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Flickstuba Widnau
Flickstuba: Das Repair‑Café im Rheintal – nachhaltig, lokal und generationsübergreifend
Seit über fünf Jahren stellt die Flickstuba in Widnau ein beeindruckendes Angebot gegen die Wegwerfgesellschaft dar. Ohne Vereinszwang, aber getragen von einer engagierten Interessengemeinschaft, öffnet das Repair‑Café regelmäßig samstags seine Türen im Jugendkulturraum Stoffel3. Dort reparieren freiwillige Helfer:innen gemeinsam mit Fachleuten elektrische Kleingeräte, Kleidung, Kinderspielzeug und Möbel – und fördern dabei den Erfahrungsaustausch zwischen Jung und Alt.

Regionale Vorbilder & Vergleichsformate
Das Repair-Café-Konzept ist in der Schweiz weit verbreitet: So gibt es in Städten wie Baden die „Flickstatt“, in Zürich etwa bieten Einrichtungen wie ReCreaZZZ montags offene Reparaturwerkstätten. Aber auch in Chur engagieren sich Schulen und Gemeinden im Repair Café, um Alltagsgegenstände in Stand zu setzen. Seit ihrem Start im Dezember 2019 hat sich die Flickstuba Widnau zu einem regionalen Vorzeigeprojekt entwickelt. Gemeinsam setzen sie ein Zeichen gegen Wegwerfmentalität und schaffen lebendige Orte nachhaltiger Gemeinschaft. Für alle, die mithelfen oder selbst reparieren wollen: Die Türen stehen offen – kostenlos und ohne Verpflichtung.
Was passiert in der Flickstuba?
Die Flickstuba repariert regelmässig an den auf der Website angegebenen Daten – jeweils von 13:30 bis 16:30 Uhr – über 100 Rheintaler:innen nutzen jährlich die kostenfreien Reparaturhilfen. Nur die Ersatzteile kosten, die Arbeit selbst ist gratis. Besuchende sollen ihre mitgebrachten Gegenstände unter fachkundiger Anleitung selbst reparieren – damit wird aktiv das eigenständige Reparieren und gleichzeitig das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt. Typischer Ablauf: Bringen, Unterstützen, Reparieren – und bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch kommen.
Die Flickstuba setzt auf Nachhaltigkeit, nicht nur durch Reparaturen, sondern auch durch lokale Zusammenarbeit: Jugendliche vom Stoffel‑Treff unterstützen aktive Reparateure, etwa beim Anfertigen von Ersatzteilen mittels 3D-Drucker. Wenn immer möglich, werden Dinge vor Ort repariert.
Der Umgang mit defekten Geräten und das gemeinsame Arbeiten stärken das Bewusstsein für Nachhaltigkeit – ganz nebenbei wird der Geldbeutel geschont, während bei Kaffee und Kuchen das Gespräch nicht zu kurz kommt.
Reparatur Geschichten aus der Flickstuba
Turbo‑Toast mit Problem: Ein in die Schweiz importierter Toaster musste mit anderem Stecker versehen werden – fast brandgefährlich! Dank Flickstuba wurde das Gerät rechtzeitig umgebaut, ohne Schaden zu nehmen.
Barbie bekommt ihr Bein zurück: Die Reparateure zeigten Fingerspitzengefühl, als es darum ging, einer defekten Puppe wieder Beweglichkeit zu verleihen.
Feinmechanik unter der Lupe: Ein Dremel-Werkzeug wurde mit Geduld repariert – das feine Kupferlack-Drahtwickeln war der Knackpunkt.
Jüngste Entwicklungen
Marktplatz-Initiative: Seit kurzem können Besucher:innen aus dem Reparatur-Fundus nützliche Dinge wie reparierte aber von den Kund:innen nicht mehr benötigte Geräte und Sachen für einen symbolischen Betrag übernehmen – eine weitere Aktion zur Ressourcenschonung.
5‑Jahres‑Jubiläum: Ein besonderes Highlight war die Feier zum fünfjährigen Bestehen, unterstützt durch die Raiffeisenbank Mittelrheintal: das Team erhielt offiziell gestaltete T‑Shirts – bedruckt mit Namen – für ein einheitliches und professionelles Auftreten.Beratung: Zusätzlich bietet die Flickstuba auch Beratung zur Nutzung und richtigen Einstellung komplexer Geräte an, wodurch Nutzer:innen Sicherheit im Umgang mit technischen Herausforderungen gewinnen und Fehlbedienungen vorbeugen können.
Benevol-Preis: Zusammen mit anderen Institutionen durfte die Flickstuba am 29. Oktober 2021 den ersten Preis „Prix Benevol“ des Vereins St.Galler Rheintal entgegennehmen.
Gemeinschaft & Nachhaltigkeit im Fokus
Die Flickstuba in Widnau ist heute mehr als ein Reparatur‑Café: Sie ist ein soziales Forum, ein Nachhaltigkeitsprojekt und ein generationsübergreifendes Lernumfeld. Durch ihre frei zugängliche Struktur, lokale Unterstützung und digitale Angebote gestaltet sie aktiv den Wandel hin zu einem bewussteren Konsum. Ein vorbildliches Projekt, das nicht nur Dinge repariert – sondern auch Dorfleben nachhaltig stärkt.
Mitmachen und Reparieren
Die Initiative zielt darauf ab, der Wegwerfgesellschaft entgegenzuwirken und Ressourcen zu schonen. Organisiert wird sie von einer lokalen Interessengemeinschaft, unterstützt durch engagierte Ehrenamtliche und Jugendliche, teils aus dem Stoffel-Jugendtreff. Handwerkliches Vorwissen ist keine Voraussetzung – Neugier und tatkräftige Hilfe genügen.
Termine
5. Juli, 16. August, 27. September, 8. November und 29. November – jeweils samstags von 13:30–16:00 Uhr. Ort: Rütistrasse 23, 9443 Widnau. Jugendkulturraum Stoffel3.
Weitere Informationen auf der Website: www.flickstuba.ch