
4 minute read
Laura Pausini
Laura Pausini zählt zu den bekanntesten Italo-Sängerinnen. Für ihre Karriere lebt sie auf zwei Kontinenten, zwischen Rom und Miami. event. erzählt die Hitparaden-Königin, warum sie sich für ihre kleine Paola keine Musikerkarriere wünscht. Interview: Carlotta Heng-

Advertisement

Laura Pausini hat die italienische Musik in ihrer DNA. Schon als achtjährige Schülerin zieht sie mit Papa Fabrizio durch die Pianobars von Ravenna, in der Emilia Romagna. Schon als Teenager singt sie auf Italienisch, Englisch, Spanisch und Französisch. Den Gästen gefällt das spezielle Tochter-Vater-Gespann. Laura ist schüchtern, fällt aber durch ihre Stimme auf. Mit knapp 19 Jahren gewinnt sie 1993 mit «La Solitudine» (Die Einsamkeit) in der Nachwuchs-Kategorie das Festival della canzone italiana di Sanremo. Italiens renommiertester Singwettbewerb. Nur ein Jahr später tritt sie bei den Stars an und wird mit «Strani amori» (seltsame Liebschaften) Dritte. Es ist der Startschuss zu einer kometenhaften Karriere. Heute zählt die sprachbegabte und modebewusste Romagnola zu den wichtigsten Italo-Popgrössen. Mit Eros Ramazzotti, Jovanotti und Nek geniesst sie Weltruf. Mit ihrem langjährigen Lebenspartner Paolo Carta (54) und Tochter Paola (5) lebt sie abwechslungsweise in Rom und Miami. Sie hat 70 Millionen Tonträger verkauft und ist die erste Italienerin, welche je einen Grammy erhielt. Jetzt touren die Pausinis wieder durch die Welt, mit Halt in Zürich. Ausserdem arbeitet Laura an einer neuen TV-Show in ihrer Heimat, die noch 2018 stattfinden soll.

event.: Dein neues Album «Fatti sentire» ist deine 13. Platte. In gewissen Ländern glaubt man, die Zahl bringe Unglück. Glaubst du das auch? Laura Pausini: Dieses Jahr habe ich in Spanien einen Numerologen kennengelernt, und es war interessant. Die Dreizehn spielt für mich keine Rolle, nur die Neun mag ich nicht. Wieso? Ich habe an einem Neunten erstmals eine Person aus meinem Familienkreis verloren. Ich war erst sieben, aber ich habe damals begonnen, gewisse Sachen zu verstehen. Am Morgen weckte mich meine Mutter und sagte, mein Opa sei in den Himmel gegangen. Es war der 9. Januar, und diese Zahl blieb für mich für immer die schrecklichste. Keiner meiner Alben sollte je an einem Neunten erscheinen. Als einmal eine CD in Amerika doch am Neunten erschien, lief sie grottenschlecht. Dein Albumtitel «Fatti sentire» (deutsch: «Verschaffe dir Gehör») sei bei den Aufnahmen dein Mantra gewesen. Ja, und es wird mein Leben lang mein Mantra bleiben. Ich möchte, dass auch meine Tochter, wenn sie älter wird, dessen Bedeutung versteht. Erkläre uns bitte die Bedeutung. «Lass dich hören» ist eine Einladung an
Familienidyll: Mit Partner Paolo ist Laura seit 2005 liiert. «Er hat das schönste Lächeln der Welt», schrieb Laura kürzlich auf Instagram zum 13. Beziehungs-Jubiläum.
mich, aber auch an jene, die meine Lieder hören, sich mutig zu fühlen. Sie sollen keine Angst haben, ihre Persönlichkeit zu zeigen. Es ist schon komisch, dass wir 2018 noch immer darüber reden. Aber je mehr Jahre vergehen, desto deutlicher zeigt es sich: die Leute möchten immer allen gefallen. Das ging mir auch so. Oft versteckte ich meine Verletzlichkeit. Und das ist falsch. Jetzt, mit 43 Jahren, ist es nicht mehr so. Du warst eine angepasste Person? Als ich jünger war, machten sich meine Mitschüler darüber lustig, dass ich nicht in die Disco ging. Stattdessen war ich mit Papa in Pianobars unterwegs und habe dort gesungen. Auch für meinen späteren Verlobten habe ich alles getan, um so zu sein, wie er es wollte. Doch mit meinem jetzigen Freund, mit dem ich seit 13 Jahren zusammen bin, fühle ich mich wohl, so wie ich bin. Ich muss mich nicht verstecken. Oh, schon wieder die 13! Vielleicht sollte ich diese Zahl im Lotto spielen. Du bist wieder auf Tour, deine Tochter Paola ist 5 Jahre alt. Kommt sie mit? Ja, sie und ihr Papa Paolo sind heute in Zürich. Paolo ist mein Produzent und Gitarrist. Ich habe mich auf der Bühne in ihn verliebt. Als er neben mir Gitarre spielte, habe ich gedacht, der ist ein Leckerbissen! Wenn Paola mit uns reist, ist ihr Tagesablauf der eines Rockstars. Doch wenn sie zur Schule geht, dann muss auch sie früh aus den Federn, wie alle Kinder der Welt. Du lebst in Italien und Miami? Ich bin nach Miami gezogen, weil ich es körperlich nicht mehr schaffte, für
Promotionszwecke immer wieder nach Amerika oder Südamerika zu fliegen. Als Paola auf die Welt kam, dachten wir uns, es könnte für sie von Vorteil sein, den Kindergarten in Englisch und Italienisch zu machen, Kleinkinder saugen Sprachen auf wie Schwämme. Wir beobachteten, ob sie sich in einer anderen Kultur wohlfühlt. Wenn du Paola heute fragst, wo sie am liebsten leben möchte, sagt sie: In Miami. Möchte Paola auch Sängerin werden? Sie stammt aus einer Künstlerfamilie. Ich bin auch diplomierte Keramikkünstlerin. Sagen wir so: Wir werden ihr helfen das zu tun, was sie möchte. Aber
ich hoffe, dass sie keine Gesangskarriere anstreben wird. Warum nicht? Nehmen wir eine Künstlerin als Beispiel, die in der Schweiz lebt: Mina. Ihre Kinder Massimiliano und Benedetta haben es auch probiert und wurden in Italien stark kritisiert. Italiener sind in dieser Hinsicht grausam. Ich möchte nicht, dass Paola in der Zeitung lesen muss, sie singe nicht so gut wie ihre Mutter. Momentan will sie ohnehin Modedesignerin werden. Das kann sich noch tausend Mal ändern (lacht laut). Du bist momentan Jurorin bei «X Factor» in Spanien. Hast du
noch weitere Projekte in petto? Ich bereite mit Maria de Filippi (ital. Moderatorin) eine Show vor. Sie sollte Ende des Jahres stattfinden. In meinem Heimatland war ich noch nie Casting-Jurorin, weil ich eigene Produktionen machen konnte. Ich wurde auch von Rai 1 für eine neue Variété-Sendung im Stile der 60er- und 70er-Jahre angefragt, mit Tanz und Gesprächen. Doch mit meinem Terminplan ist das schwierig. Schade, ich würde das gerne machen.
LAURA PAUSINI LIVE
■ Mi 24.10.18 Hallenstadion Zürich