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Portraitiert

«And then I realized that to be more alive, I had to be less afraid. So, I did it. I lost my fear and gained my whole life.»

Text: Dorina Kista

Fotos: Erinnerungen von uns

Den Haag Lynn Eckert Primar H19

Erstmal, wieso hast du dich überhaupt entschieden dein Mobilitätssemester in den Niederlanden zu machen?

Ich wollte ursprünglich nach Stockholm gehen, doch leider wurde ich dort nicht angenommen. Die PHZH hat mir daraufhin Den Haag angeboten, was mich sehr freute, da dies meine zweite Wahl war. Ich habe Den Haag ausgewählt, weil ich bereits vor sechs Jahren in Amsterdam war und mich der holländische Lifestyle sehr inspirierte. Mir gefiel es sehr, wie locker und offen die Leute mir gegenüber waren. Ich wollte aber nebst Amsterdam eine andere Stadt kennenlernen und entschied mich schliesslich für den Haag, weil die Stadt am Meer liegt und nicht so touristisch erscheint.

Was ist dir sofort aufgefallen als du angekommen bist?

Ich bin mit dem Zug spät am Abend angekommen und sah zu diesem Zeitpunkt nicht viel. Doch mir ist am Ticketschalter am Hauptbahnhof direkt die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Frau aufgefallen. Ein grosser Vorteil in Holland sind auch die sehr guten Englischkenntnisse der Menschen dort, denn ohne diese hätte ich bestimmt grössere Mühe gehabt während der ersten Wochen.

Now spill the tea. Stimmt’s, dass Niederländer:innen das Leben eher gemütlich nehmen und viel Cannabis rauchen?

Dass die die Holländer:innen das Leben gechillter angehen als in der Schweiz, kann ich zu 100% bestätigen, ob dies die Wirkung des Cannabis ist, weiss ich nicht definitiv, doch bei manchen Leuten auf jeden Fall. Es wird sicher viel Cannabis geraucht, da es ja legal ist. Die Menschen hier wirken auf mich nie so gestresst wie in der Stadt Zürich, ich vermute sie nehmen den Tag einfach so wie er kommt und gehen mit dem «flow».

Wie viele Tulpen und Fahrradfahrer hast du bisher entdeckt?

Tulpen bisher nur wenige, da ich in der Innenstadt wohne und man diese mehrheitlich nur auf dem Land findet. Aber Fahrräder hat es tausende hier, sogar ich hab’ mir eins für die nächsten sechs Monate gemietet. In der GANZEN Stadt gibt es Fahrradwege, die rot markiert sind - es ist alles viel praktischer und eben einfach viel gechillter (sagte sie mit einem Schmunzeln).

Paris Vera Kobler KUst H20

Wieso entschiedst du dich damals deinen Austausch in Paris zu machen?

Ich war (und bin es immer noch) völlig verliebt in die Stadt und auch in die französische Sprache. Und das schon seit meiner Kindheit. Für mich war es deshalb ziemlich schnell klar, wohin mich der Austausch bringen wird. Ausserdem war die Schule (École nationale supérieure des arts décoratifs), welche ich besuchte, sehr vielversprechend.

2. Was fiel dir sofort auf?

Dass Paris fantastische Grünflächen hat, in denen es sich gut verweilen lässt und dass ich mich lieber mit dem Velo fortbewegen wollte als mit der Metro. Schnell wurde mir klar, dass die Schule nicht der einzige Ort war, wo ich neues dazulernen konnte. Die Atmosphäre der Stadt, die verschiedenen Menschen und auch das «Nur-auf-sich-selbst-Angewiesen-sein» hat mich so in den Bann gezogen. Am liebsten wäre ich gleich länger geblieben. Aber dafür ist die Stadt leider wirklich zu teuer.

3. Sind die Franzosen wirklich so hochnäsig wie alle sagen?

Diejenigen, welche ich kennen lernen durfte, waren überhaupt nicht hochnäsig, deshalb würde ich dieses Vorurteil begraben. Sie sind sehr eigen und mein Eindruck war: Wer Kontakt mit Pariser:innen haben will möchte, der muss Eigeninitiative ergreifen und den ersten Schritt machen. So war es auf jeden Fall bei mir. Und es sind sehr schöne Freundschaften entstanden.

4. Stimmt es, dass Franzosen kein Englisch sprechen oder ist das nur ein Mythos?

Damals, das ist jetzt doch schon 5 Jahre her, war es tatsächlich so, dass sehr viele Bewohner:innen ungern Englisch sprachen. Es gab nur wenige einheimische Student:innen, die Englisch sprachen. Auch der Unterricht an der Schule war komplett auf Französisch, was zu Beginn die grösste Herausforderung war. Ich habe nun eingesehen, dass sie einfach unglaublich stolz auf ihre Sprache sind. Und sie zeigen auch sehr viel Freude, wenn jemand Französisch spricht.

Göteborg Dorina Kista Primar H19

Wieso ich mich entschied, mein Mobilitätssemester in Schweden zu absolvieren.

Ich bringe seit eh und je eine grosse Begeisterung für die skandinavischen Länder auf. Mir war schon vor Beginn meines Studiums klar, dass ich ein Auslandssemester absolvieren möchte und mir war auch klar, dass es Schweden sein wird. Einerseits wohnt meine Tante in Schweden und ich kannte Göteborg schon, andererseits fasziniert mich die schwedische Lebensweise. Ich liebe die Sprache, die sie sprechen, obwohl ich kein Wort verstehe. Ich liebe die aufgeschlossene und freundliche Art der Schweden, welche mir von den Zürchern sehr oft fehlt. Ich liebe die Altstadt, die Pflastersteine, die Tramlinien, die guten Verbindungen, die einfach an Zuhause erinnern.

Was mir hier sofort auffiel.

Die Ähnlichkeit zu Kopenhagen. Ich bin viel in der Stadt unterwegs und es fällt mir immer wieder aufs Neue auf, wie ich zum Teil plötzlich verwirrt bin und das Gefühl habe in Kopenhagen angekommen zu sein. Die Architektur, die Strassen, die kleinen Kaffees erinnern sehr an die Hauptstadt von Dänemark und lassen mich dankbar sein, dass ich mich für diese Stadt (Göteborg) entschieden habe, die so viele Facetten hat.

Wir haben in der Schweiz oft gehört, dass es in Schweden keine Corona-Massnahmen gibt. Stimmt das wirklich?

Hier scheint es echt so als gäbe es kein Corona. Als habe Corona Schweden nie erreicht und sie seien verschont geblieben - keine Masken, kein Mindestabstand (ok – der ist überall markiert, aber niemand hält sich dran), keine Sperrstunden. Ich erhielt von der Uni Göteborg eine E-Mail bezüglich der Corona-Situation in Schweden, dabei wollten sie mir weismachen, dass ich die Massnahmen zu berücksichtigen hätte, sonst gerate ich in Schwierigkeiten mit der Uni. Nun bin ich seit Mitte August hier, habe eine grosse Packung Masken mitgebracht, die unterdessen verstaubt in einer Ecke meines Studios liegt. Ich fühle mich wie in einer anderen Zivilisation, wie in einer anderen Welt und frage mich immer wieder, wie dies sein kann. Während wir in der Schweiz bisher mit Massnahmen erdrückt wurden (ich weiss, es könnte schlimmer sein, aber dies ist mein Empfinden), geht hier das Leben seit Beginn der Pandemie normal weiter.

Man kann ohne Bargeld verreisen und das Wetter ist immer schlecht.

Dass man ohne Bargeld verreisen kann, kann ich bestätigen. Auch wenn es nur ein kleiner Laden ist, ein kleines Kaffee oder man sonst wo in der Pampa ist, kann man die Karte zücken und bargeldlos bezahlen. Bezüglich des Wetters muss ich gestehen, dass ich bisher grosses Glück hatte. Die Sonne war die letzten Tage so stark, dass ich sogar etwas Bräune bekommen habe. Somit kann ich nur empfehlen, wenn man einen Austausch in Schweden anstrebt, so früh wie möglich zu kommen, um noch das wunderschöne Wetter und das Fika-Leben in vollen Zügen zu geniessen, denn die Tage im Herbst sind ziemlich kurz und in der Regel kalt.

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