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Fast so wie am Mittelmeer

Fast so wie am MITTEL MEER

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Auch wenn manche Menschen von Weiß abkehren: Die Farbe ist und bleibt der Klassiker fürs Badezimmer. Foto: Duravit (VDS)

Farbe hat Charakter – und gibt diesen an Räume weiter, die man damit ausstattet. Für ein Badezimmer, das in vielen Fällen frühestens nach 20 Jahre mal wieder renoviert wird, ist die Farbwahl daher bedeutend.

Auch ein komplett dunkel gehaltenes Badezimmer macht etwas her: Es wirkt edel.

Foto: Keuco (VDS) Goldene Armaturen sind nach wie vor nicht jedermanns Sache. Dennoch gehören sie zu den aktuellen Trends für Badezimmer. Besonders gut wirken sie in einem dunkel gehaltenen Umfeld. Foto: Bette (VDS)

Die Farbe prägt den Charakter eines Bades ganz wesentlich. Kühles Weiß vermittelt den Eindruck von strenger Hygiene und Sauberkeit. Terrakotta-farbene Wände und Holzböden stehen eher für ein luftiges und mediterranes Lebensgefühl. Dunkelblaue oder schwarze Fliesen beruhigen hingegen und können eine edle Atmosphäre schaffen.

Jedoch hat die Farbe nicht nur Einfl uss auf die Stimmung. Sie kann Bäder auch größer oder kleiner wirken lassen. „Dunkle Farben lassen den Raum kleiner erscheinen“, sagt die Innenarchitektin Ines Wrusch. „Wer alle Wände in einem kleinen Raum dunkelblau streicht, wird sich wie in einer Höhle fühlen.“

Das kann gut sein, aber auch schlecht: Das momentan angesagte Nacht- oder Dunkelblau kann dem Bad zum Beispiel eine höhlenartige Geborgenheit geben – es aber auch einengend und zu dunkel machen.

Mit farbigen Wänden die Raumstruktur beeinfl ussen

Einzelne farbig gestrichene Wände – auch in Dunkelblau – können das Bad jedoch angenehmer und stimmiger wirken lassen. „Ist eine Wand etwas dunkler als die Umgebung, rückt sie optisch in den Raum hinein“, erläutert Wrusch. „Das kann man sich bei schlauchartigen Badezimmern zunutze machen.“ Weiterer Vorteil: Sehr hohe Räume werden optisch niedriger, „wenn die Decke in einer schon leicht dunkleren Farbe gestrichen ist als die Wände“. Orientieren kann man sich nach Angaben der Innenarchitektin hieran: „Je dunkler und kräftiger eine Farbe ist, desto stärker beeinfl usst sie die Raumwirkung.“

Experten empfehlen zudem, die Stimmungen, die den Farben zugeschrieben werden, bei der Auswahl zu bedenken: „Blau- und Grüntöne wirken beruhigend und entspannend, während das Spektrum der Gelb- und Rottöne belebend und anregend ist“, erläutert Jens Fellhauer vom Bundesverband Keramische Fliesen.

Farbe nicht überall empfehlenswert

Ins Bad kommt Farbe zumeist über einen Wandanstrich oder Fliesen, auch wenn die Badausstatter verstärkt farbige Keramiken – also Waschbecken, Wannen und Toiletten – ins Programm heben. „Bei der Auswahl des Anstrichs ist es wichtig, wasserabweisende beziehungsweise Feuchtraum-geeignete Farbe zu verwenden, die aber die Wände nicht vollständig versiegelt“, warnt Jens R. Wischmann von der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS). „Sonst könnte sich Schimmel bilden.“

Die Wandfarbe lässt sich auch fl ächendeckend verwenden: „Zu empfehlen sind Kalkputze“, erklärt der Experte. „Sie absorbieren die Feuchtigkeit und verhindern die Schimmelbildung.“ In der Dusche und anderen Bereichen, die Spritzwasser ausgesetzt sind, würden sich hingegen Fliesen, Granit- und Aluverbundplatten oder Glas empfehlen.

Fliesen sind langlebiger als ein Anstrich. Deshalb sollte hier die Farbwahl besonders sorgfältig ausfallen. „Die Wand- und Bodengestaltung mit Fliesen prägt die Atmosphäre im Bad im deutschen Durchschnitt für mehr als 25 Jahre“, sagt Fellhauer. „Die meisten Kunden richten sich daher nicht nur nach der Mode, sondern vor allem danach, was ihnen gefällt und gut in ihr Raumkonzept passt.“

Vintage- oder Ethno-Dekore im Trend

Im Trend liegt derzeit die Abkehr vom neutralen Weiß. Gesetzt wird stattdessen laut Fellhauer gerne auf gemusterte, farbige Fliesen mit Vintage- oder Ethno-Dekoren, zu denen zum Beispiel Feinsteinzeugfliesen mit dem Aussehen marokkanischer Zementfliesen gehören. Gleiches gilt für Fliesen, die optisch wie Holz daherkommen.

Angesagt sind auch versetzt angeordnete Metrofliesen in Farbe, die ihren Namen der Verwendung in Pariser U-Bahnhöfen verdanken. Damit wird das Bad auch schon mal bunt oder in monochromen Kombinationen aus unterschiedlichen Tönen einer Farbfamilie gestaltet. Angesagt sind Grüntöne sowie gedeckte Rot- und Blautöne. Wer es dezenter mag, findet Fliesenserien in Pastellfarben.

Bei den Dekoren sind zeitlose Gestaltungen gefragt. Diese zeigen häufig abstrakte geometrische und modern-reduzierte florale Muster. Oft sind die Muster in Ton-inTon-Effekten so dezent, dass sie erst auf den zweiten Blick erkennbar sind.

„Ein schöner Hingucker sind Fliesen und Kacheln, die sich die Bewohner selbst aus dem Urlaub in anderen Ländern mitgebracht haben“, findet Innenarchitektin Wrusch. Ihr Tipp für Souvenirjäger: „Es muss keine ganze Wand damit gefliest werden.“ Schon einige wenige kostbare handgemachte Exemplare gäben dem Bad einen individuellen Look. „Und sie erinnern immer wieder an schöne Ferientage.“

Pastelle, Grau und Beige als dezente Varianten

Wer sich völlig von Modefarben und -dekoren fernhalten möchte, ist mit einem klassischen und natürlichen Anstrich gut bedient. „Weiß geht immer“, meint Bad-Experte Wischmann. „Wer es softer mag, wählt Pastell.“ Das wirke nicht ganz so kühl. „Schön sind auch Grau oder Beige, die gut mit skandinavischem Design harmonieren.“ Selbst Schwarz sei mit den passenden Accessoires eine Möglichkeit, „wenn der Raum nicht allzu klein ist“. Mit Armaturen und Zubehör in Gold und Silber könne diese Kombination richtig edel wirken.

Nicht ganz unwichtig bei allen Überlegungen ist, dass im Bad nicht jedes Haar oder jede Staubfluse gleich zu sehen sein soll. Mit weißen oder schwarzen Oberflächen hat man diesbezüglich eher schlechte Karten. Wer es pflegeleichter will, sollte gemusterte Oberflächen oder glasierte Fliesen wählen. „Wasserflecken und andere Partikel fallen auf einer gemusterten Fliese oder auf einer strukturierten Oberfläche einfach weniger auf“, macht Fellhauer deutlich.

Trotzdem: Die Wahl der dauerhafteren Farben ist nicht alles. Man kann auch viel am optischen Gesamteindruck eines Badezimmers verändern, indem man Accessoires, Badtextilien und Möbel austauscht. „Handtücher im edlen Farbton Mauve, dazu ein sandfarbener Boden und weiße Wände, vielleicht ein Waschbecken aus Naturstein“, nennt Wrusch als Beispiele. „Und schon fühlt man sich in seinem eigenen Bad wie am Mittelmeer.“ ■

Pastellfarben sind hell und haben im Badezimmer oft eine wärmere Wirkung als sogenannte Volltonfarben.