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Aus Leidenschaft zum Stoff

Swiss Textile Collection | Schweizer Stoffe und Schweizer Textilkunsthandwerk haben es im 20. und 21. Jahrhundert in alle Welt geschafft. Seit jeher bedienen sich die Diors, Chanels und Givenchys dieser Welt der sensationellen Schweizer Stoffqualität, vornehmlich aus dem St. Galler Raum. Man sieht die Roben, jeder ist hin und weg – die Kleider eben leider auch. Text: Dörte Welti. Fotos: Frank Nader, Cornelia Wilhelm/Walter Zimmermann

Die Schatzhüterin der Schweizer Textilkunst: Rosmarie Amacher.

Rosmarie Amacher, selbst erfolgreiche Couturière aus Leidenschaft, hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Swiss Textile Collection aufzubauen, die Textilkunst, Modehandwerk und Design auf höchstem Niveau repräsentieren soll. „Die Collection soll in Zukunft auf der ganzen Welt gezeigt werden und dem Schweizer Textilhandwerk wieder öffentliches Renommee verschaffen“, wünscht sich die Zürcher Haute-Couture-Salon-Inhaberin, „vor allem aber soll die zukünftige Generation Textilschaffender inspiriert werden und die Chance haben, sich diese unglaubliche Handwerkskunst der Couture-Kleider anzusehen, sie fühlen und sie studieren können.“ Denn dort liegt der Kern der Idee: Beim

Feminines Corsagenkleid aus Seidenorganza (1965), Abendmantel und Top aus Abraham Seide (1958).

Nachwuchs. „Die jungen Leute, die unser wunderbares Handwerk erlernen wollen, müssen doch erst einmal Kleider überhaupt erfassen“, spricht Rosmarie Amacher, die in ihrem Salon à ma chère im Zürcher Seefeld selbst Lehrlinge ausbildet, aus Erfahrung. „Wie wird eine Corsage geformt? Wie werden bestickte Stoffe scheinbar unsichtbar aneinandergefügt? In den Kleidern schlummert Fachwissen, das es weiterzugeben gilt!“ Leider hätten eben die Jungen heute kaum Zugang zu großer Schneiderkunst aus den vergangenen Jahrzehnten, die meisten exis - tierenden Sammlungen sind privat oder gar nicht erfasst. Jedes Mal, wenn ein junger Schneiderlehrling mit Rosmarie Amacher in ihr Lager geht, wo momentan noch aus Mangel geeigneter Räumlichkeiten die inzwischen über 300 Kostbarkeiten aus aller Welt archiviert sind, ist es das selbe Spiel: Der Lehrling ist fassungslos vor Staunen und beklagt sich zu Recht, dass zur Zeit der Zugang zu solchem Anschauungsmaterial fast unmöglich ist. Der Aufbau der Swiss Textile Collection ist von langer Hand geplant, fünf Jahre sind veranschlagt. Priorität zur Zeit: Donatoren, Gönner und Sponsoren finden, die entweder textile Beiträge leisten oder finanzielle – und eine geeignete Location.