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Golf vom Allerfeinsten
Das Oberengadin mit seiner Metropole St. Moritz sind weltberühmt, auch wenn hier keine Matterhörner oder Eiger stehen – im südöstlichsten Zipfel der Schweiz auf rund 1800 Metern über Meer gelegen, sind es die Landschaft, der Sport, die gute Luft und das angenehme Leben, welche die Leute nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa seit weit über hundert Jahren fasziniert haben. Bereits in den ersten Jahren des Tourismus, welcher auch hier, zwischen Maloja und Zuoz, entstanden ist, gab es hier Golfplätze. Einige dieser Parcours sind längst wieder verschwunden, doch einer hat überlebt. Der 18-LochPlatz von Samedan ist 1893 eröffnet worden und gehört noch heute zu den schönsten Anlagen der Schweiz. Er ist so schön, so klassisch, so speziell, dass man ihn einfach kennen muss. Aber: er ist nicht der einzige Golfplatz im Oberengadin…

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Die Anreise ist beschwerlich, der Weg ist weit ins Hochtal des Inn südlich von Julier, Albula und Flüela. Irgendwo zwischen Veltlin, Bergell, Münstertal und Vorarlberg liegt es, das Engadin, das längst zu unserer besten Ferienregion geworden ist. Olympische Winterspiele haben zwei Mal hier stattgefunden, dazu mehrere Ski-Weltmeisterschaften und andere wichtige Events – vor allem in den Wintersportarten.
Aber es gibt auch den Sommer, und es gibt die Höhenlage: vor den Olympischen Spielen 1968 von Mexico City, das auf 2000 Metern über Meer liegt, wurde in Zusammenarbeit mit Magglingen das Höhentrainingszentrum St. Moritz gegründet, welches seither von Athleten aus zahlreichen Ländern frequentiert wird.
Sport spielt hier oben eine grosse Rolle, ist in der Gesellschaft solide verankert – auch aus kommerziellen Gründen selbstverständlich. Das gilt auch für das Golfspiel. Zu Beginn der Geschichte des Spiels im Engadin spielten die Briten, aber auch Adlige oder Gutbetuchte aus anderen Ländern die Rolle als Initianten; doch das änderte sich in den 30-er Jahren, weil da der Tourismus der alten Schule zum Erliegen kam. Was in den letzten 40 Jahren entwickelt hat, ist ein ganz anderer Tourismus. Skifahren, Wandern im Sommer, Segeln, später Windsurfen, Biken oder auch Inline Skating: das sind nicht Beschäftigungen des britischen Hochadels, sondern des Volkes – der Neuzeit-Tourismus ist ein Volkstourismus. Deshalb ist es ein Glück, dass die Einheimischen im Oberengadin selber schon früh Gefallen am Golfspiel fanden. Als Kuriosum gab es lange Zeit für einen Golfplatz zwei Clubs; doch die Mitglieder beider Clubs hatten von allem Anfang an auch zahlreiche Gäste auf «ihrem» Parcours, denn der Tourismus war und ist die wichtigste Einnahmenquelle im Oberengadin. Das Miteinander funktionierte immer zufriedenstellend, mit gewissen Friktionen manchmal, aber doch am Schluss getragen von allen; denn alle Bewohner, alle Golfclub-Mitglieder leben von diesem Tourismus. Eine Berglandwirtschaft auf 1800 Metern Höhe, das ist ganz einfach nicht möglich – die Kühe, die entlang der Aus- grenze des Golfplatzes von Samedan bimmeln, tun das nur während ein paar Wochen (und vielleicht auch aus touristischen Gründen...).
Grandioser Golfplatz für vier Monate
Auch die Golfsaison ist kurz, in dieser Höhenlage. Wenn der Schnee im Laufe des Monats Mai schwindet, können die Greenkeeper überhaupt erst mit den Saisonvorbereitungen beginnen. Mitte Juni etwa erreicht der Golfplatz von Samedan seine Hochform; je nach Wetter eine Woche früher oder später. Schon im Juli jedoch ist Hochsaison, die Ereignisse jagen sich, die Gäste kommen scharenweise und wollen Tee Times, Unterricht oder Bewirtung im Restaurant. Zahlreiche Turniere stehen auch Besuchern offen.
Natürlich haben auch die Mitglieder ungeduldig darauf gewartet, ihren traumhaft schönen Golfplatz endlich geniessen zu können. Allerdings geht die Saison Mitte Oktober bereits wieder ihrem Ende entgegen; die Tage werden kurz, die Temperaturen fal- len, und der erste Schnee ist nicht mehr weit.

Das Vergnügen ist ein kurzes, aber dafür ein enormes. Nirgendwo sonst in der Schweiz ist ein so ursprünglicher, so unverfälscht gebliebener Golfplatz in Betrieb wie in Samedan; keine Architekten, keine Präsidenten oder Captains haben sich bemüssigt gefühlt, den Platz an moderne Tendenzen anzupassen. Das Layout ist, wie es immer wahr; die Vegetation ist karg, das Rough aus dürrem Sumpfgras bleibt knöcheltief, und die Greens werden nach ein paar Wochen Pflege hart und präzis. Bäume gibt es auf diesem Golfplatz so wenige, dass jeder einzelne mit seinem eigenen Charakter auffällt. Manche stehen im Weg, andere lassen sich leicht umspielen – das Gesamtbild ist auch aus rein ästhetischer Sicht begeisternd. Natürlich: alles ist Geschmackssache. Aber es dürfte schwierig sein, sich auf diesem Golfplatz nicht wohl zu fühlen; schon nur deswegen, weil er einen guten Schlag nicht mit einem verdeckten Hindernis bestraft...
Men at Work: Golf-Reportagen aus dem Engadin müssen im Sommer gemacht werden. Daniel Schaltegger, Golf-Manager im Engadin, stellte der Redaktion von Golf Suisse einen Büroraum im brandneuen Werkhof zur Verfügung, in welchem wir eine Ad-hoc-Redaktion einrichteten. Das heisst konkret: Arbeiten an den mitgebrachten Mac's, Kommunikation per Internet und Mobile Phone, vergitterter Blick hinaus auf den Golfplatz... im Bild Grafiker Tom Page in einem seiner kreativsten Momente.
Golf in Samedan, das sind auch glasklare Luft, strahlende Farben, längere Abschläge, Malojawind, Pizzocheri,

Attraktive Events, offen für Gäste
Während der Golfsaison finden im Oberengadin drei sehr attraktive Turnierwochen statt, welche vor allem auch für auswärtige Besucher offen sind. In einer speziellen Broschüre informiert Golf Engadin über diese Events (Details dazu auch auf der Website des Clubs).
• 38. St. Moritzer Golf Cup Golf Week, 14. – 18. Juli
Während der Woche finden verschiedene Matchplayund Strokeplay-Turniere statt, eingebettet in Qualifikationen und begleitet von zahlreichen Abendanlässen. Die Turnierformeln sehen vor, auch den Ausgeschiedenen der ersten Runde Möglichkeiten zum Weiterspielen anzubieten.
• 31. Carlsberg International Seniors Golf Trophy, 18.
– 22. August
Die stets erlebnisreiche Golfwoche – für Senioren ab 55 und Seniorinnen ab 50 Jahren – ist Garant für sportliche Spannung mit zahlreichen Einzelturnieren, einer Wochen- sowie einer Teamwertung. Mit Freibier, Rhäzünser und abwechslungsreichen Side Events wird der gesellschaftliche Rahmen dieser Woche auf lockere und gemütliche Art gepflegt.

• 22. Internationale Herbst Golf-Woche, 1. – 6. September www.engadin-golf.ch

Nach einer Übungsrunde am ersten Tag sieht das Programm ein 36-Loch-Eclectic-Zählspiel vor, nachher ein Turnier um den Preis der Hotellerie Samedan, ein Fourball um den Piz Padella Preis und ein 18Loch-Turnier um den Preis der Gemeinde Samedan. Hauptsponsoren sind die Credit Suisse und die Gemeinde Samedan.
Salsiz und Veltliner. Lebensgenuss pur in einer der schönsten Gegenden der Schweiz. Sozusagen das Paradies im Paradies!
Engadin Special von Golf Suisse, realisiert von Urs Bretscher und Martin Schnöller.
Mitarbeit in der Projektrealisierung: Daniel Schaltegger.

Graphics: Tom Page.
Zahlen
2007 wurden in Samedan 16066 Runden gespielt; 5332 von Mitgliedern, 4443 von Gästen und 6291 in Turnieren.
Zuoz kam auf total 9947 Runden: 3065 von Mitgliedern, 4485 von Gästen und 2397 in Turnieren. Die beiden Anlagen waren 150 Tage geöffnet; an 45 Tagen wurde in Samedan «fully booked» erreicht.