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Gegensätze ziehen sich an
Das Ritual ist heilig: dieser kurze Moment vor dem Turnier, wenn die Spielerinnen noch einmal gemeinsam ruhig werden. «Ich schaue in jedes einzelne Gesicht in der Runde und weiss, dass ich mein Bestes geben will. Nicht nur für mich, sondern auch für mein Team», sagt Vesselina Velikova (30). Ein letztes Einschwören, der laute Schlachtruf: «Allez les filles, hopp Schwiz!» Dann geht’s los! Die Sekundarlehrerin spielt seit 2008 in der Wasserballnationalmannschaft und schwärmt von einer der wohl anstrengendsten Sportarten der Welt. Wasserball, das sei nichts für Zartbesaitete, meint sie. Der Widerstand des Wassers erfordert Kondition, Ausdauer und Beweglichkeit. Und auf dem Weg zum Tor landet auch mal ein Ellenbogen im Auge oder ein Knie im Bauch. Diese Belastungen durchzustehen – das geht nur im Team. Die älteste Spielerin, Paola De Feo (33), arbeitet daneben als Leiterin Produktmanagement und weiss: «Der Zusammenhalt ist die Basis. Man kämpft füreinander.»
Aus Mitstreiterinnen werden Freundinnen Aus 13 einzelnen Sportlerinnen eine Gruppe zu formen, die sich fast blind und taub im Wasser versteht, ist Aufgabe von Captain und Reisekoordinatorin Carina Carballo (30). «Das braucht Zeit, harte Arbeit und Schweiss. Eine Abkürzung gibt es nicht.» Das sind unzählige Trainingsstunden an Land und im Wasser, Turniere im In- und Ausland. Aber auch lange Gespräche oder Gesellschaftsspiele auf Reisen oder in der Hotellobby. «Erleichterung, Enttäuschung, Erschöpfung; alles zu geben für ein grosses Ziel. Nur diese Frauen wissen, was das für jede von uns bedeutet», so Carina. Aus Mitstreiterinnen seien Freundinnen geworden. «Ein Erfolgsrezept!», wirft Redaktorin Martina Stucki (32) ein, die 2017 nach längerer Pause von der Nationalmannschaft ins Team zurückgekehrt ist. Konkurrenz und Neid seien kein Thema. Die hohe Belastung mit Job und Training drücke aber schon mal auf die Stimmung. «Tränen und Frust sind part of the game», weiss sie. Das Wichtigste sei dann, sich gegenseitig wieder ins Boot zu ziehen. «Wir reden, weinen oder schweigen, bis wir gemeinsam ins Wasser springen oder durchs Hotelzimmer tanzen.»
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sanitas.com/ aktivsein
Als Pablo und Peter 17 Jahre alt sind, beschliessen sie, auf eigene Faust mit dem Töffli aufzubrechen: von der Zentralschweiz quer durchs Wallis mit Endstation Genfersee. Dort wartet Pablos Liebe auf ihn, Peter fährt mit. Es ist eine Reise, die fast zwei Wochen dauern wird. Unterwegs essen sie ihre Spaghetti mit einem grossen Gabelschlüssel, in Chur übernachten sie heimlich in einer kleinen Kapelle. Peter Häfliger lacht: «Am Ende taten uns alle Knochen weh.» Aber die Eindrücke dieser Tour sind für die Freunde auch noch nach 44 Jahren sehr präsent. «Wir haben uns schon als 13-jährige Buben kennengelernt – das verbindet», sagt Pablo Hess.
Als Pablos Familie ins Unterdorf von Peters Gemeinde zog, war Peter sofort fasziniert vom wilden und lauten Buben, der alles ausprobierte. Pablo hingegen mochte Peters überlegte und bodenständige Art. Peter erklärt: «Pablo streckt seine Fühler überallhin aus, ich bleibe im Schneckenhaus. Es sind die Gegensätze, die unsere Freundschaft so lebendig machen.» Pablo meint dazu: «Ich weiss immer, wo Peter ist, wenn ich mich verliere. Das tut gut.»
Trotz aller charakterlicher Verschiedenheit entwickelte sich das Leben der beiden ähnlich: Ehe, drei Kinder, danach Scheidung, die Suche nach sich selbst und der eigenen Männlichkeit. Auch hier unterstützen sich die Freunde gegenseitig. Peter: «Ich gebe niemandem so ehrliches Feedback wie Pablo. Er ist so hart im Nehmen wie im Kritisieren.» Sich gegenseitig herauszufordern sei das Geheimnis – denn Frust, Liebe und Ärger gehörten nicht nur zu Mann und Frau, sondern eben auch zu einer tiefen Männerfreundschaft, sind Pablo und Peter überzeugt.