Sonderdruck zu „Der Landwirt“ Nr. 2 vom 4. Februar 2005 Suppl. S.I.A.P. 50%
Raiffeisenverband Südtirol
M 48. Jahrgang
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Bozen, 4. Februar 2005
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Nr. 2
Genossenschaften: „Potential an Rationalisierung vorhanden!“
43. Südtiroler Weinbautagung – Lagrein könnte „Leitwein“ werden Am vergangenen Freitag ging im Vereinshaus Kaltern die 43. Südtiroler Weinbautagung über die Bühne. Neben den Fachvorträgen wurde auch über neue Vermarktungsstrategien im Weinsektor nachgedacht. Landesrat Hans Berger lancierte die Idee eines „Leitweins“ und forderte die Kellereigenossenschaften auf, über ihr Rationalisierungspotential nachzudenken.
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on den Vermarktungskriterien über den Sortenspiegel und Maßnahmen zur erfolgreichen Bekämpfung von Oidium bis hin zu den Klimaveränderungen und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Weinqualität spannte sich der Bogen der aufgeworfenen Themen, die heuer auf der Weinbautagung diskutiert und vom Verein der Absolventen Landwirtschaftlicher Schulen, in Zusammenarbeit mit der Abteilung Landwirtschaft, dem landund forstwirtschaftlichen Versuchszentrum Laimburg sowie dem Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau organisiert wurden. Landesrat Hans Berger nutzte die Gelegenheit, um in seinen Begrüßungsworten auf die derzeitige Lage der Weinwirtschaft Südtirols einzugehen.
Weinanbau steigt In Südtirol werden derzeit auf 5224 Hektar Fläche Weinreben angebaut. Allein im heurigen Jahr werden auf 30 Hektar Neupflanzungen getätigt, bei der vergangenen Ernte 2004 kamen 47 Hektar Rebfläche erstmals in Ertrag. Landesrat Berger zeigte sich mit der Entwicklung im Sortenspiegel zufrieden. Inzwischen habe sich der Anteil der Vernatsch-Traube auf 30 Prozent reduziert, was ein ausgeglichenes Verhältnis
im Vergleich zu den anderen Sorten darstelle. In diesem Zusammenhang forderte er die Verantwortlichen im Weinsektor auf, über eine gezielte Vermarktungsstrategie für den Südtiroler Wein im Ausland nachzudenken.
Lagrein als Leitwein „Wie es in der Gastronomie Leitbetriebe gibt, so kann ich mir vorstellen, dass ein Wein als das Werbeprodukt im Ausland in Zusammenhang mit Südtirol beworben wird. Die anderen Südtiroler Weinsorten werden dann mitverkauft“, meinte Berger. Dass regionale autochtone Rebsorten gefragt sind und ihren Käufer auch in einem hochpreisigen Segment finden, davon ist auch Heinz Nusser, österreichischer Unternehmensberater, Journalist und Weinfachmann überzeugt. Nusser, der über die Bedeutung des Sortenspiegels referierte, konnte der Idee Bergers durchwegs Positives abgewinnen: „Lagrein hat einen guten Ruf und ich kann mir gut vorstellen, dass er als Leitwein in Österreich mit einem guten Werbekonzept Fuß fassen kann.“ Derzeit stehen autochtone Sorten wie der Lagrein im Trend, die im breiten Sortenangebot ihren unverwechselbaren Stil erhalten können. Zudem geben die jüngsten Zahlen aus Deutschland Anlass zur
43. Weinbautagung: Ein vollbesetzter Saal lauschte den Ausführungen der Referenten. Landesrat Hans Berger: „Einsparungspotential vorhanden.“
Hoffnung. Während der Bierkonsum im vergangenen Jahr zurückgegangen ist, stieg der Weinkonsum wieder an.
Rationalisierungspotential ausschöpfen Landesrat Berger forderte die Funktionäre der Genossenschaften dazu auf, über ihr Rationalisierungspotential nachzudenken. Nicht nur die Obstwirtschaft, auch der Weinsektor sei der international um sich greifenden Globalisierung ausgesetzt. Da an eine Preissteigerung in absehbarer Zeit nicht zu denken sei, die Erzeugerkosten aber trotzdem kontinuierlich steigen, müssten laut Berger die Genossenschaften anderswo ihr Einsparungspotential ausschöpfen. „Die Genossenschaften müssen versuchen, den besten Auszahlungspreis für ihre Genossenschaftsmitglieder zu erzielen. In der Verwaltung, der Ver-
marktung, dem Vertrieb gibt es noch Einsparungspotentiale, die noch nicht genutzt wurden“, meinte Berger. „Wir müssen agieren, bevor wir dazu gezwungen werden“, ergänzte er.
Neue Parameter als Förderungskriterien Zurzeit werden die Kriterien der EU-Förderungen für den Zeitraum 2007–2013 ausgearbeitet. Berger werde sich als zuständiger Landesrat dafür einsetzen, dass nur mehr Betriebe mit einer Erntemenge von 13.000– 15.000 hl auch in den Genuss der Förderungen kommen. Jeder Betrieb müsse sich Gedanken machen, welche die optimale Betriebsgröße sei. Nur auf diese Weise sei es auf dem globalen europäischen Markt möglich, wettbewerbsfähig aufzutreten und damit die Zukunft für Südtirols Landwirtschaft zu gewährleisten. F Südtiroler Landwirt
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