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Körpersprache gend

Stefan Verra gilt als Rockstar

Stefan Verra hat als Sohn eines Bildhauers schon früh seine Begeisterung für die Interpretation von Mimik und Gesten erkannt. Heute zählt der 50-jährige Osttiroler mit Wohnsitz München zu den führenden Körperspracheexperten im deutschsprachigen Raum. Neben TV-Auftritten unterstützt er Unternehmen, Mediziner und Regierungsorganisationen mit seinem Wissen. In seinem aktuellen Buch und Bühnenprogramm „Körpersprache gendert nicht“ geht es um die geschlechtsspezifische Körpersprache.

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Ob man gendern, also geschlechtergerecht formulieren soll oder nicht, wird mit großer Leidenschaft diskutiert und von manchen Menschen ebenso massiv gefordert wie von anderen abgelehnt. Das Thema ist brisant und hochaktuell. Und dabei übersehen wir, dass wir nicht nach unserem Pronomen eingeschätzt werden, sondern nach unserem Verhalten. Und da unterscheiden sich Frauen und Männer teilweise deutlich.

Wie näherst du dich diesem Thema auf der Bühne aus der Sicht des Körperspracheexperten? Mir geht es um unterhaltsame Wissensvermittlung. Ich möchte zeigen, dass wir uns in der gesprochenen oder geschriebenen Sprache zwar bemühen können, die Geschlechter in Begriffen zu integrieren. In der non-verbalen Körpersprache tun wir das hingegen nicht –weil wir uns nach außen hin zu einem bestimmten Geschlecht zugehörig zeigen wollen.

Warum? Bei Babys in Windeln kannst du nicht erkennen, ob sie Mädchen oder Buben sind. Dieser Wunsch zur Unterscheidung kommt erst in der Pubertät so richtig zu tragen. Die Körpersprache löst damit elegant ein tiefverwurzeltes evolutionäres Problem: Wenn ein Neandertaler eine Neandertalerin für sich gewinnen wollte, dann war es wichtig, rechtzeitig zu erkennen, dass sie auch wirklich ein Weibchen und kein Männchen ist. Wer auf größere Distanz signalisieren konnte, dass er oder sie ein potenzieller Partner, eine potenzielle Partnerin ist, hatte bei der Reproduktion große Vorteile.

Und das beeinflusst unser Verhalten und unsere Bewegungen noch heute? Natürlich. Wir gehen unterschiedlich, halten das Smartphone unterschiedlich beim Telefonieren. Wir halten unsere Ellbogen unterschiedlich und ballen auch die Fäuste auf geschlechtsspezifische Art.

Ist das nicht alles angelernt? Das wollen sich manche gerne einreden: „Wenn wir unsere Kinder nur geschlechtsneutral erziehen, hat sich das mit dem Genderthema

TEXT: HANNES KROPIK

erledigt.“ Weit gefehlt! Das meiste Verhalten hat im Laufe der Evolution wirklich Sinn gehabt. Heute aber verändern sich unsere Aufgaben und damit verlieren viele Verhaltenseigenschaften ihre Bedeutung. Ja mehr noch: Manchmal führen sie zu echten Ungerechtigkeiten im Alltag.

Wo zum Beispiel? Etwa bei der Frage: „Warum bekomme ich als Frau im Büro so wenig Gehör?“

Welche Antwort kannst du darauf geben? Dass es nicht daran liegt, dass die Frau nichts Kluges zu sagen hätte. Sondern daran, dass sie körpersprachliche Signale aussendet, die das Ziel haben, Konflikten aus dem Weg zu gehen. Viele Frauen vermeiden, andere mit ihrer Körpersprache zu übertrumpfen. Deswegen macht es auch keinen Sinn, ihnen zu sagen: „Haut ordentlich am Tisch!“ Das würde zu aggressiven Gegenreaktionen führen. Zielführender ist eine Technik, die ich „die Flagge“ nenne: In drei einfachen Schritten lernt das Publikum, ganz subtil die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – und damit mehr Gehör zu bekommen. Das Tolle ist, dass die Leute das direkt auf ihren Sitzen im Saal anwenden können.

Gelten deine Tipps eher für den Berufsalltag oder auch privat? Körpersprache gilt immer und überall. Wir brauchen