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20 Jahre Medienmanagement Alumni Success Stories

Der Studiengang „Medienmanagement“ feiert seinen 20. Geburtstag. Solch runde Zahlen bieten stets Anlass dafür innezuhalten und zurück und nach vorne zu blicken. Rund 1.650 Absolvent*innen gingen mit erfolgreichem Abschluss aus dem Diplom-, Bachelor- und Masterstudium hervor. Der wandelbaren Medienbranche geschuldet, wurden acht (!) Änderungen des Curriculums vorgenommen, in denen rund 30 Dozent*innen und rund 100 Lektor*innen aus Wissenschaft und Praxis ihr Wissen weitergaben. Abseits der - wenngleich bemerkenswerten, so doch auch nüchternen - Zahlen, ist ein Studium mehr als Titel und Fakten. Wer könnte besser über diese „Lehrjahre“, die Learnings, die Highlights wie die zähen und schwierigen Momente im späteren Beruf sprechen als jene, die Medienmanagement studiert und mittlerweile in der Medienbranche Fuß fassen konnten. Lesen Sie im Folgenden Streiflichter jener Interviews, die im Rahmen der Lehrveranstaltung „Markt- und Mediaforschung I“ entstanden sind und bei denen mutige Studierende im 2. Semester bei erfolgreichen Alumni und heutigen Branchengrößen nachgefragt und auch nachgehakt haben. Wer es genau wissen möchte: Die Langversion finden Sie auf medienmachen.at oder via QR Code Scan.

Theo Kämmerer und Florian Geberth sprachen mit Roland Hochegger, Leiter Finanzen & Personal im ORF-Konzern, über den Wert journalistischer Arbeit bei fortschreitender Digitalisierung, über die Bedeutung von O-Tönen im Rundfunk sowie über kreative Bewerbungsstrategien.

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...Sie haben mir da gerade einen Elfer aufgelegt, den ich jetzt verwandeln muss. Sie sind ja nicht nur Prokurist bei der ORF Marketing & Creation GmbH & Co KG (OMC), sondern auch in der Personaladministration von „Ö1“, „Ö3“, „FM4“ und beim ORF Radio-Symphonieorchester. Von vielen Parteien ist die Zahl an Mitarbeiter*innen und Dienstnehmer*innen, die der ORF hat in den letzten Jahren arg unter Beschuss geraten. Ist das eine Challenge für Sie? Ja, es gab vom Stiftungsrat in den letzten Jahren klare Vorgaben. Der Stiftungsrat ist das Aufsichtsgremium des ORF, das bei börsennotierten Unternehmen der Aufsichtsrat ist. Der Auftrag war, die Valorisierung, die der ORF für die Gebührenentgelte beantragen kann und die in der Regel vom Stiftungsrat genehmigt wird, deutlich geringer ausfallen zu lassen. Intention war, dass die Gebühren für die österreichischen Konsument*innen niedriger werden oder zumindest nicht entsprechend erhöht werden müssen. Da muss man auch dazusagen, dass etwa in Wien und Niederösterreich nur ein Drittel dieser Gebühren dem ORF zugutekommt und immerhin ein Drittel als Einnahmen für die Bundesländer oder für die Stadt Wien einbehalten werden. Das heißt zwar ORF-Gebühr, ist es aber eben nur zum Teil.

Der Stiftungsrat hat also im Sinne des österreichischen Publikums verfügt, der ORF solle mit weniger Geld auskommen. Das ist legitim, genauso wie man das bei anderen öffentlichen oder privaten Unternehmen auch gemacht hat. Es ist eine riesengroße Herausforderung, denn die ORF-Geschäftsführung hat sich entschieden, das Leistungs-Portfolio nicht einzuschränken. Es geht also darum, mit 15 bis 20 Prozent weniger Personal dieselbe Leistung zu erbringen. Zusätzlich hat man mit „ORF III“ noch einen weiteren Fernsehsender aus der Taufe gehoben, der in seiner Nische unglaublich erfolgreich ist und ein Vielfaches etwa der Einschaltquoten von „3sat“ hat. Parallel dazu sind wir jetzt in der Entwicklung des ORF-Players, neben der TVthek. Die TVthek ist ja auch etwas, das selbstständig sehr, sehr gut angenommen wird. Die vielen Apps, die die On Demand-Dienste anbieten, sind dabei noch gar nicht angesprochen. Das bedeutet also mehr Leistung und weniger Personal. Das heißt natürlich, in vielen Strukturen wesentlich effizienter zu werden, weniger Zeit zu haben für Produktionen und auch natürlich die modernen Mittel der Digitalisierung zu nutzen.

Roland Hochegger, Leiter Finanzen & Personal im ORF Konzern

Copyright: ORF Thomas Ramstorfer

Melissa Brunbauer und Magdalena Kanev sprachen mit Melanie Spanl, Producerin bei Disney, über den Alltag in einer Firma, die nicht nur in Kinderaugen Strahlen zaubert, über das Erzählen von Geschichten im Bewegtbild- und im Audiosektor und nicht zuletzt über richtige Vorstellungsstrategien vor allem für Frauen.

...Was ist es bei „Disney“, das dich jetzt doch schon relativ lange dort hält? Vor allem die Kolleg*innen und das Umfeld. Es ist natürlich eine attraktive Marke, das kann man nicht verschweigen. Jeder, der „Disney“ sagt, hat Strahlen in den Augen und das ist einfach toll. Da arbeiten die besten Storyteller unserer Zeit und es ist generell eine tolle Firma - von den Kolleg*innen bis zu den Chef*innen. Ich glaube, das Spannendste an meinem Job ist, dass sich alle paar Jahre etwas grundlegend ändert. Ein Jahr machen wir Programm für Sechs- bis Neunjährige, im nächsten Jahr für Teenager. Als der „Disney Channel“ vom Pay-TV ins Free-TV kam, haben wir plötzlich für die Primetime produziert. Das war auch ganz neu. Und jetzt ist „Disney+“ dazugekommen und wir machen plötzlich Formate fürs Streaming.

Melanie Spanl, Producerin bei Disney

Copyright: Sophie Wanninger So ändert sich alle paar Jahre etwas und es bleibt immer spannend. Das mag ich so an meinem Job.

Wenn du jetzt deiner Arbeit nachgehst, gibt es da Punkte, wo du denkst: „Ach, das kenne ich von der Fachhochschule!“ Ich glaube, was ich bis heute noch brauche, sind Präsentationen ohne Ende. Das werdet ihr nie loswerden, könnt euch darauf freuen. Ich glaube, ich habe viel Erfahrung mitgenommen über die Zusammenarbeit in Gruppen, wie man sich auch mit Leuten, die man gar nicht so gut kennt, zusammenrauft und trotzdem was Cooles dabei rausbringt.

Würdest du sagen, dass dich auch die Fachhochschule irgendwie für diesen Bereich vorbereitet hat oder war das einfach deine Richtung und du bist sie trotzdem gegangen? Ich glaube, die Fachhochschule gibt einem das Werkzeug in die Hand. Damit kommt man an Stellen, wo man beweisen kann, dass man etwas kann oder ist. Man bekommt durch die FH die Qualifikation, damit man sich an solchen Stellen bewerben kann und man lernt so, wie man sich präsentiert.

Peter Hofbauer, verantwortlich für die Gesamtleitung Online der „Niederösterreichischen Nachrichten“ und der „Burgenländischen Volkszeitung“, sprach mit Jannik Fürst und Julian Landl über seine Studienzeit als unbequemer Student mit Hauptfach „SUMO“ und Nebenfach Medienmanagement, über richtiges Zeitmanagement und richtige Prioritätensetzung.

Peter Hofbauer, Gesamtleitung Online der NÖN und bvz

Copyright: Peter Hofbauer

...Man sagt ja oft: Wer das Hobby zum Beruf macht, der muss nie wieder arbeiten gehen. Trifft das auf Sie zu? Wollten Sie schon immer in die Medienbranche? Das trifft auf mich so nicht zu. Da gibt es sicher andere Optionen. Momentan ist leider kein Formel1-Cockpit mehr frei und abgesehen davon wäre ich jetzt schon zu alt dafür. Spaß bei Seite. Natürlich war die Medienbranche von Beginn an sehr interessant für mich. Als ich 2006 zu studieren begonnen habe, war für mich damals nicht einschätzbar, welche Bedeutung und welche Durchdringung des Alltags durch die Medien in den Jahren danach noch folgen werden. Um das zeitlich einzuordnen: Ich habe zu studieren begonnen als es noch kein I-Phone gegeben hat (lacht). Als ich im Masterstudium war, sind IPads auf den Markt gekommen. „Facebook“ war bei uns noch nicht etabliert, von „Twitter“, „WhatsApp“, „Instagram“ & Co. gar nicht zu sprechen. Ausgehend davon könnte ich mir vorstellen, dass die Generation, die jetzt im Studieneinstieg ist und sicher viel mit Social Media zu tun hat, ihren künftigen Job mitunter als Hobby bezeichnet.

Gibt es jetzt irgendetwas, das Sie jetzt im Nachhinein betrachtet vielleicht anders machen würden? Beziehungsweise, welchen Tipp würden Sie sich von Ihrem früheren Ich zur Studienzeit geben?

(…) Es macht durchaus Sinn diese Rolle, die man als Medienmanager hat, auch für sich zu reflektieren. Du bist nicht Journalist, bist in der Regel aber auch kein Controller – dieses Rollenverständnis als Schnittstellenmanager und als Projektmanager vor allem, das war mir nicht bewusst. Mit dieser Frage konfrontiere ich auch immer die Studierenden im Praxislabor: Was könnt ihr eigentlich nach dem Medienmanagement-Studium? Und dann kommt ganz oft: „Wir wissen über alle unterschiedlichen Medienarten Bescheid.“ „Ja, aber was könnt ihr? Um ein Beispiel zu nennen: Ein Arzt weiß hoffentlich auch um die Anatomie des Menschen und er kann halt dann zum Beispiel operieren. Und was können wir denn als Medienmanager*in?“ Diese Frage zu reflektieren und dann draufzukommen: Hey, wir sind eigentlich Kunsthandwerker für die Medienbranche. Wir schauen, dass die Medien Produkte weitergestalten, neue Produkte auf den Markt bringen. Wir sind nicht die Schreiberlinge, weil wir nicht perfekt schreiben können, wir sind nicht die Programmierer*innen, weil wir nicht die Techniker*innen sind. Aber wir sind die, die in Form eines Konzepts den Grundstein für jedes Projekt künftig legen.

Mario Lenz, Geschäftsleiter Aktuelle Produktionen und verantwortlich für die Sportrechte der Sendergruppe ProSiebenSAT1PULS4, diskutierte mit Linus Duschl und Paul Frühwirt über die Bedeutung von Fußball in seinem beruflichen wie privaten Leben, die Vorteile eines Studiums im Pionierjahrgang und die Dynamik des Bewegtbildmarktes.

...Kommen wir jetzt mit einem kurzen Gedankenexperiment, nämlich zur Veränderung der Medienbranche: Wenn wir die Welt um 20 Jahre zurückdrehen, wie erinnerst du dich an die damalige Medienlandschaft im Vergleich zu heute? In welchen Tätigkeitsfeldern erkennst du die stärksten Veränderungen? Es ist allein schon eine Riesenveränderung, seitdem ich bei „ProSiebenSat.1PULS4“ angefangen habe. Allein schon, wenn man die Konkurrenz betrachtet. Das waren damals ganz klar andere Fernsehunternehmen und da im Wesentlichen der ORF und ATV; plus natürlich – und das war schon immer die Konkurrenz auch vom Fernsehen – andere Freizeitangebote. Denn die Leute müssen ja nicht vor dem Fernseher sitzen, sie könnten ja auch zur selben Zeit im Gastgarten sitzen. Man rittert ja um die Zeit der Menschen.

Damals waren es wie gesagt der ORF, ATV und wir. ATV gehört mittlerweile zu uns, „Servus TV“ ist aufgekommen und viel Geld haben sie schon immer hineingeworfen, aber jetzt haben sie auch die Strategie dahingehend geändert, dass sie das Geld in Sportrechte investieren. Das hat auch nochmals alles verändert. Aber der Grund für die beiden größten Unterschiede ist die technische Entwicklung, dass es auch leichter geworden ist Bewegtbild in die Masse zu tragen. Das hat zur Folge, dass jetzt sehr viele Medienunternehmen, die eigentlich gar nicht aus dem Bewegtbild kommen, insbesondere Zeitungen bzw. Printverlage, Bewegtbild machen.

Auf der einen Seite gibt es natürlich „YouTube“, die zwar noch immer behaupten, sie sind kein Medienunternehmen, aber natürlich sind sie ein Medienunternehmen und sie leben auch gut davon; das ist mit dem UserGenerated-Content noch einmal eine ganz andere Sache. Und dann gibt es diese Over-the-top-Plattformen wie „Amazon Prime“, „Netflix“ und Co, die mit sehr viel Investment weltweit die-

Mario Lenz, Geschäftsleiter Aktuelle Produktion bei ProSiebenSat1Puls4

Copyright: P7S1P4_M.Koenig ses ganze Rad am Laufen halten und auch am Laufen halten müssen. Wenn sie irgendwann einmal sagen, sie gehen vom Investment-Gaspedal runter, dann implodiert das ganze Kartenhaus.

Lisa Hotwagner, Morgenmoderatorin beim „Ö3 Wecker“, sprach mit Christoph Toifl und Bernhard Gribitz über die Bedeutung von Musik in ihrem Leben und über die vielfachen Herausforderungen an den Job einer Radiomoderatorin.

...Du hast gesagt, du hast in der Nacht angefangen. Kann man sagen, wenn man in der Nacht moderiert, sind jetzt nicht so viele Zuhörer*innen, und man ist ein bisschen „freier“, unter Anführungszeichen? Sicher, auch. Du wirst sowohl von dem Publikum als auch von den Chefs und Chefinnen nicht so beobachtet. Du stehst auch nicht so im Fokus wie z.B. im „Wecker“. Da haben wir tatsächlich tägliches Feedback. In der Nacht hast du das nicht. Deswegen ist es ja so ein bisschen, unter Anführungszeichen, eine „Übungsplattform“. Es ist zwar sehr hart, dort zu beginnen, aber es ist nicht so schlimm, wenn du dich einmal vertust oder wenn mal was schief geht – gerade, wenn du anfängst und eh überfordert bist. Du stehst da vor diesem riesengroßen Mischpult und da gibt es so viele Elemente, die du

Lisa Hotwagner, Moderatorin bei Ö3

Copyright: Philipp Lipiarski

drücken kannst, unterschiedliche Begriffe, die du verwendest – alles sehr neu. Du bist dann von dieser ganzen Technik und den Möglichkeiten überrollt und das, was du sagst, ist oft das letzte, worüber du nachdenkst. Wie beim Autofahren. Du lernst erst einmal Gas zu geben und die Kupplung zu bedienen. Deswegen war es gut in der Nacht zu beginnen, du probierst dich einfach aus. Und du hast Airchecks. Das sind sozusagen Feedbacktermine, wo du dir entweder mit dem Chef oder expliziten Airchecker*innen die ganze Sendung durchhörst, sowie alle Einstiege, die du machst. Das wird dann ganz genau analysiert – was du gesagt hast, wie du es gesagt hast, wann du es gesagt hast – oder das Timing verbessert, Feedback und Input gegeben.

Das Feedback kann man dann sehr leicht einarbeiten oder ist es sehr schwer, wenn man sich selbst umstellt? Teils, teils. Du darfst nicht vergessen, gerade beim Moderieren gibst du sehr viel von dir her. Es ist alles was du sagst sehr persönlich, wie du es formulierst, welche Wörter du verwendest, was du erzählst, und jede Kritik ist ein bisschen Kritik an dir selbst. Und das hast du in manchen anderen Bereichen, etwa wenn es ums Technische geht, nicht. Deswegen ist es am Anfang auch ein bisschen ein Aussiebverfahren. Katharina Tauber und Viktoria Ecker im Interview mit Elisabeth Sonnleitner, Teamleiterin für Content Marketing und Publishing beim ÖGB Verlag über die Faszination für Journalismus und die Verpflichtung die Rahmenbedingungen dafür zu sichern, über die Freude der Wissensaneignung sowie Mut zu Pausen und Innehalten.

...Wie kamst du dann darauf Medienmanagement zu studieren? Ich hatte mit 16 so einen Drang alles zu wissen, was es auf der Welt nur geben kann. Ich habe gemerkt, dass es so viele spannende Themen gibt wie z. B. Feminismus und politische Bildung. Dann habe ich mir gedacht: „Wie cool es wäre bei einem Medienunternehmen zu arbeiten, wo ich dafür bezahlt werde, dass du ich mich mit Dingen gut auskenne?“ Ich war von der journalistischen Seite getriggert, weil ich während der Schule schon bei der „NÖN“ im Lektorat in meiner Heimatstadt nebenbei gearbeitet hatte. Ich fand diese NewsroomDynamik immer cool. Im Rahmen des Bachelorstudiums bin ich darauf gekommen, dass der journalistische Alltag mit meinen privaten Bedürfnissen und Zielen nicht so gut zusammenpasst. Aber ich habe immer gewusst, dass ich im Medienumfeld tätig sein will, weil es für mich einfach unglaublich wichtig ist, dass wir unabhängige Medien haben und das bedeutet auch sehr stark finanzielle Unabhängigkeit. In meinem letzten Job etwa hat alles, was wir gemacht haben, dazu beigetragen, unabhängigen Journalismus zu finanzieren z. B. durch die Konzeption neuer Werbeprodukte. Heute verbessere ich durch unsere Medienprodukte die Arbeitsbedingungen von Menschen in Österreich und stärke ihre Rechte. Die richtige Kombination für mich ist in der Branche zu arbeiten, in der ich arbeiten will, und dass die Arbeit auch mit meinen Erwartungen an ein gutes Leben zusammenpasst.

Elisabeth Sonnleitner, Teamleiterin für Content Marketing und Publishing bei ÖGB Verlag

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Bernhard Sonntag, Vorstandsreferent der „Austria Presse Agentur“ (APA), diskutierte mit Antonella Bacher und Lisa Schinagl über falsche Erwartungen ans Studium, die Tücken des Perfektionismus und seinen zentralen inneren Motor, immer etwas dazulernen zu wollen.

...Sie haben es schon angedeutet, aber welche verschiedenen Tätigkeitsfelder hatten Sie schon inne im Job? Am Beginn war das Praktikum im Marketing der APA, da habe ich ein Marketingkonzept ausgearbeitet. Das war eher theoriegeleitet, da war die FH ein guter Hintergrund, weil man da noch die ganze Literatur präsent hatte. Dann habe ich in der internationalen Firma „MINDS International“ zuerst als Researcher gearbeitet und auch von der FH profitiert. Ich habe mir Trends im Mediensektor auf internationaler Ebene angesehen, habe Reports dazu geschrieben und versucht, diese Trends wie Citizen Journalism oder – wie es damals auf Englisch hieß – Hyperlocal Content in Hinblick auf die Nachrichtenagenturen zu analysieren. Das Netzwerk für das ich tätig war, war ein globales Netzwerk für Nachrichten. Man kann sich das vorstellen wie den „Verband Österreichischer Zeitungen“ (VÖZ), nur eben auf globaler Ebene für Nachrichtenagenturen. Nach dem Studium bin ich Vollzeit eingestiegen in die Firma und habe den Research-Bereich übernommen und eben das mit ein paar Mitarbeiter*innen weitergeführt. Wir haben monatlich Newsletter zusammengestellt mit den relevantesten Themen für die Entscheidungsträger*innen in den Nachrichtenagenturen. Dazu kamen einzelne Projekte, größtenteils Vernetzungsarbeit zwischen Abteilungen innerhalb der Nachrichtenagenturen. Innerhalb der Nachrichtenagenturen gibt es ja nicht nur Redakteur*innen, sondern auch zum Beispiel eine Plattform, von der Presseaussendungen verschickt werden, es gibt Pressespiegel, Grafikabteilungen usw., und wir haben die jeweiligen Fachabteilungen vernetzt. Zum Beispiel die Infografiker*innen aus Japan, Australien und Österreich, um zu schauen, was jetzt gerade technisch aktuell ist und was man voneinander lernen kann. Das waren Projekte, die sehr spannend waren für mich. (…)

Laura Hermann, Coach bei „sinnvollFühren“ sprach mit Anna Horn und Julia Spiegl über ihre Begeisterungsfähigkeit, die sie immer wieder in neue Berufe führte, und warum das Medienmanagement-Studium an der FH dafür eine gute Basis schuf.

...War Ihr Pflichtpraktikum dann auch im Radio oder wo sind Sie in die Branche eingestiegen? Ich habe immer das Gegenteil von dem gemacht, was irgendjemand von mir geglaubt hat. Ich komme aus einer Pädagog*innenfamilie und der Wunsch meiner Eltern war, dass ich Lehrerin werde. Natürlich wollte ich das nicht machen, weil es ja von mir erwartet worden ist. Genauso war es beim Praktikum. Jede/r hat gefragt: „Na Laura, zu welchem Radiosender gehst du denn jetzt?“ Ich habe mir gedacht: Nein, Radio habe ich vier Jahre lang gemacht. Was kann mir ein Radiosender noch beibringen? Wahrscheinlich gibt es professionelleres Equipment und besseren Schnitt. Aber

Bernhard Sonntag, Vorstandsreferent APA

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Laura Hermann, Coach bei sinnvollFÜHREN

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ich mache jetzt mal etwas anderes. Nach einem Radiointerview mit einem deutschen Schauspieler über dessen neuen Film bin ich zur Kinopremiere eingeladen worden. Dort hatte eine Agentur einen Stand, bei der ich dann das Praktikum gemacht habe. Es war eine Agentur, die sich mit Productplacement beschäftigt und das fand ich total spannend. Nachdem ich mit Film vorher gar keine Berührungspunkte gehabt

habe, dachte ich mir: Warum eigentlich nicht? Ich habe mich beworben und die Praktikumstelle bekommen. wir dann weiterentwickeln und dann wurde es mehr in diese Richtung. Heute ist mein Geschäftsalltag so, dass ich geregelte Arbeitszeiten habe oder zumindest versuche, dass ich die einhalte. Das mache ich für mich persönlich, damit ich psychisch nicht durchdrehe. Das war am Anfang etwas anderes, weil es eben noch eher ein Hobby war. Da gehst du rein und sagst: „Ja, am Wochenende kein Problem.“ Das merke ich jetzt schon, dass ich wirklich sage: „Ich arbeite eigentlich Montag bis Freitag.“ Wenn heute etwas passiert, etwa Pläne, die abgegeben werden müssen, dann muss man einschieben. Aber sonst fangen wir um 09:00 Uhr an und arbeiten bis 18:00, 19:00 Uhr, Montag bis Freitag.

Lukas Snizek, Gründer und CEO von „QuickSpeech“, sprach mit Nadine Kern und Tina Hanreich über mutige Entscheidungen, seine Erfahrungen als sehr junger Start-up-Gründer und die Freude am Tischtennis.

...Jetzt ist die Gründung von „QuickSpeech“ schon ja ein paar Jahre her und es hat sich schon Einiges entwickelt. Wie war für dich damals der Einstieg und wie sieht dein Arbeitsalltag heute aus? Der Einstieg in den Beruf mit „QuickSpeech“ war ein sehr fließender, weil es ein wenig wie ein Hobby war. Vergleichbar damit, wenn ihr ein Projekt habt, das ihr gerne gemeinsam machen würdet, wo ihr sagt: „Wir arbeiten jetzt dran.“ Es ist nicht so, wie in einem klassischen Jobeinstieg, wo du von heute auf morgen hingehst und deine fixen Arbeitszeiten hast. Ich kann mich sehr gut erinnern an diese ersten Monate. Da habe ich mich für Gespräche zu Starbucks in Wien gesetzt am Samstag. Wo man einfach mal darüber geredet hat, wie könnten wir das angehen, damit wir irgendwie rausgehen. Es ist immer mehr geworden und irgendwann hatten die Kund*innen immer mehr Wünsche. Zuerst hatten wird das erste Minimum-Produkt, das mussten

Lukas Snizek, Gründer und CEO von „QuickSpeech“

Copyright: Stefan Huger Ulrich Raab, Head of Marketing International und Brand Activation bei RAUCH Fruchtsäfte, diskutierte mit Larissa Eichler und Fabian Lahninger über die herausfordernde wie bereichernde Arbeit mit Künstler*innen in der Musikbranche, seine Erfahrungen beim Branchenwechsel und seine Erinnerungen an spontane Weihnachtslieder beim Campus-Radio.

...Wie bist du zu deinem Pflichtpraktikum bei „Warner Music“ gekommen und wie hast du die ersten Einblicke in die Branche gefunden? Man weiß, jetzt muss man sich etwas überlegen, da das Studienende näher rückt: Wo liegen jetzt wirklich meine Interessen? Bei mir war das Spektrum wieder relativ breit: vom Eventmanagement bei „ProSieben“ über ein ORF-Journalisten-Praktikum bis zum Flüchtlingshochkommissariat der UNO. Auf meiner Shortlist an Interessen war auch die Musikbranche. „Warner“ hat mir damals sehr gefallen, weil viele Künstler – etwa „Red Hot Chili Peppers“ oder „Green Day“ – mich persönlich sehr angesprochen haben. Durch meine jahrelange Tätigkeit beim Campus-Radio, und dabei auch die Redaktionsleitung für ein Jahr, habe ich diese Plattenfirmenleute gekannt. Mit denen hat man immer die Interviews ausgemacht. Deshalb hatte ich einen Kontakt bei „Warner“ angerufen und gefragt: „Wie schaut es aus bei euch, gibt es für mich eine Möglichkeit irgendetwas zu machen?“ Er hat gesagt: „Naja, schick‘ mir die Bewerbung und ich gebe das meinem Marketingchef weiter.“ So bin ich mit Anfang 20 bei der großen Plattenfirma im Konferenzraum gesessen und wurde auf Herz und Nieren geprüft. Umringt von goldenen und platinenen Schallplatten von „Green Day“ und den „Chilli Peppers“, genauso, wie man sich als Laie das Show Business vorstellt, und habe mir dann gedacht: „Cool, das möchte ich jetzt unbedingt machen.“ Also es war ein bisschen das Netzwerk, das man sich aufbaut. Eines der wichtigsten Elemente für jede Karriere ist auch das richtige Unternehmen zur richtigen Zeit. Es war damals ein cooles Team, circa 16 Leute für ganz Österreich bei „Warner“. Das war natürlich auch sehr familiär und hat irrsinnig Spaß gemacht. Ich hatte den großen Vorteil, dass man mich hat

Ulrich Raab, Head of Marketing International und Brand Activation bei RAUCH Fruchtsäfte

Copyright: Andreas Lepsi

selbstständig arbeiten zu lassen. Also ich durfte schon selbst Pressetermine abwickeln, nachdem die ersten zwei gepasst haben. Man hört stets die Horrorgeschichten, dass der oder die Praktikant*in immer Kaffee kochen muss, was zum Glück schon lange nicht mehr der Fall ist. Das habe ich so in meiner ganzen Laufbahn nicht erlebt.

Niklas Gusenbauer, Manager Digital Business bei „Sony Music Entertainment Austria GmbH“, sprach mit Valeria Brunner und Mavie Berghofer über die Bedeutung von Eigeninitiative und Selbststudium in der nie stillstehenden Musikwirtschaft.

...Gab es in deinem Bachelorstudium die Lehrveranstaltung „Musik“ schon? War dir schon bewusst, dass du gerne in diese Richtung gehen möchtest oder hat sich das Interesse an der Musikwirtschaft bei dir erst später herauskristallisiert? Dieses Fach gab es damals leider wirklich nicht. Ich bin aus dem Bachelor in den Master gekommen und ab dem Zeitpunkt kam es ins Curriculum und das hat mich dann natürlich ein bisschen geärgert. Aber auch hier ja war es so, dass ich mich selbst mit der Musikwirtschaft auseinandergesetzt, meine Bachelorarbeit dazu verfasst habe und mich in das Thema einarbeiten konnte. Das Interesse bestand nicht nur, weil ich mich sehr gerne mit Musik auseinandersetze, sondern weil mich der Background interessiert hat. Wie verdient ein/e Künstler*in Geld? Wie laufen die Erlösströme ab? Wie kann ein/e Künstler*in über das Radio Geld verdienen? Ich habe mich auch bei der Masterarbeit genau mit diesem Thema beschäftigt. Das ist ein Punkt, der mir an der FH St. Pölten sehr gefallen hat und bis heute gefällt: Dass man die Freiheit hat, sich mit den Themen zu beschäftigen, die einen am meisten interessieren.

Wenn du jetzt 3 Key Learnings aus dem Bachelorstudium nennen müsstest, welche wären das? Strategisches Management steht da auf jeden Fall ganz oben bei mir. Auch die Priorisierung

Niklas Gusenbauer, Manager Digital Business bei Sony Music Entertainment Austria GmbH

Copyright: Sophie Gusenbauer verschiedener To-Do‘s ist ein wirklich wichtiger Punkt. Das heißt, man hat im Studium ja mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen und man lernt hier Deadlines einzuhalten. Das unterschätzt man oft in der Arbeitswelt, aber dieses klassische Soft Skill hat mir sehr geholfen. Als dritten Punkt auch das Interesse, mich mit gewissen Themen näher auseinanderzusetzen. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass mich Content Management so sehr interessiert. Dank des Fachs und des Dozenten, den wir hatten, habe ich mich dann näher damit auseinandergesetzt und Zusatzliteratur gelesen und bin dann mit meinem ersten Job ins Content Management eingestiegen. Da hat mir der Background, den ich mir da an der FH aneignen konnte sehr geholfen.

Florian Dobin, Key Account Manager bei „k-digital Medien GmbH & Co KG“ (Kurier Redaktionsgesellschaft), sprach mit Afifa Akhtar und Angelika Bruckner über Mut, Offenheit auch für Themen, die auf den ersten Blick gar nicht so interessant sind, als Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere.

...Was würdest Du deinem damaligen Ich mit dem Wissen von heute zum Studium Medienmanagement sagen? Unterschiedliche Sachverhalte in einen Kontext zu setzen, ist sicher eines der größten Learnings. Weil mir das auch in meiner weiteren Karriere geholfen hat und ich das bis heute brauche – für Produkte, Strategien, Herangehensweisen. Dass man Dinge nicht nur aus einem Blickwinkel betrachtet, sondern: Wenn wir ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung auf den Markt bringen, geht es nicht nur um die Vermarkter-Perspektive, sondern auch um die Nutzen-Perspektive der Konsument*innen. Ich habe eine technologische Komponente, eine kommunikative Komponente und eine soziale Komponente – wie bringe ich die zusammen? Was ist eigentlich der Benefit für die Kund*innen? Ich darf nicht nur umsatz- oder gewinnorientiert denken, ich muss den Nutzen in den Vordergrund stellen. Zusätzlich sollten Regionalität und Nachhaltigkeit eine große Rolle spielen. (…)

Florian Dobin, Key Account Manager bei k-digital medien GmbH & Co. KG

Copyright: digital Medien GmbH & Co KG

Kannst du dich noch an deinen ersten Tag im Studium erinnern? Ja, selbstverständlich! Ich glaube, dass sich jede/r Student*in an den ersten FH Tag erinnern kann, weil er einfach wahnsinnig aufregend war und weil es der nächste Schritt zum Erwachsenwerden und „Ich bin jetzt cool“ ist. Es war ein tolles Gefühl, diesen Studierendenausweis in die Hand zu bekommen und dann auf die erste FH Party zu gehen und zu sagen: „Ich studiere jetzt Medienmanagement.“ Es war spannend, all die Leute kennenzulernen und ein Teil dieser Gang zu sein. (…)An manche Ereignisse kann ich mich bis heute bestens erinnern: Wolfgang Römer ist mit der Gitarre auf den Tisch gestiegen und hat gesagt: „So, ihr seid jetzt alle da und ich heiße euch willkommen.“ Das sind diese kleinen Momente, an die ich wirklich gerne zurückdenke und manchmal wäre ich gern noch mal 20 und würde das gerne nochmal machen, aber nur manchmal (lacht).

Niki Fuchs, Head of Marketing & Digital bei radio 88.6 und Geschäftsführerin von „Addicted to Rock“, sprach mit Valerie Klein und Lily Strasser über ihre Liebe zum Radio, den keineswegs unbeschwerlichen Weg zur Geschäftsführerin der Addicted to Rock Gmbh und die Abenteuer im Auslandssemester in Paris.

...Machen wir kurz ein spontanes Experiment und drehen die Welt um 20 Jahre zurück. Sie haben damals ihr Studium angefangen und sich dann auch intensiver mit Medien auseinandergesetzt. Wie war denn die Medienbranche damals im Vergleich zu heute? Im Radio kann ich sagen war Formatradio halt ganz groß, wie es „Energy“ oder 88.6 und Ö4 gemacht haben. Das verändert sich im Moment sehr stark. Meiner Meinung nach geht es vor allem um den Community First Gedanken. Alleine wie man Radio heute gestaltet hat sich sehr verändert, gerade auch technisch oder durch soziale Medien. Als ich begonnen hatte, konnte Hörer*innen uns im Studio anrufen – nun schicken sie uns „WhatsApp“-Sprachnachrichten. Oder TV-Serien: Ich glaube, wir haben sogar als FH-Projekt eine Talkshow gemacht. Man hat auch noch komplett linear geschaut, also nichts On-Demand – du bist halt um 19 Uhr 30 Uhr vor der „Zeit im Bild“ gesessen und um 20:15 Uhr hat dann der Hauptabendfilm begonnen.

Was hat sich denn deswegen bezüglich der Wünsche und Bedürfnisse der Rezipient*innen in den letzten 20 Jahren geändert? Es existiert unendlich viel guter und schlechter Content im Gegensatz zu früher. Meine Großeltern

Niki Fuchs, Head of Marketing & Digital bei radio 88.6

Copyright: Matthias Auer hatten nur ORF1 und ORF2. Man hat keine Ahnung, wie man sich orientieren soll. Das heißt, du brauchst Selektionssysteme und du musst wirklich qualitativ hochwertigen Content bieten, weil sonst gehst du unter. Also da hat sich sehr viel geändert in der Vielfalt und natürlich in der Rezeption, vor allem durch Smartphones, aber auch Smart Home via „Alexa“ und Co. Wer sich in Marketing und Content hierbei nicht mit dreht, ist fehl am Platz.

Martin Seeger, zuständig für Geschäftsleitung und Sales bei der „ProSiebenSat.1PULS 4 GmbH“, erzählt Kristina Petryshche und Sebastian Püttner, wie er mit sozialer Intelligenz trotz schlechter Begabung als Handwerker einen Studioumbau leiten konnte, welche Eigenschaften man als Medienmanager*in mitbringen sollte und warum man auch in einem großen Konzern offen über anstehende Projekte und Probleme diskutieren sollte.

Martin Seeger, Geschäftsleitung und Sales bei ProSiebenSat1.PULS4 GmbH

Copyright:ProSiebenSat.1PULS4

...Was sollte man als angehender Medienmanager mitbringen? Also Interesse, das ist einmal das aller wichtigste. Du musst dich mit Medien einfach gerne befassen und permanent befassen. Das ist das Um und Auf. Es ist auch ein Job, der dich 24 Stunden am Tag verfolgt (Martin hält Smartphone in die Kamera). Du hast dauernd dein Smartphone mit, wo sich alles mit Medien und Werbung befasst. Das muss man auch mögen. Es schwappt natürlich immer auch ein bisschen ins Privatleben rein. Es ist eine Kommunikationsbranche und wenn jemand sehr introvertiert ist, dann – gibt es natürlich auch Jobs. Aber dann rate ich nicht, im Vertrieb zu arbeiten oder in den Redaktionen, wo man auf die Straße gehen, Beiträge drehen, Sendungen machen muss. Das geht dann nicht. Teamplayer zu sein, ist auch extrem wichtig, weil eine Fernsehshow funktioniert nur, wenn das Team dahinter funktioniert. Ein Kundenauftrag kommt auch nur zu Stande, wenn jedes Zahnrad ineinandergreift und die Abteilungen zusammenarbeiten. Das sind Aspekte, auf die ich bei Bewerbungsgesprächen achte. Das Können ist wichtig, aber wenn ich da jemanden gegenübersitzen habe, wo der Funke nicht überspringt, weil das keine Persönlichkeit ist oder sich selbst nicht gut darstellen kann, dann ist man wahrscheinlich nicht so gut aufgehoben in der Branche.