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1 Der Umgang mit Risiken

1 Der Umgang mit Risiken

Wir alle gehen in unserem täglichen Leben gewisse Risiken ein. Vielfach neigen wir bei der Verfolgung unserer Ziele eher zu Optimismus. Den möglichen Chancen stehen aber immer auch Unsicherheiten gegenüber. Der Begriff «Risiko» beinhaltet stets zwei Aspekte: einen positiven im Sinn von Chance, Gewinn, Herausforderung und Spannung sowie einen negativen im Sinn von Gefahr, Bedrohung, Unsicherheit, Störung durch Unvorhergesehenes. Wir müssen lernen, mit solchen Risiken umzugehen, wenn wir die gesteckten Ziele erreichen wollen.

■ Privates Risikomanagement Der Begriff «Risikomanagement» wird hauptsächlich in der Betriebswirtschaftslehre verwendet. Damit der langfristige Weiterbestand und die Entwicklung einer Unternehmung gewährleistet sind, muss sich die Unternehmungsleitung systematisch mit den möglichen Risiken beschäftigen, d. h., diese erkennen, bewerten und möglichst vermindern.

Auch für uns Private empfiehlt es sich, die Risiken des täglichen Lebens sorgfältig zu analysieren und sich zu fragen, wie ein allfällig eintretender Schadensfall finanziell zu verkraften wäre. Das Risikomanagement bei Privatpersonen erfolgt zwar häufig eher zufällig. Viele Menschen sind nicht bereit, dauernd an Risiken zu denken und für den Umgang damit Zeit zu opfern. Im besten Fall nimmt man jährlich eine Überprüfung der Lebenssituation und des Versicherungsschutzes vor.

Als Beispiel für privates Risikomanagement betrachten wir das «Motorradfahren» – eine Tätigkeit, die viel Freude bereiten kann, aber eben auch Risiken in sich birgt. ■ 1. Schritt: Risiken erkennen: Neben dem Fahrvergnügen besteht immer auch die Gefahr eines Unfalls. Bei einem Unfall können Sachschäden entstehen. Zudem kann man sich selbst oder andere Leute verletzen. ■ 2. Schritt: Risiken vermeiden: Wer alle Risiken beim Motorradfahren vermeiden will, darf nie auf ein Motorrad sitzen. Gewisse Risiken können allerdings durch richtiges Verhalten verringert werden. Dies tut man, wenn man bei Regenschauer, Schnee- und Eisglätte das Motorrad stehen lässt.

Nur wer sich bewusst ist, welche Risiken mit einer Aktivität verbunden sind, kann auch abschätzen, ob die wirtschaftlichen Folgen eines Unfalls selber getragen werden können. ■ 3. Schritt: Risiken vermindern: Auch bei guten Strassenverhältnissen ist die Gefahr eines Unfalls vorhanden. Eine vorsichtige Fahrweise und gute Ausrüstung (Protektoren,

Lederanzug, Helm) vermindern jedoch die Gefahr eines folgenschweren Unfalls. ■ 4. Schritt: Risiken überwälzen: Wenn es trotzdem zu einem Unfall kommen sollte, so können die finanziellen Folgen (Schadenersatz, Heilungskosten) durch den Abschluss eines Versicherungsvertrages überwälzt werden. ■ 5. Schritt: Risiken selbst tragen: Restrisiken, wie eine körperliche Behinderung durch

Querschnittlähmung oder Gewissensbisse bei der Tötung eines andern Verkehrsteilnehmers, müssen jedoch selber getragen werden.

■ Risiken überwälzen: das Versicherungsprinzip Versicherungen schützen ihre Kunden teilweise oder vollumfänglich vor den finanziellen Folgen eines Schadens. Schadensfälle treten für den Einzelnen mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit ein. Falls sich ein solches Vorkommnis jedoch tatsächlich ereignet, können die finanziellen Folgen die Möglichkeiten eines Einzelnen bei Weitem übersteigen. Wenn beispielsweise ein Motorradfahrer mit seinem Fahrzeug einen Fussgänger (Ehemann und Vater von zwei Kindern) anfährt und dieser an den Verletzungen stirbt, muss der Schadenverursacher aufgrund der Haftpflicht mit Forderungen in Millionenhöhe rechnen.

Nach welchen Grundsätzen funktioniert eine Versicherung? Für einen Versicherungsschutz haben die Versicherungsnehmer der Versicherungsgesellschaft regelmässig einen bestimmten Geldbetrag, die Prämie, zu überweisen. Die Gesellschaft verwaltet die Geldbeträge und benützt sie für die Bezahlung der Versicherungsleistungen im Schadensfall.

Alle Versicherungsnehmer zusammen bilden somit eine Gefahrengemeinschaft, die auf dem Solidaritätsprinzip basiert: Wenn jemand aus der Gemeinschaft einen Schaden erleidet, werden die finanziellen Folgen aus den Prämien aller Versicherten bezahlt. Die Rechte und Pflichten der Vertragspartner werden in der Versicherungspolice und den Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) festgehalten; die Rechtsgrundlage bildet das Versicherungsvertragsgesetz (VVG).

Ob ein Schadensfall eintritt, entscheidet neben dem eigenen Verhalten (Risiko vermeiden, Risiko vermindern) letztlich der Zufall. So wie die Trefferwahrscheinlichkeit von sechs Richtigen im Lotto mit Methoden der Wahrscheinlichkeitsrechnung berechnet werden kann, können Versicherungsmathematiker auch die Wahrscheinlichkeit ermitteln, mit der ein versichertes Ereignis eintreten wird. Die so ermittelte Wahrscheinlichkeit, die mögliche Schadenssumme und bestimmte Persönlichkeitsmerkmale sind schliesslich entscheidende Faktoren zur Berechnung der Versicherungsprämie. Die Höhe der Versicherungsprämie kann auch durch die mögliche Schadenssumme sowie bestimmte Persönlichkeitsmerkmale (wie z. B. Alter, Geschlecht oder Gesundheitszustand) beeinflusst werden.

Betrachtet man beispielsweise die Gesamtheit aller Motorradfahrer, so lässt sich aufgrund der Schadenstatistik der letzten Jahre abschätzen, wie viele Motorradfahrer nächstes Jahr un-

gefähr verunfallen werden, welcher Schaden dabei entsteht und welche Menschen dabei besonders gefährdet sein werden.

Versicherungsunternehmungen sollten deshalb aufgrund ihrer Aufgabe zwangsläufig (sehr) viele Versicherte haben. Je grösser nämlich die Zahl der erfassten Personen, Güter und Sachwerte ist, die von der gleichen Gefahr bedroht sind, desto geringer wird der Einfluss des Zufalls. Es kann damit zwar nichts darüber ausgesagt werden, wer inskünftig von einem Schaden getroffen wird, wohl aber, wie viele der in der Risikogemeinschaft zusammengeschlossenen Personen einen bestimmten Unglücksfall erleiden werden. Aufgrund dieses «Gesetzes der grossen Zahl» kann durch versicherungsmathematische Berechnungen die voraussichtliche Schadenssumme recht genau berechnet werden. Deshalb gilt für Versicherungen: Je mehr Kunden und Kundinnen in einer Gefahrengemeinschaft eingeschlossen sind, desto besser wird der Risikoausgleich und desto geringer das unternehmerische Risiko, weil nicht alle Versicherungsnehmer gleichzeitig einen Schaden erleiden werden.

Die Versicherung von Risiken ist eine individuelle Angelegenheit und abhängig von den persönlichen Lebensverhältnissen. Deshalb sprechen wir auch umfassend von einer persönlichen lichen Vorsorge. Dabei betrachten wir im vorliegenden Kapitel die folgenden Versicherungen: – Krankenversicherungen, Krankentaggeldversicherung – Unfallversicherung – Lebensversicherung – Privathaftpflichtversicherung – Motorfahrzeugversicherung – Mobiliar- und Gebäudeversicherung

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