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Mehr Tücken Als Mücken
g esundheiT: r io 2016
Vor den Spielen wurde vor allem über die Gefahr durch die ZikaMücken gesprochen. Kerstin Warnke als Chefin des Medizin-Teams zieht eine positive Bilanz. Mückenstiche gab es ganz wenige, aber die Schweizer hatten in Rio mehr mit anderen Tücken zu kämpfen.
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Kerstin Warn K e
Am 23. August gegen Mittag landete der Sonderflug der Swiss am Zürcher Flughafen mit einem grossen Teil der Olympia-Delegation von Rio 2016. Athleten, Coaches, Physiotherapeuten, Offizielle von Swiss Olympic und Ärzte genossen einen erholsamen und reibungslosen Heimflug. Lediglich der Abflug in Rio war verspätet, weil eine Maschine, die den letzten Container ins Flugzeug laden sollte, kurzfristig den Dienst verweigert hatte. Viele mussten lachen, als der Kapitän diese Nachricht aus dem Cockpit in den Passagierraum weitergab. Die Szene war ein amüsantes Déja-vu vieler Erlebnisse im Olympischen Dorf. Auch an den Spielen galt: Es klappte vieles, wenn auch meist verspätet.
Typisch für die ersten Olympischen Spiele in Südamerika waren vor allem auch die Fröh- lichkeit, die Herzlichkeit und die Hilfsbereitschaft der Brasilianer. Auch wenn unsere Kleidung in der Wäscherei nach langem Warten nicht auffindbar war oder gar das Lieblingsstück verwaschen wurde – die Ehrlichkeit, mit der auf liebenswerte Weise erklärt wurde, wie unsagbar leid ihnen das täte und dass man die beste Reinigung in der Stadt beauftragen werde, war derart entwaffnend, dass selbst der genervteste westliche Zeitgenosse nicht «ausrasten» konnte. Mit diesem entwaffnenden Verhalten wurden doch so manche Lücken und Defizite im System aufgefangen, auch wenn sich zum Schluss eine gewisse Resignation einstellte.
Schon der Beginn war nicht unbedingt vielversprechend: Wasserlecks, nicht funktionierende
Duschen und Toiletten, Baudreck und Müll trafen wir bei unserer Ankunft im Olympischen Dorf an. Doch alles war parat und mehrheitlich sauber und wohnlich, als die ersten Schweizer Athleten im Olympischen Dorf einzogen.
Was War denn nun mit den m ücken?
Am 25. Juli war das Führungsteam von Swiss Olympic vollständig vor Ort. Die zehn Tage vor der Eröffnungsfeier waren mehrheitlich durch tropische Temperaturen, Sonnenschein und etwas Regen zwischendurch gekennzeichnet. Also die besten Voraussetzungen für die Vermehrung von Mücken. So war ich trotz Winter in Brasilien froh, dass wir unsere Kampagne zum Schutz vor Mückenstichen im Vorfeld ausgiebig lanciert hatten. Die Athleten wussten, wie sie sich zu ihrem Schutz und zugunsten ihrer Gesundheit zu verhalten hatten. Aber auch der Veranstalter hatte seine Aufgabe ernst genommen. Er stellte für jeden Teilnehmer ein Repellent zur Verfügung, welches vor Beginn der Spiele für jede Nation angeliefert wurde. Zusätzlich fuhr alle fünf Tage das «Zika-Auto» durch das Olympische Dorf und versprühte durch ein riesiges Rohr ein Insektizid. Das ganze Dorf war danach für Minuten wie vernebelt.
Keine Sorgen wegen Zika: Albane Valenzuela und Fabienne In-Albon in Rio.
Auch draussen bekamen wir so fast nie Mücken zu Gesicht. Anders in der Badminton-Halle und auf dem Gelände der Reiter in Deodoro. Hier beklagten sich viele Athleten und Coaches über die Mücken. Mit Unterstützung des internationalen Verbandes reagierte der Veranstalter umgehend, und so wurde auch die Halle regelmässig und wirkungsvoll «ausgeräuchert».
So haben wir alle Athleten und Coaches gesund
All diese Massnahmen beweisen, dass, richtig reagiert, auch tropische Krankheiten, die durch Mücken übertragen werden, wirkungsvoll verhindert werden können. «Dank» Zika verzeichneten wir keinen einzigen Dengue-Fieber-Fall während der Olympischen Spiele und können dies auch von unseren NachbarNationen im Olympischen Dorf wie Norwegen, Österreich, Kanada, Grossbritannien oder etwa Belgien, Holland, Brasilien und Schweden berichten.
Nicht so super aufgestellt waren die Brasilianer mit der Verpflegung, der Regulierung der Klimaanlagen in öffentlichen Räumen, der Sauberkeit und der Sicherheit. Erstere führten doch zu einer erheblichen Zahl von Magen-Darm-Infekten und Erkältungen in allen Delegationen. In den Athleten-Transportbussen wurde gehustet, geniest und geschnupft. Gut, dass jeder Athlet sein Händedesinfektionsmittel dabei hatte und bereits im Vorfeld auf das Motto «Handhygiene überall» hingewiesen wurde. Dennoch waren wir sehr froh um unsere medikamentösen Reserven, die wir aus der Schweiz importiert und leider vollständig aufgebraucht hatten.
So haben wir – das Medical Team – alle Athleten und Coaches gesund in die Schweiz zurückbegleiten können. Und der Erfolg lässt sich sehen: 7 Medaillen (3 Gold, 2 Silber und 2 Bronze), dazu 18 Diplome. Damit ist nahezu ein Viertel der Athleten an der Weltspitze mit dabei. Wer hätte das gedacht? Und nicht zu vergessen die vielen Schweizer Rekorde, die zusätzlich erreicht wurden.
u nd Golf?
Die Golfer hatten grosse Freude und rühmten das Turnier. Vor allem das Feld der Frauen war sehr prominent besetzt. Besonders erfreulich natürlich aus Schweizer Sicht: Albane Valenzuela konnte als Jüngste der ganzen Schweizer Delegation im Weltklasse-Feld ganz vorne mithalten. Erstmalig hatten sie und Fabienne In-Albon die Gelegenheit, sich etwa in der Physiotherapie oder im Olympischen Dorf mit Athleten aus anderen Sportarten wie Mountainbike, BMX oder Leichtathletik auszutauschen. Wo bieten sich solche Möglichkeiten ausser an den Olympischen Spielen?




