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Vorschau auf die Basketball-Saison
Tipp-Off
Endlich wird wieder „gedunkt“! Das Oberhaus des Luxemburger Basketballs hat letztes Wochenende wieder begonnen und steht vor einer interessanten Spielzeit. Und das nicht nur auf sportlicher Ebene, auch organisatorisch hat sich einiges geändert.
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Die Total League ist wieder da, zumindest fast. Die Verantwortlichen des Basketball Dachverbandes, FLBB, entschieden sich im Vorfeld der neuen Saison für eine Marketing-Runderneuerung der höchsten Luxemburger Spielklasse. Das Resultat: Aus der ausgedienten Total League wird die Luxembourg Basketball League (LBBL), samt neuem Logo. „Das Ziel des Rebranding ist es, frischen Wind reinzubringen“, erklärt die FLBB. Auch Head of Basketball und Nationaltrainer Ken Diederich sieht den Reiz der Veränderung: „Es stellt das Wesentliche in den Vordergrund und erlaubt trotzdem weiterhin die prominente Platzierung eines Hauptsponsoren.“ Neben der Konzentration auf das Wesentliche erlaubt diese neue Selbstdarstellung, im Vergleich zu dem sponsorenzentrierten Ansatz aus den vergangenen Jahren, ebenfalls mehr Individualität und Flexibilität bei zukünftigen Verhandlungen mit potenziellen neuen Hauptsponsoren.
Und auch der Spielmodus ändert sich. Bei den Männern wird der Meister zwar weiterhin in zwei Phasen ermittelt. Doch unterteilt die 22 Spiele lange Qualifikationsrunde die Liga künftig in acht Playoff-Teams und vier potenzielle Absteiger. Die besten Acht spielen den Titel in vier Playoff-Runden im „Best of 5“-Modus aus. Auf die Abstiegskandidaten warten sechs weitere Partien gegeneinander, nach denen die beiden Letzten den direkten Weg in die National 2 antreten müssen und der Drittletzte in einer Relegationsserie gegen den Drittplatzierten aus der National 2 den letzten LBBL-Startplatz ausspielt. Die Qualifikationsrunde der Frauen dauert 18


Spiele und separiert die besten Acht und letzten Zwei. Letztere verteidigen ihren Startplatz daraufhin gegen die beiden stärksten Mannschaften aus der N2. Die Top Acht spielt in einer zweiten Qualifikationsphase nochmals sieben Partien, ehe ähnlich wie bei den Männern in vier Playoff-Runden der Meister ermittelt wird. Hier wird allerdings lediglich die Finalserie im „Best of 5“-Modus ausgetragen. Alle anderen Runden werden nach dem „Best of 3“-Prinzip entschieden.

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In der LBBL der Frauen drehte sich im Vorfeld dieser Saison vieles um das Starterfeld. Im Gegensatz zu vergangenem Jahr starten hier nämlich nicht mehr nur neun, sondern zehn Mannschaften. Mit den Sangliers Wiltz stößt in dieser Saison eine Mannschaft dazu, die hofft ihre geografische Lage so gut es geht, tabellarisch zu replizieren und nördlich der Abstiegsplätze im Endklassement zu landen. Auffallend kontinuierlich arbeitet man zuweilen an der Mosel. So sind die Pikes das einzige Damenteam, das beide Profispielerinnen zurückbringt. Diese spielerische Stetigkeit dürfte dabei helfen, den Schwung der vergangenen Saison in die neue Spielzeit zu übertragen. Komplett anders lief die Sommerpause bei der Etzella. Die Ettelbrücker verzeichneten in diesem Sommer ganze neun Abgänge. Während es sieben ihrer Spielerinnen zur direkten oder indirekten Konkurrenz (viermal Gréngewald, zweimal Contern und einmal Mersch) zogen, beendeten zwei weitere Spielerinnen ihre Karriere. Auf der Habenseite verbuchte die Etzella lediglich den Verbleib von Profi Jovana Jaksic und die Verpflichtungen von Neuprofis Donasja Scott und Cori Coleman – ob dieser reduzierte Pool an Spielerinnen zum Erfolg verhilft?
„Nein“, meint Ken Diederich zumindest in Bezug auf die absoluten Topplätze und ultimativ auch den Titel: „Ich gehe davon aus, dass sich drei andere Mannschaften früh gut platzieren werden“. Die Rede ist von seinem Ex-Klub T71 Düdelingen, den Europa-Startern aus Gréngewald Hueschtert und den bereits erwähnten Musel Pikes. Zwischen diesen drei Teams erwartet Diederich einen hart umkämpften Titelfight, wenngleich er den T71 leicht im Vorteil sieht. Der Meister des letzten Jahres konnte große Teile seines Kaders zurückbehalten und hat mit Catherine Mreches die für Diederich „wahrscheinlich stärkste Spielerin der Liga“. Noch schwerer einzustufen, sieht Diederich den Abstiegskampf: „Das ist wirklich nicht einfach. Es wird viel davon abhängen, wie gut einige Mannschaften in die Saison starten.“ Interessant sieht er in diesem Kontext die Rolle des einzigen Aufsteigers aus Wiltz: „Es ist schwer, die Wiltzer einzuschätzen. Natürlich erwartet man, dass der einzige Aufsteiger sich tendenziell eher unten ansiedelt. Zu unterschätzen sind sie aber sicher nicht.“
Es ist schwer, die Wiltzer einzuschätzen.


Endlich Esch?
Die LBBL der Männer ist im Umbruch. Alleine beim Meister T71 Düdelingen haben mit Frank Muller und Tom Schumacher zwei Größen der nationalen Basketballszene das Parkett endgültig verlassen. Doch auch bei der T71-Konkurrenz hagelt es Karriereenden. Insgesamt beendeten vergangenen Sommer elf Spieler ihre Karriere, darunter auch Jairo Delgado (Ettelbrück), Raul Birenbaum (Contern) und Pitt Koster (Bartringen). Entsprechend diesem Trend gen Veränderung hat sich auch die Profilandschaft der LBBL drastisch gewandelt. Ligaweit sind nur sieben von insgesamt 24 Profis zurückbehalten worden. Der einzige Kontinuitätsverfechter? Arantia Larochette. Die Mannschaft von Coach Christophe Ney hat als einziges Team beide Profis zurückgebracht und auch den restlichen Kader größtenteils unverändert gelassen.
Geht es nach Ken Diederich, wird genau das der Arantia zu einem guten Start verhelfen: „Während viele andere Teams sich erstmal finden müssen, kann die Arantia dort ansetzen, wo man letzte Saison aufgehört hat.“ Im Kreis der Titelanwärter sieht Diederich die Arantia trotzdem nicht, dort erwartet der Nationaltrainer dann doch eher die arrivierten Teams: „Ich glaube, Esch ist der Favorit. So langsam hat diese Mannschaft sich den Titel auch mal verdient. Trotzdem stehen dahinter mit Düdelingen und Ettelbrück zwei Mannschaften, die es nicht zu unterschätzen gilt.“ Der Überraschungsmannschaft aus vergangener Saison, Walferdingen, traut Diederich in diesem Jahr keinen vergleichbaren Lauf zu. Dennoch würde Diederich anraten, die Walfer-Mannschaft genauestens zu verfolgen: „Ich glaube Malcolm Kreps wird dieses Jahr explodieren. Athletik, Technik, Intelligenz – der Junge bringt alles mit, um bereits im nächsten Jahr zu den besten Spielern der LBBL zu zählen.“
Im Kampf um den Ligaverbleib erwartet Diederich ein richtiges Gedränge: „Ich glaube nicht, dass auch nur eine Mannschaft davon ausgeht, unten mitzuspielen. Diese spannende Ungewissheit wird die Saison ausmachen.“ Müsste er sich dennoch festlegen, würde er auf schwere Saisons für Hesperingen, Heffingen, Racing, Steinsel und die Musel Pikes tippen. Gewähr geben, wollte Diederich in „einer der engsten Saisons, die wir in den letzten Jahren hatten“ allerdings nicht. Und das zu Recht, immerhin lehrt die Sportgeschichte, dass es gerne anders kommt, als man denkt.
Text: Daniel Baltes Fotos: Georges Noesen,
Jeff Lahr (2), Gerry Schmit (2), Luis Mangorrinha (alle drei Editpress)
