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Sportphysio @ work
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mit Antoinette Andenmatten
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Text: Patrizia Zanetti Bilder: Schweizerischer Fussball Verband (SFV)
Die in Thun wohnhafte Antoinette Andenmatten (45) ist seit 15 Jahren Teamphysiotherapeutin der Schweizer Fussball-Frauennationalteam. Sie ist Sportphysiotherapeutin und Cranio Sacral Therapeutin.
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Alem d Eira Stefanie Antoinette Andenmatten Riola Xhemaili Tanja Hetling und Antoinette Andenmatten
An rund 60 Einsatztagen begleitet sie das Team. Ausserdem arbeitet sie als Sportphysiotherapeutin in der Praxis «Baustelle Körper» in Brig und ist Mutter von zwei Kindern im Alter von 9 und 12 Jahren. Um alles unter einen Hut zu bekommen, ist eine gute Koordination mit ihrem Mann, ihrer Familie und den Freunden unabdingbar. Andenmatten sagt von sich, dass sie die Arbeit mit dem Nationalteam liebt. Die Spielerinnen, die schon länger mit dabei sind, kenne sie in- und auswendig und wisse auch ohne viele Worte, wenn mit ihnen etwas nicht in Ordnung sei. Zu den unvergesslichsten Momenten zählt für sie die Teilnahme an der ersten Fussballweltmeisterschaft der Frauen-Nati 2015 in Kanada. Damals erreichte das Team den Achtelfinal und schied gegen den WM-Gastgeber Kanada aus. Aktuell besteht der medizinische Staff des Teams von Trainer Nils Nielsen (DEN) und Assistenztrainerin Marisa Wunderlin aus drei Ärzten, fünf Physiotherapeuten, einer Athletiktrainerin und zwei Sportpsychologen, die in verschiedenen Zusammensetzungen mit dem Team unterwegs sind.
Im Sommer 2020 gab die Athletiktrainerin Melanie Pauli den Anstoss für grundlegende Veränderungen im Frauen-Nationalteam in Bezug auf frauenspezifische Trainingsgrundlagen und den Menstruationszyklus.
Pauli erstellt zusammen mit der Teamärztin Dr. med Tanja Hetling, die sich seit mehreren Jahren mit Studien zum Thema beschäftigt, ein praktikables Konzept für das A-Nationalteam und die U-Mannschaften. Das Weitern führte sie die FitrWoman-App für die Athletinnen ein. Diese aus Grossbritannien stammende App ist weltweit die erste App, welche täglich Informationen zu Training und Ernährung liefert und dies zugeschnitten auf den Zyklus der Frau. In der App dokumentieren die Fussballerinnen jeden Monat Start und Ende ihrer Menstruation sowie ihr Wohlbefinden im Laufe des Zyklus. Den Frauen fallen dadurch Veränderungen wie Menstruationsbeschwerden, Wassereinlagerungen oder Zyklusunregelmässigkeiten besser auf und der Staff kann entsprechend reagieren. Ebenfalls gibt die App je nach Phase, in der sich die Spielerin aktuell befindet, hilfreiche Tipps zu Training, Ernährung und Regeneration.
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«Der weibliche Zyklus war schon immer ein Thema!», betont Andenmatten gegenüber SPORTFISI@. Man habe beispielsweise gewusst, welche Spielerin welche Regelbeschwerden habe und habe mit ihnen Linderungsmassnahmen besprochen.
Die App teilt den Zyklus in folgende vier Phasen ein:
Phase 1: Menstruation, vom ersten bis zum letzten Tag der Periode Phase 2: vom Ende der Menstruation bis zum Eisprung Phase 3: vom Eisprung bis zum Absinken des Hormonspiegels Phase 4: die Tage kurz vor der Menstruation
Auch das Ärzteteam frage schon seit Jahren bei der Aufnahme neuer Spielerinnen immer nach der Regelmässigkeit der Menstruation und nach Zyklusbeschwerden. Es sei Standard gewesen, über die Periode zu reden – jedoch wurde das Training bis dahin nie dem Zyklus entsprechend angepasst. Dies soll sich nun ändern. Die erste Phase des Morgentrainings besteht aus einem 30-minütigen Warm-Up. Dieses soll je nach Zyklusphase, in der die Sportlerin steckt, angepasst werden. Das Krafttraining am Nachmittag wird komplett dem Zyklus angepasst. In Zyklusphase 2 und Frühphase 3 liegt der Fokus auf der Kraftzunahme und intensiven Trainingseinheiten, in Endphase 3 und Phase 4 stehen individuelle Reduktion der Intensität sowie Stabilisation/ Prävention und dann Koordination/Technik und Mobilität im Zentrum. Auch Regenerationsmassnahmen wie zum Beispiel Kompressionshosen, Eisbäder oder RegenerationsShakes sowie Yoga und Meditation in Phase 4 und 1 werden künftig noch individueller angegangen.
Antoinette Andenmatten mit Ramona Bachmann Durch Covid19 wurde die komplette Einführung des neuen Konzepts erschwert, im Herbst 2021 will man ganz damit durchstarten.

Zu den Hauptzielen der Einführung des zyklusorientierten Trainings gehören die bessere Wahrnehmung des eigenen Körpers und die bessere Reaktion auf Veränderungen innerhalb des Zyklus, damit beim Training und Spiel das Optimum erreicht werden kann. Die Nationalmannschaft musste in den letzten zwei Jahren einige schwerwiegende Verletzungen von Spielerinnen in Kauf nehmen. Mit dem zyklusorientierten Training und der besseren Kommunikation über individuelle Befindlichkeiten erhofft man sich nun, Überlastungen und somit die Verletzungsanfälligkeit zu minimieren. «Wir wollen, dass sich die Spielerinnen grundsätzlich besser fühlen», betont Andenmatten. Man wolle besser auf Menstruationsbeschwerden reagieren können, beziehungsweise diese mit den richtigen Massnahmen

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wie beispielsweise einer Ernährungsanpassung mildern oder idealerweise ganz verhindern. «Die Regeneration nimmt immer einen grösseren Stellenwert ein», ergänzt Andenmatt. Genügend Schlaf und gesunde Ernährung seien enorm wichtig. Nach den Trainingseinheiten vor allem in Phase 3 und 4 erhalten alle Spielerinnen einen Proteinshake und vermehrt Kohlenhydrate.
Die Spielerinnen sind froh, dass sie nun mehr Möglichkeiten haben, auf die physischen und mentalen Schwankungen, die sie während des Zyklus erleben, reagieren zu können und stehen deshalb den neuen Trainingsgrundsätze und der Einführung der App durchaus positiv gegenüber.
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Benjamin Bühler, Physio Tanja Hetling, Medical Sabrina Corbella, Physio Antoinette Andenmatten, Physio
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