
2 minute read
Begrüssung
Wie lebensnah und aktuell soll Kunst sein? Soll sie ein Ort der Konfrontation oder ein Ort der Flucht sein? Selten stand diese Frage drängender im Raum als jetzt. Der Krieg in der Ukraine, der seit Februar die Welt verändert, rührt uns an, all das Normale, das Gewohnte und für selbstverständlich Empfundene zu hinterfragen. Was macht Kunst in einem solchen Moment mit uns? Was bewirkt sie? Gerade jetzt zeigt sich in aller Deutlichkeit, dass Kunst viel mehr als Unterhaltung ist. Sie dient als Mittel, politische Haltungen und Machtstrukturen auf subtile oder sehr konfrontative Weise in Frage zu stellen und kritisch zu hinterfragen. In der Folge ist die Auseinandersetzung mit weltpolitischen, gesellschaftskritischen Themen und Situationen im Werk vieler Künstler*innen anzutreffen – oft anhand des Schicksals eines Einzelnen. Beispiele, die an Aktualität nichts eingebüsst haben, finden sich auch im Programm der Spielzeit 22|23. Das Schicksal eines Flüchtlings zeigt sich in «Willkommen bei den Hartmanns». Mit Hilfe aufgedrehter Unterhaltung und komödiantischem Irrsinn thematisiert das Schauspiel den politischen und sozialen Konflikt, den die Flüchtlingskrise 2015|16 in Deutschland auslöste. Der literarisch-musikalische Abend mit Corinna Harfouch portraitiert die verfolgte, österreichische Künstlerin Alma Rosé. Sie leitete u.a. das Mädchenorchester von Auschwitz. Die «Berlin Comedian Harmonists» erzählen von der unvergleichlichen Karriere, der ebenfalls vom Naziregime unterdrückten Comedian Harmonists. Das ausgesprochene Berufsverbot für drei der Ensemblemitglieder führte auf dem Höhepunkt ihrer Karriere zu einer Teilung in zwei neue Gruppen.
Neben der direkten Konfrontation gehört es aber auch zu den Aufgaben der Kunst, Rückzugsorte zu schaffen. Dazu lädt der breit gefächerte Spielplan auf verschiedenste Art ein: Klassiker wie «Der Zauberberg», «Wer hat Angst vor Virginia Woolf» oder Verdis «Nabucco» treffen auf aktuelle Stücke wie «Top Dogs» von Urs Widmer oder das Musical «The Addams Family».
Advertisement
In den Hauptrollen dürfen Sie sich auf einige vertraute und in Olten gerne gesehene Künstler*innen freuen, darunter Diana Körner, Renaud Capuçon, Núria Rial oder Charlotte Heike. Aber es erwarten Sie auch viele neue, hochkarätige Ensembles und Gäste, wie das Theatre National de Luxembourg, das Quatuor Ébène, das Bernhard Theater oder der junge und aufsteigende Pianist Anton Gerzenberg.
Es freut mich besonders, dass die letztjährig initiierten Kaffeehaus konzerte grosse Beliebtheit beim Publikum erfuhren und in der kommenden Spielzeit fortgeführt werden können. Auch dieses Mal stehen lokale Kunstschaffende im Zentrum, darunter BlasArt, Vera Wahl mit dem Pandora Saxophon Quartett, Francesco Pedrini sowie Tobias und Franziska von Arb gemeinsam mit dem Cellisten Jonas Krummenacher. Geniessen Sie jeweils sonntags um 16.00 Uhr köstlichen Kuchen zu wunderbaren Klängen.
Die Vielzahl unserer Abonnemente bietet für jeden etwas: Schauspielinteressierte, Opernliebhaber, Konzertgänger und alle, die lieber ein eigenes Programm arrangieren. Dabei profitieren Sie mit bis zu 15% Ermässigung.
Ein herzlicher Dank gebührt dem Verwaltungsrat, dem Künstlerischen Beirat und meinem gesamten Team, welche alle dazu beitragen, dass an unserem Haus ein überraschendes, spannendes und hochstehendes Programm geboten werden kann.
Und nun wünsche ich Ihnen beim Durchblättern des Programmes viel Vergnügen und freue mich, Sie an zahlreichen Aufführungen im Konzert- und Theatersaal begrüssen zu dürfen.
Ihre Edith Scott