem Vorsitz des belgischen Generals Van Calster, des Direktors des belgischen militärischen Geheimdienstes SGR. In Belgien leugnet die NATO kategorisch die Unterstellungen von Premierminister Andreotti hinsichtlich der Beteiligung an der Operation Gladio und an verdeckter Kriegsführung in Westeuropa. Am nächsten Tag erklärt die NATO, daß das Leugnen vom Vortag falsch war, weigerte sich jedoch, weitere Fragen zu beantworten. In Belgien verurteilt die Europäische Union die NATO und die Vereinigten Staaten in einer Resolution scharf wegen der Manipulation europäischer Politik durch die Stay-behind-Armeen. In Schweden decken die Medien auf, daß im neutralen Finnland eine Stay-behind-Armee existierte, zudem ein Exil in Schweden. Die finnische Verteidigungsministerin Elisabeth Rehn nennt die Enthüllungen »ein Märchen«, fügt aber vorsichtig hinzu: »oder zumindest eine unglaubliche Geschichte, von der ich nichts weiß«. In den Vereinigten Staaten reicht das Nationale Sicherheitsarchiv an der George Washington Universität im Interesse der öffentlichen Information und Forschung eine FOIA-Anfrage bezüglich der Stay-behind-Armeen der CIA ein. Die CIA weist die Anfrage mit der Standardantwort zurück: »Die CIA kann die Existenz oder Nichtexistenz von Aufzeichnungen zu Ihrer Anfrage weder bestätigen noch in Abrede stellen.« In England enthüllt das in London befindliche Imperial War Museum in der Dauerausstellung »Secret Wars« neben einer großen Kiste voller Sprengstoffe, daß der MI6 und der SAS in ganz Westeuropa Stay-behind-Armeen aufgestellt haben. In Italien stellt die Senatskommission unter dem Vorsitz des Senators Giovanni Pellegrino im Rahmen der Untersuchung der Operation Gladio und der Ermordung des ehemaligen Premierministers Aldo Moro eine FOIA-Anfrage bei der CIA. Die CIA lehnt die Anfrage ab und antwortet: »Die CIA kann die Existenz oder Nichtexistenz von Aufzeichnungen zu Ihrer Anfrage weder bestätigen noch in Abrede stellen.« In Österreich werden von der CIA angelegte Waffenverstecke gefunden. Für die österreichische Regierung stellt Oliver Rathkolb von der Universität in Wien eine FOIA-Anfrage bezüglich der Stay-behind-Armeen bei der CIA. Die CIA lehnt die Anfrage ab und antwortet: »Die CIA kann die Existenz oder Nichtexistenz von Aufzeichnungen zu Ihrer Anfrage weder bestätigen noch in Abrede stellen.«

2001 Der Autor bittet die NATO um Dokumente zu den Stay-behind-Armeen und speziell um Mitschriften der Konferenzen des ACC und des CPC. Lee McClenny, der Vorsitzende der Medien- und Pressestelle leugnet, daß die NATO in die Operation Gladio verwickelt gewesen sei, und behauptet, daß keine Mitschriften der Konferenzen des ACC und des CPC existieren. 2001 Der Autor stellt eine FOIA-Anfrage bei der CIA, die jedoch mit dem Kommentar abgelehnt wird: »Die CIA kann die Existenz oder Nichtexistenz von Aufzeichnungen zu Ihrer Anfrage weder bestätigen noch in Abrede stellen.« Der Autor erhebt Einspruch gegen die Entscheidung und argumentiert, es sei unklug, »der CIA ihre Stimme und die Möglichkeit zum Diskurs zur Entdeckung von Gladio zu entziehen, der unabhängig davon geführt wird, ob die CIA entscheidet, sich daran zu beteiligen oder nicht«. Die CIA akzeptiert den Einspruch und informiert den Autor, daß der Agency Release Panel, der die Anfrage »in der Reihenfolge ihres Eingangs« behandelt, der Reihenfolge entsprechend antworten wird. Allerdings lägen derzeit 315 Eingaben vor, die zuerst abgearbeitet werden müßten. Auch sechs Jahre später hatte die CIA die wissenschaftlichen Fragen des Autors noch immer nicht beantwortet.