ZĂŒrcher Bote Nr. 16

Page 1

Jetzt fĂŒr wirksame

Donnerstag, 17. April 2014 | Nr. 16 | 56. Jahrgang

AZA CH-8820 WĂ€denswil P.P. / Journal Post CH AG Retouren an: Stutz Druck, Postfach 465, 8820

diese Top-WerbeflĂ€che 3 fĂŒr 2 buchen:

print-ad kretz gmbh, 8708 MĂ€nnedorf Tel.: 044 924 20 70 mail: fredi.kretz@kretzgmbh.ch

WOCHENZEITUNG FÜR DEN MIT TELSTAND PUBLIK ATIONSORGAN DER SCHWEIZERISCHEN VOLKSPARTEI SVP DES K ANTONS ZÜRICH

Ostern 2014

Die drĂ€ngende AktualitĂ€t der Auferstehungsbotschaft Alle haben ja gesĂŒndigt und die Herrlichkeit Gottes verspielt. Gerecht gemacht werden sie ohne Verdienst aus seiner Gnade durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist. (Römer 3,23f) Dass Jesus fĂŒr unsere SĂŒnden gestorben sei, können viele Leute schon gar nicht mehr hören. Sie finden den SĂŒndenvorwurf beleidigend und den SĂŒhnetod Jesu absurd. Ihrer Meinung nach hat sich seit den biblischen Zeiten alles völlig verĂ€ndert, und schon damals sei der SĂŒndenvorwurf nichts anderes gewesen als ein Instrument, mit dem eine religiöse Elite die ahnungslose Unterschicht niedergehalten habe. Dass mit dem SĂŒndenbegriff Schindluder getrieben wurde, kann man nicht bestreiten. Es begann schon in der Bibel selber, als die Priesterkaste sich mit der SĂŒndenvergebung gesund stiess. Oder man denke an den Ablasshandel im Mittelalter, als die Kirche mit der Verhökerung von Gottes Vergebung umgerechnet Milliardensummen abzockte. Wer wĂŒrde heute fĂŒr einen Ablassbrief noch einen FĂŒnfliber bezahlen? Die Zeiten haben tatsĂ€chlich geĂ€ndert. Dennoch lassen sich in diesen verwirrenden und rasanten VerĂ€nderungen auch wichtige Konstanten finden. Die SĂŒnde wurde vor Urzeiten ein hartnĂ€ckiges Thema und blieb es. Man muss annehmen, dass sie die Menschen zutiefst beschĂ€ftigt. SĂŒnde ist das, was im Leben daneben geht. MissverstĂ€ndnisse und ZerwĂŒrfnisse, Fehlleistungen, Gemeinheiten und LĂŒgen stehen in jedem geschriebenen und ungeschriebenen Tagebuch. Jeder Mensch weiss das. Vielleicht verdrĂ€ngt er es, aber dann spĂŒrt er es zumindest. Daran Ă€ndern auch die tollsten Errungenschaften nichts. Selbst hochentwickelte Kulturen mit einem bewundernswerten Leistungskatalog können in primitivste Barbarei umschlagen. Dieses Risiko und das damit verbundene SchuldgefĂŒhl sitzt uns im Nacken. Deshalb sucht eine Epoche, die den biblischen SĂŒndenbegriff und die göttliche Vergebung von sich weist, zwangslĂ€ufig und zwanghaft nach anderen Lösungen und Erlösungen. Manche von ihnen sind viel irrationaler als der Glaube an das Evangelium. Ich denke an den Atomausstieg. Bis zum UnglĂŒck von Fukushima lag der Akzent aller ökologischen BemĂŒhungen auf der Reduktion der CO2-Emissionen. Nach dem Tsunami und der Reaktorkatastrophe in Fukushima liessen die UmweltschĂŒtzer dieses Traktandum fallen wie eine heisse Kartoffel und öffneten die Schleusen fĂŒr Öl- und Kohle-, ja sogar Braunkohlekraftwerke. Es ging zuvor offensichtlich nicht um die Luft oder das Klima. Es ging vielmehr darum, irgendwelche Leistungen zu erbringen als TheraInserat

pie fĂŒr ein tiefenpsychologisches Unbehagen. Man muss- Franken betreut, gefördert und therapiert. Wahrscheinte irgend etwas tun, um auf dem Moralkonto positive Ein- lich auch: umschwĂ€rmt. Denn was gibt es angenehmeres trĂ€ge zu erzielen. Das Resultat ist eine archaische Erbsen- fĂŒr Sozialarbeiter, Therapeuten und Helfer als einen lukzĂ€hlermoral, wie sie seit Jahrtausenden herumspukt. Ihr rativen Fall ohne nennenswerte Verantwortung? Antrieb ist die Angst. Sie hilft letztlich nicht weiter, desEs ist unbestritten, dass die SĂŒhne – von der Rache nicht halb kehrt das SĂŒndenbewusstsein stets wuchtig zurĂŒck. zu reden – als Strafzweck nicht ausreicht und dass die AnWeil das Ventil der göttlichen Vergebung fehlt, entsteht leitung des StrĂ€flings zu einem besseren Lebenswandel Überdruck und schliesslich grotesker Entlastungsaktivis- hinzu kommen muss. Der Strafvollzug soll durchaus erziemus. herische Aufgaben wahrnehmen. Es ist jedoch ein Gebot Auch die Justiz ist davon in Mitleidenschaft gezogen. Ei- der Gerechtigkeit und der minimalen Ethik, auch die Grenne christlich geprĂ€gte Justiz weiss, dass Gott auch dem zen dieser BemĂŒhungen zu sehen. Carlos hat vor drei Jahschlimmsten Verbrecher vergeben kann. Bei restlos nie- ren einem TĂŒrken, der mit seinem Sohn unterwegs war, mandem kann man ausschliessen, dass er – auf geheimnis- grundlos ein Messer in den RĂŒcken gestossen. Dass das vollen Wegen, ĂŒber die wir nicht zu spekulieren brauchen Opfer ĂŒberlebte, ist nur gerade ein glĂŒcklicher Zufall. Die– Zugang zum Reich Gottes bekommt. Deshalb haben die ses Ereignis spielt in der Carlos-Debatte lĂ€ngst keine Rolle Gerichte und der Strafvollzug jedem Angeklagten und je- mehr. Dass selbst das Bundesgericht verfĂŒgte, das teuere dem HĂ€ftling Respekt entgegenzubringen. Die Dialektik Sondersetting sei weiterzufĂŒhren, sagt einiges ĂŒber den zwischen Respekt und Bestrafung ist anspruchsvoll. Um Zustand unserer Justiz. Ihr Blick ist getrĂŒbt, sodass sie nicht die weltliche Ordnung zu sichern und dem Recht Nachach- mehr imstande ist, die göttliche Perspektive der Wiedertung zu verschaffen, sind die Zumutungen der Verurtei- herstellung aller Dinge von den Staatsaufgaben zu unterlung und des Strafvollzugs notwendig. scheiden. Die Perspektive des Reiches Gottes erfordert jedoch eiKein Wunder, wird auf der anderen Seite der Ruf nach nen Vorbehalt: Wir mĂŒssen daran denken, dass vor Gott strengeren Strafen immer lauter. Die seinerzeit angenomdie Unterschiede zwischen einem hochangesehenen Rich- mene Verwahrungsinitiative ist ein Beispiel dafĂŒr. Auch ter und einem zutiefst verachteten Verbrecher nicht so die Aufhebung von VerjĂ€hrungsfristen tĂ€uscht vor, dass fundamental sind wie hienieden – ja dass sie vor Gott wo- sich jede Ungerechtigkeit bereits hier und jetzt beseitigen möglich restlos dahinfallen. Nicht zufĂ€llig gehört die Be- liesse. Prozesse ĂŒber weit zurĂŒckliegende Delikte stellen freiung der Gefangenen – sowohl der unschuldigen als jedoch die Gerichte vor unlösbare Aufgaben. Unter solauch der schuldigen – zu den Visionen des Propheten: chen AnsprĂŒchen geraten das Strafrecht und der Vollzug «Denn der HERR hat mich gesalbt, um den Elenden frohe aus den Fugen − und damit der Rechtsstaat. Die Korrektur Botschaft zu bringen, er hat mich gesandt, um die zu hei- steckt in der Osterbotschaft: Gerecht werden wir durch len, die gebrochenen Herzens sind, um Freilassung auszu- die Erlösung, die Gott uns verheisst. rufen fĂŒr die Gefangenen und Befreiung fĂŒr die GefesselDas gilt fĂŒr Verbrecher ebenso wie fĂŒr ihre AnklĂ€ger ten, um ein Jahr des Wohlwollens des HERRN auszurufen und Richter. Nur von hier aus ist ihre WĂŒrde geschĂŒtzt. und einen Tag der Rache unseres Gottes, um alle Trauern- Und von hier aus ist zugleich die Gerechtigkeit der Menden zu trösten.» (Jesaja 61,1f). schen mit gutem Leumund relativiert. Die Vergebung der SchlĂ€gt eine Kultur die göttliche Vergebung aus, so Schuld und die Herstellung der letztgĂŒltigen Gerechtigspielt ihr die Hoffnung aufs Jenseits, die jedem Menschen keit ist ein göttliches Projekt. Es manifestiert sich in Jesus irgendwie innewohnt, einen ĂŒblen Streich: Ihre Justiz ge- Christus. Wird es als Behördenaufgabe missverstanden, so rĂ€t unter Druck, die Vergebung eigenmĂ€chtig ins Werk zu setzt es das Gemeinwesen unlösbaren Konflikten und Zersetzen. Ein junger Mann mit dem Decknamen Carlos ist reissproben aus. dafĂŒr ein besonders leidiges Beispiel. Carlos wurde ĂŒber lĂ€ngere Zeit mit einem Sondersetting fĂŒr monatlich 30 000 Peter Ruch, Pfarrer, KĂŒssnacht am Rigi


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
ZĂŒrcher Bote Nr. 16 by SVP des Kantons ZĂŒrich - Issuu