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FLÜCHTIGE MUSIK
Von Benjamin Fran Ois
Die französisch-albanische Pianistin Marie-Ange Nguci ist in dieser Saison ‹Artist in Residence› beim Sinfonieorchester Basel. Mit nur 13 Jahren gewann sie den 1. Preis beim internationalen Klavierwettbewerb in Lagny-sur-Marne (Frankreich) und wurde noch im selben Jahr in Paris in die Klasse von Nicholas Angelich und Denis Pascal aufgenommen. Mittlerweile ist sie als Solistin bereits mit Orchestern wie dem Konzert hausorchester Berlin, dem BBC Symphony Orchestra oder dem Orchestre de Paris aufgetreten.
BF Marie-Ange Nguci, Sie haben französisch-albanische Wurzeln. Inwiefern haben die verschiedenen Kulturräume Sie als Pianistin geprägt?
MAN Ich hatte das grosse Glück, mich durch ziemlich komplementäre Kulturen hindurch entwickeln zu können. In meiner frühen Kindheit arbeitete eine ungarische Lehrerin mit mir, die in Wien und Moskau studiert hatte. An der französischen Schule lernte ich neue Seiten kennen – die Vision einer Musik des Zuhörens, die mich am Klavier auch ganz andere Erfahrungen machen liess. Und dann konnte ich auch an der Universität Wien studieren – eine einzigartige Gelegenheit, mich dem deutschsprachigen Raum zu öffnen. Während zwei Semestern an der New York University entdeckte ich eine andere Art, Musik an die Öffentlichkeit zu bringen und auch zu unterrichten. Die Möglichkeit, mich mit unterschiedlichen Universen auseinanderzusetzen, war manchmal verwirrend, aber absolut lehrreich.
und die Zeit holt sie ein, um Platz für andere zu machen. Das augenblickliche Teilen dieses Erlebens habe ich immer als ein Glück empfunden. Ich gehe selbst sehr gerne in Konzerte und finde mich übrigens in derselben Stimmung im Publikum wie auf der Bühne: Ich geniesse den Moment, der sich so nie wiederholen wird.
BF Ihre Residenz beim Sinfonieorchester Basel besteht aus mehreren grossen Konzertabenden, an denen Sie Beethovens 4. Klavierkonzert und Mozarts Klavierkonzert KV 466 aufführen werden. Ausserdem werden Sie an einem Kammermusikabend mit Musiker*innen des Orchesters und in einem SoloRezital auftreten. Ein grosses Programm! Wie betrachten Sie diese Zusammenarbeit?
MAN Darüber bin ich sehr glücklich und allen, die diese Residenz möglich gemacht haben, zutiefst dankbar. Es ist ein Orchester mit einer sehr reichen Geschichte, welche die gesamte klassische Kultur, aber auch Uraufführungen von Bartók und Martinů beinhaltet: eine sehr reiche Sammlung mit der Nähe zu den in Basel vorhandenen Partituren. Da Pianist*innen relativ einsame Musiker*innen sind, wird mir diese Residenz ermöglichen, mich mit einem Kollektiv zu verbinden, am Leben des Orchesters teilzunehmen, seine Mitglieder, ihre Arbeitsmethoden, den besonderen Klang und das Repertoire besser kennenzulernen. Eine traumhafte Gelegenheit auch, über die von mir so heiss geliebte Kammermusik während einer Saison in diese grosse Familie einzutreten.
MARIE-ANGE NGUCI IST AN FOLGENDEN KONZERTEN ZU HÖREN:
KONZERT ‹LEMMINKÄINEN›
Mi, 27. September 2023, 19.30 Uhr
Do, 28. September 2023, 19.30 Uhr
Stadtcasino Basel, Musiksaal → S. 15
1. SCHULKONZERT
Do, 28. September 2023, 10 Uhr
Stadtcasino Basel, Musiksaal → S. 51
KAMMERMUSIK AM PICASSOPLATZ
BF Wie erleben Sie die Interaktion mit dem Publikum? MAN Obwohl sich in meiner Wahrnehmung der Welt vieles verändert hat, ist mein Verhältnis zum Publikum wie zu Konzerten überhaupt ziemlich beständig geblieben. Ich geniesse nach wie vor die Magie der Bühne, des Augenblicks und der Gemeinschaft. Ob mit 15 oder 1 500 Personen – wir versammeln uns um etwas, was grösser ist als wir selbst. Ich nehme je nach Akustik und Publikum sehr unterschiedliche Schwingungen wahr, was im Augenblick zu unterschiedlichen Entscheidungen führen kann.
Ausserdem stehe ich im Dienst der Partitur – eine scheinbar tote Schrift, bis sie unter unseren Fingern wieder erwacht. Ich versuche, ihr Leben, Seele und Form einzuflössen, wobei ich etwas äusserst Flüchtiges empfinde, denn die Musik verfliegt, die Klänge verstummen
So, 22. Oktober 2023, 11 Uhr
Probezentrum Picassoplatz → S. 58
GASTSPIEL IN BERN
Mi, 14. Februar 2024, 19.30 Uhr, Casino Bern → S. 55
REZITAL
Fr, 17. Mai 2024, 19 Uhr, Probezentrum Picassoplatz
GASTSPIEL IN SALZBURG
Fr, 24. Mai 2024, 19.30 Uhr, Grosses Festspielhaus → S. 55