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Saison der Masken“ als Härteprüfung

sAisonrückblick Wölfe

Alle haben genug von der Pandemie und deren Einfluss auf alles, was einmal „normal“ war. Auch wenn schon mehr als genug geschrieben, genug gelesen und genug gejammert wurde, ist es nicht möglich, auf die achte Zweitligasaison der Wölfe zu blicken, ohne einige der Beeinträchtigungen auf alle Aktivitäten zu benennen. Nach dem Abbruch der vorherigen Spielzeit am 24. Spieltag, welche die Wölfe dadurch auf Platz 7 beendeten, herrschte die große Ungewissheit, ob und wie es in der Saison 2020/21 weitergehen kann. Neben den bundesweiten Lockdown-Regelungen für alle ergaben sich für den Profisport weitere Hindernisse wie Hallensperrungen, Kurzarbeit, Vertragsauflösungen, Diskussionen über Auf- und Abstiegsregelungen in allen Ligen, kurz gesagt standen alle Beteiligten von April bis Juli 2020 ziemlich ratlos vor der Frage „Wie soll das weiter gehen?“. Erst als sich im August 2020 die Inzidenzwerte auf niedrigem Niveau zu stabilisieren begannen und Regelungen für Profisport mit Auflagen Formen annahmen, wurde auch die Planung für eine Saison 2020/21 klarer. Keine Absteiger aus Liga 1 und Liga 2, sondern nur Zweit- und Drittligaaufsteiger sorgten für gut gefüllte Spielklassen, und ein Saisonstart mit 19. Mannschaften ab Anfang Oktober wurde festgelegt. Die Wölfe starteten entsprechend im August mit einer eingeschränkten Vorbereitung und konnten dabei die Neuzugänge Marino Mallwitz (Tor), David Kovacic, Valentin Neagu (beide KM), Tommy Wirtz (LA) und Yonatan Dayan (RM) begrüßen, welche die Lücken schließen sollten, die durch die Abgänge von Max Brustmann, Patrick Gempp, Fin Backs und Benni Herth entstanden waren. Man merkte die Freude bei den Jungs in jeder Trainingseinheit, sich endlich wieder mit Harzkugel in der Hand auf sportliche Wettkämpfe vorbereiten zu dürfen, auch wenn jedem bewusst war, dass ein Marathon unter besonderen Umständen bevorstand. Nach 6:4 Punkten zum gelungenen Saisonauftakt, nach Heimsiegen gegen Hüttenberg, Emsdetten sowie in Großwallstadt, wurden im November die Corona-Maßnahmen auf Grund steigender Infektionszahlen verschärft und der Spielbetrieb konnte nur noch ohne Zuschauer stattfinden. Trotz des Privilegs, den Handballsport weiterhin ausführen zu dürfen, war offensichtlich, dass es vielen Akteuren merklich schwerer fiel, bei Handball auf diesem Niveau ohne Zuschauer dauerhaft Top Leistungen abzurufen. An den ligaweit steigenden Verletztenzahlen konnte man zudem ablesen, wie die fehlende Vorbereitungsphase und der dichte Spielplan allen Akteuren schwer zu schaffen machte. Besonders traf es bei den Verletzungen die Rückraumakteure der DJK. Gleich mehrfach war Trainer Klatt gezwungen zu improvisieren, da entweder der komplette linke Rückraum, beide zentrale Mittespieler oder eine Mischung aus beidem nicht zur Verfügung stand. Der verbleibende Kader zeigte einmal mehr Charakter und mannschaftliche Geschlossenheit. Wie in diesen schwierigen Phasen die Lücken in beeindruckender Weise als Einheit geschlossen wurden, bewunderte man vor allem bei den Siegen gegen Großwallstadt, Eisenach und Fürstenfeldbruck sowie in der engen Partie beim späteren Meister aus Hamburg, welchen die Wölfe mit nur 10 angereisten Feldspielern am Rande einer Niederlage hatten.

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Nachdem sich in der Liga nach und nach die Absagen wegen Corona-Infektionen bei Spielern häuften, traf es Mitte Dezember auch die Rimparer Zweitligamannschaft. Bei gleich drei Wölfe-Spielern wurde im Rahmen der dreimal wöchentlich stattfindenden PCR-Tests ein positives Ergebnis festgestellt und das Spiel in Ferndorf musste abgesagt werden. Dennoch wurde angeordnet, dass die verbleibenden Akteure nach negativem Test am folgenden Spieltag wieder antreten müssen, um den ohnehin schon stark verzerrten Spielplan nicht noch weiter zu strapazieren. Es gelang den Wölfen auch diesen Widrigkeiten zu trotzen und sich mit einer positiven Punktebilanz auf dem sprichwörtlichen „Zahnfleisch“ in die Winterpause zu schleppen.

Halbzeittabelle 2. Handball-Bundesliga 2020/21

In der Hoffnung auf Besserung der Bedingungen hatten alle Verantwortlichen jederzeit das Infektionsgeschehen im Blick, doch dieser Wunsch wurde auch über den Jahreswechsel nicht erfüllt. Im Gegenteil, die Zahlen schossen nach oben und weiterhin ohne Unterstützung von den Rängen sowie einigen Verletzten und angeschlagenen Spielern starteten die Grün-Weißen in den Februar mit englischen Wochen, mit fünf von sechs Spielen an Werktagen. Lediglich 3 Zähler konnten aus diesem Kraftakt geholt werden und langsam begann man auch in der Tabelle abzurutschen. Es folgten zehn Spiele mit Höhen und Tiefen und einer Bilanz von 9:11 Punkten, wobei beim 28:24-Heimsieg über den hochgehandelten VfL Gummersbach eine der besten Saisonleistungen auf die Platte gezaubert wurde. Bemerkenswert dabei, dass dies die einzige Partie der gesamten Saison war, in welcher Ceven Klatt auf den kompletten Kader zurückgreifen konnte. Die Wölfe pendelten in dieser Phase stets zwischen Platz 9 und 13, wobei der Abstand zu den Abstiegsrängen mit fünf bis acht Punkten zwar jederzeit gegeben war, sich allerdings nie eine beruhigende Situation ergab. Die letzte Saisonphase war geprägt vom überraschenden Trainerwechsel. Bei noch sechs ausstehenden Spielen wurde die vorzeitige Vertragsauflösung von Trainer Ceven Klatt nach der Heimniederlage gegen Bietigheim bekannt gegeben. Trainerfuchs Rolf Brack übernahm die Wölfe bis zum Saisonende, die zum Trennungszeitpunkt nach wie vor auf Tabellenplatz 12, mit 7 Punkten zu den Abstiegsrängen, zum hinteren, aber noch nicht vollends gesicherten Mittelfeld gehörten. Endlich durfte auch wieder eine begrenzte Zuschauerzahl in der Halle mitfiebern und es folgten 2 überzeugende Heimerfolge gegen den Wilhelmshavener HV und den späteren Aufsteiger aus Lübbecke, wobei die deutlich erhöhte Torgefahr seitens der Wölfe auffällig war. Andererseits standen allerdings auch vier Niederlagen im Saisonfinale zu Buche, so dass die Wölfe in der Abschlusstabelle einer komplizierten Saison den 12. Platz belegten. Die „Saison der Masken“ war geschafft – ein mehr als schwieriges Jahr für alle Beteiligten, mit der Hoffnung, dass so etwas einmalig bleiben wird. Beginnend mit einer Saisonvorbereitung, in welcher sich fast täglich die Vorgaben und Pläne änderten, weitergeführt mit einer fast vorhersagbaren hohen Verletztenquote, über zunächst reduzierte Zuschauerzahlen bis hin zu Geisterspielen, Spielabsagen und Verlegungen in einem ohnehin schon eng getakteten Spielplan, Sponsoren, denen die Präsentationsplattform fehlte, Fans die ihre Lieblinge in schwierigen Phasen nicht helfen konnten und weitere zahllose Unwägbarkeiten. Glücklicherweise waren zum Saisonfinale wieder begrenzte Zuschauerzahlen erlaubt, so dass den diesjährigen Spielerabgängen Michael Schulz, Tommy Wirtz und Lukas Siegler ein ansatzweise würdiger Rahmen für die Verabschiedung vergönnt war. Josef Schömig

Abschlusstabelle 2. Handball-Bundesliga 2020/21 Saisonstatistik DJK Rimpar Wölfe 2020/21