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Neue Wahrheit? Kleine Wunder

NeueWahrheit? KleineWunder!

Die frühen Jahre der Fotograe

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Bruno Braquehais, Odaliske, Paris um 1855, kolorierte Stereo-Daguerreotypie © Collection H.G

Am 19. August 1839 fand in Paris eine denkwürdige Sitzung der Akademie der Wissenschaften gemeinsam mit der Akademie der Künste statt. Vor den staunenden Augen der Öffentlichkeit lüftete der Physiker und Politiker Dominique Francois Arago endlich das Geheimnis jener neuen Erfindung, über die bereits seit Monaten allerorts Gerüchte kursierten. Es war die Geburtsstunde der Fotografie! Dem Maler Louis Mandé Daguerre war es nach jahrelangem Experimentieren gelungen, erste fotografische Bilder auf versilberten Kupferplatten herzustellen. Stolz nannte er sein Verfahren Daguerrotypie. Dem verblüfften Publikum erschienen die Daguerreotypien wie kleine Wunder, denn sie bildeten die Natur ab, wie man sie noch nie gesehen hatte: Das war die neue Wahrheit! In beispielloser Weise bewirkte die sich rasch verbreitende Fotografie die Umwälzung der gesamten, über Jahrhunderte nahezu unveränderten Bildkultur. Plötzlich waren Bilder nicht mehr das Privileg von Klerus, Adel oder Großbürgertum, sondern eroberten spätestens ab 1850 die Alltagskultur der Menschen. In ungeahntem Tempo wurde Fotografie zu einem demokratisierten Massenprodukt.

Zur frühen Geschichte der Fotografie zeigt die Kunstsammlung Jena nun über 250 hochkarätige Exponate aus einer über fünf Jahrzehnte gewachsenen, umfangreichen Privatsammlung. Die Ausstellung erzählt die Vorgeschichte, die den Weg der Fotografie bereitete, über die Faszination der Camera obscura und die Entdeckung, dass Silbersalze auf Licht reagieren. Sie berichtet über die wachsende Neugierde auf die Entdeckungen der Wissenschaft und über die Sehnsucht nach neuen Bildern in der Zeit der Aufklärung im 18. Jahrhundert. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen dabei die ersten Jahre der Fotografie, beginnend in den 1840er Jahren mit herausragenden Beispielen von Daguerreotypien, die uns in besonders auratischer Weise ihre Geschichten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts erzählen. Die Pioniere jener Jahre schufen die Grundlage herausragender Beispiele künstlerischer Fotografie. Sie ermöglichten die Verbreitung dokumentarischer und sozialkritischer Bildreportagen aus aller Welt und schufen die Voraussetzungen für die ersten bewegten Bilder und schließlich den Film. Die Fotografie gab und gibt immer wieder wirkungsstarke Impulse in die Bildende Kunst und unterstützt heute täglich millionenfache Kommunikation in den neuen Medien.

Unbekannter Ambrotypist Kathedrale St. Mungo in Glasgow um 1851, Ambrotypie © Collection H.G

Städische Museen Jena | Kunstsammlung Dienstag – Sonntag 10 – 17 Uhr Markt 7 | Jena www.kunstsammlung-jena.de

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