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Franche-Comté: Nah, aber kaum bekannt

Nicht viele kennen die Region Franche-Comté, bestehend aus den Departements Doubs, Jura und Haute-Saône. Ein Kurztrip bei den Nachbarn im Westen zeigt einige positive Überraschungen und eine Enttäuschung.

PETER HODEL

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Zwischen den Gipfeln der Vogesen und den Bergen des Jura erstreckt sich ein Flickenteppich aus Wäldern und Feldern, Seen und Flüssen. Franche-Comté (deutsch Freigrafschaft) war bis 2015 eine eigenständige Region und ist danach mit dem Burgund zu Bourgogne-FrancheComté gewachsen.

Wer das Ballungszentrum Basel-Mulhouse hinter sich gelassen hat, findet sich in einer von Landwirtschaft und kleinen Dörfern dominierten Gegend. Hier ticken die Uhren etwas anders. Im Restaurant des Golf Rougemontle-Château, wo ich mich auf einen Kaffee gefreut hatte, herrschte trotz anders lautender Beschilderung noch Totenstille. «Offen ab 9 Uhr – nach französischer Zeit», lachte Clubmanager Lionel. Er besorgte mir freundlicherweise ein starkes Gebräu aus dem Personalraum und schickte mich dann auf die Reise. Das Getränk, schwarz wie die Nacht und mit reichlich Zucker, hatte ich angesichts des recht hügeligen Terrains auch nötig. Der Platz liegt ungefähr zehn Kilometer Luftlinie von der Planche des Belles Filles entfernt, wo wenige Wochen später die 7. Etappe der Tour de France am Ende einer sieben Kilometer langen Rampe und brutalen Steigungen bis 24 Prozent enden wird. An den Ausläufern der Vogesen sind die Anstiege zwar etwas zahmer, trotzdem sind nicht wenige Flights mit Carts unterwegs.

GROSSER UMBAU

Der Parcours bietet viel Abwechslung mit Doglegs, kleinen Wasserhindernissen, geschickt angelegten Greens, aber auch einige blinde Schläge. Der Club hat sich ganz dem Projekt «Zukunft» verschrieben. Einige Bahnen werden komplett umgebaut. Das Ziel: Sicherheit und Spielfluss durch bessere Sichtbarkeit der Greens zu verbessern sowie die steilsten Anstiege zu entschärfen. Zudem wird auch das Bewässerungssystem auf den neusten Stand gebracht. Der ohnehin schon attraktive Platz mit einigen herausragenden Löchern wie Nummer zwei, ein langes Par 3 mit tief liegendem Green, dem vierten, einem kurzen, schönen Par 4, oder auch dem sechzehnten mit seinem von Bäumen eingerahmten Green wird nach Abschluss der Arbeiten sicher noch besser.

Sch Ne Aussicht

Die nächste Etappe führt nach Luxeuil-les-Bains. Der ursprünglich lateinische Name Luxovium verrät, dass die warmen Quellen bereits in der Römerzeit zur Entspannung genutzt wurden. Der Platz, ebenfalls bekannt als «Golf des Vosges du Sud», liegt wieder in hügeligem Terrain und beginnt mit einem kurzen 45-Grad-Dogleg, an dem ein Hybrid oder langes Eisen für den Abschlag reicht – es sei denn, man kürzt ab. Das Green, von zwei Bunkern geschützt, ist allerdings über die gut 230 Meter lange Tiger-Line nicht einfach zu treffen. Die nächsten drei Bahnen verlaufen parallel nebeneinander durch offenes Gelände, doch dann wird es richtig abwechslungsreich. Das fünfte Loch, ein tolles Par 4, wird links zuerst von einem Bach begrenzt, den es danach zu überqueren gilt. Die Fahne steht leicht erhöht, und der Blick zurück über das Gelände ist lohnenswert. Anschliessend ein Par 3, wo die Längenangabe von 150 Metern wenig bedeutet. Es geht mit Gegenwind aufwärts zu einem Plateaugreen, vor dem gleich vier Bunker lauern. Zwei Eisen mehr waren gerade ausreichend!

Abschlag Mit Aussicht

Nun folgt so ein Abschlag, wie ihn alle mögen: Es geht abwärts mit Aussicht auf einen langen Drive. Doch nach der Landezone muss ein weiterer Bach überquert werden, bevor es steil nach oben zur Fahne geht. Das folgende Par 5 verläuft in Gegenrichtung nach dem fast gleichen Schema. Ich war froh, als die beiden schönen, aber anstrengenden Bahnen hinter mir lagen.

Gleich nach der Wende muss der steile Hügel dann nochmals erklommen werden. Das knackige Par 5 mit 465 Metern Länge scheint sich weit über einen halben Kilometer zu erstrecken. Als Belohnung kommen aber anschliessend zwei sehr attraktive Löcher: ein kurzes, kniffliges Par 4 und ein Par 3, beide mit schön angelegten Greens. Luxeuil-Bellevue verdient seinen Namen nicht nur wegen den Panoramablicken. Ein Platz, der sicher einen zweiten Besuch wert ist.

Eine Entt Uschung Beim Ch Teau

Über Château Bournel hatte ich schon einiges gehört und gelesen; viele Besucher scheinen davon richtig begeistert zu sein. Zugegeben, die Schlossanlage inmitten eines riesigen Parks ist sehenswert, aber der Platz gehört nach dem ersten Besuch auf meine äusserst kurze «Blacklist». Die Bunker offenbar seit Tagen nicht mehr gerecht, viele Teeboxen holprig und mit zahllosen Divots übersät, die Abschlagkugeln oft völlig aus der Linie zeigend – und ein Greenkeeper war auf der ganzen Runde nicht zu sehen.

Das eigentliche Problem ist das Gelände. Ungefähr die Hälfte der Bahnen «hängen» teils stark nach links oder rechts. Selbst gut gezielte Schläge rollen nach der Landung unaufhaltsam quer über den Fairway und kommen im besten Fall an deren Rändern, im schlechtesten erst im Semirough oder gar unter überhängenden Bäumen zur Ruhe. Für Hobbygolfer ist das sicher kein Spass, und ich bezweifle, dass selbst versiertere Spieler den Ball irgendwie auf den Fairways halten können –vor allem, wenn diese noch dazu knochentrocken sind. Etwas versöhnlich sind ein paar wenige wirklich attraktive Löcher wie das zweite, ein Par 3, das sechzehnte, ein Par 4, an dem Longhitter versuchen können, das Green direkt anzugreifen, und einige grossartig gelegene Greens direkt vor den Schlossmauern.

AUF DEN MERKZETTEL!

Besançon, die am Doubs gelegene Hauptstadt der (ehemaligen) Region Franche-Comté, wird als grünste Stadt Frankreichs bezeichnet. Auf jeden Einwohner sollen hier über 200 Quadratmeter Grünfläche kommen. Von der hochgelegenen Zitadelle (ein UNESCO Weltkulturerbe) wird das ganze Ausmass der vielen Parkanlagen und anderen Grünzonen sichtbar.

Der Golfplatz ist von der alten Festung aus allerdings nicht zu sehen. Er befindet sich rund zehn Kilometer von der Stadt entfernt in einem 200 Hektar grossen Gelände. Da auf dem weiträumigen Gebiet fast alle Spielbahnen durch Waldzonen voneinander getrennt sind, hat man oft das Gefühl, allein auf dem Platz zu sein. Der Parcours ist nicht so anstrengend wie jene an den Tagen davor, dafür aber sehr variantenreich angelegt. Immer wieder warten neue Herausforderungen, und nicht selten geht es über kleine Kuppen, die halbblinde Schläge erfordern, oder durch enge Waldschneisen, in denen Präzision weit wichtiger ist als schiere Kraft und Länge. Obwohl fast alle Bahnen einen eigenen Charakter haben, gefielen mir die beiden kurzen Par 4, Nummer 3 und 15, besonders gut.

Eher ungewöhnlich, dass die Backnine fast 300 Meter länger sind, doch das spricht eigentlich für den Designer Michel Fern, der nicht versucht hat, zwei gleich lange Schleifen zu bauen. Wenn es eine Kleinigkeit anzumerken gäbe, dann, dass alle Par 3 etwa die gleiche Länge haben – etwas mehr Abwechslung wäre sicher gut angekommen. Trotzdem, der Golf de Besançon sollte auf jedem Merkzettel für eine Golfreise zwischen Jura und Vogesen stehen.

AUTOMOBIL- UND GOLFPIONIERE

Endstation der kleinen Tour durch die Franche-Comté ist Golf de Prunevelle. Jean-Pierre Peugeot, Sohn von Armand, der ab 1889 die ersten Kraftfahrzeuge herstellte, legte 1929 mit vier weiteren Golfenthusiasten den Grundstein zu diesem Club. Prunevelle ist recht kompakt und die Wege vom einen zum nächsten Loch sind meistens kurz. An einigen Stellen ist allerdings eine kleine Suchaktion nach dem richtigen Weg oder das Queren einer anderen Bahn nötig.

Auf den Frontnine gibt es mehrere Klasselöcher, darunter das zweite, ein Par 3 über 185 Meter – immerhin bergab –, sowie das siebte, ein kurzes Par 4 mit 300 Metern und einem vorne und hinten von zwei mächtigen Bunkern geschützten Green. Die kurzen Löcher sorgen in Prune- velle ohnehin für Freude und Herausforderung in einem. Die beiden Par 3 auf den Backnine sind ebenfalls sehr attraktiv – auch wenn ihnen das zweitletzte Loch, ein fast 500 Meter langes Par 5 mit einem hochgelegenen Plateaugreen, den Titel als «Signature Hole» streitig machen könnte. Ein letztes Highlight bescherte mir dann noch das Schlussloch. Am gut 300 Meter langen, bergab führenden engen Par 4 dominiert eine mächtige Baumgruppe die linke Seite des Greens. Mein kläglicher Versuch, ihr aus dem Weg zu gehen, endete prompt mit einem lauten Knall an einem der untersten Äste, von dem der Ball auf das Green sprang. Der Platz war übrigens tipptopp gepflegt, auch wenn die Wasserknappheit auf den Fairways und einigen Tees schon deutlich zu erkennen war. •

Kurztipps

Nebst den empfehlenswerten Golfanlagen gibt es viel zu sehen.

Einige Sehenswürdigkeiten als Kurztipps:

- Die Cascades des Tufs, einer der schönsten Wasserfälle Europas.

- Das Dorf Château-Chalon zählt zu den «Plus beaux villages de France»

- Die Quelle der Loue, wo Tausende Liter Wasser pro Sekunde aus einer Karsthöhle unter einer 150 Meter hohen Felswand hervorschiessen.

- Das Peugeot-Museum in Sochaux, in welchem nicht nur Automobile und Motorräder, sondern auch Kaffeemühlen, ebenfalls einmal ein Produkt der Marke mit dem Löwenkopf, zu sehen sind.

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