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Interview mit Christian Lindner S
INTERVIEW MIT CHRISTIAN LINDNER
DAS AHRTAL: DIE HERAUSFORDERUNGEN SIND ENORM
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Christian Lindner
Vorstand des AhrtalTourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V.
Vor einem Jahr führte ein furchtbarer Starkregen zur Überflutung der Ahr und zerstörte weite Teile der Region und der touristischen Infrastruktur. Wie hoch schätzen Sie den Schaden im Bereich der Hotel- und Freizeiteinrichtungen im Ahrtal und die damit verbundenen wirtschaftlichen Einbußen im Tourismus ein?
Der Schaden ist immens. Nicht nur die öffentliche Infrastruktur – Straßen, Brücken, Radwanderweg, Bahnlinie – wurde durch die Flut nahezu komplett zerstört, sondern auch 80 Prozent aller Tourismusbetriebe. Die Flut traf uns zu einem Zeitpunkt, an dem es nach zwei Jahren Corona wieder einen touristischen Aufschwung gab. Auch heute ist der Tourismus im Ahrtal noch weit entfernt von einem Normalbetrieb. Viele Gastgeber wissen immer noch nicht, wie sie den Wiederaufbau finanzieren sollen, andere brauchen deutlich länger für die Sanierung, als wir uns das alle hätten vorstellen können. Die Probleme sind sehr vielschichtig. Aber es gibt auch gute Nachrichten und wöchentlich feiern weitere Restaurants, Hotels und Einzelhändler ihre Wiedereröffnung. Hier sagen wir immer: Kommt ins Ahrtal, kauft ein, genießt den Wein! Das ist gelebte SolidAHRität.
Vielerorts sind die Sanierungsarbeiten angelaufen und die touristische Infrastruktur ist zum Teil wiederaufgebaut worden. Worin sehen Sie im Moment den größten Bedarf für eine zukunftsfähige Tourismusentwicklung im Ahrtal?
Das Ahrtal benötigt Gäste, um wieder wirtschaftliche Kraft zu schöpfen. Unsere langjährige TourismusErfolgsgeschichte muss fortgeschrieben werden. Die Bereiche Freizeit, Tourismus, Weinbau, Gesundheit und Kultur stehen dabei symbolisch für die Wirtschaft, die Lebenskraft und die Lebensqualität im Ahrtal. Wo sich durch den Wiederaufbau Chancen ergeben, müssen diese zupackend und zukunftsgerichtet genutzt werden. Die größten Hürden sind fehlende finanzielle Mittel und schleppende Verwaltungsabläufe. Viele unserer Mitgliedsunternehmen kämpfen auch deshalb ein Jahr nach der Flut immer noch um ihre Existenz. Die Gastgeber im Ahrtal brauchen endlich verlässliche Zusagen, welche Fördergelder ihnen für den Wiederaufbau ihrer Betriebe zur Verfügung stehen.
Vor Kurzem wurde das „Nachhaltige Tourismuskonzept Ahrtal 2025“ angekündigt. Was verbirgt sich dahinter und welche Akteure sind daran beteiligt?
Im Zuge des Wiederaufbaus soll das Ahrtal zu einer touristischen Modellregion werden. Diese Transformation ist Teil des „Nachhaltigen Tourismuskonzeptes Ahrtal 2025“, das der Ahrtal-Tourismus gemeinsam mit allen relevanten Akteuren aus Politik, Fachorganisationen und Kommunen sowie mit Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz vorantreibt. Ziele sind eine nachhaltige touristische Entwicklung des Ahrtals mit Fokus auf Themen wie CO2-Neutralität oder neue Mobilität sowie die Erhöhung der Lebensqualität vor Ort. Zu unseren wichtigsten Aufgaben für die kommenden Jahre zählen hier der Kampf um finanzielle Mittel für die Umsetzung dieser Strategie und die Unterstützung unserer Mitgliedsbetriebe. Wir befinden uns als Tourismusdestination in einer beispiellosen Situation, sind aber davon überzeugt, dass das Ahrtal wieder ein attraktives, vielfältiges und buntes Reiseziel sein wird.
Das Ahrtal nach der Flut – folgendes ist wieder möglich!
• Der Rotweinwanderweg von Altenahr nach Bad
Bodendorf und auch der AhrSteig sind wieder durchgehend wanderbar. • Gästeführungen und Themenwanderungen sowie Veranstaltungen wie Wein- oder Wander-
Events finden wieder statt. • Zahlreiche Gastronomie- und Winzerbetriebe sowie Hotels haben geöffnet oder bieten an alternativen Standorten ihre Produkte an. • Geöffnet haben u.a. der Waldkletterpark in Bad
Neuenahr oder die Dokumentationsstätte Regierungsbunker. Eine Übersicht über alle touristischen Aktivitäten, die wieder möglich sind, gibt es online unter: www.ahrtal.de/fuer-dich-da