
7 minute read
DER NISCHLER-CLAN
JOACHIM NISCHLER, 50.
SEIT 25 JAHREN LEITET ER DAS HOTEL. MIT VIER ANDEREN HOTELIERS ZUSAMMEN GRÜNDETE ER DEN DOLCEVITA-HOTELVERBUND. ER SAGT: „STILLSTAND
IST RÜCKSCHRITT.“
DER NISCHLER
CLAN Eine Familie managt ein Hotel – vom Großvater bis zur Enkelin helfen im Lindenhof Lifestyle DolceVita Resort alle mit und tragen Verantwortung. Kann das gut gehen?
Wenn Lorella Longhitano mit den Nischlers plötzlich italienisch spricht, liegt das nur in den seltensten Fällen daran, dass die Umstehenden sie nicht verstehen
sollen. Es liegt oft an ihrem Erregtheitszustand. Und der kann bei einer echten Italienerin schon mal die Höchststufe 10 erreichen. „Auch wenn es für die Gäste oft so harmonisch aussieht: es ist nicht immer alles Sonnenschein bei uns“, sagt die Mutter von Chiara und Emma Nischler. Tatsächlich sind schon viele Familien daran gescheitert, ein Unternehmen gemeinsam zu führen. Da ist der Generationenkonflikt, weil jung und alt oft die gleichen Fakten unterschiedlich beurteilen; da kann man zwangsläufig Unternehmensziele von Senior und Junior kaum in Einklang bringen; da sind Hierarchien anders gesteckt als vielleicht im privaten Miteinander; da ist das Konfliktpotential wegen der ständigen Nähe und pausenloser Entscheidungen größer; da
geraten Mitarbeiter wegen der quantitativ großen Führungsriege verstärkt in Loyalitätsabhängigkeiten. Und was im Fall der Familie Nischler noch erschwerend hinzukommt: Es gibt fast keinen Übergang vom Geschäftlichen ins Private. Ein Hotel hat rund um die Uhr „Kunden“, was für eine Hoteliersfamilie 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche eine gewisse Präsenz erfordert. „Wir sind sogar hier im Lindenhof aufgewachsen“, erzählt Chiara Nischler, 25, die inzwischen als Juniorchefin den Bereich Büro und Rezeption leitet und sagt: „Es hat eine gewisse Zeit gedauert, bis mein Vater Entscheidungen von mir akzeptiert hat.“ Der Vater: Nischler, Joachim. 50 Jahre alt. Er hat schon mit 25 die Pension seines Vaters Werner übernommen – und sie ausgebaut. Heute steht im Kirchweg in Naturns ein Resort mit 80 Zimmern, ein Wellnessturm mit sieben Saunen und diversen Pools, ein Familybereich mit Sporthalle. Werner Nischler hat alle Entwicklungen mit der notwendigen Skepsis begleitet, inzwischen ist er stolz auf den Mut und Tatendrang seines Sohnes. Zusammen mit seiner Frau Doris hilft der 79-Jährige immer noch im Lindenhof aus und gibt nicht nur den alten Stammgästen wertvolle Wander- und Wettertipps. „So ein Aufstieg von der Pension zum Lindenhof Lifestyle Resort gelingt nur, wenn wirklich alle in der Familie mitziehen“, sagt der Hotelchef Joachim Nischler, dem es wichtig ist, dass alle Entscheidungen einstimmig getroffen werden. „Möglichst so, wie er es vorschlägt“, sagt seine Tochter Emma. Und lacht. Die 23-Jährige studiert inzwischen in Mailand Kunst, ist nebenher im Lindenhof für Social Media verantwortlich und arbeitet jedes Wochenende im Service mit.
Diese „Einstimmigkeit“ in den wichtigsten Entscheidungen liegt sicherlich auch daran, dass bei Tischgesprächen in der Familie Nischler das Thema Hotel noch vor dem Thema Hotel und dem Thema Hotel kommt. „Schon als wir Kinder waren, haben wir beim Essen erfahren, warum unser Vater das mit dem Mitarbeiter so und nicht anders macht, was er zu den
WERNER NISCHLER, 79.
ER HAT DIE PENSION IM KIRCHWEG IN NATURNS GEBAUT – UND NEBENHER EIN BAUUNTERNEHMEN GELEITET. ER SAGT:
„ICH LASS DEN JOACHIM HALT MACHEN.“

DORIS NISCHLER, 60.
SIE FÜHRT DEN SOUVENIRSHOP IM LINDENHOF UND HILFT IM SERVICE. SIE SAGT:
„WENN MAN MICH BRAUCHT, BIN ICH DA.“
Gästen warum gesagt hat und wie künftig der Speisesaal aussehen soll“, sagt Chiara. In der Politik nennen sie das „Gehirnwäsche“ – in diesem Fall mit dem Vorteil für den Lindenhof: Alle Nischlers haben eine ähnliche berufliche Denkweise. Was sich bis zum Abend im Speisesaal durchschlägt: Lorella, Chiara, Emma und auch Doris sind sich nicht zu schade, die schmutzigen Teller zum Spüler zu bringen. „Mein Vater macht das, seit ich denken kann“, sagt Emma.
So scheint im Hause Nischler das Unternehmen mit der Familie zu funktionieren, vielleicht sogar besser als die Familie mit dem Unternehmen funktioniert. Lorella und Joachim haben sich privat getrennt, im Management des Hotels arbeiten die Getrennten gemeinsam, vielleicht besser als je zuvor. „Es ist im Hotelbusiness nicht einfach, Job und Privates unter einen Hut zu bringen“, sagt Joachim, der es einst gar mit Vorgaben versuchte: Einmal in der Woche war gemeinsames Abendessen Pflicht, nicht gerade zur Freude der immer erwachsener werdenden Töchter. Zumal das Thema schon vor der Vorspeise wieder das gleiche war wie immer: das Hotel.
Das Hotel hat ihr Leben dominiert. Und dominiert es weiter. „Ist das schlimm?“, fragt Joachim offensichtlich überrascht. Und die anderen schauen ihn verständnislos an.
Diese Frage haben sich die Nischlers noch nie gestellt.
CHIARA NISCHLER, 25.
NACH DER ENTSPRECHENDEN AUSBILDUNG IM TOURISMUS- UND WIRTSCHAFTSSEKTOR IST SIE DIE RECHTE HAND IHRES VATERS. SIE SAGT:
„ICH HABE VIEL VON IHM GELERNT.“
LORELLA LONGHITANO, 50.
DIE MAILÄNDERIN IST SICH NICHT SICHER, WARUM SIE JOACHIM VOR 30 JAHREN SO OFT IN IHRER HEIMAT BESUCHT HAT. „ICH GLAUBE, ES WAR WEGEN INTER“, SAGT SIE.

EMMA NISCHLER, 23.
SIE LEBT IHREN TRAUM ALS KÜNSTLERIN – IM MOMENT BEIM STUDIUM IN MAILAND. TROTZDEM IST IHR INTERESSE AM HOTEL GROSS. SIE SAGT: „KUNST UND HOTEL – DAS WÄR’S.“
DAS MÜSSEN SIE GESEHEN HABEN….

Natürlich hat jeder seine Vorlieben. Aber: wer öfters nach Südtirol kommt, sollte sich diese zehn Ausflüge mal einplanen. „Sie lohnen sich“, sagt der Lindenhof-Hotelchef Joachim Nischler.
KREUZGANG KARTHAUS

Karthaus ist ein einzigartiges Dorf am Eingang des Schnalstals, das aus einem alten Kloster entstanden ist – und in dem Sie heute noch die Stille der ehemaligen Mönche spüren. Sie lebten zurückgezogen und durften nicht einmal sprechen. Sie dürfen – und alles auf Eigeninitiative und mit bester Beschilderung besichtigen. Naturns-Schnalstal-Karthaus (15 Minuten/Auto, Bus).
UNTERSTELL AUSSICHTSPLATTFORM
Wer schwindelfrei ist, genießt einen herrlichen Panoramablick – vom Meraner Talkessel bis zum Ortlergebirge. Die Stahlkonstruktion, die 16 Meter lang und am Ende 50 Meter tief ist, erreicht man in zehn Minuten von der Bergstation Unterstell aus. Wer gut zu Fuß ist, kann auch weiter marschieren. Lindenhof – Unterstell-Talstation (10 Minuten zu Fuß).
KNOTTNKINO

Sie sitzen in Kinosesseln – und der Film vor Ihnen ist einmalig! Es ist ein Naturschauspiel mit dem grandiosen Ausblick über das gesamte Etschtal. Das Knottnkino auf dem porphyrroten Rotsteinkogel entstand durch die Arbeit des Bozner Künstlers Franz Messner. Lindenhof – Meran – Hafling – Vöran (vom Parkplatz Grüner Baum aus noch 1 Stunde zu Fuß).
TAPPEINERWEG MERAN

Der Arzt Dr. Franz Tappeiner hat Patienten aus der ganzen Habsburgermonarchie behandelt. Für sie hat er den Höhenweg oberhalb von Meran angelegt. Da sich Tappeiner auch als Botaniker betätigte, wachsen am Rande der schönsten Höhenpromenade Europas auch Korkeichen, Ölbäume, Magnolien, Feigenkakteen und vieles mehr. Naturns – Meran (Bus 20 Minuten/Zug oder Auto).
SELLASTOCK


Wenn Sie ein geübter Wanderer oder Kletterer sind, ist die Sellagruppe inmitten der Dolomiten ideal für Sie. Das plateauförmige Bergmassiv wird von vier Pässen (Grödner Joch, Campolongopass, Pordoijoch und Sellajoch) umgeben. Mountainbiker und Skifahrer (im Winter) nutzen gerne das „Sellaronda“, auf dem Sie mit oder gegen den Uhrzeigersinn den Sellastock umrunden können. Naturns – Bozen – St. Ulrich (1:45 mit dem Auto).
MONTIGGLER SEEN
Vom Frühling bis zum Spätherbst sind die Montiggler Seen bei Eppan beliebte Ausflugsziele. Der kleine Montiggler See liegt auf 514 Höhenmetern, hat die Form eines Halbkreises und eine Uferlinie von 0,89 km. Der große Montiggler See ist 700 Meter lang (Uferlinie 2,02 km) und liegt auf 492 Metern. Beide Seen sind von ausgedehnten Mischund Kieferwäldern umgeben. Naturns – Meran – Terlan, Richtung Kaltern (mit dem Auto 45 Minuten).

MMM FIRMIAN
Das Messner Mountain Museum Firmian auf Schloss Sigmundskron bietet eine Sonder- und Dauerausstellung: Der verzauberte Berg dokumentiert in vielen Teilen die Auseinandersetzung zwischen Mensch und Berg. Dabei werden auf diversen Wegen, Treppen und Türmen die Entstehungsgeschichte bis zur religiösen Bedeutung dokumentiert. Naturns – Meran – Terlan – Sigmundskron (vor Bozen/Auto 30 Minuten).


VILLNÖSS KIRCHLEIN
Der Blick vom Ranuikirchlein auf die Geislergruppe gilt als einer der schönsten Fernblicke der Dolomiten. Die Kirche gehört zum geschichtsträchtigen Ranuihof, der im hinteren Villnößtal liegt und den Handelsherren als Jagdschlösschen diente. Heute wird er landwirtschaftlich und touristisch genutzt. Die Fresken sind 1983 restauriert worden. Naturns – Bozen – Klausen – Villnöss/Sankt Magdalena (1:10 Stunden).
SCHLOSS TRAUTMANNSDORF
Der botanische Garten rund um das Schloss Trautmannsdorf erstreckt sich über 12 Hektar und weist einen Höhenunterschied von 100 Metern auf. In über 80 Gartenlandschaften blühen und gedeihen Pflanzen aus aller Welt. Erlebnisstationen und Themengärten machen Trautmannsdorf zu einem Ausflugsziel für jung und alt. Naturns – Meran – Ausfahrt Sinch/Sinigo, Richtung Schenna (Auto 20 Minuten/Bus oder Zug nach Meran).

RESCHENSEE
Bis zur Seestauung 1950 gab es hier drei Seen. Damals versank dabei das gesamte Dorf Graun und ein Großteil des Dorfes Reschen in den Fluten des Stausees. Der aus dem Reschensee ragende Kirchturm vom versunkenen Alt-Graun ist Zeuge der Geschichte. Heute ist der Reschensee Treffpunkt für Wassersportler, Skifahrer und Wanderer. Naturns Richtung Reschenpass Auto (1 Stunde), Zug, Rad (auf spezieller Radstrecke).