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Zahlt sich kreislauforientierteres Wirtschaften aus?

Geschlossene Stoff- und Energieflüsse auf landwirtschaftlichen Betrieben im Sinne einer Kreislaufwirtschaft rücken angesichts beeinträchtigter Versorgungsketten und schwankender Preise wieder mehr in den Fokus.

Gerade bei Milchviehbetrieben spielen solche geschlossenen Kreisläufe seit jeher eine grundlegende Rolle. Im Zuge des Europäischen Forschungsprojekts LIFT (Low-Input Farming and Territories – Integrating knowledge for improving ecosystem-based farming) untersuchte das Institut für Agrar- und Forstökonomie die Frage, wie österreichische Milchviehbetriebe mit unter - schiedlichem Grad an Kreislauforientierung sowohl unter konventioneller als auch biologischer Wirtschaftsweise aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht abschneiden.

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Beschreibung der Analysen

Die Untersuchung basiert auf Daten des Jahres 2018 aus dem Testbetriebsnetz freiwillig buchführender Betriebe, das eine repräsentative Stichpro - be landwirtschaftlicher Betriebe in Österreich darstellt. Der Grad der Kreislauforientierung wurde durch eine im Projekt LIFT entwickelte Betriebstypologie anhand von Indikatoren wie GVE-Besatz, Anteil selbst produzierter Futtermittel oder Ausgaben für Dünger ermittelt. Daraus ergaben sich vier Gruppen: besonders kreislaufbetonte konventionelle Betriebe, biologische Betriebe, besonders kreislaufbetonte biologische Betriebe sowie eine letz- te Gruppe aller verbleibenden konventionellen Betriebe. Die aus den Buchführungsdaten abgeleiteten Betriebsgruppen sind aber nur eingeschränkt vergleichbar. So könnten etwa Unterschiede hinsichtlich Standortbedingungen oder Größe bestehen. Deshalb wurde ein sogenanntes „Matchingverfahren“ angewandt, wodurch nur Betriebe mit ähnlichen Standortbedingungen und ähnlicher Größe in den Vergleich einfließen.

Ergebnisse

Abb. 1 zeigt die Verteilung der Buchführungsbetriebe auf die 4 Gruppen. Der Großteil ist den verbleibenden konventionellen Betrieben zuzuordnen (59 Prozent), gefolgt von Biobetrieben (23 Prozent), kreislaufbetonten konventionellen Betrieben (10 Prozent) und schließlich kreislaufbetonten Biobetrieben (8 Prozent).

Tab. 1 zeigt ausgewählte wirtschaftliche und ökologische Leistungsindikatoren der vier Gruppen nach Anwendung des Matchingverfahrens. Die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft in Euro je nicht entlohnter Arbeitskraft (nAK) beschreiben den Gewinn je nAK nach Abzug von laufenden Kosten, Abschreibung sowie gezahlten Löhnen, Pachten und Zinsen. Hier ist erkennbar, dass die beiden biologischen Gruppen deutlich besser abschneiden als die konventionellen Gruppen. Die beiden Kennzahlen Marktorientierung und Milchleistung zeigen, dass die kreislaufbetonten Gruppen eine geringere Milchleistung und auch einen geringeren Anteil an Markterlösen an allen Einnahmen (inklusive öffentlicher Gelder) haben, wobei das Niveau bei Biobetrieben grundsätzlich geringer ist als bei konventionellen Betrieben. Betrachtet man die ökologischen Leistungsindikatoren, sind weitere Muster erkennbar. So ist etwa der GVE-Besatz bei den beiden kreislaufbetonten Gruppen wesentlich geringer. Die Kraftfutterkosten in Euro je GVE sind bei Biobetrieben und der Gruppe der verbleibenden konventionellen Betriebe ähnlich, während sie bei den beiden Gruppen mit besonderem Bedacht auf Kreislaufwirtschaft nur etwa halb so hoch sind. Die dahinter liegenden Kraftfuttermengen in der Futterration dürften bei allen biologisch wirtschaftenden Gruppen jedoch noch deutlich niedriger sein, da biologisches Kraftfutter in der Regel teurer ist als konventionelles. Die Tierarztkosten korrelieren tendenziell mit der Milchleistung, die Treibstoffkosten sind bei den beiden kreislaufbetonten Gruppen eher niedriger.

Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem für biologisch wirt- schaftende Betriebe eine noch stärkere Ausrichtung auf Kreislaufwirtschaft attraktiv sein kann. Trotz wesentlich geringerer Milchleistung können sie ein ähnlich hohes Einkommen je nAK erwirtschaften wie ihre weniger kreislaufbetonte Vergleichsgruppe. Für konventionelle Betriebe erscheint ein stärkerer Fokus auf Kreislaufwirtschaft hingegen nicht vorteilhaft, vor allem da die geringere Milchleistung nicht ausreichend durch höhere öf- fentliche Gelder kompensiert werden kann. Im Hinblick auf die ökologischen Leistungsindikatoren schneiden die kreislaufbetonten Gruppen besser ab. Abschließend ist anzumerken, dass die Ergebnisse auf Daten aus dem Jahr 2018 beruhen, was es aufgrund der sich seitdem stark veränderten Rahmenbedingungen zu berücksichtigen gilt. Außerdem wurden durch das Matchingverfahren in der Gruppe der konventionellen Betriebe vergleichsweise große und damit möglicherweise auch profitable Betriebe vom Gruppenvergleich ausgeschlossen.

Anmerkung: Die zugrundeliegenden Buchführungsdaten beziehen sich auf das Jahr 2018. Werte mit * sind Nettowerte, exklusive Mehrwertsteuer. Anzahl an Betrieben je Gruppe nach Anwendung des Matchingverfahrens: konventionelle Betriebe = 199, kreislaufbetonte konventionelle Betriebe = 66, Biobetriebe = 149, kreislaufbetonte Biobetriebe = 50. GVE = Großvieheinheit. LuF = Land- und Forstwirtschaft. nAK = nicht entlohnte Arbeitskraft.

Leistungsindikatoren

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