nobilis - Ausgabe 06 2023

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GOP:

45. Jahrgang · 6,00 € · Juni 2023 FÜRSTENHOF nobilis kocht im Celle: Im Schloss einer verbotenen Liebe lauschen
die Nacht Schwerelos
durch

Ich freue mich, Ihnen eine neue Ausgabe der Nobilis präsentieren zu können. Neu ist diese Nobilis auf vielfältige Weise: Die Nobilis hat nicht nur einen neuen Slogan – wir möchten „Lust aufs schöne Leben machen“ –, die Nobilis hat auch ein neues Layout bekommen. Ich möchte, dass Sie als Leser sich einfacher zurechtfinden. Sie sollen sehen, in welchem Bereich Sie sich befinden: Ob Gesellschaft, Kultur, Freizeit und Stil oder Natur und Sport – jedes Ressort hat seine eigene Formensprache. Gleichzeitig ist das Layout moderner geworden. Exklusivität und Luxus spiegeln sich darin wider.

Außerdem kehren wir zurück zu deutschen Bezeichnungen: Bei uns gibt es Gesellschaft, Kultur oder auch Natur und Sport. Wir sind zwar exklusiv, aber dennoch bodenständig. Wir lieben Hannover – und wir sprechen Hochdeutsch. Das ist rückwärtsgewandt? Ganz und gar nicht! Es zeigt vielmehr Verbundenheit zu der Region, in der wir leben. Wir möchten nicht mehr sein, als wir sind. Wir möchten für Sie da sein. Sie informieren. Sie begeistern –wie in diesem Heft für Celle.

Hannovers kleine Schwester steht im Juni bei uns im Mittelpunkt – und diese ist nicht nur wunderschön, sondern

auch sehr romantisch. Es geht um eine leidenschaftliche Liebesbeziehung, die im Celler Schloss ihren Anfang nahm, um einen Stadtrundgang, bei dem ein „Alter Provisor“ nicht fehlen darf, und um ein wunderbares, bislang geheimes Rezept aus dem Celler Fürstenhof, das uns der Koch verraten hat. Es lohnt sich also, einmal nach Celle zu fahren, um ein romantisches Wochenende zu verbringen.

Auch mit diesen Tipps möchten wir Ihnen „Lust aufs schöne Leben“ machen. Genauso, wie es in unserem Untertitel von jetzt an heißt. Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit der neuen Ausgabe der Nobilis, die auf vielerlei Arten neu und doch bekannt ist. Wir halten es mit Gustav Mahler: „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“ Viel Spaß beim Lesen!

Vorwort
Dr.
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Foto: Lorena Kirste

TITELBILD: Frank Wilde / Residenzmuseum

6 RENNTAG AUF DER BULT Sky-Lounge wiedereröffnet 10 VILLA SELIGMANN Bilder kehren zurück 14 GROSSES TENNIS Promis beim NTB-Empfang 16 SCHÜTZENFEST-VORSCHAU Eine Bruchmeisterin berichtet 18 FESTIVAL-VORSCHAU Drei Tage für Bulli-Liebhaber 28 UNTERWEGS IN CELLE Rundgang mit Altem Provisor
RESIDENZMUSEUM Einer verbotenen Liebe lauschen 48 GOP VARIETÉ IM JUNI Schwerelos durch die Nacht 50 NEUES THEATER Eine Niere für die Liebe? 54 STAATSOPER Orpheus in der Heilanstalt
NOBILIS KOCHT Ravioli mit Gefühl 47 GENUSSTIPPS Torte, Likör und Mettwurst
20 CELLER
42
Schnell wie der Wind
CELIA PAULINA 100 Jahre Golfclub Hannover
58 SPORTLICHE HUNDE
62 GOLF MIT
Hilfe bei der Suche
Top-Personal Advertorial
9 ROCHUS MUMMERT
nach
Zurück in die Zukunft 34 Ausgabe Juni 2023 Galerie
zeigt Franziska Stünkel 52
Kloster Wienhausen
Drees
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MARTIN MUTSCHLER

Manchmal gibt es Geschichten, bei denen man das Gefühl hat, es gebe noch so viel mehr zu erzählen, als es im Heft Seiten gibt. Genau so ein Gefühl war es, als wir – unser Fotograf Tobias Wölki und ich – im Kloster Wienhausen waren. Wir durften uns Zeit nehmen, in die Geschichte des Klosters einzutauchen. Diese war so spannend, dass es jetzt auch eine Podcast-Folge ausschließlich zum Thema Stickereien im Kloster gibt. Denn nicht nur die Wandteppiche, die die Frauen vor 800 Jahren dort herstellten, sind Kunstwerke und sind quasi wie ein Magazin der damaligen Bestseller-Literatur zu lesen, auch ihre Herstellung war eng mit dem Leben der Nonnen verbunden. Gleichzeitig dienten sie als Isolierung in kalten Wintern. Vera Rathsfeld hat darüber berichtet. Ein sehr spannendes Stück Kulturgeschichte. Die Reportage übers Kloster finden Sie in dieser Ausgabe.

„L‘Orfeo“ hat es nicht leicht. Bei der Premiere der Monteverdi-Oper gab es sogar Buh-Rufe. Das war ein Grund mehr für uns, ein Gespräch mit dem Dramaturgen Martin Mutschler über eine der ältesten Opern der Welt zu führen.

Dabei verrät er auch, welche Gedanken sich die Regisseurin zum Stoff gemacht hat. Die Rezension finden Sie ebenfalls in diesem Heft.

Wenn Sie also Lust haben, etwas mehr Hintergrund zu den einzelnen Themen zu erfahren, hören Sie gerne hinein.

Alle Podcast-Folgen finden Sie unter diesem QR-Code. b

TEXT: Heike Schmidt FOTOS: Lorena Kirste & Tobi Wölki
RATHSFELD
Vera Rathsfeld istExpertin für Stickereien im Kloster Wienhausen.
VERA
FOLGE
14 – „Stickereien im Kloster Wienhausen“
Dramaturg Martin Mutschler erklärtdieOper„L‘Orfeo“.
Menschen & Gesellschaft 5 nobilis 6/2023
FOLGE 13 – „L‘Orfeo“

Rennbahn: Sky-Lounge wieder eröffnet

Promis, Ponys und 96-Profis –beim Saisonauftakt auf der Neuen Bult

Manchmal muss man seine eigene Party verlassen, um wirklich mittendrin zu sein. Und so ließ sich 96-Chef Martin Kind dann auch

gerne einmal von Rennbahn-Boss Gregor

Baum scherzhaft darauf hinweisen: „Martin, Deine Party ist da unten.“ Denn während „da unten“ in der Garden

Lounge der Trainer von Hannover 96, Stefan Leitl, seinen

Co-Trainer André Mijatovic beim 96-Minitrabrennen film-

te und Weltmeister Ron-Robert Zieler und Stürmer Maximilian Beier beim 96-Renntag am Absattelring waren, weilte der Fußball-Chef quasi zwei Etagen höher bei der Eröffnung in der wieder hergerichteten Sky-Lounge.

Nach einem Küchenbrand mussten die Sky- und Panorama-Lounge neben der Haupttribüne renoviert werden. Im Mai 2021 hatte es gebrannt. Der Schaden belief sich

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auf 250.000 Euro. Nach dem Saisonende im vergangenen Jahr konnten die Arbeiten beginnen. Pünktlich zum Saisonauftakt am 1. Mai war es geschafft. Das freute nicht nur Rennbahn-Chef Gregor Baum, sondern auch die geladenen VIPs, die sich gerne zum Empfang bitten ließen und bei strahlendem Sonnenschein das Renngeschehen vom Balkon aus genossen. Viele waren allerdings etwas spät dran: Schon lange vor dem ersten Rennen hatte sich der Verkehr in Langenhagen derart aufgestaut, dass es durchaus zu Wartezeiten bis zu einer Stunde kam.

„Herr Kluwe, wenn Sie jetzt noch Polizeipräsident wären, dann hätten wir das Problem so nicht gehabt“, mutmaßte der Gastgeber mit Blick auf Volker Kluwe, der seit gut vier Wochen Pensionär ist und mit seiner Frau Angelika gekommen war. Wer von Süden die Rennbahn angefahren hatte, war dabei weitaus schlechter dran als Gäste aus dem Norden. „Wir hatten kaum Stau“, sagte GOP-Chefin Nadine Matzat. Pünktlich angekommen waren auch Michael Kramer und Steffi Eichel von Eichels-Event. Die Organisatoren des Hannover Marathons hatten einen besonderen Gast dabei: Hendrik Pfeiffer, der in diesem Jahr den Halbmarathon gewann.

DefinitivaufderrichtigenParty: MartinKindmitGregorBaum

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BrüderaufderRennbahn:RaoulundDanielRossmanngenossendenRenntag.
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Dr. Schulz und Dr. Putzer, Zentrum für Zahnmedizin, Karl-Wiechert-Allee 1c, 30625 Hannover

Um Schnelligkeit war es auch bei der Wieder-Instandsetzung der Sky- und der Panorama-Lounge gegangen. In nur fünf Monaten hatten es die beteiligten Gewerke geschafft, die VIP-Bereiche zu erneuern. „Das war auch nur möglich, weil Claus-Peter Schulze die Bauleitung übernommen hat“, erklärte Baum. Normalerweise würde der Architekt der schulze & partner Architekten PartG mbB das nicht mehr tun. Aber für seinen Freund Baum hatte er einmal eine Ausnahme gemacht.

Mit ins Boot geholt hatte der Rennbahn-Boss zudem Arne Pohl, der mit seinem Unternehmen Pohl Position an diesem Nachmittag die VIPs beköstigte und zudem ein Fan der Rennbahn ist. Er wird sich vermehrt auf der Rennbahn engagieren. „Das Geld soll in Hannover bleiben“, erklärt er lachend. Uwe Klingenberg hatte zudem mit seinen Designklassikern die beiden Lounges ausgestattet und nutzte die Eröffnung zu einem kleinen Treffen mit seinen Kindern. Der König der Designmöbel lebt inzwischen auf Sylt. Dort scheint er sich sehr wohlzufühlen. „Ihr könnt mich gerne einmal besuchen kommen“, bot er an. Einstweilen blieben die Gäste aber lieber in den beiden neuen Lounges, genossen den Ausblick und freuten sich wie 20.400 Gäste über einen sonnigen und sehr schönen Renntag auf der Neuen Bult. b

Siesorgtendafür,dassdieWiedereröffnunggelang:ArnePohl,Lena

TEXT: Heike Schmidt MitLimoundBier:AngelikaKluwe,MichaelKramer,SteffiEichelundVolker KluwefeiertendieWiedereröffnungderSky-Lounge. GenossendieSonne:HelmutStaude,BenjaminChattonundSteffenKrach trafensichamFührring. PlatzoderSieg?20.400BesucherwarenbeimRenntagmitdabeiund setztenaufihreFavoriten.
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KalmbacherundUweKlingenberg.

HILFE BEI DER SUCHE NACH TOP-PERSONAL Rochus Mummert vermittelt Führungskräfte jetzt auch zweimal in Hannover

Den richtigen Bewerber für eine Schlüsselposition zu finden, wird immer schwieriger. „Gerade bei familiengeführten Unternehmen bedürfen Nachfolgeregelungen einer längeren Vorbereitungszeit, um die Unternehmen auf eine externe oder interne Nachfolge angemessen vorzubereiten“, weiß Dr. Matthias Jaenecke. Er verantwortet die Bereiche Mittelstand und öffentlicher Sektor bei der unabhängigen Personalberatung Rochus Mummert Executive Consultants GmbH.

Rochus Mummert zählt seit mehr als 50 Jahren zu den Top-Zehn-Adressen im deutschsprachigen Markt. Jetzt ist sie zweimal in Hannover vertreten: Die Rochus Mummert Healthcare Consulting GmbH in der Joachimstraße vermittelt Führungspositionen in den Bereichen Medizin und Pflege sowie für die in der Forschung und Pharmaindustrie; die Rochus Mummert Executive Consultants GmbH kümmert sich vom Standort Hannover aus um größere, mittelständische Unternehmen sowie Unternehmen aus dem öffentlichen Sektor in der Region Niedersachsen bei der Besetzung von Vorstandsund Geschäftsführerpositionen.

„Wir wollen näher an unseren Mandanten sein, daher freuen wir uns über den Ausbau des Standortes Hannover“, führt Dr. Matthias Jaenecke aus. In vielen Industriebereichen veränderten sich Märkte, Produkte, Produktion und Absatzwege aktuell sehr grundlegend und sehr schnell. „Diese teils disruptiven Veränderungen und Anforderungen stellen neue und erweiterte

Anforderungen an Führungskräfte“, betont Jaenecke. Diese seien bei Neubesetzungen unbedingt zu berücksichtigen, damit Unternehmen zukunftsfest blieben.

Der promovierte Jurist und Ökonom hat vor seinem Eintritt bei Rochus Mummert selbst über 25 Jahre als CEO in Mittelstand und Industrie gearbeitet. Er ist in der Region Hannover aufgewachsen und vor mehr als zehn Jahren wieder nach Hannover gekommen. Heute lebt er

mit seiner Familie in Kleefeld. Aus eigener beruflicher Erfahrung weiß Dr. Matthias Jaenecke, welche Anforderungen an einen künftigen CEO gestellt werden, und weiß, welcher Bewerber zum jeweiligen Unternehmen perfekt passt. „Auch dies ist ein wesentlicher Grund, warum sich so viele unserer Mandanten aus dem Mittelstand für Rochus Mummert entscheiden“, sagt er.

ROCHUS MUMMERT EXECUTIVE CONSULTANTS GmbH

Joachimstraße 6 · 30159 Hannover

Telefon: 0511 - 6427062-0

E-Mail: Hannover@RochusMummert.com

Web: www.RochusMummert.com

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Dr. Matthias Jaenecke verantwortet die Bereiche Mittelstand und öffentlicher Sektor.

Wo Geschmack zu Hause ist

Die Allegorien der drei Sinne von Ferdinand Wagner sind zurück in der Villa Seligmann

Als die Türen sich öffnen, ist der große Moment da: Nach 92 Jahren konnten die geladenen Gäste in der Villa Seligmann erstmals wieder einen Blick auf drei der fünf Frauenallegorien werfen, die der Maler Ferdinand Wagner 1906 schuf. „Das Hören“, „Das Sehen“ und „Der Geschmack“ sind wieder zu Hause. „Die Villa Seligmann hat ihre Sinne zurück“, freute sich der Hausherr der Villa Seligmann, Eliah Sakakushev-von Bismarck.

RestauratorinBarbaraHelmrich undderDirektorderVillaSeligmann,EliahSakakushev-von Bismarck,freuensichüberdie RückkehrderAllegorien(im Hintergrund).
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HochobenimTreppenhaussindsieanihreangestammtenPlätzezurückgekehrt:diedreiAllegorien.

Doch nicht nur die Rückkehr der drei großformatigen Allegorien wurde gefeiert. Vielmehr war es auch dieser einmalige Zusammenschluss von Geldgebern und Förderern, die diesen Ankauf ermöglicht hatten. Die Siegmund-Seligmann-Stiftung hatte es geschafft, die Kulturstiftung der Länder, die Niedersächsische Sparkassenstiftung, die Sparkasse Hannover, die „S-Hannover-Stiftung“ (eine Stiftung der Sparkasse Hannover), die Stiftung Niedersachsen und das Land Niedersachsen für den Kauf der Bilder zu begeistern und zusammenzuführen.

Die Bilder komplettieren jetzt die Villa Seligmann als historisches Zeugnis für ein repräsentatives, großbürgerliches Leben im Kaiserreich noch ein wenig mehr. Und so freute sich nicht nur der Direktor der Villa Seligmann, Eliah Sakakushev-von Bismarck, über die Rückkehr der drei schönen Allegorien, sondern auch der Staatssekretär des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, Prof. Dr. Joachim Schachtner, Prof. Dr. Markus Hilgert von der Kulturstiftung der Länder oder Dr. Johannes Janssen, Stiftungsdirektor der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.

STANDART FINESTWOMEN’SCLOTHING&ART Öffnungszeiten Di-Fr11.00-19.00Uhr Sa11.00-16.00Uhr Leinstraße32 30159Hannover 0 5 1 1 2 6 1 5 9 2 3 2 w w w s t a n d a r t - h a n n o v e r d e BesuchenSieunser D i g i t a l e s S c h a u f e n s t e r auf FacebookoderInstagram. www.facebook.com/STANDART.Hannover Instagram:standart_by_ingrid_wittler b y I n g r i d W i t t l e r
AnderWandoberhalbdergeladenenGästeinderVilla SeligmannhängenjetztdieBilder.

Neben der finanziellen Förderung waren zwei Hannoveraner auch aktiv daran beteiligt, dass die Damen und ihre Begleitungen jetzt wieder in voller Schönheit im repräsentativen Treppenhaus hängen: Galerist Robert Drees sorgte für einen reibungslosen Transport der großformatigen Bilder. Restauratorin Barbara Helmrich verhalf den Damen nicht nur zu einem wunderbaren Aussehen, sondern auch, wieder an ihren angestammten Platz zurückzukehren. Im Laufe der Zeit hatten sie Rahmen erhalten. Diese mussten entfernt werden, um in die ursprüngliche Holzvertäfelung der Villa wieder eingepasst werden zu können. Siegmund Seligmann hatte seinerzeit die Gemälde passgenau in Auftrag gegeben. Die beiden fehlenden Gemälde „Das Riechen“ und „Das Tasten“ sind zerstört. Sie hatten an der gegenüberliegenden Wand gehangen. Ihre Plätze bleiben frei.

Dass der Neueinzug der Gemälde an diesem Abend die Sinne der Gäste ansprach, ist auch der Pianistin Marina Baranova zu verdanken. Sie hatte die drei Gemälde auf sich wirken lassen und eigens dafür Stücke komponiert.

Während der Feier gab es aber noch eine Nachricht zu verkünden: Der langjährige Vorsitzende des Stiftungskuratoriums, Herbert Flecken, übergab seinen Posten an Sabine Johannsen. Robert Cholewa von der SeligmannStiftung würdigte die ausgesprochen engagierte Arbeit des Aufsichtsratsvorsitzenden der Madsack Mediengruppe: „Er ist so engagiert dabei gewesen, das können wir alles gar nicht beschreiben.“ b

TEXT: Heike Schmidt

FOTOS: Tobi Wölki

JohannesJanssen, Stiftungsdirektorder Niedersächsischen

FürseinenEinsatzerhieltStaatssekretärJoachimSchachtnervom

DirektorderVillaSeligmanneinPräsent. RobertCholewabedanktesichbeimlangjährigenVorsitzenden desStiftungskuratoriums,HerbertFlecken. Die Pianistin Marina Baranovahatte eigensfürdieRückkehrMusikstücke komponiert.
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Sparkassenstiftung, beiseinerRede

Erfolgsgeschichte aus

Hannover: Digital zu neuem

Personal

In Zeiten, in denen Fachkräfte und Auszubildende Mangelware sind, bedarf es innovativer Wege, um neue Mitarbeiter zu finden. Die Möglichkeiten sind vielfältig, doch Jörg Deterding hat für sich und seinen Tischlerei & Sicherheitstechnik-Betrieb erkannt: „Ein kurzer, digitaler Bewerbungsprozess, in dem Interessierte mit nur wenigen Klicks Informationen über ihre Qualifikationen sowie Erfahrungen teilen und schnell Kontakt zum Betrieb aufnehmen können, funktioniert für uns am besten.“

Ein Abschied vom klassischen Anschreiben

„Vor allem für jüngere Bewerber ist es eine Last, ein ausführliches Anschreiben zu formulieren und die verschiedenen Unterlagen zusammenzustellen. Hinzu kommt, dass viele Bewerber ein Anschreiben lediglich aus verschiedenen Textbausteinen zusammensetzen oder man im schlimmsten Fall eine Bewerbung liest, die schon an etliche andere Unternehmen exakt so adressiert wurde.“

Jörg Deterding hat solchen Erfahrungen den Rücken gekehrt – er kann auf die formalen Anschreiben verzichten. Tatsächlich bestätigt eine Studie der Jobplattform Joblift Deterdings Annahme: Viele Bewerber würden sich ohne die Notwendigkeit eines Anschreibens öfter auf ausgeschriebene Stellen bewerben, als sie es letztlich tun.

Kurz, knackig, online

„Wir haben festgestellt, dass wir mehr Bewerbungen bekommen, wenn wir eine Onlinebewerbung ermöglichen. Beispielsweise suchen wir aktuell nach einem Tischler. Auf die offene Stelle machen wir auf unserer Webseite sowie in Sozialen Netzwerken aufmerksam.“

Gerade Angehörige der Generationen Y und Z erledigen viele Angelegenheiten bevorzugt online. Der Inhaber des Unternehmens für Tischlerei & Sicherheitstechnik kommt diesem Nutzungsverhalten entgegen und präsentiert dort seine offenen Stellen, wo sie auch sicher von der Zielgruppe gesehen werden. Dabei liegt sein Fokus auf Einfachheit und Schnelligkeit. Seine Onlinebewerbungen nehmen nur wenige Minuten in Anspruch. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass er am Ende tatsächlich ausgefüllte Bewerbungen in seinem E-Mail-Postfach findet.

„Der Bewerbungsprozess muss schnell, unkompliziert und unbürokratisch sein, sonst springen die Bewerber ab!“ – Jörg Deterding, Geschäftsführer der Jörg Deterding GmbH & Co. KG aus Garbsen

Schnell reagieren

Sind Bewerbungen bei Jörg Deterding eingetrudelt, zögert er nicht lange: „Wir antworten auf Bewerbungen innerhalb von einer Woche. Wenn wir länger warten, ist entweder ein anderer Betrieb schneller oder die Kandidaten nehmen das als unser Desinteresse wahr.“

Deterding zeigt mit einer schnellen Reaktion aber auch, dass sein Betrieb gut organisiert ist.

Wie digitalisiert man einen Bewerbungsprozess?

„Wir haben uns dazu die Schlütersche als Experten ins Haus geholt, die unseren Bewerbungsprozess vereinfacht und digitalisiert haben. Mithilfe eines schlanken Onlinefragebogens können wir alle Interessenten anhand ihrer Antworten vorqualifizieren. Die Fragen sind auf meinen Betrieb zugeschnitten und helfen mir, mehr über den Bewerber und seine Fähigkeiten zu erfahren. Alle Antworten landen samt Kontaktdaten anschließend in meinem E-Mail-Postfach. Im letzten Bewerbungsverfahren sind auf diese Weise 29 Bewerbungen bei mir eingegangen. Daraus konnte ich die passenden Interessenten auswählen und zu einem Gespräch einladen.“

Machen Sie es wie die Jörg Deterding GmbH & Co. KG: Sparen Sie sich Zeit und gestalten Sie den Ablauf für Ihre Bewerber, aber auch für Ihren Betrieb, so einfach und unkompliziert wie möglich!

Für weitere Informationen

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Aufschlag:

STARS VON MORGEN

Bei den Radio 21 Open schlugen die Nachwuchsstars auf und bei der „Players Night“ trafen sich Sponsoren und Funktionäre.

Boris Becker, André Agassi – in den 90er-Jahren waren sie nicht nur die Stars auf dem weltweiten Centercourt, sondern auch in Hannover bei den ATP-Weltmeisterschaften an der EXPO zu Gast. An diese Erfolgszeit möchte der TNB anknüpfen. „Ziel ist es, wieder eine solche Tennisbegeisterung in Hannover zu entwickeln“, sagt Steffen Müller. Der Geschäftsführer von Rockradio 21 war beim international besetzten Jugendturnier des Tennis Bundes Niedersachsen (TNB) einer der Hauptsponsoren. Dass das Turnier seine Sprungbrettfunktion erfülle, zeigten die Erfolgsgeschichten der

letzten Gewinner. Beide Vorjahressieger gewannen im Anschluss an ihren Erfolg in Hannover auch andere internationale Turniere im Senioren-Bereich. Das Motto der Radio 21 Open war also schon fast schon ein Versprechen: Hier schlagen die Stars von morgen auf!

Dazu beitragen, die Lust am Tennis neu zu erwecken, soll auch Padel, eine Trendsportart, die nicht zuletzt auch der HTV in sein vielfältiges Programm aufgenommen hat. Padel ist ähnlich wie Tennis ein Rückschlagspiel. Es unterscheidet sich durch die Spielfeldgröße, die deut-

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Einmalbittelächeln: v.l.Sebastian-AlexanderFricke, Barbara Rittner, RaifPackeiser,SteffenMüllerund MichaelWenkel.

lich kleiner ist und durch Wände räumlich eingeschränkt wird. Außerdem variieren die Form von Schläger und Ball. Diese Trendsportart, die ihre Ursprünge im spanischsprachigen Raum hat, sollte auch beim Rahmenprogramm der „Players Night“ eine Rolle spielen.

Unter den Gästen der „Players Night“, bei der sich Sponsoren, Tennisbegeisterte und Spieler zum abendlichen BBQ trafen, war auch TennisBundestrainerin Barbara Rittner. Sie lobte die gute Organisation des Turniers sowie das hohe Leistungslevel der Talente. Sogar dem schlechten Wetter konnte sie etwas abgewinnen: „Das Positive an den witterungsbedingten Spielausfällen ist, dass die Spieler auch morgen noch dabei sein werden.“ Am Nachmittag hatten noch vereinzelt Matches stattgefunden. Als der Regen dann stärker wurde, fielen die meisten Matches wortwörtlich „ins Wasser“. Der ausgelassenen Stimmung, die bei der Abendveranstaltung herrschte, konnte das Wetter jedoch nicht anhaben. Diskutiert wurde vor allem über Jugendtennis, die Zukunft des Sports und eben auch über Tennis-Alternativen wie Beachtennis oder Padel, welche die Attraktivität des Phänomens „Tennis“ langfristig erhöhen sollen.

Der Abend jedoch auch das Turnier im Allgemeinen zeigten vor allem eins: Tennis hat in Hannover nicht nur eine große Tradition, sondern vor allem auch eine große Zukunft vor sich. b

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TEXT: Niklas Trapphagen FOTOS: Thomas Schirmacher

Eine spannende und intensive Zeit

ALLEIN UNTER HERREN: VANESSA SMORRA WAR DIE ERSTE FRAU IM AMT DES BRUCHMEISTERS BEIM SCHÜTZENFEST HANNOVER. NACH EINEM JAHR

EIN DURCHWEG POSITIVES RESÜMEE.

Als erste Frau im Amt des Bruchmeisters auf dem Schützenfest Hannover blickt Vanessa Smorra auf eine spannende Zeit zurück. Sie war im vergangenen Jahr als erste Bruchmeisterin unterwegs. Die Tradition der Bruchmeister geht auf das Jahr 1403 zurück: Vier Bruchmeister werden seit Jahrzehnten für ein Jahr vom Oberbürgermeister ernannt – die Bewerber müssen ledig, unbescholten, von gutem Leumund und Charakter sein und einem örtlichen Schützenverein angehören. Bisher ist keine Frau bekannt, die das traditionsreiche Amt jemals ausübte. Im Mittelalter sorgten die Bruchmeister für Anstand und Ordnung auf dem Schützenplatz, heute ist es eine zeitaufwendige, repräsentative Aufgabe. Die vier müssen zehn Tage lang in Frack und Zylinder auf dem Schützenplatz präsent sein und haben auch danach noch zahlreiche Termine.

„Die Zeit war sehr schön, am intensivsten war es natürlich während des Schützenfestes“, sagt Vanessa Smorra. Das sei anstrengend und schlafraubend gewesen, aber sie habe viele Menschen kennengelernt. Die vier Bruchmeister gehen immer gemeinsam auf das Schützenfest und verlassen es auch wieder zusammen. Mit ihren drei Bruchmeister-Kollegen hat die junge Frau deshalb zehn Tage in einem Hotel nahe des Schützenplatzes übernachtet. Täglich waren sie viele Stunden auf dem Fest, zum Start beim Schützenausmarsch natürlich auch mit dabei. „Oft ging es früh los und war spät zu Ende, das war tagesabhängig. Wir haben oft wenig Schlaf bekommen, aber das war ja vorher klar.“

Es gab aber noch weitere Aufgaben und Termine für die Bruchmeister. „Wir waren zu Schützenfesten in der Region Hannover eingeladen, zu Veranstaltungen des

ZIEHT SIE

Schützenverbands wie die Nacht der Könige sowie zu Festen von Musikvereinen – darunter 50 Jahre Fanfarenkorps Hannover“, schildert die 21-Jährige.

Bereits als Kind war Vanessa Smorra oft auf dem Schützenplatz in Hannover. „Mein Onkel war auch Bruchmeister und ich habe familiär schon viel vom Schützenfest mitbekommen“, sagt die junge Frau, die eine Ausbildung zur ADTV-Tanzlehrerin macht und im Juli ihre Abschlussprüfung hat. 2009 ist sie in den Schützenverein eingetreten. Sie engagiert sich in der Jugendabteilung des Verbandes hannoverscher Schützenvereine.

Ihre Ausbildung und ihre Termine als Bruchmeisterin unter einen Hut zu bekommen, war eine Herausforderung. „Mein Chef ist sehr offen, sodass ich die meisten Veranstaltungen besuchen konnte. Er hat mir alle Freiheiten gelassen“, berichtet die 21-Jährige. Zudem habe sie Dienste mit Kollegen tauschen können. Das alles habe geholfen. Für die Zeit des Schützenfestes hatte sie Urlaub genommen.

Noch heute sehen sich die „Ehemaligen“. „Wir treffen uns hin und wieder privat außerhalb der Veranstaltungen“, sagt sie. Sie sei schon traurig, dass die Zeit zu Ende ist – das sei ein spannender Lebensabschnitt gewesen. Einen Tipp für ihre beiden Nachfolgerinnen in diesem Jahr, Samantha Stanton und Jennifer Seegers, die kurz vor Redaktionsschluss bekanntgegeben wurden, hat sie auch: „Einfach die ganze Zeit genießen. Das erlebt man kein zweites Mal.“ b

TEXT: Martina Steffen

FOTOS: Thomas Schirmacher

nobilis 6/2023 16 Freizeit & Stil

Das Schützenfest 2023 in Hannover

Das Schützenfest in Hannover startet in diesem Jahr am Freitag, 30. Juni, und dauert bis zum Sonntag, 9. Juli. Offiziell eröffnet wird das Event am Freitagabend mit dem Fassbieranstich im Festzelt. Zuvor vereidigt der Oberbürgermeister die vier Bruchmeister im Neuen Rathaus. Der große Schützenausmarsch startet dann am Sonntag, 2. Juli, um 10 Uhr vor dem Neuen Rathaus mit den Worten „Im Doubliertritt, Marsch!“. Geöffnet ist das Fest Montag bis Donnerstag ab 15 Uhr, Freitag und Sams-

tag ab 14 Uhr sowie am Sonntag, 2. Juli, ab 10 Uhr, und am Sonntag, 9. Juli, ab 11 Uhr. Die Besucher erwartet an den zehn Tagen eine Mischung aus Party, Musik und Show in den Festzelten, Nervenkitzel in den Fahrgeschäften sowie ein vielseitiges Angebot an kulinarischen Ständen und Geschäften – und natürlich traditioneller Schützensport und Brauchtum. Ort des nach Veranstalterangaben weltgrößten Schützenfestes ist der Schützenplatz, Bruchmeisterallee 1A, in Hannover.

nobilis 6/2023 17 Freizeit & Stil
AlleinunterHerren:Vanessa SmorramitihrenKollegenin demtraditionellenAnzug

Drei Tage im Juni für

EinegroßeBühnefürdenBulli–aber
BulliLiebhaber Freizeit & Stil nobilis 6/2023 18

Mehr als 6.000 Bullis werden zum VW Bus Festival auf dem Messegelände erwartet. Campingtickets gibt es zwar keine mehr für die Veranstaltung vom 23. bis 25., ein Besuch lohnt sich aber dennoch.

Rund 13.000 Menschen werden zum Bulli Festival erwartet. Sie werden mit ihren mehr als 6.000 Fahrzeugen aller Generationen auf den Parkplätzen rund um das eine Million Quadratmeter große Festivalgelände am hannoverschen Messegelände erwartet. Die Veranstalter rechnen außerdem mit mehr als 50.000 Tagesgästen. Diese können sich auf ein Großereignis freuen: Es gibt nicht nur rund 130 Oldtimer und auch aktuelle Fahrzeuge von VW Nutzfahrzeuge zu sehen, es gibt auch ein großes Rahmenprogramm. Auf der etwa 1.000 Quadratmeter großen Showbühne werden besondere VW Busse und ihre Besitzerinnen und Besitzer ausgezeichnet. Für den sogenannten „Show & Shine“-Contest und die Teilnahme am Konvoi, der am Freitagnachmittag vom VWN-Werk zum Messegelände führt, können sich angemeldete VW-Bus-Fahrer auf der offiziellen Festival-Homepage bewerben. Für echtes Festival-Feeling während der drei „bulligen“ Tage sorgen darüber hinaus internationale Musicacts. In Pavillons wird die Geschichte des VW Bus erzählt: vom legendären Plattenwagen, den VW-Beschäftigte als Transportfahrzeug im Werk Wolfsburg gebaut haben, über sämtliche Generationen des VW Bus bis hin zum autonom fahrenden ID. Buzz, der einen Ausblick auf die Zukunft der Mobilität in urbanen Städten zeigt.

„Das VW Bus Festival ist für uns das wichtigste KundenEvent des Jahres“, betont Lars Krause, Mitglied des Mar-

kenvorstands für Vertrieb und Marketing bei VWN. Mit mehr als 6.000 VW Bussen werde das Festival nun das größte seiner Art. „Das ist der absolute Bulli-Wahnsinn!“, so Krause. VWN habe mit dem VW Bus eine einzigartige automobile Historie. Kein anderes Auto habe eine so große Fangemeinde über alle Fahrzeuggenerationen. „Dieses Miteinander der verschiedensten Bulli-Modelle aller Epochen ist die Seele der Gemeinschaft. Wir freuen uns, dass das in dieser Form weltweit einzigartige automobile Phänomen 16 Jahre nach dem letzten Festival 2023 wieder eine ganz eigene Bühne erhält“, fährt er fort. Damals feierten Anfang Oktober 2007 rund 71.000 Besucher an drei Tagen auf dem Messegelände mit 5.100 VW Bussen und VW Transportern, 11.500 Campern aus 28 Nationen –und mit der Band „The Who“, die extra ein Konzert gab. b

Weitere Informationen

Die Tageskarten für das VW Bus Festival gibt es nur online auf der offiziellen Homepage des Festivals unter www.vw-bus-festival-2023.de. Der Eintritt am Freitag und Sonntag kostet für Erwachsene 10 Euro und für Kinder/Jugendliche 5 Euro, am Samstag für Erwachsene 15 Euro. Kinder unter sechs Jahren erhalten an allen Tagen freien Eintritt.

TEXT: Torsten Lippelt

FOTO: Torsten Lippelt

Strahlendundstolz:BeimBulliFestivaltreffensich dieunterschiedlichstenVW-Liebhaber.
Freizeit & Stil 19 nobilis 6/2023

Im Celler Schloss können Besucher einer der berühmtesten

Liebesgeschichten des 17. Jahrhunderts nachspüren

Kultur 20 nobilis 6/2023

SchönwiederFrühling:SophieDorothea alsFlora.IhrSchwiegervaterErnstAugustließbeieinergemeinsamenReise nachVenedigdasBildanfertigen.

Das Bett im Celler Schloss ist frisch gemacht. Die Kissen aus Samt liegen ordentlich auf der Decke. Auf einem ist mit Goldfäden ein Zitat gestickt. Es stammt von Philipp Christoph Graf von Königsmarck. Im Juli 1693 schrieb er an seine Geliebte: „Es gleicht wirklich einem Roman und viele Leute würden es nicht glauben, wenn man es ihnen erzählte.“ Gemeint ist seine verbotene Liebe zu Sophie Dorothea, der jungen Frau, die mit seinem Chef Georg Ludwig verheiratet und die im Celler Schloss groß geworden war.

EinprunkvollesSchlafzimmer: DieseswurdeaberniewirklichzumSchlafenbenutzt,sondereher beizeremoniellenEmpfängen.

Kultur 21 nobilis 6/2023

Noch heute sind im Celler Schloss Spuren dieser verbotenen Liebe zu finden, hatte sie neben persönlichen doch auch politische Dimensionen für Celle, Hannover und das Haus der Welfen. Es geht um Liebe und Leidenschaft, aber auch um persönliche Kränkungen und Politik, Macht und Einfluss. Die Geschichte begann hier im Schloss schon vor der Geburt Sophie Dorotheas. Wer mehr über das wohl berühmteste Liebespaar Niedersachsens im 17. Jahrhundert erfahren will, kann ihm sogar bei Gesprächen zuhören.

Im ersten Zimmer der Repräsentationsräume sind alle Beteiligten dieser Liebesgeschichte versammelt, die sich Shakespeare nicht besser hätte ausdenken können. Dort hängen neben Gemälden von Ernst August und seiner späteren Frau Sophie von der Pfalz auch Bilder von Ernst Augusts Bruder Georg Wilhelm und Eléonore d‘Olbreuse. Ursprünglich hätte Sophie Georg Wilhelm heiraten sollen. Doch dieser hatte seinen jüngeren Bruder dazu überredet, die für ihn vorgesehene Frau zu übernehmen. Im Gegenzug hatte er ihm versprochen, auf eine standesgemäße Ehe zu verzichten.

BildnissedesLiebhabersPhilipp GrafvonKönigsmarck(links)und vonEléonored‘Olbreuse(unten) hängenindenRepräsentationsräumen.InderSchlosskapelle heirateteSophieDorothea.Die Kapellewirdheutemiteiner Glasscheibegeschützt.

Kultur 22 nobilis 6/2023

EinstwarCellemitwehrhaften Wällenumgeben.DasSchlossist gutzuerkennen.

Für Ernst August war das ein gutes Geschäft. Wenn sein Bruder nicht heiraten würde, hätte er keine legitimen Nachkommen. Sollte Georg Wilhelm sterben, würde er das Erbe seines Bruders antreten. Für Ernst August schien es also ein lukrativer Handel zu sein. Doch nicht nur das: Je mehr Land er unter seiner Macht einen konnte, desto eher würde er die Kurwürde erlangen können. Es ging also um mehr als Geld. Es ging um Macht und Aufstieg. Ernst August willigte in den Brauttausch ein. Er heiratete Sophie. Doch dann verliebte sich sein Bruder. Er lernte Eléonore d‘Olbreuse kennen, eine Hugenottin aus französischem Landadel.

„Da ist sie“, sagt Juliane Schmieglitz­Otten. Sie leitet das Residenzmuseum im Celler Schloss und deutet auf ein nahezu lebensgroßes Bild der Französin, das an der Stirnseite des Raumes hängt. Dunkle Locken umrahmen das Gesicht. Ihr Mund ist fein geschwungen. Die Augen sind dunkel. Georg Wilhelm liebte diese Frau. Er brach sein schriftlich gegebenes Versprechen. Aus Liebe setzte er sich über damalige Konventionen hinweg. Er heiratete Eléonore. Ein Jahr später kam die gemeinsame Tochter zur Welt: Sophie Dorothea.

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Kronleuchter aus Muranoglas, groß wie Wagenräder, hängen von den Decken, die in weißem Stuck strahlen. Putten scheinen aus ihnen heraus in die Räume zu schweben. „Zur Zeit von Georg Wilhelm und Eléonore im 17. Jahrhundert war das sehr modern“, erklärt die Museumsleiterin. Während in den übrigen Schlössern des heutigen Niedersachsens noch Holz­Kassettendecken die Räume verdunkelten, herrschte in Celle schon ein moderner, von französisch­italienischer Leichtigkeit geprägter Stil. Im Schlosstheater wurden Feste gefeiert, in den Repräsentationsräumen Gesandte empfangen. Celle war ein Machtzentrum, und dies unterstrich man auch mit der Ausstattung der Räume. 300 Bedienstete arbeiteten am Hof.

„Doch das Leben im Celler Schloss war relativ leger“, weiß Juliane Schmieglitz­Otten. Hannover schien weit weg zu sein. Brauttausch, Verzicht und verletzte Eitelkeiten waren ausgeblendet. Sophie Dorothea wuchs heran. „Es war ein Umfeld voller Liebe und Wärme“, erklärt die Museumsleiterin. Das sollte die kleine Sophie prägen. Liebe war für sie etwas Großes, Erhabenes, für die Liebe sollte sie auch später keine Kompromisse eingehen wollen.

Sophie Dorothea wurde zu einer Schönheit. Aber sie war nicht nur schön, ihr stand auch ein reiches Erbe zu. Das machte sie als Heiratskandidatin zudem sehr begehrenswert. Unter anderem interessierte sich der dänische König für die hübsche Heide­Prinzessin. Doch die Verwandtschaft aus Hannover hatte da ein Auge drauf. Sie konnte es nicht zulassen, dass die Celler – hatten sie doch schon das Eheverzicht­Versprechen gebrochen – jetzt durch eine Hochzeit den Hannoveranern das versprochene Erbe strittig machten.

Doch was tut man, um dem zu begegnen? Man bindet die Familie nur noch fester an sich. „Es wurde entschieden: Sophie Dorothea sollte ihren hannoverschen Cousin Georg Ludwig heiraten“, erklärt die Museumsleiterin.

„Wieder hatten die beiden Männer – Ernst August und Georg Wilhelm – über den Kopf einer Frau hinweg einen Pakt geschlossen.“

Am 18. November 1682 wurde in der Celler Schlosskapelle geheiratet. Es sollte der Anfang vom Ende werden – auch wenn es zunächst nicht danach aussah.

DieVorzimmer,die derFürstenfamilie zurRepräsentation dienten,vermitteln Reichtumund Exklusivität.

nobilis 6/2023 24 Kultur

VierFlügeldesSchlosses umgebeneinenInnenhof, derwievonderAußenwelt abgeschlossenwirkt.

Kurfürstin Sophie, die Sophie Dorothea aufgrund ihrer niederen Herkunft einst als „Mausdreck im Pfeffer“ bezeichnet hatte, nahm sich zusammen. Sie begegnete ihrer Schwiegertochter kühl, aber nicht abweisend. Staatsraison war gefragt. Die Schwiegertochter erfüllte schnell ihren Zweck: Zwei Kinder kamen zur Welt. Die Nachfolge

für das aufstrebende Welfenhaus aus Hannover war gesichert. Georg Ludwig wandte sich wieder vermehrt seiner Mätresse Melusine von der Schulenburg zu; Sophie Dorothea blieb allein. Bis sie durch Zufall einen Bekannten aus Kindertagen wiedertraf: Philipp Christoph Graf von Königsmarck, der einst zu Besuch am Celler Hof geweilt hatte und nun in Diensten ihres Mannes stand. Was zunächst als Neckerei begann, sollte zu einer tiefen Liebe werden.

Königsmarck und Sophie Dorothea fingen an, sich Briefe zu schreiben. „Es muss mehr als 600 Briefe gegeben haben“, weiß Juliane Schmieglitz­Otten. Rund 280 davon sind noch erhalten. Sophie Dorothea hat sie unter anderem in Vorhänge eingenäht, damit sie nicht gefunden wurden. „Verbrennen wollte sie sie wahrscheinlich nicht, weil sie zu sehr daran hing“, vermutet die Museumsleiterin. Wer dem Liebespaar einmal lauschen möchte, kann dies im Celler Schloss tun. Direkt neben dem Prunkbett mit den üppigen Kissen ist eine kleine Bank. Wer einen der Hörer dort zur Hand nimmt, kann den beiden Liebenden zuhören. Schauspieler lesen aus ihren Briefen.

Kultur

„Ohne Sie ertrage ich das Leben nicht mehr, und vier Mauern würden mir besser gefallen als weiterzuleben wie bisher“, schrieb Sophie Dorothea am 11. August 1692 an Königsmarck. Sie sollte nicht ahnen, wie sehr sich diese Worte bewahrheiten würden. Doch zunächst bat sie ihren Vater, in die Scheidung von Georg Ludwig einzuwilligen. Dieser lehnte selbstverständlich ab. Dynastisch wäre eine Scheidung einer Katastrophe gleichgekommen. Hatte sich Georg Wilhelm damals auch über Konventionen und Verträge hinweggesetzt, für seine Tochter sollte das nicht gelten. Zwar schien sie genauso zu lieben wie er, aber sie musste die Konventionen einhalten. Doch tat sie es?

„Sie plante, mit Königsmarck zu fliehen“, berichtet die Museumsleiterin. In der Nacht zum 1. Juli 1694 wartete sie auf ihren Geliebten, mit dem sie zunächst zu Fuß das Leineschloss heimlich verlassen wollte. Doch der Plan wurde vereitelt. „Wir wissen heute, dass Ernst August damals befohlen hat, Königsmarck aus dem Weg zu schaffen“, sagt Juliane Schmieglitz­Otten. Sophie Dorothea wartete in der Fluchtnacht vergeblich und blieb noch lange im Ungewissen über das Schicksal Königsmarcks. Stattdessen folgten Trennung und Verbannung: Die vier Mauern, von denen sie geschwärmt hatte, wurden genauso Realität wie die Scheidung, die sie einst gewollt hatte.

Schuldig geschieden wurde Sophie Dorothea nach Ahlden verbannt. 27 Jahre ihres restlichen Lebens sollte sie dort bis zu ihrem Lebensende verbringen. Sie sollte nicht miterleben, wie ihre Kinder aufwuchsen, wie ihr Sohn König wurde oder ihre Tochter den König in Preußen, Friedrich Wilhelm I., heiratete. Ihre Existenz wurde totgeschwiegen – auch als ihr geschiedener Mann als König Georg I den Thron bestieg und mit seiner Mätresse Melusine von der Schulenburg, seinen eigenen Kindern und dem unehelichen Sohn in London lebte. „Sie bat darum, ihr den Kontakt zu den Kindern zu ermöglichen“, weiß die Museumsleiterin. Doch der britische König lehnte ab. Ob er ihnen erzählte, warum ihre Mutter eine Persona non grata war? „Wir wissen es nicht“, sagt die Museumsleiterin. Ein einziges Bild von Sophie Dorothea mit ihren Kindern hängt im Celler Schloss. Sie ist eine schöne Frau mit wachen Augen, die ihrem kleinen Sohn die Hand reicht. Sie sollte ihn nie wieder sehen. b

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TEXT: Heike Schmidt FOTOS: Frank Wilde
Kultur nobilis 6/2023 26
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Fachwerkromantik mit Altem Provisor

Bei einem Stadtrundgang durch Celle sollte man sich Zeit nehmen, um in die Geschichte einzutauchen. Außerdem sollte man nicht versäumen, einen „Alten Provisor“ zu kosten.

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High Heels sind hinderlich. Wer bei einem Stadtrundgang durch Celle nicht wanken will wie eine Jolle auf hoher See, der sollte Turnschuhe tragen. Denn das, was Celle auch so romantisch macht, sind die Kopfsteinpflaster-Straßen, an denen sich die Fachwerkhäuser aufreihen wie Perlen an einer Kette.

Nur 300 Meter vom Schloss entfernt beginnt die Altstadt, deren Geschichte 1292 anfängt. „Als das Schloss noch eine Burg war, reichte ihr Areal bis hierher“, erklärt Stadtführerin Anke Maecker und weist auf eine Linie, die von der ehemaligen Apotheke einmal quer über die Stechbahn führt. „Das Schloss war einer der größten Arbeitgeber“, weiß sie. An die 300 Angestellte arbeiteten in der Brauerei, der Schmiede, und auch die Apotheke, in der heute die Familie Baxmann leckere Torten verkauft, war innerhalb dieses Bezirkes.

Als Stadtführerin ist die 50-Jährige ein Glücksfall. Sie ist Cellenserin, wie sie selbst betont. Als solche ist sie in Celle geboren. Alle anderen, die Hinzugezogenen, seien Celler. Anke Maecker hat im Ausland gelebt, ist häufig umgezogen und dann mit ihrer Familie zurückgekehrt. „Hier sind die Wege kurz“, sagt sie. Man kennt sich, man schätzt sich – und manchmal, wenn mach den „Lorchi“ freundlich besticht, dann spielt er sogar den Lieblingssong zum runden Geburtstag vom Kirchturm.

Maik Lorchheim ist der Stadtbläser von Celle. Jeden Tag um 16:30 Uhr steigt er die Stufen zum 74,5 Meter hohen Turm der Stadtkirche empor und bläst in alle Richtungen Choräle. Am Wochenende ist er morgens hoch oben, um vom Turm zu blasen. Das Amt hat er von seinem Vater geerbt. Er war 30 Jahre Stadtbläser von Celle. Tradition wird hier großgeschrieben.

DasRathausistnicht nureinesderältesten GebäudeCelles,sondern aucheinbeliebter Hochzeits-Treffpunkt.

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Über das Kopfsteinpflaster geht es von der Stechbahn, auf der sich einst Ritter in Turnieren beim Lanzenstechen maßen, zu Celles wohl berühmtestem Rechtschreibfehler. Einst ließen die Celler in die Balken ihrer Häuser Sprüche einschnitzen. „Die wenigsten Handwerker, die diese Schnitzarbeiten ausführten, konnten allerdings lesen oder schreiben“, erklärt Anke Maecker. Sie arbeiteten nach Vorlagen. Und manchmal vergaßen sie auch einen Buchstaben. So wie an der Front des Hauses in der Kalandgasse zu sehen ist. Dort fehlt dem Herzog Friedrich ein „D“. „Er friert seitdem“, sagt die Stadtführerin lachend und weist auf noch eine Besonderheit hin: Wenn die Balken mit einem Treppenornament verziert sind, gehören sie zu den ältesten Häusern der Stadt. Dass diese manchmal krumm und schief sind, liegt auch daran, dass Fachwerkhäuser früher schon gut reparierbar waren. Wurde ein Balken morsch, wurde er einfach gegen einen neuen ersetzt.

CellelädtzumBummeln undSchauenein–kleineLädchensind nochinhabergeführt.

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Vor dem Rathaus feiert ein Brautpaar. Celle ist ein beliebter Hochzeits-Hotspot. Das alte Rathaus stammt aus Zeiten der Stadtgründung von 1292. In ihm wurden nicht nur Recht gesprochen oder auch Vorräte gelagert, was an dem Flaschenzug an der Fassade noch zu sehen ist, sondern auch im Ratskeller gegessen und getrunken. „Es ist

die älteste Wirtschaft Celles“, sagt die Stadtführerin. Die wahren Verhandlungen wurden allerdings ein paar Schritte weiter geschlossen – bei Schweine Schulze. Das urige Restaurant gibt es noch heute. Es ist eines der typischen Häuser in Celle: Vorne heraus waren die Werkstätten, hinten wurde gewohnt. „Oft verbanden Häuser zwei Straßen. So konnte der Seilmacher seine Stücke einmal quer durchs Haus spannen.“

SelbstdieStraßenlaternenin derAltstadthabenStil.

MiteinemEisinderHand durchdieStadtschlendern undGeschichteentdecken–dasgehtinCelle.

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Wer einen Eindruck davon bekommen möchte, wie es im Inneren eines solchen Hauses ausgesehen haben mag, der sollte Dörte Hirschfeld in der Bergstraße 12 einen Besuch abstatten. Sie hat ihr Lädchen „Alter Provisor“ genannt. Darin gibt es nicht nur schöne Dinge wie Kerzenleuchter oder ausgewählte Stoffe und Accessoires zu entdecken, sondern auch einen Likör, für den Celle besonders berühmt ist: den „Alten Provisor“. Diesen fertigt sie in einer Küche im hinteren Teil des Hauses, das kaum zwei Meter breit erscheint. Wer die Arme ausbreitet, kann von einer Wand zur anderen fassen. Eine schmale Holztreppe führt ins obere Geschoss. Kleine Fenster lassen kaum Licht herein. Der Boden ist abschüssig. „Hier haben die Kinder früher mit Murmeln gespielt“, erklärt Dörte lächelnd. Die Bahn war der Fußboden.

Es geht wieder hinunter. Der „Alte Provisor“ wartet. „Es ist ein Likör“, verrät Dörte. Das Rezept ist geheim. Es stammt von der alteingesessenen Apothekerfamilie, die ihn seit 1910 angesetzt hat. Dörte Hirschfeld hat in der Apotheke 28 Jahre lang gearbeitet. Als die Rats-Apotheke 2014 schloss, übernahm Dörte Hirschfeld das Privileg, den bernsteinfarbenen Likör weiterhin zu produzieren.

„Bei vielen Celler Familien steht der Alte Provisor auch nicht in der Bar, sondern in der Hausapotheke“, weiß die Stadtführerin zu berichten. Natürlich hat sie als Cellenserin auch eine Flasche daheim. Zum Abschluss unserer Tour schenkt Dörte Hirschfeld einen kleinen Provisor ein. Er ist stark, etwas scharf und wärmt sofort. Nach einem fettigen Essen räumt er sicherlich sehr gut den Magen auf. Nüchtern genossen könnte das Kopfsteinpflaster zeitweise zur Herausforderung werden – auch mit Turnschuhen. b

TEXT: Heike Schmidt
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FOTOS: Frank Wilde

Zurück in die Zukunft

Willkommen im Mittelalter: Warum man das Kloster

Wienhausen unbedingt einmal besuchen sollte

Freizeit
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& Stil

SosahdasKloster einstaus:Ander WanddesNonnenchoresisteinBild derKlosteranlage. VielhatsichimLaufederJahrhunderte nichtverändert.

Dieser Ort verändert den Besucher. Nicht nur wegen seiner Lage. Kloster Wienhausen liegt bei Celle. Es ist 22 Kilometer von Burgdorf entfernt. Bereits die Anfahrt entschleunigt. Man fährt aufs Land. Doch das ist es nicht allein. Aber das werden wir erst später erkennen.

Nochgenauso,wieeseinsterbautwurde: dermächtigeNonnenchorunddasdaran angeschlosseneKlosterareal

Der Kies knirscht unter den Schuhsohlen. Zwei mächtige Backsteinbauten recken stolz ihre Giebel in den Himmel. Unsere Zeitreise beginnt. Es geht zurück ins Jahr 1233. Vor 790 Jahren bestätigte der Hildesheimer Bischof Konrad II die Gründung des Klosters Wienhausen und stattete es mit Gütern aus. Herzogin Agnes, die Schwiegertochter Heinrichs des Löwen, hatte es geschafft. Sie war 1225 Witwe geworden und hatte sich zum Ziel gesetzt, „ein geistliches Jungfrauen Kloster zu Gottes Ehren aufzubauen“. Und wie es sich für eine Herzogin gehörte, legte sie nicht den Grundstein für ein unscheinbares, sondern für ein prächtiges Gebäude, das einem Schloss in nichts nachstand und dessen prächtiger Nonnenchor 100 Jahre danach entstehen sollte.

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Schätze,diedas KlosterseitJahrhundertenbehütet:die Deckenmalereienim Nonnenchorunddie Teppiche,dieinzwischeninVitrinenzu sehensind

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Rosen ranken an der wehrhaften Mauer empor. Kleine Fenster sind vergittert. Der Eingang ist mit einer schweren Holztür mit zwei Flügeln verschlossen. Wären nicht die Klingelschilder angebracht, könnte man meinen, direkt im Mittelalter vor einer verschlossenen Tür zu stehen. Diese öffnet sich nach einem kurzen, fröhlichen „Ich hole Sie ab!“ nur Momente später. Hinein geht es in ein geweißtes Tonnengewölbe, das die Last der Zeit geduldig getragen hat. Schlagartig wird es kühl.

„Hier gibt es kaum eine Heizung“, erklärt Äbtissin Simone Dannenfeld. Ausgewählte Räume, in denen beispielsweise Konzerte gegeben werden, oder die Wohnungen der Konventualinnen werden selbstverständlich beheizt. Aber alles Übrige bleibt kalt – und das ist gut so. Sehr gut sogar für die Kunstwerke, die knapp 800 Jahre ohne gravierende Schäden überdauert haben.

„Mit der Zeit gewöhnt man sich auch daran, dass es kühl ist“, erklärt die Äbtissin, die selbst inzwischen eine Expertin für Lagenlook geworden ist. Die Sonne scheint durch die kleinen Fenster des ersten Kreuzganges. Eine kleine, halbgewendelte Treppe führt nach oben. Generationen von Nonnen sind sie hinauf und hinunter gelaufen. Ihre Schritte haben das Holz unregelmäßig abgeschliffen. Oben ist ein weiterer Gang. Die Spitzbögen geben die Perspektive vor. Es geht weiter, zum Herzstück des Klosters. Dem Nonnenchor.

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Früher lebten in Wienhausen bis zu 80 Nonnen. Heute leben acht Konventualinnen im Kloster. „Wir sind keine Nonnen“, betont die Äbtissin. Nach der Reformation wurde das katholische Kloster zum evangelischen Konvent. Natürlich sind die Bewohnerinnen in der Kirche. Selbstverständlich nehmen sie am sonntäglichen Gottesdienst in ihrer Tracht teil. Sie halten freitags öffentliche Abendandachten und haben sich verpflichtet, ehrenamtlich dem Kloster zu dienen. Sie alle haben ihre eigenen Wohnungen. „Wir haben auch WLAN“, sagt Simone Dannenfeld lachend.

Weiter geht es durch die Gänge. Wer einen Blick durch die kleinen Scheiben des Ganges wirft, erkennt einen Innenhof. „Wir haben zwei davon“, erklärt die Äbtissin. Dementsprechend gibt es auch zwei Kreuzgänge. Diese sind wiederum zweigeschossig. Manche haben Kapellen. Bei anderen verstecken sich hinter hölzernen Klappen Wandschränke, in denen die Konventualinnen Alltagsgegenstände wie Vasen aufbewahren. In einem Gang im Obergeschoss stehen etwa 60 großformatige Kisten, die kaum ohne Hilfe zu bewegen sind. Die meisten stammen aus dem Mittelalter. Dicke schwarze Schlösser sicherten einst den Inhalt.

„Darin hatten die Nonnen ihr Eigentum“, erklärt Vera Rathsfeld. Sie ist seit zehn Jahren als Konventualin im Kloster und führt Gäste durch die Anlage. Dass diese Nonnen aus sehr angesehenen Häusern stammten, lässt sich schon an diesen Truhen ablesen: Wer sich so viel Besitz leisten konnte, dass er in einer solchen Truhe verstaut werden musste, der konnte nicht arm sein. Wienhausen war kein Ort für Angehörige der Unterschicht. Oftmals waren es adelige junge Frauen, deren Familien

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entschieden, dass sie ins Kloster gingen. Für viele der Frauen war es damals ein Weg, der ihnen Sicherheit, einen geregelten Tagesablauf und nicht zuletzt auch eine Aufgabe gab – beispielsweise auch, sich praktisch zu betätigen und sinnvolle Dinge herzustellen wie etwa die gestickten Teppiche, die nicht nur aufgrund ihrer Größe einzigartig sind.

Dämmrig ist es im Ausstellungsraum. Dann geht es eine Treppe hinauf. Dort ist es zunächst stockdunkel. Langsam und vorsichtig setzen wir einen Fuß vor den anderen. Plötzlich wird es Licht. Und die Lampen in den großen Glasvitrinen setzen ihre Schätze sanft in Szene. Es eröffnet sich eine 800 Jahre alte Bilderwelt in Großformat: Vier Meter mal sechs Meter groß ist der Heilsspiegelteppich. Er stammt von 1433. Kein Millimeter des Leinens, auf dem die Geschichte von der Verkündigung der Geburt Marias bis zu dem Bild, als Christus Gott seine Wundmale zeigt, ist unbestickt. Das hängt auch mit der speziellen Sticktechnik zusammen.

„Die Nonnen haben im sogenannten Klosterstich gearbeitet“, erklärt Elke Detlefs-Gumbrich. Sie leitet die Stick-Workshops, die das Kloster anbietet. Für diesen Stich wird ein Faden gespannt und danach festgenäht.

„Das spart Material“, betont die Expertin. Und nicht nur das: Die Teppiche werden durch diese Technik dicker. Auch das hatte seinen Grund: Zur Wärmedämmung wurden sie im Winter vor die Wände gespannt. „Damit sie keinen Schaden nahmen, wurde das Mauerwerk zunächst mit Strohmatten isoliert“, sagt Elke Detlefs-Gumbrich. Davor kamen dann die Teppiche. Sie hatten also nicht nur einen geistlichen, sondern auch einen praktischen Sinn.

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Auffällig sind aber besonders drei Teppiche, die den Bestseller des Mittelalters zum Thema haben: die Geschichte von Tristan und Isolde. Die mit dem Tod endende Liebesgeschichte haben die Nonnen 1300 auf Leinen gestickt. Woher sie, die das Kloster eigentlich nie verließen, um die Geschichte wussten? „Es kamen ja Besucher zum Kloster“, vermutet die Äbtissin. Zudem stammten die Frauen aus adeligen Familien. Dort war es üblich, Literatur der Zeit zu kennen. Aber warum eine weltliche Geschichte in einem Kloster? Eine, die von Liebe, Lust – es gibt auch gestickte Bettszenen – und Verrat handelt? Eine Antwort lässt sich heute, nach 800 Jahren, kaum mehr finden.

Fest steht hingegen: Wer solch feine Bilder sticken möchte, der braucht gute Augen – oder eine Brille. Und auch die fand man bei Renovierungsarbeiten unter den jahrhundertealten Eichenbohlen des Nonnenchors. Es sind die ältesten Brillen weltweit, die im Kloster Wienhausen gefunden wurden. Sie sind ein weiterer Hinweis darauf, dass die Nonnen sehr wohlhabend gewesen sein mussten. Glas war im Mittelalter immens teuer. Das beste und teuerste kam von Murano, der noch heute für seine Glasbläserkunst berühmten Insel bei Venedig. „Es sind ausschließlich Lesebrillen, würde man heute sagen“, erklärt Simone Dannenfeld: „Die Gläser haben maximal 3,4 Dioptrien.“

Durchs dämmrige Licht geht es die Treppe hinunter, durch dicke Türen, einen Gang, eine weitere Treppe nach oben. Wieder ein Gang. Hier könnte man sich verlaufen. Wie groß das Kloster ist? „Keine Ahnung“, sagt die Äbtissin lachend: „Sehr groß.“ Allein die Wohnungen der Konventualinnen haben jeweils drei Zimmer.

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DieFensterimNonnenchor malenansonnigenTagen bunteBilderaufdenBoden.

Am Ende eines Ganges in der ersten Etage geht es durch eine Tür. Plötzliche Helligkeit umfasst einen genauso wie die unglaubliche Bilderwelt, die uns empfängt. Drachen, deren Schwänze zu Efeuranken werden. Embleme mit Heiligen. Rosenranken. Ein Wolfskopf, der Gläubige freilässt. Szenen aus der biblischen Geschichte.

Durch spitzgotische Fenster strahlt die Sonne und malt bunte Flecken auf den Eichenholzboden. Der Raum ist hoch wie ein Kirchenschiff. Und das in der ersten Etage! Es gibt nur einen Ein- und einen Ausgang. Rundherum sind Sitze angebracht. Sie funktionieren wie frühere Kino-Klappstühle. Steht man auf, kann die Sitzfläche nach oben geklappt werden. Nicht unpraktisch, da in katholischen Messen immer wieder aufgestanden wird. „Und da das möglichst geräuscharm gehen sollte, muss-

te man die Klappe halten“, erklärt Vera Rathsfeld lächelnd. Ein Ausspruch, der bis heute Bestand hat. Leise sein. Klappe halten. Wir werden still. Ehrfürchtig vor der Zeit, die vergangen ist. Vor den Kunstwerken, die Frauen vor 800 Jahren geschaffen haben. Praktische Kunst. Die bis heute noch im Kloster gepflegt wird.

Durch das helle, bunt ausgemalte Sommerrefektorium, in dem die Nonnen einst ihre Mahlzeiten einnahmen, geht es zurück. Simone Dannenfeld öffnet die schwere Holztür, durch die wir ins Kloster gekommen sind. Draußen wärmt die Sonne. Der Himmel ist strahlend blau. Die Eindrücke sind immens. Schweigen. Im Park zwitschert ein Vogel. Wir können das Murmeln des Baches erahnen. Gott, was für ein Erlebnis. b

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TEXT: Heike Schmidt
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Das feine Gefühl für Ravioli

nobilis 6/2023 42 Genuss

Es soll Gäste geben, die seit 20 Jahren in den Celler Fürstenhof kommen, um dieses eine Gericht zu essen: Ravioli alla Palio. Das Rezept der Kalbfleischravioli, die mit Salbeibutter, Spinat und Parmesan angerichtet werden, war geheim. Doch für die Nobilis macht das feine Fünf-Sterne-Haus, das zur Althoff Collection gehört und eines der besten Hotels in Niedersachsen ist, eine Ausnahme: Mehmet Kaan Verdo wird mit uns die berühmten Ravioli zubereiten, die in der Taverna & Trattoria Palio serviert werden.

Zunächst geht es um den Nudelteig. In das Mehl eine Mulde drücken und die Eigelbe und das Ei hineingeben. Eine Prise Salz dazu und Safran hinzugeben. „So bekommen die

Ravioli später ihre schöne gelbe Farbe“, erklärt der Koch, der im Kastens Hotel Luisenhof in Hannover gelernt hat und der Küchenchef in der Taverna & Trattoria Palio ist. Dann das Ganze mit den Händen vermengen und kneten.

Natürlich könnte man auch eine Küchenmaschine dazu nehmen. Doch Mehmet Kaan Verdo nimmt lieber die Hände. Das Gespür für den Teig ist ihm wichtig. „Knetmaschinen sind meist zu stark eingestellt“, weiß der Profi und gibt ein wenig Wasser zum Nudelteig. Er muss elastisch sein. Zu viel Energie täte dem Teig nicht gut. Also muss er sich, nachdem er durchgewalkt wurde, auch mindestens eine Stunde im Kühlschrank entspannen. Zeit, um sich um die Füllung zu kümmern.

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SosiehtdasfertigeGerichtaus, wennderProfieszubereitethat.

Das Kalbfleisch ist bereits in Würfel geschnitten. Der Koch setzt ein wenig Wasser auf. Als es sprudelnd kocht, gibt er den Babyspinat kurz hinein, um ihn danach mit eiskaltem Wasser abzuschrecken. Blanchieren nennt man dieses Verfahren. „So behalten die Blätter ihre Farbe und sie werden beim Zerkleinern im Cutter oder Thermomix nicht bitter“, erklärt der Profi. Gemeinsam mit dem Kalbfleisch kommt das junge Gemüse in den Thermomix. Fleisch, Sahne, Salz und Parmesan kommen hinzu. Alles soll zu einer cremigen Masse werden. Es ist eines der Geheimnisse, die das Leibgericht der Palio-Besucher ausmachen.

Mit Nudeln kennt sich Mehmet Kaan Verdo aus. Lasagne ist eines seiner Lieblingsgerichte. Der Hintergrund ist ein emotionaler. „Meine Mutter war alleinerziehend“, erinnert er sich: „Ich war immer der Babysitter für meine kleineren Geschwister.“ Und als solcher hat er immer für sie gekocht. „Lasagne mochten alle“, erklärt er schmunzelnd. Noch etwas Pfeffer zum Kalbfleisch, ein wenig Salz – fertig ist die Farce.

Der Nudelteig hat sich genug ausgeruht. Er wird jetzt durch die Nudelmaschine gedreht – und das mehrfach. „Fünf bis sechs Mal auf alle Fälle“, erklärt der Koch. Damit er nicht reißt oder klebt, wird er immer wieder

MitAugenmaßundGefühl,dieFüllung wirdmitdemNudelteigzugedeckt.
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DamitdieFüllungdieForm bewahrt,wirdeinwenignachgeholfen.Anschließendwerdendie Ravioligeschnitten.

zwischendurch mit Mehl bestäubt. „Mehlieren“ heißt das im Fachjargon. Anschließend kommt er auf eine große Arbeitsfläche.

Mehmet Kaan Verdo füllt die Füllung in eine Spitztüte und setzt kleine Kleckse auf den Teig. Anschließend schlägt er die zweite Lage darüber und drückt mit einer Art Plätzchenausstecher die Masse fest, aber nicht durch. Mit einem Pizzaschneider fährt er anschließend durch den Teig, um die Ravioli auszuschneiden. Die Kanten werden nicht mit Eigelb verklebt. „Ein guter Nudelteig braucht

DerSpinatwirdblanchiert,dieRavioliwerdengeschnitten –unddannkommtdergroßeMoment:dieRavioliaufdem Telleranrichtenundgenießen.

das nicht“, weiß der Profi. Im Zweifelsfall helfe ein wenig Wasser, damit die Ravioli nicht auseinanderfallen.

In einem großen Topf setzt der Koch Wasser mit einer ordentlichen Prise Salz auf. Die Salbeibutter zum Glasieren hat er schon vorbereitet. Sobald das Nudelwasser kocht, kommen die Ravioli hinein. Dann geht es relativ schnell. In einer Pfanne zerlässt er die Butter, gibt Ravioli, Spinat und ein wenig Nudelwasser hinzu. Warum Nudelwasser? „Darin ist etwas Stärke vom Nudelteig“, sagt Mehmet Kaan Verdo, das binde das Fett, sodass das gesamte Gericht

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anschließend schön cremig werde. Außerdem: „Wenn das Wasser reduziert ist, sind die Nudeln fertig.“ Doch bis dahin heißt es: den perfekten Moment abwarten – bis sich das Wasser nahezu vollständig in Luft aufgelöst hat und eine cremige Glasage bleibt. Fertig sind die wunderbaren Ravioli. Das jahrzehntelang gehütete Rezept ist nun kein Geheimnis mehr. Die Ravioli schmecken wirklich wunderbar. Und wenn sie doch nicht so schmecken wie im Palio? Dann ist es vielleicht wie bei manchem Rezept, das nur Mütter oder Großmütter wirklich gut hinbekommen. b

TEXT: Heike Schmidt

FOTOS: Frank Wilde

Nudelteig

Eier: 5 Eigelbe, 1 ganzes Ei (Größe M)

Mehl: 250 g

Salz: 2 TL

Safran: 1 Prise (optional)

Kalbsfarce für die Füllung

Kalbsoberschale: 200 g

Sahne: 275 ml

Salz: 3 TL

Spinat: 25 g

Grana Padano: 30 g

Salbeibutter zum Glasieren

Butter: 100 g

Salbei: 3 g

Spinat: 10 g

Salz: 1 Prise

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WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG

Projektförderung:

nobilis 6/2023 46 Genuss
Gründungsberatung für Frauen
hannoverimpuls

Likör mit Geheimnis

Das Rezept ist geheim, sein Name aber in Celle sehr bekannt: der „Alte Provisor“. Es ist ein Likör, der mit den unterschiedlichsten Kräutern hergestellt wird. Unter anderem ist Ingwer darin, was dem Likör mit 50 Prozent Volumenalkohol eine leichte Schärfe gibt. Er soll so ziemlich gegen alles wirken: Völlegefühl, Übelkeit, Appetitlosigkeit. Es gibt ihn bei Dörte Hirschfeld.

Alter Provisor | Bergstraße 12 29221 Celle | www.alterprovisor-celle.de

Schokoladentorte in der Apotheke

Ihr Lieblingsitaliener in Celle!

Die Taverna & Trattoria Palio ist ein echter Geheimtipp für alle, die sich nach italienischem Essen sehnen. Als Lieblingsitaliener in Celle bekannt, bietet das Restaurant des Althoff Hotel Fürstenhof Celle eine einladende Atmosphäre und kulinarische Köstlichkeiten. Die gemütliche Einrichtung und das freundliche Personal schaffen einen Ort, der zum Verweilen einlädt. Doch das eigentliche Highlight sind die Gerichte, die hier serviert werden. Das Restaurant setzt auf wechselnde Menüs, die sich jeweils einer anderen Region Italiens widmen. Die Taverna & Trattoria Palio lädt Sie ein, gemeinsam mit Familie und Freunden eine unvergessliche Zeit zu verbringen und die kulinarische Vielfalt Italiens zu erkunden. Besuchen Sie uns in Celle und lassen Sie sich von unseren authentischen Gerichten und der herzlichen Gastfreundschaft verwöhnen.

Althoff Hotel Fürstenhof | Hannoversche Straße 55–56 | 29221 Celle | Tel. 05141/201102 | www.althoffcollection.com

Champagner und Mettwurst

ImTortenhimmel:Hierwirdvermutlich jederKuchen-Liebhaberfündig.

Rolf Baxmann ist nicht nur Konditor, er ist auch Chocolatier. Logisch, dass die Spezialität des Hauses eine Mousse-au-Chocolat-Torte ist. Natürlich sind alle Torten und Kuchen, Plätzchen und Pralinen handgemacht. Ein Abstecher lohnt sich aber nicht nur wegen des Sortiments. Die Konditorei ist in einem der ältesten Häuser Celles, in direkter Nachbarschaft zur Stadtkirche, untergebracht. Es gibt zudem einen schönen, an Sommertagen kühlen Innenhof, in dem man in Ruhe sein Stück Torte genießen kann.

Rolf Baxmann | An der Stadtkirche 1 | 29223 Celle | www.konditorei-baxmann.de

Ein Sonnabend in Celle beginnt mit einem Glas Champagner im Marchelle. Rainer Samleit hat aber auf seinem kleinen Marktplatz noch mehr zu bieten: Eine weitere Spezialität ist die „Ahle-Wurscht“, eine Mettwurst aus Hausschlachtung ohne Geschmacksverstärker. Ein Brötchen mit dieser Wurst ist regional und edel.

Marchelle | Mauernstraße 18 | 29221 Celle Rainer Samleit | www.marchelle.de

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EinechterGeheimtipp:DasRestaurantTaverna&TrattoriaPalio. ChampagnerundWurst:Rainer SamleitbietetimMarchellebeidesan. Prost!MitdemAltenProvisor stößtmangernean. Foto: Althoff Hotel Fürstenhof Celle Foto: Frank Wilde Foto: Frank Wilde
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Foto: Frank Wilde

DerTanzmitdemschwebenden Stuhl:JaanaFelicitas‘wunderschöne,poetischeZaubernummer

Das neue GOP-Programm ist ein wenig so, als habe man eine exklusive Einladung zu einem abendlichen Wettstreit der Super-Zauberer bekommen. Jeder ist für sich genommen schon ein Star, aber gemeinsam sind sie wie Sterne, die den Himmel zum Glitzern bringen. Dabei haben Desimo, Topas und Jaana Felicitas jeweils sehr eigene Arten der Zauberei – und genau das macht das Programm „Schwerelos – von der Leichtigkeit des Scheins“ genauso spannend wie abwechslungsreich.

Und normalerweise wäre es auch kaum möglich gewesen, diese drei Magier zusammen auf eine Bühne zu bringen: Topas, den jüngsten Weltmeister in der Geschichte der

Schwerelos durch die Nacht

Zauberkunst, Jaana Felicitas, die 2022 die deutsche Meisterschaft im Zaubern für sich entscheiden konnte, und Desimo, der nicht nur zu Hannover (und dem GOP) gehört wie das Apollo zu Linden, sondern auch 2019 zum Magier des Jahres gekürt wurde. Ihm ist es auch zu verdanken, dass die beiden Zauberkollegen in „Schwerelos“ zu sehen sind.

Das Thema wird auf vielfach erstaunliche Weise umgesetzt. Scheinbar schwerelos lässt Jaana Felicitas einen weißen Stuhl um sich herumtanzen. Die ausgebildete Tänzerin verzaubert zudem mit Anmut und Charme einer Elfe, die ihre Umgebung zum Tanzen bringt. Topas verschiebt seinen eigenen Oberkörper nicht nur in einer einzelnen Box, während die Füße an Ort und Stelle stehen bleiben; er hebt auch beim Training vom Laufband ab und macht wie ein Astronaut in der Schwerelosigkeit in Zeitlupe Salti. Wer Desimo kennt, der weiß um seine Leichtigkeit, mit Worten witzig zu sein, und um die Gabe, sein Publikum mit eher leisen Klassikern aus der (Zauber-) Trickkiste in Staunen zu versetzen. Bei ihm ist selbst ein Kartentrick nicht langweilig.

Neben der zauberhaften Leichtigkeit des Scheins gibt es aber auch Nummern, die die Schwerelosigkeit mit großem Können und Körperbeherrschung aushebeln. So kann Kontorsionist Philipp Tigris sein gesamtes Körpergewicht mit dem Unterkiefer tragen und sich dabei gleichzeitig verbiegen. Olena Shapoval zeigt eine beeindruckende Nummer am Verticalpole. Alyona und

AchtJahreistDesimonichtim GOPaufgetreten.Schön,dass erzurückist!

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Heimspielfür Desimo(links), derseinen KollegenTopas (oben)sehr schätzt

Vova überwinden auf Rollschuhen die Schwerkraft, indem sie die Fliehkräfte in ihrer rasanten Rollschuh-Nummer nutzen. Iryna Hladka lässt den HulaHoop-Reifen an ihrem Körper und durch die Luft tanzen, während Poppin‘ Pain das Publikum mit seinen fließenden Tanzbewegungen fasziniert.

So geht es schwerelos durch die Nacht. Es bleibt zurück die Erinnerung an einen Abend voller magischer Momente. Natürlich könnte man sich gerade bei den Zaubernummern immer wieder fragen, wie ein Trick funktioniert hat. Doch das sollte man lieber lassen, wenn man wirklich ein wenig Schwerelosigkeit erfahren möchte. b

„Schwerelos“ ist im GOP Varieté bis zum 2. Juli 2023 zu sehen. Nähere Informationen unter www.variete.de

Gelenkigsindsiebeide:Olena ShapovalamVerticalpole,Philipp Tigriszeigt,wasermitseinem Körperanstellenkann.
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TEXT: Heike Schmidt

Eine Niere für die

Liebe?

Kathrin (Marion Elskis) eröffnet ihrem Mann Arnold (Christian Vitu) an einem Abend, dass sie eine neue Niere benötigt. Beide haben die gleiche Blutgruppe. Sofort steht die Frage im Raum: Würdest Du mir eine Niere spenden, damit ich überleben kann? Wie groß ist Deine Liebe zu mir? Und: Ist es legitim, wenn einer der Partner erst einmal darüber nachdenken möchte? Ist das schon eine verkappte Absage an die Liebe?

Der erfolgreiche Architekt zögert einen Moment zu lange. Kathrin ist aufgebracht. Die Situation wird nicht einfacher, als der Mann des befreundeten Ehepaares, Götz (Jens Knospe), Kathrin sofort seine Niere zusagt – ohne seine Ehefrau Diana (Tanja Schumann) zuvor gefragt zu haben. Das Drama, das durchaus komödiantische Szenen hat, nimmt seinen Lauf und gegen Ende eine überraschende Wendung.

Das neue Stück „Herz und Niere“ ist anders. Anders als der Publikumskracher „Oma wird verkauft“, der wochenlang im Neuen Theater ausverkauft war. Und auch anders als „Camping forever“, in dem Tanja Schumann eine der Hauptrollen spielte. Tanja Schumann ist auch in „Herz und Niere“ wieder mit dabei. Doch auch ihre Spielfreude kann nicht darüber hinwegtäuschen: Dieses Stück ist ernster als alles, was in dieser Spielzeit im kleinsten, komplett privat geführten Theater zu sehen war.

Auch wenn das Stück als Komödie betitelt ist, lädt es oftmals eher zum Schmunzeln als zum lauten Lachen ein. Dazu ist das Thema zu ernst. Es stellt die Frage nach der Belastbarkeit einer Liebe und einer Freundschaft: Was wäre man bereit, für seinen Partner zu geben?

Natürlich liegen zotige Anspielungen nahe, wenn der Stararchitekt Arnold das Modell seines geplanten Hochhauses wie ein Phallus über die Bühne trägt. Klar, dass Tanja Schumann sehr sehenswert in die Rolle der Diana schlüpft. Marion Elskis ist sehr überzeugend als niereninsuffiziente Kathrin. Und Jens Knospe ist wohl der ehrlichste Freund, den man sich vorstellen kann. Aber so ein richtiges Komödiengefühl will irgendwie nicht aufkommen. Das Thema scheint

SiesinddieStarsdesneuen Stückes:v.l.TanjaSchumann, ChristianVitu,MarionElskisund JensKnospe.

VollinderRolle:TanjaSchumannundJensKnospeals
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DianaundGötz

zu ernst für einen Schenkelklopfer. Das tut dem Gesamtprogramm des Neuen Theaters durchaus gut! Man muss sich als Zuschauer nach so viel leichter Kost der vorherigen Stücke nur ein wenig an die etwas ernsthaftere Gesamtlage gewöhnen.

Der Twist zum Ende des Stückes ist wirklich überraschend und nicht weniger ernsthaft. Zumindest diejenigen, die 2021 das Stück noch nicht als Film gesehen haben. Damals lief es unter dem Titel „Risiken und Nebenwirkungen“ im Kino. b

FOTOS: Oliver Vosshage

„Auf Herz und Niere“ ist noch bis zum 17. Juni 2023 zu sehen.

Informationen unter www.neuestheaterhannover.de

TEXT: Heike Schmidt
nobilis 6/2023 51 Kultur wir lieben Kunst. FRANZISKA STÜNKEL Coexist –Local Global 10.6. – 12.08.2023 GALERIE DREES www.galerie-drees.de

Sie verbindet Welten

Franziska Stünkel ist Fotokünstlerin und Filmemacherin.

Jetzt stellt sie in der Galerie Drees aus.

nobilis
52
Kultur
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Es sind Spiegelungen. Nicht jene, die das Steinhuder Meer an windstillen Tagen bereithält. Dabei könnte man zuerst daran denken. Schließlich ist Franziska Stünkel am Steinhuder Meer groß geworden. Die Fotokünstlerin und Filmregisseurin interessieren Spiegelungen auf Glas. Vor 13 Jahren hat sie damit angefangen, weltweit mit ihrer kleinen Leica-Kamera solche Spiegelungen einzufangen. „Coexist“ nannte sie ihre Fotoserie dazu. Inzwischen gibt es „Coexist Part 6“, den sie in den letzten zwei Jahren in Australien, Europa und den USA fotografierte. Zu sehen sind die Bilder im Juni in der Galerie Drees. Für Franziska Stünkel ist es auch ein wenig ein Heimkommen.

„Hannover ist meine Heimat. Das Steinhuder Meer ist meine Heimat. Ich sage immer: meine Urheimat“, erklärt die Fotokünstlerin. Sie denkt allerdings globaler: „Ich fühle mich auf dieser Erde beheimatet.“ Und diese Erde, vor allen Dingen auch die Menschen und ihre Umgebung, erforscht sie mit der Kamera. Sie reist viel. Gerne auch allein. Sie sucht nach Spiegelungen, die aber letztendlich Ausdruck eines festgehaltenen Moments sind. Eines Moments, in dem das Innen und das Außen verschmelzen. Durch das Glas und die Spiegelung wird beides sichtbar.

Die Welten werden durchlässig. Menschen, die auf der Straße gehen, befinden sich plötzlich im Inneren eines Gebäudes. Wolkenkratzer streben an Fahrstühlen nach oben. Eine altmodisch wirkende Straßenlaterne am Rand des Bildes wirkt wie ein Relikt aus

einer längst vergangenen

Zeit. In Detroit ist das großformatige Bild „all the stories 144“ entstanden, das als eines von „Coexist“ in der Galerie Drees zu sehen ist.

„Ich durfte aufgrund der Weltpremiere meines Kinofilms 2021 schon vor der Grenzöffnung nach Chicago einreisen, während der Corona-Zeit“, erinnert sich die Fotokünstlerin. Die Straßen waren weitgehend leer. Die Menschen kaum auf den Straßen. Nur ein einziger Passant spiegelt sich wider. Franziska Stünkel selbst ist nicht zu sehen. „Das möchte ich auch nicht“, erklärt sie. Es solle nicht zum Fokus werden, dass „Menschen nach der Fotografin im Bild“ suchen. Ihr geht es um die Situation, den Moment, der ein Gefühl von Koexistenz (menschlichen Lebens) vermittelt.

„Es gibt surreale Momente im realen Leben“, betont sie. Auf diese Momente wartet sie. Manchmal wartet sie lange. Kunst geschieht nicht auf Knopfdruck. Natürlich passiert es auch, dass Situationen innerhalb eines Wimpernschlags vorbei sind. Man sollte sich Zeit nehmen für „Coexist“, die Bilder aus den Welten, die scheinbar untrennbar nebeneinander existieren und die Franziska Stünkel mit ihrer Kunst zusammenbringt. Es gibt viel zu entdecken – aus dieser und anderen Welten. b

TEXT: Heike Schmidt

FOTOS: Frank Wilde

ZuLande,zuWasserundaufder Straße –allesineinemBild:eineSpiegelungvoneinemBus,einemRadund einem Boot

Alleinunterwegs:FranziskaStünkelliebt esunauffällig,wennsiemitihrerkleinen LeicaaufMotivsucheist.
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Orfeo in der Heilanstalt

An der Staatsoper Hannover

feierte Monteverdis „L‘Orfeo“

Premiere. Warum das Stück trotz „Buh-Rufen“ sehenswert ist.

Kultur 54 nobilis 6/2023

Es ist ein Albtraum, in dem sich Orfeo befindet. Ein Albtraum, dessen Szenen so wiederkehrend sind wie die Motive in der Musik Monteverdis. Ein Albtraum, der am Ende der Premierenvorstellung von Claudio Monteverdis „L‘Orfeo“ im Opernhaus Hannover vereinzelt Buh-Rufe provozieren wird. Doch das hat weder die Inszenierung von Silvia Costa noch haben es die wunderbaren Musiker unter der Leitung von David Bates verdient.

Wer einmal eintauchen möchte in die Musik, die vor mehr als 400 Jahren erstmals in Mantua gespielt wurde und die Menschen in ihren Bann zog, für den ist dieser Orfeo ein Muss. Wie schon bei der Händel-Aufführung im vergangenen Jahr sind bei dieser Inszenierung die Musiker nicht tief im Orchestergraben. Sie sitzen höher, sodass man nicht nur den Dirigenten David Bates sieht, sondern auch die Musiker mit ihren außergewöhnlichen Instrumenten sehen kann. So gibt es verschiedene Lauten; David Bates spielt neben seinem Dirigat auch Cembalo, genau wie Mariangola Martella. Das Ensemble ist klein, aber sehr fein. Die Musiker sitzen erhöht, damit sie eine Chance haben, das Opernhaus mit barocker Musik zu fluten – und das tun sie auf unnachahmliche Weise. Sie unterstreichen nicht nur die Qualen, die Orfeo durchleidet. Sie tragen und treiben die Leiden des Protagonisten voran.

„Das Gedächtnis ist der Schlüssel zur Musik. Die Musik ist die Kunst der Erinnerung“, wird im Programmheft die libanesisch-US-ame-

rikanische Künstlerin Etel Adnan zitiert. Das Orchester ist der Schlüssel zur Erinnerung Orfeos an seine Geliebte. Eine weitere wichtige Rolle übernimmt in dieser Inszenierung der Chor. Er ruft Erinnerungen Orfeos wach. Es ist wie in einem Traum, in dem man Gesichter nicht erkennen kann, in dem Stimmen Situationen kommentieren, die man erlebt hat und aus denen man nicht entfliehen kann, führt der Chor Orfeo zurück zu seiner Hochzeitsfeier.

Der Chor beschreibt blühende Wiesen, Sonnenschein, duftende Blumen. Man denkt an Frühling, an Sommer, vielleicht auch an die Leichtigkeit, die mit der Landschaft der Toskana im Allgemeinen verbunden wird. Doch auf der Bühne ist Herbst. Blätter fegen über den Boden. Ein Sturm lässt Regenschirme umklappen. Wie in Zeitlupe agiert der Chor. Mechanische Bewegungen werden wiederholt, bis sie schließlich in einem Bild einfrieren. Orfeo irrt zwischen den Menschen umher. Eine Scheibe mit einem Einschussloch ist zerborsten. Es ist nicht Tag und nicht Nacht. Die Bühne bleibt die ganze Inszenierung in einer Art dämmrigem Zwielicht, das Gesichter kaum deutlich erkennen lässt. Auch wenn von der Überwindung von jahrelangem Kummer, von der Liebe, von überstandenem Leid gesungen wird – fröhlich und unbeschwert ist auf dieser Bühne nichts.

Das, was gesungen, und das, was gezeigt wird, stehen in krassem Gegensatz zueinander. Dieser Effekt wird umso größer, als Euridice das erste ihrer beiden Stücke singt. Nikki Treurniets Gesang gibt Helligkeit auf der Bühne, die weitgehend im Dunkeln liegt. Als sie

EuridicegreiftnachOrfeo,abersiewirdzurückgehalten.DieLiebendenerreicheneinandernichtmehr.
nobilis 6/2023 55 Kultur
InmitteneinesAlbtraums:Orfeotrauertum seineGeliebteEuridice.

singt, wird es warm. Doch es wird nicht lange anhalten. Euridice stirbt. Sie verschwindet in einem Kubus, der ein Wohnhaus aus den sechziger Jahren sein könnte. Gitter fahren vor den Eingang und die Fenster. Orfeo kann ihr nicht folgen. Vom Dach des Kubus aus verkündet eine von drei Krankenschwestern Euridices Tod. Danach ist nichts mehr wie zuvor. Orfeo trägt sein Sakko verkehrt herum. Steht er mit dem Gesicht zum Publikum, erinnert das Sakko an eine Zwangsjacke. Dreht er sich um, sieht Orfeo aus wie einer der gesichtslosen Herren mit Hut, die René Magritte gemalt hat. Die Szenen sind surreal.

Die Krankenschwestern, Orfeos Sakko, das zur Zwangsjacke wird – dies sind schon Hinweise darauf, was sich später bewahrheiten sollte: Orfeo befindet sich aufgrund seines seelischen Leidens in einem immer wiederkehrenden Albtraum. Er ist in ärztlicher Behandlung. Nachdem er in der Unterwelt war, um Euridice wieder ins Leben zu rückzuholen, nachdem er sie zum zweiten Mal verloren hat und die Götter ihn auf einem Felsen zum Schlafen gelegt haben, kommt nach seinem Erwachen Apollo als Arzt an sein hartes Bett und erlöst ihn mit einer Pille. Sein seelisches Leid hat zu-

InmittenseineseigenenAlbtraums,indemaucheinausder WeltgefallenerClownauftritt.

mindest für diesen Abend ein kurzfristiges Ende gefunden.

Luvuyo Mbundu ist ein Orfeo, mit dem man mitleidet. Er schafft es, das Publikum in seinen Albtraum mitzunehmen, sich einzufühlen in die Trauer um einen geliebten Menschen. Er ist ein Mann voller Wärme, der zwischen gesichtslosen Menschen seines persönlichen Albtraums umherirrt. Eine der eindrucksvollsten Szenen ist, als Orfeo nach dem Tod Euridices inmitten von Frauen steht, die alle die Frisur seiner Geliebten tragen, aber deren Haare ihre Gesichter verbergen. Er ist orientierungslos. Er versucht, mit der Kraft seines Gesangs die Geliebte und auch ein wenig sich selbst zu retten. Am Ende gibt es doch noch einen Hoffnungsschimmer. Apollo, der Gott in Weiß, reicht ihm ein Medikament.

Dieser „Orfeo“ ist kein leichter Abend. Man muss sich auf ihn einlassen. Die Interpretation ist schlüssig, spannend und durchaus sehenswert. Wer allerdings blühende Wiesen und eine tragisch endende Liebesgeschichte mit Toskanaflair erwartet, wird enttäuscht sein und diesen Ärger über die nicht erfüllte Erwartung vielleicht auch in einem Buh-Ruf äußern. b

Besetzung

Inszenierung, Bühne: Silvia Costa

Musikalische Leitung: David Bates

Beleuchtung: Bernd Purkrabek

Chor: Lorenzo Da Rio

Orfeo: Luvuyo Mbundu

Euridice: Nikki Treurniet

Apollo: Marco Lee

Proserpina: Nina van Essen

Pluto: Richard Walshe

Kostüme: Laura Dondoli

GroßesLeid:EuridiceisteineStatue ausEisgeworden.
nobilis 6/2023 56 Kultur
TEXT: Heike Schmidt FOTOS: Sandra Then

Kulturtipps

3.6.2023 bis 8.7.2023

Kurt Sohns. Retrospektive.

SommerAccrochage und neue Arbeiten in der Galerie

Halbach

Biennale-Gewinnerin Patrizia Casagranda hat der Galerie Halbach in Celle neue ausdrucksstarke Bilder zur Verfügung gestellt. Ein ideales Zusammenspiel entsteht in der Kombination mit neuen Gemälden von Ulrike Hansen. Ihre frischen und frühlingshaften Motive passen perfekt in diese Jahreszeit. Die Werke beider Künstlerinnen sind im Sommer in der Galerie Halbach zu sehen und werden durch Arbeiten von vielen anderen namhaften Künstlern ergänzt. Öffnungszeiten: Di–Fr von 10–18 Uhr, Sa von 10–14 Uhr und nach Vereinbarung

Galerie Halbach | Großer Plan 14 | 29221 Celle | Tel. 05141/28421 | www.galerie-halbach.de

16. und 17.6.2023

Große Kunstauktion bei Kastern

Im Kunst & Auktionshaus Kastern findet eine große Kunstauktion mit ca. 2.300 Losen statt. Angeboten wird u. a. der vollständige Bestand der Galerie Depelmann, Langenhagen, mit viel zeitgenössischer Grafik, Malerei und Plastik. Versteigert werden außerdem Werke von François Millet, Jean Cocteau, Otto Gleichmann u. v. m. Auch eine seltene Pendeluhr von Johann C. F. Gutkaes, einem Mitgründer der Uhrenfabrikation in Glashütte, wird versteigert. Die Vorbesichtigung beginnt am 9. Juni.

Das Kunst & Auktionshaus

Kastern | Baringstraße 8 | 30159 Hannover | Tel. 0511/851085 | www.kastern.de

Das Kulturgut Ahlten widmet mit Kurt Sohns einem bedeutenden Künstler Niedersachsens eine Einzelausstellung. Die Ausstellung umfasst mehr als 20 verkäufliche Gemälde und bildet die verschiedenen

Schaffensphasen von Kurt Sohns ab. Auch seltene frühe Kunstwerke werden gezeigt und ermöglichen es, die künstlerische Entwicklung von 1945 bis 1987 nachzuzeichnen.

Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag 15–18 Uhr, Samstag 10–14 Uhr

Kulturgut Ahlten | Wöhlerstraße 1 | 31275 LehrteAhlten | Tel. 05132/8240834 |

www.kulturgut-ahlten.de

2.6.2023 bis 2.7.2023

Cyrano de Bergerac – romantisches Versdrama von Edmond Rostand

Unsterblich in die schöne Roxane verliebt, doch zu scheu, ihr dies zu gestehen, ficht sich Cyrano durch das Paris des 17. Jahrhunderts und dichtet dabei Verse aus dem Stegreif. Als Roxane ihm gesteht, dass sie sich in den jungen Christian verliebt hat – der zudem im Regiment der Gascogner Kadetten aufgenommen wurde, dem auch Cyrano dient – , verspricht er, ihrem Geliebten ein Beschützer zu sein. So hilft Cyrano und leiht dem schüchternen Rivalen Christian seine Redekunst: Ein Handel, der nicht gut enden kann.

Schlosstheater Celle | Schloßpl. 1 | 29221 Celle | Tel. 05141/905080 www.schlosstheatercelle.de

Kultur
Foto: Schlosstheater Celle Foto: Kunst & Auktionshaus Kastern Foto: Kulturgut Ahlten Foto: Galerie Halbach

Schnell wie der Wind

Auf der Windhundrennbahn bei Schloss Ricklingen in Garbsen ist die Hasenjagd eröffnet

Windhunde lieben ihren falschen Hasen. Nicht zum Fressen. Ihr falscher Hase besteht aus buntem Flatterband – und dem jagen sie voller Vergnügen hinterher. Jedenfalls solange sie es sehen, folgen sie ihrem natürlichen Hetztrieb. Denn im Unterschied zu anderen Rassen jagen Windhunde in erster Linie auf Sicht. Dass sie keinen echten Hasen als Beute erwischen, sondern nur ein quirlig im Wind wehendes buntes Flatterband, macht ihnen dabei nichts aus.

Jeden Sonntag treffen sich ihre Besitzer auf der Rennbahn des Windhundrennvereins Hannover (WRV). Auf dem im Grünen gelegenen Laufoval an der Burgstraße in Schloss Ricklingen/Garbsen sind hier beim sonntäglichen Training

von nah und fern mit ihren Herrchen und Frauchen angereiste langhaarige Afghanen ebenso unterwegs wie kurzbeinige Podengos, die über 70 Stundenkilometer schnellen Greyhounds und drahtige Whippets. Von 13 offiziell anerkannten bis hin zu insgesamt 36 aufgelisteten Windhundrassen gibt es. Einst zur Jagd und dafür auf Geschwindigkeit gezüchtet, gelten sie heute als ruhige Familienhunde. Aufgrund ihrer Sportlichkeit haben sie aber einen erhöhtem Laufbedarf – und wegen ihres Jagdtriebes sind sie auch nichts für Menschen, die von einem Hund stets unbedingten Gehorsam erwarten.

Der Reiz, einfach loszurennen

„Als ich vor zehn Jahren aus den Niederlanden nach Hannover kam, habe ich einen Verein gesucht, damit mein Hund auch frei laufen kann“, blickt Lenny Leppers zurück. Die Pressesprecherin des Windhundrennvereins weiß: Durch den natürlichen Jagdtrieb ihres Hundes kann sie diesen nicht einfach so mal frei laufen lassen. Der Reiz zum Losrennen kann zu groß sein, wenn sich etwas Interessantes in der Umgebung bewegt.

Das merkt auch der sogenannte „Hasenzieher“. Ein Mitglied steht inmitten des Laufovals und sorgt per Fernbedienung dafür, dass sich bei den rein sportlichen Rennen – Hunderennen zum Wetten sind in Deutschland verboten – der vermeintliche Hase in angemessener Geschwindigkeit bewegt. Lässt er diesen zu langsam an seiner Metallstange laufen, wird das Flatterbandknäuel von den pfeilschnellen Hunden schon mal lange vor der Ziellinie erwischt. Läuft die Beute jedoch zu schnell, erlischt möglicherweise der Renntrieb der Hunde.

Sportliche Hunde
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Nichtnurniedlich,sondernauch schnelleralsderWind

AufderWindhundrennbahn jagen undlaufendieVierbeinerüberdie Wiesen.DiewehendenHaaredemonstrieren:SiehabenTempo!

Natur & Sport nobilis 6/2023 59

„Kleinere Windhunde bleiben auf den Hasen fixiert. Aber größere wie Salukis oder Afghanen schauen sich dann schon mal in der Umgebung um, wenn der Hase für sie zu weit weg ist“, lacht Lenny Leppers. Da werden mit Sprüngen über den Zaun zum Innenraum auch Abkürzungen genommen. „Es gibt auch Windhunde, die haben gar nichts mit einer Rennbahn im Sinn. Und wenn er nicht will, kann ihn niemand zwingen“, weiß sie. Wie zur Bestätigung biegt kurz danach ein kaum gestarteter Vierbeiner seitlich ab und beschließt, den Rest des Tages seinem Bewegungsdrang lieber auf der extra 1,80 Meter hoch umzäunten Freilaufwiese nachzugehen.

Alle anderen Windhunde starten jedoch in ausgewählten Kombinationen zum Training aus ihren Startboxen. Dabei wirbeln sie anfangs eine kleine Wolke Sand auf, der für einen schnelleren Antritt sorgt. Auf Zeit jagen sie dem Flatterband hinterher. Je nach Rasse jedoch nicht die exakte Laufoval­Länge: mal nur 280, mal 360 und mal sogar 480 Meter.

Seit der Eröffnung am 24. Juli 1999 ist der WRV in Schloss Ricklingen auf den (Wind­)Hund gekommen. Aber eigentlich ist der Windhundrennverein Hannover schon viel älter: Er wurde bereits vor 57 Jahren, am 3. Dezember 1966, in Hannover­Bornum gegründet.

„Damals wurde das Hasenfell noch von Hand um die Rollen gelegt. Als Hasenzug diente ein aufgebockter Opel im Innenraum, über dessen Hinterrad die Schnur lief“,

Schnellisterst,wennderWindhundkeineLockenmehrhat.

Durstig?Nichtnur dieHundekommen hieraufihreKosten: IhreHerrchenund Frauchenkönnen essichnebendem Traininggutgehen lassen.

so heißt es in der Vereinschronik. Christina Friedberg ist nun die 1. Vorsitzende des 65 Mitglieder zählenden Vereins „mit insgesamt rund 140 Hunden“, schätzt Lenny Leppers. Unter den Mitgliedern sind viele Familien mit Kindern, die auch von weiter her zum Training kommen, aus dem norddeutschen Umland ebenso wie aus OstWestfalen. Vor allem an Veranstaltungswochenenden ist da der Parkplatz neben der Rennbahn immer gut belegt mit Wohnmobilen und anderen Campern. Denn auch das soziale Miteinander der Zwei­ und Vierbeiner rund um das Laufgeschehen wird hoch geschätzt – auch dank der Angebote der angeschlossenen Gastronomie mitsamt überdachter Sitzmöglichkeiten. b

Schnell,schneller,amschnellsten:AufdemgrünenGrasgeben dieVierbeineralles.

Natur & Sport nobilis 6/2023 60
TEXT UND FOTOS: Torsten Lippelt

100 Jahre Golfclub Hannover

Der Golfclub Hannover ist ein Club mit einer langen Geschichte.

Der Golfclub Hannover liegt unmittelbar an der A 2, angrenzend an die Stadt Garbsen, in der „Garbsener Schweiz“. Er ist 16 Kilometer von Hannover in nord-westlicher Richtung entfernt und umarmt die Autobahn, denn zwölf Bahnen, das Clubhaus sowie die Trainingsanlagen befinden sich auf der einen Seite und sechs Bahnen auf der anderen Seite.

Manch einer wird sich bei diesem Golfclub die „Gretchenfrage“ stellen: Wer war zuerst da? Der Golfclub oder die Autobahn? Und wie kommt man nun von der einen auf die andere Seite? Klare Antwort: Die Autobahn war zuerst da und die Golfspieler erreichen die weiteren sechs Bahnen über eine private Autobahnbrücke. Diese Brücke ist so außergewöhnlich, dass sie es auch schon als Frage in

die Quizshow „Wer weiß denn sowas?!“ geschafft hat. Die Hannoveraner und Golfer hätten sie ohne Probleme beantworten können, aber leider saß von ihnen niemand im Publikum. Die Kandidaten konnten sich einfach nicht vorstellen, dass es so eine private Brücke nur für Golfer gibt.

Auch hinter dem Logo des Clubs steckt eine schöne Geschichte. Das Kleeblatt im Logo ist aus dem Stadtwappen von Hannover abgeleitet. Auch die Farben sind kein Zufall: Schwarz und Weiß waren die Farben Preußens. Hannover war bis 1946 preußische Provinz. Grün symbolisiert zudem die Farbe des Rasens. Auch andere Logos von Traditionsvereinen aus Hannover benutzen diese Farben. Nicht umsonst singen Fans von Hannover 96 auch heute noch: „Schwarz, Weiß, Grün ein Leben lang!“

SiehabenvorallemEinesgemeinsamdieVorliebezumGolf.nobilis-AutorinCelia PaulinaStrauchund PräsidentdesGolfclub HannoverMichaelP.Wermelt
nobilis 6/2023 62 Natur & Sport
So wird dieses Jahr hier das 100-jährige Jubiläum gefeiert.

Der Golfclub Hannover ist seit vielen Generationen ein Begegnungsort. Nur nicht immer unter seiner heutigen Adresse. Den Club gibt es seit 1952 und bis heute im Staatsforst direkt hinterm Blauen See.

Aber er existiert bereits seit 1923. Zeitweise auch ohne Spielstätte und nur auf dem Papier. Gegründet wurde er als Abteilung Golf im Hannoverschen Rennverein. Zuerst wurde auf dem Gelände der Alten Rennbahn Golf gespielt, dann wurde 1945 der Golfplatz durch die britische Besatzungsmacht zum Anbau von Gemüse und Kartoffeln zweckentfremdet und man fand seinen neuen Platz hinterm Blauen See. Feierlich eröffnet am 5. April 1952, startete man anfänglich mit neun Löchern. Dann wurden daraus zwölf Löcher. Weiter ging es nicht, denn der Platz war aufgebraucht. Umringt vom See, der Autobahn und den anliegenden Leinewiesen, die regelmäßig überschwemmt werden.

Allerdings wollte man unbedingt Turniere ausrichten und die weltweiten Golfregeln, die in St. Andrews liegen, sagen: 18 Löcher müssen es sein. Man riskierte einen Blick über den Asphalt auf den Wald nördlich der Autobahn und ab 1961 konnte man schließlich auf allen heutigen 18 Bahnen spielen. Für die Umsetzung der Erweiterungspläne wurde kein Geringerer als einer der Golf-Architekten Deutschlands engagiert: Bernhard von Limburger.

In den folgenden 50 Jahren wurde in den Club immer wieder investiert, erneuert oder verändert. Dazu gehören im Jahr 1971 die Installierung der automatisch gesteuerten Beregnungsanlage und im Jahr 1978 die notwendige Brückenerweiterung nach dem Ausbau der Autobahn.

Im Jahr 2004 hat man alle Bunker auf der Anlage erneuert. Ein Bunker ist eine mit Sand gefüllte Fläche auf dem Golfplatz, die als Hindernis dient. Je nach Platzierung des Bunkers wird zwischen Grünbunkern und Fairwaybunkern unterschieden. Grünbunker „verteidigen“ das Grün. Fairwaybunker befinden sich auf dem Fairway und erschweren beim Abschlag das Treffen ebensolcher. Der Bunkerschlag wird von vielen Spielern gefürchtet. Das liegt häufig daran, dass die Übung fehlt bzw. bereits Fehler in der Herangehensweise gemacht werden. Außerdem ist es auch einfach schwieriger, einen Ball vom Sandboden aus einem Loch herauszuspielen. Nicht ohne Grund ist dies ein „Hindernis“.

Sieistgutvorbereitet:Golf-KennerinCeliaPaulinaStrauch freutsichüberdenBesuchimGolflcubHannover.
Natur & Sport

Zuletzt wurden in den Jahren 2020 bis 2021 alle Grüns für 1,1 Millionen Euro ausgetauscht.

Als Grün wird im Golfsport diejenige Fläche bezeichnet, welche das Loch in unmittelbarer Nähe umschließt. Es ist ein sehr wichtiges Areal auf dem Golfplatz, vielleicht sogar das Wichtigste, weil hier meist über Erfolg und Misserfolg im Golf entschieden wird.

Doch bei all den Veränderungen und Investitionen hat sich der Platz die Einzigartigkeit bis heute bewahrt. Alle Löcher sind einzeln in den Wald geschlagen worden. Jede Bahn hat somit eine ganz eigene Handschrift. Die Anlage ist bis auf den letzten Zentimeter Grasnarbe ausgereizt. 58 Hektar, 5.685 Meter und Par 71 sind im Vergleich zu anderen Anlagen zwar eher klein, aber als internationaler Championskurs umso spezieller. Er ist ein smarter Kurs, der von den Golfern ein besonders schlaues und genaues Spiel erfordert.

EristeinbekanntesGesichtimGolf-Business: AlsPräsidentdesGolfclubHannoverfeierter nächstesJahr20-jährigesJubiläum.
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Hierlässtessichdochaushalten:Diegepflegte AnlageunddasClubhaus desGolfclubHannover laden zumVerweilenein.

Sieweß,wassiedatut: MitSchwungausholen, FüßefestaufdenBoden. Und:Abschlag!

So wie die meisten Golfclubs lebt auch der Golfclub Hannover von seinen Mitgliedern und für seine Mitglieder. Aber es braucht auch Menschen, die nicht nur ihre Freizeit gerne auf dem Platz spielend verbringen, sondern sich ehrenamtlich dafür einsetzen, dass gespielt werden kann. Zu ihnen gehört Michael P. Wermelt. Er ist seit 2004 bis heute Präsident des Golfclubs Hannovers. Als er übernahm, lief es, nur nicht ganz in die richtige Richtung. Es wurde angepackt und der Club wurde in eine moderne Zukunft geführt. Michael P. Wermelt wird im Juni 80 Jahre alt. Er blickt mit Stolz auf den Golfclub, dessen großartige Erfolge, die Höhen und Tiefen zurück. Jetzt im Jahr 2023 steht der Golfclub mit über 850 aktiven Mitgliedern und seiner turbulenten Geschichte auf einem soliden und stabilen Fundament. Michael P. Wermelt kann also mit besten Gewissen nach 17 Jahren Amtszeit an den nächsten Präsidenten übergeben und endlich einfach nur noch zum Spielen auf den Golfplatz kommen. Es sei ihm gegönnt! Happy Birthday, Herr Wermelt, und schönes Spiel! b

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TEXT: Celia Paulina Strauch FOTOS: Lorena Kirste
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Alles im Fluss: Paddelnd durch Hannover

Hannover ist nicht nur die Stadt mit den meisten Grünflächen. Es gibt auch einige Wasserwege, von denen aus man eine ganz neue Perspektive auf die Stadt erhält. Wir waren mit dem Kanu auf dem Wasser unterwegs.

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ISSN 1437-6237

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Bildquelle: Lorena Kirste
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100 Gründe, Hannover zu

lieben

Ob mit dem Bogenaufzug hoch hinaus oder ganz nah dran an den Karpfen im Maschsee. Ob buntschillernde Vielfalt an Kleinkunst beim Kleinen Fest im Großen Garten oder ernsthafte, aufrüttelnde Oper. Wir lieben Hannover, seine Vielfalt, seine Schätze.

Wir sind stolz auf diese Stadt, in der wir leben. Wir sagen das nicht nur. Wir geben es Ihnen sogar schriftlich! Im August wird es das NobilisSonderheft „100 Gründe, Hannover zu lieben“ geben. Selbstverständlich gibt es mehr als 100 Gründe, Hannover zu lieben. Doch manchmal ist es wie an einem üppigen Buffett: Wenn das Angebot zu groß ist, fällt die Wahl schwer. Mit unserem Magazin bieten wir dem Leser eine gezielte Auswahl, um sich in der Vielzahl von Angeboten zurechtzufinden.

Wir zeigen Hannover, das es mehr als wert ist, entdeckt zu werden. Selbstverständlich tun wir dies in gewohnter Nobilis-Manier: Es wird ein Hochglanz-Heft, das eher an ein Coffee-Table-Book als an ein herkömmliches Magazin erinnern wird. Es wird aber kein Reiseführer sein, sondern ein mit Liebe gemachtes Heft in Buchqualität, das nicht nur Lust aufs schöne Leben machen, sondern diese Lebensfreude auch weitergeben möchte. Und vielleicht entdeckt ja der ein oder andere einen neuen Grund für sich, diese Stadt noch mehr zu lieben, oder verschenkt es an andere, die diese Stadt lieben sollten.

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