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FRAUEN IN FÜHRUNGSETAGEN

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EINSAME SPITZE: FRAUEN IN FÜHRUNGSETAGEN

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Industrie & Handel

In der weltweiten Krise strukturieren Konzerne ihre Führungsetagen um. Insbesondere in Schweden und Frankreich werden vielfältigere Teams aufgebaut. Stichwort: Chancengleichheit. Inwieweit werden auch hierzulande Unternehmensspitzen weiblich aufgestellt? Was sorgt für die Steigerung des Frauenanteils? Und welche Bekleidungsunternehmen stehen derzeit unter weiblicher Führung?

Text Franka Schmid

Bekanntes schafft Vertrauen, Vertrauen schafft langjährige Kundenbindung – was wiederum stabile Abverkäufe garantiert. Doch die Pandemie forderte im letzten Jahr ein Umdenken, hinterließ Chaos und warf Fragen auf. Strukturen wurden überdacht, Vorstände verkleinert, Führungsspitzen geändert. Ein Jahr des Wandels, das insbesondere in der Bekleidungsindustrie mehr Chancengleichheit erhoffen lässt. Laut des ‚AllBright-Berichts‘ der namensgebenden deutsch-schwedischen Stiftung, die sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft einsetzt, ist es nun höchste Zeit für einen Wandel, denn 101 von 160 börsennotierten Unternehmen verfügen über einen rein männlich besetzten Vorstand. Großunternehmen wie Zalando und Adidas haben keine einzige Frau im Vorstand und zählen damit zur Mehrheit und den zwei Dritteln der ‚Roten AllBright‘-Liste. Worin liegt das Ungleichgewicht begründet?

Trotz wirtschaftlicher Krise fällt der Schritt zur Veränderung schwer. Jahrelange stabile Verhältnisse erübrigten eine intensive Auseinandersetzung mit Diversitätsfragen und Spitzenwechseln. Der Veränderungsdruck war schlichtweg nicht groß genug. Nach der Pandemie steht alles auf dem Prüfstand. Darüber hinaus fungiert das Ehegattensplitting als Bremse für den Karriereweg. Im Laufe der Familienplanung verlangsamen sich weibliche Karrieren unter dem mittleren Management. Für Diskussionen sorgte im letzten Jahr ausgerechnet das Mutterschutzgesetz. Denn dieses besagt, dass Vorstandsmitglieder von ihrem Amt zurücktreten müssen, sobald sie sich eine längere Auszeit nach der Geburt nehmen möchten. Schwedische Unternehmen hingegen setzen sich mehr mit der Rolle des Mannes in der Elternzeit auseinander und ebnen Frauen stärker den Weg in Führungsetagen. Seit Ende 2019 leitet Linda Dauriz das schwedische Bekleidungsunternehmen Tiger of Sweden. Insbesondere Dauriz’ kundenzentrierter Ansatz durch ihre vorherige Position als Director Customer Experience & Corporate Development bei Hugo Boss ist bei der Leitung des Unternehmens sehr von Vorteil.

Dass in der internationalen Modebranche Unternehmensspitzen sehr wohl auch von Frauen besetzt werden, unterstreichen weitere Beispiele wie Michèle Huiban, CEO von Lanvin. Vor ihrer Beförderung zur Geschäftsführerin war Huiban als Finanzchefin tätig. Auch Isabelle Guichot hatte bereits viele Führungspositionen bekleidet, bevor sie 2017 zur französischen Marke Maje stieß. So war Guichot von 1999 bis 2005 CEO des französischen Schmuckhauses Van Cleef & Arpels. 2007 wechselte sie für knapp zehn Jahre als CEO zu Balenciaga. Als weiteres Beispiel ist Karis Durmer anzuführen. Nach Stationen als Investmentbankerin erlangte sie die CEO-Position für Altuzarra in New York. Heute ist Durmer als CEO für das niederländische Bekleidungsunternehmen Scotch & Soda tätig.

Beispiele, die Anlass zum Optimismus schaffen. Zwar ist auch in Deutschland eine Gleichstellung längst noch nicht erreicht, aber eine positive Wende auf dem Arbeitsmarkt ist zu beobachten. Einige der Protagonistinnen dieses Wandels stellen wir Ihnen auf der nachfolgenden Seite vor.

Industrie & Handel

Bekleidungsunternehmen mit weiblicher Spitze

TIGER OF SWEDEN: LINDA DAURIZ

Am 1. Dezember 2019 wurde Linda Dauriz zur Chief Executive Officer (CEO) bei Tiger of Sweden ernannt. In ihrer Funktion soll Dauriz gezielt die Digitalisierung der Marke vorantreiben und für mehr Relevanz bei europäischen Kunden sorgen. Zuvor war sie für Hugo Boss für die globale Strategie zuständig sowie bei McKinsey & Company als Partnerin tätig und beriet Bekleidungs- und Luxusunternehmen in Europa. Die Krise nutzt Dauriz bewusst, um zu hinterfragen, wie sich Tiger of Sweden zukünftig aufstellen wird.

GERRY WEBER: ANGELIKA SCHINDLEROBENHAUS

Seit August 2020 ist Angelika Schindler-Obenhaus Mitglied des Vorstands der Gerry Weber Gruppe und seit rund 40 Jahren ist sie in der Modebranche tätig. Im März dieses Jahres wurde SchindlerObenhaus CEO bei Gerry Weber und folgte auf Alexander Gedat. Optimistisch blickt die Unternehmenschefin in die Zukunft und will mit Gerry Weber an den früheren Erfolg anknüpfen, indem das Unternehmen wieder führend im Segment ‚Modern Classic Mainstream‘ wird.

SEIDENSTICKER: DR. SILVIA BENTZINGER

Nur wenige Wochen vor dem Ausbruch der Corona-Krise erlangte Dr. Silvia Bentzinger die CEO-Position bei der Traditionsmarke Seidensticker. Keine einfache Zeit für die neue Unternehmenschefin. Trotz der Umstände blickt Dr. Bentzinger optimistisch mit der Seidensticker Group nach vorn und treibt die Digitalisierung und Nachhaltigkeitsstrategie voran. Mit ‚Together Responsible‘ startet sie bei Seidensticker ein eigenes Label für Sustainability, das über das hinausgehen soll, was gängige Zertifikate derzeit in Sachen Herstellung und Material verlangen. OUTFITTERY: JULIA BÖSCH

Vor rund neun Jahren rief Julia Bösch die digitale Plattform Outfittery ins Leben. Die studierte Betriebswirtin wagte sich an das Geschäftsmodell ‚Curated Shopping für Männer‘. Und das mit großem Erfolg. Heute zählt Bösch, gemeinsam mit Co-Founder Anna Alex, zu den bekanntesten deutschen Onlineplattform-Gründerinnen. Wie das Unternehmen aus der Krise hervorgeht? Gestärkt und mit frischem Kapital des Hightech-Gründerfonds.

LUPACO: EVA CORSTEN

Ein bekannter Name im Kidswear-Segment: Mit Lupaco rief Gründerin und Geschäftsführerin Eva Corsten ihre eigene Marke ins Leben. Als einer der wenigen deutschen Aussteller konnte sich das Münchner Label auf der internationalen Kindermodemesse Pitti Bimbo behaupten und mit Big Playern des Segments wie Petit Bateau konkurrieren. Mit der Outdoor-Marke verwirklichte die dreifache Mutter und Gründerin einen lang gehegten Traum vom eigenen Unternehmen.

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