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WAS MACHT EIGENTLICH..?
Uwe Hartenberger Der deutsche England-Import mit den Phantomtoren
(wy) „Uwe, Uwe“, hallte es zu Beginn der Saison 1995/ 96 aus tausenden Kehlen durch das Carl-Benz-Stadion. Gemeint war Uwe Hartenberger, der im Laufe der Sommervorbereitung nachverpflichtet wurde und mit großen Sturmhoffnungen und mindestens ebenso großen Vorschusslorbeeren erwartet wurde. Im Spieler-Casting hatte er sich gegen die Kontrahenten Fabio Gomez und Sergej Vekhtev durchgesetzt. „Hartenberger hat mir von den dreien am meisten imponiert. Er ist ein rustikaler Typ, etwas eckig vielleicht, aber er bewegt sich mit seinen 1,83 Metern nicht schlecht. Er hat ein gutes Kopfballspiel und bringt aus England die nötige Härte mit. Hartenberger ist ein Brecher, der in der Spitze auch die ganze Wucht seines Körpers einzusetzen versteht – so ein Mann fehlt uns noch in unseren Reihen“, hatte der damalige Waldhof-Trainer Ulli Stielike gegenüber dem Mannheimer Morgen geäußert. Woher die Euphorie um ihn herum stammte, dass kann auch Hartenberger selbst sich gar nicht mehr so richtig erklären. „Ich weiß gar nicht mehr, dass das so extrem war. Ich hatte damals einen gewissen Spielstil, den ich aus England mitgebracht hatte und war ein Brechertyp“, vermutet der heute 53-Jährige rein physische Eigenschaften seines Auftretens als Urheber der Sympathien. Eine andere Erklärung rührt von einem Testspiel her. Im Verlauf der Vorbereitung traten die Blau-Schwarzen im Juli 1995 beim Bezirksligisten TSV Michelfeld an. Nur wenige Tage nach seiner Verpflichtung steuerte Hartenberger beim 11:0-Sieg drei Treffer bei. Doch nicht nur das. Der Stadionsprecher notierte den Stürmer – wohl in Folge von Überforderung aufgrund der schnellen Torfolge – noch weitere drei Mal auf der Schützenliste. Sechs Tore in einem Spiel, davon nur drei selbst erzielt – die Waldhof-Fans hatten ihren Spaß. „Diesen Sachverhalt kenne ich gar nicht mehr“, lacht Hartenberger über dieses Kuriosum. „Ich weiß noch, dass ich einige Testspiele mitgemacht und viele Tore geschossen hatte. Aber sechs Treffer in einem Spiel habe ich das letzte Mal in der Jugend erzielt.“ Auch die auf seiner England-Erfahrung beruhende Tatsache, dass Hartenberger einer war, der auch in vorderster Front reinging, wo es wehtun könnte, brachte ihm bei den Waldhof-Fans, deren Verständnis zu der damaligen Zeit noch sehr geprägt war davon, Fußballer arbeiten sehen zu wollen, viele Sympathiepunkte ein. Überhaupt, die Zeit beim FC Reading in der englischen zweiten Division möchte Hartenberger nicht missen. „Wir hatten damals das Sturmzentrum hochkarätig besetzt und obwohl ich nur Ergänzungsspieler war, war das eine unbezahlbare Erfahrung. Ich konnte ein anderes Land, eine andere Kultur und Sprache lernen.“ Die zwei Jahre beim SV Waldhof im Anschluss standen im Nachhinein betrachtet hingegen nicht unter einem guten Stern. In zwei Jahren bei den Blau-Schwarzen landeten nur acht Zweitliga-Einsätze auf seinem Konto, letztlich war es eine Zeit geprägt von Verletzungen und Blessuren. Bereits früh ereilte ihn ein Kreuzbandriss, es schlossen sich Folgeverletzungen an, durch die er nie richtig in Tritt fand. „Vielleicht hat man mich nach den Verletzungen etwas verfrüht wieder spielen lassen“, wurde Hartenberger im Abstiegskampf aber dennoch ins Feuer geschickt. Der Absturz in die damals drittklassige Regionalliga konnte nicht mehr vermieden werden, Hartenbergers Vertrag verlor dadurch seine Gültigkeit. Nach einem halben Jahr sportlicher Arbeitslosigkeit heuerte er im Winter 1997/ 98 beim FSV Zwickau, dem heutigen Waldhof-Gegner, an und erlebte hier eine weitere bereichernde Begegnung. „Charly Körbel war Trainer und ich lebte ein halbes Jahr lang Tür an Tür mit ihm im Hotel und durfte ihn als Mensch kennenlernen. Sportlich war für mich wichtig, wieder Spielpraxis zu bekommen“, erzählt der gebürtige Nordpfälzer. Doch auch bei den Westsachsen war der Abstieg unvermeidbar und Hartenberger zog weiter zum VfL Osnabrück. Hier traf er auf seinen Mitspieler Joe Enochs, den heutigen Trainer des FSV Zwickau. „Er war immer ein sehr bodenständiger, sachlicher Fußballarbeiter, der sich in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Dass er mal diese Trainerkarriere einschlägt, hätte ich ihm damals nie zugetraut, da er mir etwas introvertiert erschien“, erinnert sich Hartenberger, der zuletzt den SC Idar-Oberstein in der Verbandsliga trainiert hat. „Aber mit seinem Fußballsachverstand, seiner Einstellung und Fachkenntnis hat er sich das verdient.“ Seine Ex-Vereine hat Hartenberger heute noch immer im Auge. Das Duell des SVW mit dem FSV wird er gespannt verfolgen und hofft auf ein 3:1 für die Blau-Schwarzen. Sollten die Waldhof-Spieler dem folgen, dürften wieder ganz leise „Uwe, Uwe“-Sprechchöre zu hören sein.
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Steckbrief: • Geburtsdatum: 1.Februar 1968 • Geburtsort: Lauterecken • Vereine als Spieler: SV Edenkoben, Bayer 05 Uerdingen, FC Reading, FSV Zwickau, VfL Osnabrück, SV Eintracht Trier • Vereine als Trainer: TuS Argenthal, SV Alemannia Waldalgesheim, SC Idar-Oberstein • Erstes Spiel für den SVW: 05.08.1995 gegen den SC Fortuna Köln (2:0) • Letztes Spiel für den SVW: 01.06.1997 gegen den VfB Oldenburg (2:0) • Einsätze: 8 Spiele/ 1 Tor