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Eigenes Bier?

Geh zum BrauSchneider!

USA, Kanada, England – den Niederösterreicher Michael Schneider führte die Karriere als Manager in einem internationalen Konzern um die halbe Welt. Und zu einer Leidenschaft: zum Genuss von Qualitätsbieren aus handwerklichen Brauereien.

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Von Wilfried Oschischnig

Eine Qualität und Vielfalt, welche er in der „Bierwüste Mitteleuropas“ nie angetroffen hatte. „Sobald ich wieder nach Hause gekommen bin, habe ich mich hier wie in einer Bierwüste gefühlt. In Österreich hat ja das Bier noch immer den Stellenwert wie damals der Wein vorm Skandal: Es gibt eben, was da ist, und das trinkt man halt. Wir sind beim Bier seit Jahrzehnten konzerngesteuert“, schildert der studierte Landtechniker und Wieselburg-Absolvent seine Eindrücke über die heimische Bierkultur.

Der BrauSchneider

Als logische Konsequenz folgte darauf der Bau einer kleinen Hausbrauerei. Ein Hobby, das ebenso dem Bruder und Schwager „schmeckte“ und bei dem schon damals Sohn Felix Schneider – der heutige Braumeister und Co-Geschäftsführer – mitwirkte. Bald darauf entschied sich Michael Schneider zu einem weiteren Schritt: Er gründete das Unternehmen BrauSchneider, wurde Gastbrauer bei Peter Bruckners

„Erzbräu“ in Gaming. Eine Zeit, an die der akribische Autodidakt dankbar zurückdenkt. Diese Erfahrung und Dienstleistung will er selbst nun bierbegeisterten Menschen ermöglichen – in seiner eigenen 2016 gebauten und 2017 eröffneten

Brauerei: dem „BrauSchneider“ im Waldviertler Schiltern. Insbesondere interessierten Direktvermarktern und Hofladen- betreibern stehen hier die Tore weit offen.

Eigene Produktion ab

5.000 Flaschen bzw. 18 bis 20 Hektolitern

„Was die Zusammenarbeit mit unseren Gastbrauern betrifft, sind wir variabel. Manche möchten beispielsweise ihre eigenen Rohstoffe einsetzen, während wir diese für andere einkaufen. Wir kaufen die Rohstoffe immer zu unseren Konditionen und geben die Einkaufspreise 1:1 an unsere Gastbrauer weiter. Der Benefit ist für uns dabei eine bessere Verteilung der Fixkosten“, erläutert Michael Schneider einen Teilaspekt des Angebots. Sinn macht für ihn eine Einstiegsmenge ab 5.000 Flaschen bzw. ein Volumen von 18 bis 20 Hektolitern. Konkrete Kosten für den Start eines eigenen Bierprojekts lassen sich nicht pauschal beziffern: „Wie gesagt ist unser Angebot für Gastbrauer sehr vielfältig. Das betrifft nicht nur die Rohstoffe, sondern reicht bis hin zur gemeinsamen Entwicklung von Rezepturen, der Wahl der Flaschen und dem Design und Druck von Etiketten.“

Aktuell arbeitet man mit sieben Gastbrauern zusammen, Kapazitäten für weitere sind noch vorhanden.

Biozertifiziert seit März 2022

„BrauSchneider“ zählt mittlerweile zu den innovativsten Biobrauereien Mitteleuropas. Erstmals biozertifiziert wurde der Betrieb am 23. März 2022. Die Umstellung auf Bio ist für Michael Schneider aus heutiger Sicht eine Medaille mit zwei Seiten: einer „glänzenden“ und einer „ein bisschen angerosteten“, wie er erzählt.

„Bio hilft uns bei einer besseren Differenzierung am Markt. Craft Beer ist nach wie vor eine Nische, umso wichtiger ist es, dass wir unsere Pluspunkte kommunizieren. Die Rohstoff - qualität und handwerkliche Erzeugung, den längeren Produktionsprozess und viele andere Punkte. Bio ist der richtige Weg für die Zukunft und stärkt noch zusätzlich unser Image.“ Tatsächlich werden die Biorohstoffe so weit wie möglich aus

Österreich bezogen: Ein Großteil des Hopfens stammt aus dem Mühlviertel, die gemälzte Gerste wird vom Unternehmen Plohberger Malz in Grieskirchen bezogen. Für besondere Spezialitäten wie das „Session Pale Ale“ importiert man biologi - schen Hopfen, den es hierzulande noch nicht gibt, aus Übersee.

Lobby verhindert

Was nun die „ein bisschen rostige Seite der Medaille“ bei der Bioumstellung betrifft, ärgert sich Michael Schneider über bisweilen „unfaire Richtlinien“ in der EU-Bio-Verordnung. Hier könne er die Lobbyarbeit der mächtigen Industrie geradezu herauslesen. Und es ist ihm zudem völlig unverständlich, weshalb er den Shop in seiner Brauerei zusätzlich zertifizieren lassen muss, wo er doch verschlossene Produkte anderer Biobetriebe anbietet.

„Diese Produkte kommen von anderen Biobetrieben verschlossen zu mir. Die sind also bereits zertifiziert und werden regelmäßig kontrolliert. Damit behindern wir uns doch nur selbst und machen es potentiellen Anbietern viel zu schwer, auch Bio zu verkaufen“, schüttelt Michael Schneider den Kopf. Wobei er abschließend nochmals betont, dass der „Glanz“ von Bio den „Rost“ bei weitem überstrahlt. www.brauschneider.at

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