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Im zweiten Anlauf zum Traumberuf

Verkäuferin, Maschinenschlosser, Fußballer und Floristin: In den Häusern der Vinzenz Gruppe starten immer mehr Berufstätige mit einer Pflegeausbildung neu durch. Sie erzählen über die Motive ihres Jobwechsels.

Von Karin Lehner und Claudia Schanza

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Dubravko „Dubi“ Teševi´c, 40, ist als Fußballprofi weit herumgekommen. Die Karriere führte ihn unter anderem zur Vienna, nach Schottland, Madeira und Ried – allerdings auch viermal in einen Operationssaal. „Wie im Fußball ist auch im OP Teamgeist gefragt. Alle arbeiten zusammen und haben dasselbe Ziel.“ Nach dem vierten Kreuzbandriss absolvierte Teševi´c die Ausbildung zum OP-, Gips- und Röntgenassistenten. Und so arbeitet er seit gut dreieinhalb Jahren im Orthopädischen Spital Speising.

Andere Motive hatte Natalie Mader. Sie wollte immer schon Pflegerin werden. Mit 30 Jahren hängte sie ihren Job als Einzelhandelskauffrau in einem Möbelhaus ausgerechnet während der Pandemie an den Nagel. Dank eines Fachkräfte-Stipendiums bewarb sie sich am Vinzentinum Wien (siehe Info-Kasten). „Die Ausbildung macht mir extrem viel Freude, weil ich sozial engagiert bin. Auch in meiner Familie gibt es einen Menschen mit besonderen Bedürfnissen, der Unterstützung braucht“, erklärt die Niederösterreicherin, die bereits als Schülerin einen Job in der Tasche hat. Sie wird später im Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien arbeiten. Ihr schönster Moment? „Wenn man einem Menschen helfen kann und seine Dankbarkeit spürt.“ Für ihre Zukunft hat Mader große Pläne. Sie möchte das Studium der Gesundheits- und Krankenpflege an einer Fachhochschule (FH) und danach die Ausbildung zur OP-Schwester absolvieren. Das Vinzentinum sei die perfekte Basis.

Bettina Aufgeweckt war Privatdetektivin und arbeitet jetzt in der Pflege.

© Bubu Dujmic

Gesucht: Pflegekräfte

Der Bedarf an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird in allen Pflegebereichen steigen. Bis 2030 ist mit einem zusätzlichen Bedarf von mindestens 75.000 Vollzeit-Pflegekräften zu rechnen. Barbara Klemensich, MBA ist Vorsitzende des Pflegemanagementteams und Leiterin der strategischen Ausbildungsplattform der Vinzenz Gruppe und kümmert sich mit ihrem Team um Pflegenachwuchs. Diesen sucht man bei bei Ein-, Um- oder Wiedereinsteigerinnen und -einsteigern. Die drei Vinzentinum-Standorte organisieren die Ausbildung in kleinen Klassen in Wien, Linz und Ried sowie in Kooperation mit Fachhochschulen. Sie dauert ein bis drei Jahre. „Wir bieten eine fundierte Ausbildung in hoher Qualität. Auch eine familiäre Atmosphäre ist uns wichtig. Wir nehmen unsere Auszubildenden als Menschen mit individuellen Bedürfnissen wahr.“

Andreas Pichlmayer findet die Arbeit im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried abwechslungsreicher als im Gemeindeamt.

© Vinzentinum Ried

Neben theoretischen Fächern wie Anatomie und Pathologie stehen pflegespezifische Fächer und Psychologie, Hygiene und Kommunikation auf dem Lehrplan sowie diverse Praktika. „In den nächsten Jahren brauchen wir in Österreich sehr viele neue Pfleger. Die Versorgung kranker Menschen ist ein gesellschaftliches Gut. Die Pandemie hat es zusätzlich auf die Probe gestellt“, warnt Klemensich.

Jeder Tag ist anders

Andreas Pichlmayer arbeitete früher im Gemeindeamt seines oberösterreichischen Heimatorts Hohenzell. 2019 wollte er weg vom ewigen Sitzen im Büro, hin zu einem Beruf, der mehr geistige und körperliche Abwechslung bietet. Weil der 33-Jährige früher Physiotherapeut werden wollte, lag die Pflege nahe. „Hier ist jeder Tag anders und man lernt nie aus“, freut sich Pichlmayer. Seine Ausbildung am Vinzentinum Ried hat er abgeschlossen. Derzeit arbeitet er in einer Ambulanz am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried. Weil ihm Ausbildungszeiten angerechnet werden, kann er danach quer ins dritte Semester des Bachelorstudiums für Gesundheits- und Krankenpflege an der FH Gesundheitsberufe Oberösterreich am Campus Ried einsteigen. Wie Pichlmayer ergreifen immer mehr Männer einen Pflegeberuf. Thomas Preuner war ursprünglich Maschinenschlosser in Oberösterreich. „Als Zivildiener habe ich gemerkt, dass ich viel lieber mit Menschen arbeite, statt ein kaltes Werkstück in der Hand zu haben.“ Nach Aus- und Weiterbildungen ist er Bereichsleiter Pflege der neurologischen Station am Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien. Von 40 Pflegekräften sind dort sechs männlich. In seiner Führungsposition hat Preuner freie Wochenenden und keine Nachtdienste. „In unseren Kranken- und Pflegehäusern gibt es individuelle Arbeitszeitmodelle, um den Bedürfnissen der Mitarbeitenden bestmöglich gerecht zu werden“, informiert Klemensich.

Wir bieten eine fundierte Ausbildung in hoher Qualität.

Barbara Klemensich, Ausbildungsstrategin Vinzentinum

Barbara Klemensich

© Vinzenz Gruppe

Pflegerin blüht auf

Nicole Winkler blüht auf, wenn sie von ihrer Berufung spricht. Die 26-jährige Oberösterreicherin war früher angestellte wie selbstständige Floristin. Dann kamen Corona und der Einbruch ihres Business, dessen Schwerpunkt Events und Hochzeiten waren. Ein alter Berufswunsch erwachte: „Mit und für Menschen zu arbeiten. Als meine Oma ein Pflegefall wurde, wurde mir bewusst, wie wichtig und bereichernd der Pflegeberuf ist.“ Die Eferdingerin bewarb sich am Vinzentinum Linz, wurde aufgenommen und hat diesen Schritt nie bereut.

Floristin Nicole Winkler arrangierte Blumen. Ihre Berufung führte sie schließlich ans Vinzentinum Linz.

© Vinzentinum Linz

Wie Pichlmayer und Mader schätzt sie die vielfältigen Chancen, die ihre Ausbildung bietet, die Verantwortung und die Krisensicherheit ihres Jobs. Alle drei ärgern sich über dessen falsches Bild in der Öffentlichkeit – „Menschen nur zu waschen“. Die Pflege ist ein vielfältiger Beruf und hat Zukunft. Winkler, die nach ihrer Ausbildung in Richtung Trauma-Prävention oder an eine FH strebt: „Ich hoffe, dass die Pflege nach der Pandemie nicht wieder aus dem öffentlichen Interesse verschwindet.“ Klemensich arbeitet bereits an einem neuen Jobprofil: „Pflegende könnten künftig noch stärker in der Beratung tätig sein: in puncto Prävention, damit Menschen erst gar nicht krank werden.“

Thomas Preuner war in seinem ersten Beruf Maschinenschlosser. Jetzt ist er Bereichsleiter Pflege am Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien.

© Göttlicher Heiland Krankenhaus

Neue Chancen im Pflegeberuf

Das Vinzentinum bietet an drei Standorten eine Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege. Interessierten stehen verschiedene Ausbildungen für diverse Pflegeberufe offen. Außerdem gibt es ergänzende Angebote und in Wien die Nostrifikation, also die Anerkennung von im Ausland erlangten Berufsberechtigungen.

Kontaktadressen:

Vinzentinum Wien

Schule für allgemeine Gesundheitsund Krankenpflege, Akademie für Gesundheitsberufe, Studienstandort FH Campus Wien; Hotline: +43 1 59988-3647 werktags 07.30–13.30 Uhr www.vinzentinum-wien.at

Vinzentinum Linz

Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege, Akademie für Gesundheitsberufe am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern; Hotline: +43 732 7677-7398 www.ordensklinikum.at/de/ karriere/ausbildung-pflege

Vinzentinum Ried

Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege, Studienstandort FH Gesundheitsberufe OÖ; Tel.: +43 7752 602-3800 www.vinzentinum-ried.at

© Alek Kawka, Headerbild

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