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Der »Goldrausch« in Dawson City, Kanada

Er kam und ging im Handumdrehen

Wie der Goldrausch Dawson City im Yukon prägte

TEXT: CHRISTIAN NÄTHLER

Das Bevölkerungswachstum jeder beliebigen Stadt verläuft normalerweise auf eine sehr binäre Weise. Es beginnt mit einer Reihe von frühen Siedlern, gefolgt von ein paar hunderten mehr, und dann, wenn sich die wirtschaftliche Lage bietet, kommen mehrere tausende dazu. Ein paar Jahrzehnte später exisitiert eine Bahnlinie, die ersten multinationalen Konzerne und den offiziellen Status als Stadt. Aber immer mal wieder gibt es einen Ausreißer in die andere Richtung.

EIN PARADEBEISPIEL: DIE ABGESCHIEDENE STADT DAWSON CITY IM YUKON, IN DER NORDWESTLICHEN ECKE VON KANADA.

Die folgten dem Gerücht, dass örtliche Bergarbeiter am 16. August 1896 im abgelegenen Nichts im Nordwesten Kanadas Gold gefunden hätten.

Der Höhepunkt der Geschichte von DAWSON CITY fängt mit 40.000 Menschen an, die praktisch über Nacht am Fuße des FLUSSES YUKON auftauchten. Und sie kamen nicht mit Geschenken. Tatsächlich kamen sie, um sich welche zu nehmen. Die Ankömmlinge stammten hauptsächlich aus SEATTLE und SAN FRANCISCO und folgten dem Gerücht, dass örtliche Bergarbeiter am 16. August 1896 im abgelegenen Nichts im Nordwesten Kanadas Gold gefunden hätten. Bis Anfang 1899 waren etwa 100.000 Goldsucher nach DAWSON CITY geeilt, um in den Minen zu leben, der neuen Wirtschaft zu dienen oder lediglich als Schaulustige durchzufahren. Unter ihnen war der berühmte amerikanische Autor JACK LONDON, der einige seiner ersten erfolgreichen Werke in der »WEISSEN STILLE« des Yukon schrieb.

Jack London

Jack London

Eine Mühsame Reise

Tatsächlich war die Mehrheit derer, die in diesen drei Jahren nach DAWSON CITY marschiert waren – und es war eine wirklich mühsame Reise –, bei ihrer Ankunft enttäuscht. Es gab einfach nicht die Fülle von Gold, die sie erwartet hatten, und das Leben war alles andere als angenehm. Natürlich ist es auch eine besondere Herausforderung, sich durch Dauerfrost zu graben, die Temperaturen im Winter sinken in Dawson City nämlich regelmäßig unter minus 30 Grad Celsius. Es ist also kein Wunder, dass viele, die kamen, genauso schnell wieder verschwanden.

Im Jahr 1899 war der Goldrausch im Grunde vorbei. Nur 8.000 Einwohner blieben in DAWSON CITY, während die Mehrheit von denen, die erst ein paar Jahre zuvor angekommen waren, von unerträglichen Lebensbedingungen zum Gehen gezwungen und von Berichten über Gold an andere Orte gelockt wurden. Bahnlinien, mit deren Konstruktion kurz nach Ankunft der ersten Siedler begonnen wurde, wurden hinfällig, bevor sie überhaupt in Betrieb genommen wurden. Was jedoch blieb, war die Dezimierung der Hän, eines Ureinwohnervolks, deren Mitglieder während des Goldrauschs in Reservate gezwungen wurden und das in den nachfolgenden Jahren erhebliche Verluste hinnehmen musste.

Behaltet es lieber für euch, wenn ihr das Glück habt, irgendwo Gold zu finden.

Heute ist der Ruf von DAWSON CITY untrennbar mit ihrer Vergangenheit verbunden. Nur 1.375 Menschen wohnen dort, viele von ihnen leben von dem Geld, das die Touristen dafür ausgeben, einen Blick in eine vergangene Ära zu werfen. Und das können sie auch: Acht kanadische Denkmäler von historischer Bedeutung befinden sich in der Stadt, um an das Wunder des Goldrauschs zu erinnern. Viele der Gebäude haben noch immer ihre alten Fassaden im Architekturstil des 19. Jahrhunderts, und es gibt sogar eine Vorschrift, dass neue Häuser diese Ästhetik einhalten müssen. Die Geschichte von DAWSON CITY lehrt uns eins: Behaltet es lieber für euch, wenn ihr das Glück habt, irgendwo Gold zu finden.