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Samariter Schweiz – drei Welten
from samariter 1/23
by samariter
Der Strategieprozess begann 2018. Welche Schritte wurden bisher gemacht, und was ist erreicht worden?
Wir haben zuerst unsere Vision erarbeitet und die Istsituation analysiert. Basierend auf diesen Ergebnissen definierten wir verschiedene Strategie- und Handlungspakete (siehe Abbildung). Das war hauptsächlich konzeptuelle Arbeit, deren Auswirkungen erst langsam spürbar werden. Ende 2022 konnten wir mehrere Strategiepakete verabschieden, die nun in diesem Jahr im operativen Geschäft umgesetzt werden. Dazu zählen Themen aus den Strategieprojekten 3, 4 und 5. Die Geschäftsstelle beschäftigt sich derzeit aktiv mit den Prozessabläufen mit dem Ziel, ein neues Geschäftsreglement zu erstellen. Mit dem Analysebericht des Strategieprojekts 5 «Samariter Jugend» können die Empfehlungen konkret umgesetzt werden.
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Wie sieht nun die Fortsetzung des Strategieprozesses aus?
Weil der Gesamtverbund sehr komplex ist, ist auch die Strategieentwicklung sehr komplex. Wir haben seit 2018 viel erreicht. Nun gilt es, die aktuelle Situation erneut zu analysieren. Mit dieser Analyse schliessen wir die Strategie 2024 ab. Wir schauen, wo wir damit stehen, und entwickeln daraus unsere Folgestrategie 2029. Damit können wir aus den Erfahrungen lernen, unsere gemeinsame strategische Ausrichtung justieren und allfällige neue Entwicklungen einbauen.
Wie sieht Samariter Schweiz aus, wenn das Strategieprojekt abgeschlossen ist?
Wir haben eine schlankere Struktur. Die Schnittstellen, Zuständigkeiten und die Verantwortlichkeiten sind geklärt. Es ist klar, wer mit wem kommuniziert beziehungsweise wer für wen oder für welche Anliegen Ansprechperson ist. Das entlastet die Verbände und die Geschäftsstelle. Und für die Öffentlichkeit ist klar, an wen Fragen und Anliegen gerichtet werden können. So werden wir als kompetente und moderne Organisation wahrgenommen. Die Geschäftsstelle von Samariter Schweiz in Olten soll die Anliegen triagieren und an die richtige Stelle weiterleiten können.
Welches sind die grössten Herausforderungen auf diesem Weg?
Einerseits sind wir eine grosse Organisation mit von der Basis her über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen, andererseits müssen wir uns den gesellschaftlichen Veränderungen anpassen. Dies ist aber ein allgemeines Thema und betrifft alle mehr oder weniger ehrenamtlich organisierten Vereine.
Immer weniger Menschen engagieren sich langfristig in Vereinen. Es müssen gewisse Dinge neu gedacht werden, wenn wir weiter Freiwillige für Erste Hilfe im Dienste der Gesellschaft gewinnen wollen. Deshalb ist es meiner Meinung nach wichtig, den Strategieprozess partizipativ zu gestalten und Vertreterinnen und Vertreter aller Beteiligten mit ins Boot zu holen.
Wie machen Sie das?
Es gibt immer wieder Möglichkeiten zur Diskussion, beispielsweise in Dialogforen, zu denen wir Vertreterinnen und Vertreter der Samaritervereine, der Regionalverbände, der Kantonalverbände, der Geschäftsstelle und des Zentralvorstandes einladen. Der Austausch ist sehr wichtig, damit wir überprüfen können, ob die Ausrichtung auch den Bedürfnissen entspricht. Vergangenen September führten wir das dritte Dialogforum durch, in dem es um die Optimierung der Bundesstruktur ging (samariter 4/2022, S. 22–23). Es ging darum, die Empfehlungen der Projektleitung mit den Mitgliedern zu diskutieren und sie mit den Bedürfnissen der Mitglieder abzugleichen.
Gab es denn Anpassungen oder Korrekturen aufgrund solcher Diskussionen?
Wir haben beispielsweise im Strategieprojekt zur Freiwilligenarbeit (STP 2) gedacht, dass es eine zentrale Koordinationsstelle braucht, um die Freiwilligenarbeit zu koordinieren, wie etwa beim Roten Kreuz oder bei Pro Senectute. Wir haben aber dank der Analyse gemerkt, dass das wohl nicht das Richtige ist für uns. Denn das machen ja bereits die Verbände und Vereine. Wir müssen jetzt nochmals genauer schauen, was die Vereine alles machen und anbieten. Erst dann können wir einschätzen, was sie von der Geschäftsstelle her als Dienstleistung brauchen.
Man spürt auch nach vier Amtsjahren Ihr grosses Engagement. Was treibt Sie an?
Gerade weil ich Samariterin bin, sehe ich das riesige Engagement der aktuell rund 17 000 Erwachsenen und 2500 Jugendlichen im Dienste der Gesellschaft. Samariterinnen und Samariter engagieren sich aus Freude am Helfen. Das ist die Leidenschaft, die mich seit Jahren nicht mehr loslässt.
Besten Dank für das Gespräch.