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abschied – Nachruf auf Gertraud Gruber

Die Gründerin der ersten Schönheitsfarm Europas wurde 100 Jahre alt

Gertraud Gruber

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Wir trauern um eine großartige Frau, eine inspirierende Persönlichkeit, eine liebevolle Freundin, eine erfolgreiche Unternehmerin, g eine mutige Visionärin und einen Menschen mit großem sozialen Engagement.

Gertraud Gruber – weit über die Grenzen Deutschlands bekannte Pionierin der Ganzheitskosmetik mit Naturprodukten und Vorreiterin der Wellnessbewegung – ist tot. Sie verstarb am Samstag, den 12. März 2022 in ihrem Haus am Tegernsee.

Mit einem innovativen Hautpflegekonzept setzte die 1921 in München geborene Gertraud Gruber mit der Gründung der ersten Schönheitsfarm Europas im Jahre 1955, die seither zu den ersten Adressen des Landes in Sachen Ganzheitskosmetik zählt, neue Maßstäbe in der Kosmetik. Ihr ganzheitliches Schönheitsfarmkonzept der vorsorgenden Gesundheitspflege mit natürlichen Kosmetikpräparaten, gesunder Ernährung, sanfter Bewegung und Entspannungsmethoden haben bis heute nicht an Bedeutung verloren. Mit der legendären Schönheitsfarm am Tegernsee sowie einer eigenen Fachkosmetiklinie machte sich Gertraud Gruber auch international einen Namen. Seit Jahrzehnten »pilgern« Frauen – unter ihnen zahlreiche prominente Damen aus Kunst, Politik, Wirtschaft und Medien – ins Tegernseer Tal zu Gertraud Gruber, um sich bei ihr nach ganzheitlichem Ansatz auf höchstem Niveau verwöhnen zu lassen. Ihre Behandlungsmethoden und Produkte werden in über 1.500 Kosmetikinstituten und Beauty-Farmen sowie rund 150 WellnessHotels angeboten und verwendet.

Zahlreiche Würdigungen

Viele Preise und Auszeichnungen zeugen von der Anerkennung, die Gertraud Gruber als erfolgreiche Unternehmerin und charismatische Persönlichkeit zu Teil wurde. So erhielt sie für ihre Verdienste unter anderem das Bundesverdienstkreuz am Bande, die Staatsmedaille für besondere Verdienste um die Bayerische Wirtschaft und den Bayerischen Verdienstorden. Im Januar 2022 wurde Gertraud Gruber mit dem Bayerischen Verfassungsorden in Gold für ihr großartiges unternehmerisches und persönliches Engagement geehrt. In Erinnerung wird Gertraud Gruber auch als eine zutiefst mitfühlende, den Menschen und Tieren zugewandte Persönlichkeit bleiben. Die Meditation war ihre Kraftquelle. Daraus resultierte auch ihr großartiger Einsatz, Menschen zu einem glücklichen Leben und Tieren zu weniger Leid zu verhelfen. Mit der Gertraud-und-Josef-Gruber-Stiftung verwirklichte Gertraud Gruber bereits zu Lebzeiten Projekte wie den »Benediktushof« in Holzkirchen bei Würzburg (mittlerweile Europas größtes Meditationszentrum), den Tiergnadenhof Aiderbichl in Iffeldorf, ein Hospiz in Weyarn und eine Kindertagesstätte am Ort.

Foto: Jan Roeder

Geschäftsführer und Mitarbeiter von Gertraud Gruber Kosmetik und der Schönheitsfarm Gertraud Gruber über ihre Zusammenarbeit mit der Unternehmerin und einem besonderen Menschen:

Welche Tugenden, die Gertraud Gruber vorgelebt hat, erweisen sich als zukunftsfähig für die Kosmetikbranche?

Roland Schäfer, ehemaliger langjähriger Geschäftsführer bei Gertraud Gruber Kosmetik: Tugenden sind für mich zeitlos gut oder schlecht, ob alt oder neu. Ich befasse mich hier mit den wichtigsten Tugenden, die uns Gertraud Gruber vorlebte. Die Aufzählung ist nicht abschließend. Für mich war das Wichtigste ihre Normalität und Menschlichkeit. Nie überheblich oder gar arrogant, immer geerdet. In ihrer bescheidenen Art im Auftreten ist sie allen Menschen auf Augenhöhe begegnet – egal welchen Status diese hatten.

Bei den Kosmetikerinnen herrschte eine große Verbundenheit zu Gertraud Gruber persönlich. Worin lag das begründet?

Astrid Eckerl, konzeptionelle Leitung der Schönheitsfarm Gertraud Gruber: Die Verbundenheit mit Gertraud Gruber kommt schon allein daher, weil wir sehr viele langjährige Mitarbeiter auf der Farm haben. 20 Jahre sind da keine Seltenheit. Da gibt es viele schöne gemeinsame Geschichten und Erlebnisse. Mit der Gertraud Gruber Methode und Philosophie zu arbeiten geht in die Tiefe. Selbst auch ein Teil dieser Philosophie der vorsorgenden Gesundheitspflege sein zu dürfen, diese tagtäglich umsetzen zu können, ist für uns Kosmetikerinnen und Therapeuten eine große Ehre.

Was haben Sie von Gertraud Gruber für Ihren beruflichen Lebensweg gelernt?

Gertraud Gruber hatte keine Kunden, sie hatte Fans. Warum ist das so? Astrid Eckerl: Gertraud Gruber war eine cha-

Heike Lindörfer, Geschäftsführerin bei Gertraud Gruber Kosmetik: Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich in den letzten Jahren Gertraud Gruber näher kennenlernen und Zeit mit ihr verbringen durfte. In dieser Zeit war sie für mich nicht nur eine inspirierende Unternehmerin sondern auch ein Vorbild, das seine Philosophie tagtäglich gelebt hat. Durch sie habe ich die Balance aus Bodenständigkeit und Mut gelernt.

rismatische Frau – wer mit ihr sprach, war völlig begeistert. Sie schaffte es, mit wenigen, einfachen Worten das auszudrücken, was Menschen im Innersten bewegt. Humorvoll, individuell und ehrlich. Dazu ein Zitat von ihr: »Wenn wir mit einem Menschen sprechen, so müssen wir ganz im Moment sein, ihm aufmerksam und mit Mitgefühl zuhören. Nur so kann man Unwesentliches vom Wesentlichen unterscheiden und wertvolle Ratschläge geben.«

Menschenfreundin Gertraud Gruber – bitte beschreiben Sie Gertraud Gruber.

Jeanette Steinhofer, Fachkosmetikerin und Yoga Lehrerin auf der Schönheitsfarm Gertraud Gruber: Als Chefin war sie streng und hatte hohe Ansprüche an ihre Mitarbeiter. Aber immer auf eine inspirierende und motivierende Art, denn das Wohl ihrer Mitarbeiter lag ihr am Herzen. Das stete Voranschreiten in dem schönsten Beruf der Welt (wie sie ihn selbst nannte) hat sie immer sehr offen sein lassen für neue Ideen und Entwicklungen im Sinne ganzheitlicher Kosmetik, aber auch sehr kritisch gegenüber neuesten Trends. Sie war niemals Nachahmerin. Und »Chichi« (äußerer Schein ohne Inhalt) war ihr ein absolutes Greuel. Individualität und persönliche Betreuung wurden großgeschrieben.

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