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Stefan Zinnow „Waldhof war eine ganz entscheidende Zeit für mich“

(wy) Knapp 22 Jahre ist es her, dass Stefan Zinnows Fußballkarriere mit einem Schlag Fahrt aufnahm. Am 4.April 1999 wurde der gebürtige Weinheimer beim Bundesliga-Spiel der Frankfurter Eintracht gegen den VfL Bochum ins kalte Wasser geschmissen. „Das kann man wirklich so bezeichnen. Ich hatte absolut nicht damit gerechnet, dass ich reinkomme“, erinnert er sich. Frankfurts Stürmer Chen Yang hatte sich schon früh verletzt und musste bereits in der 6.Minute vom Feld. Obwohl Eintracht-Trainer Reinhold Fanz mit Jan Aage Fjörtoft einen routinierten Stürmer von Format auf der Bank hatte, wechselte er mit Zinnow einen erst 18-jährigen A-Jugend-Spieler ein. Dennoch endete der erste Arbeitstag auf der Bundesliga-Bühne für den damaligen Nachwuchsakteur mit der vorzeitigen Auswechslung. Ein- und später wieder ausgewechselt – es ist das, was im Fußball gemeinhin als Höchststrafe bezeichnet wird. Nicht aber im Fall Zinnows, bei dem nach sechzig Minuten intensivem Power-Fußballs einfach die Kräfte nachgelassen hatten. In der 66.Minute wurde er wieder vom Feld genommen, für ihn kam Fjörtoft, der später noch den Siegtreffer markierte (86.). Am Ende des Tages schien der unbekümmerte Techniker aber genau dort angekommen zu sein, wovon er schon viele Jahre zuvor geträumt hatte. Damals, als er in der F-Jugend bei der TSG Lützelsachsen mit dem Fußballspielen begann. „An die Zeit habe ich noch schöne Erinnerungen“, betont Zinnow. Als es in das Leistungsniveau ging, schloss er sich dem FV 09 Weinheim an, der kurze Ausflug zum SV Waldhof Mannheim im D-Jugend-Alter war ein widerrufenes Intermezzo. „In Weinheim genoss ich eine gute Ausbildung. Mein Vater hatte früher auch schon beim FV in der damals drittklassigen Oberliga gespielt.“ Bei den Nullneunern blieb Zinnow bis zur A-Jugend, dann holte ihn Roland Dickgießer erneut zum SV Waldhof Mannheim, ehe es ganz schnell zur Frankfurter Eintracht ging. Noch ein drittes Mal, im Juni 2001, schlug der fünffache U21-Nationalspieler seine Zelte bei den Blau-Schwarzen auf. Es war eine Zeit, die ihn für seine fußballerische Karriere endgültig prägte und ihm das Rüstzeug für das Haifischbecken Profifußball mit gab. „Das war eine ganz entscheidende Zeit als Fußballer. Ich konnte die ersten richtigen Erfahrungen im Herrenbereich machen. Mit Uwe Rapolder als Trainer hatte ich einen richtigen Fußball-Fachmann“, blickt der heute 40-Jährige zurück, vermisste beim damaligen Waldhof-Coach aber ein feineres Händchen im Umgang mit den Spielern. „Wir junge Spieler haben viel einstecken müssen. Erst als er weg ging, wurde ich Stammspieler und später zum Leistungsträger. Das war eine richtig schöne Zeit.“ Und wieder spielte der VfL Bochum Schicksal in Zinnows Karriere. Nachdem er gegen den Ruhrpott-Club für die Eintracht sein erstes Bundesliga-Spiel absolviert hatte, durfte er im Waldhof-Trikot seinen ersten Treffer ebenfalls gegen den VfL erzielen. Seine Etappe am Alsenweg endete allerdings nach zwei Jahren mit dem bitteren Abstieg und dem anschließenden Lizenz-Entzug, der den SVW in den Amateurfußball spülte. Für Zinnow öffneten sich zwei Optionen. „Ich hatte ein Angebot von Alemannia Aachen und vom VfB Lübeck. Mit Lübecks Trainer Dieter Hecking hatte ich gute Gespräche, er konnte junge Spieler weiter entwickeln, so dass es für mich die bessere Wahl war, um regelmäßig zu spielen“, begründet Zinnow seinen Wechsel in den hohen Norden und damit weit weg vom Elternhaus. „Ich war zum ersten Mal richtig weit entfernt von Zuhause. Das war schon sehr schwer und ich habe versucht, so oft wie möglich heimzufahren“, berichtet der heimatverbundene Bergsträßer von den enormen Fahrtstrapazen. Das bittere Ende, der erneute Abstieg, folgte nach nur einem Jahr auch mit den Hanseaten. War der Schritt nach Lübeck die falsche Entscheidung? Hat Zinnow gar zu wenig aus seiner vielversprechenden Karriere und seinen Möglichkeiten gemacht? „Das ist heute schwer zu beantworten. Alles in allem bin ich all meinen Stationen dankbar, dass ich so lange mein Hobby zum Beruf machen konnte. Klar fragt man sich, was gewesen wäre, wenn wir mit Waldhof nicht abgestiegen wären oder wenn ich mich bei der Abbiegung für Aachen anstatt Lübeck entschieden hätte“, überlegt Zinnow. Er überlegt, er hadert aber nicht – mit seiner Karriere ist er absolut im Reinen. Im Alter von 31 Jahren schaffte er den Absprung, andauernde Rückenbeschwerden zwangen ihn dazu, zurückzufahren. Er startete ein Duales Studium zum Diplomfinanzwirt und ist heute in der hessischen Finanzverwaltung tätig. Nach Wiederaufnahme des Spielbetriebs nach Corona wird er für den TSV Kassel in der hessischen Kreisoberliga als Trainer einsteigen. Das Duell seiner Ex-Vereine Waldhof und Lübeck verfolgt er mit großem Interesse. „Ich leide mit allen meiner früheren Clubs, mein Fokus und Herz liegt aber ganz klar beim Waldhof“, stellt Zinnow seine Prioritäten klar. Ferner hofft er, dass auch bald wieder Duelle des SVW mit dem VfL Bochum zustande kommen. „In die 2.Liga gehört Waldhof einfach“, macht Zinnow klar.

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Steckbrief: • Geburtsdatum: 18.Mai 1980 • Geburtsort: Weinheim • Vereine als Spieler: TSG Lützelsachsen,

FV 09 Weinheim, Eintracht Frankfurt, VfB Lübeck, SV Wegen, SV 07 Elversberg, Kickers Offenbach,

SV Sandhausen, Kickers Obertshausen • Vereine als Trainer: 1.FC Gelnhausen (Jugend),

TSV Kassel • Erstes Spiel für den SVW: 27.07.2001 beim 1.FC Saarbrücken (3:1) • Letztes Spiel für den SVW: 25.05.2003 beim

VfB Lübeck (1:3) • Einsätze: 43 Spiele/ 3 Tore

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