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Kreuz in der Krise
from Schmerz, lass nach!
by reflexverlag
RÜCKENSCHMERZEN | VON SANDRA SEHRINGER
Beim Bücken sticht es plötzlich im Rücken. Am Schreibtisch plagt uns ein schmerzhaftes Ziehen. Oder wir wachen morgens mit einem steifen Nacken auf. Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule gelten als Volksleiden. Warum das so ist, wie wir uns selbst helfen können und wann wir auf jeden Fall eine Arztpraxis aufsuchen sollten.
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Psychische
Mindestens 90 Prozent der Erwachsenen in Deutschland kennen Rückenschmerzen laut Umfragen aus eigenen Erfahrungen. Etwa 20 Prozent gehen deswegen sogar einmal oder mehrmals jährlich zum Arzt. Am häufigsten zeigen sich die Beschwerden am unteren Rücken, also oberhalb des Gesäßes im Bereich der Lendenwirbelsäule. Kein Wunder, denn die Wirbelsäule muss dort beim Stehen, Gehen oder Sitzen das größte Gewicht tragen. Doch gerade wer viel Zeit im Sitzen verbringt, schwächt zunehmend die Rücken- und Bauchmuskeln. Eine schwache Rumpfmuskulatur ist wiederum weniger belastbar und kann die Wirbelsäule schlechter stützen. So führt sie in den meisten Fällen zu wiederkehrenden Rückenschmerzen. Als Folge nehmen viele eine Schonhaltung ein und verschlechtern damit ihre Situation.
Häufige Ursachen
Bewegungsmangel, einseitige Fehlbelastungen und Muskelverspannungen gehören daher zu den häufigsten Auslösern von Rückenbeschwerden. Aber auch psychischer Druck und Stress können zu schmerzhaften Verspannungen der Rückenmuskulatur führen. Oft lässt sich keine eindeutige körperliche Ursache feststellen. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von unspezifischen Rückenschmerzen. Als spezifische Rückenschmerzen gelten Beschwerden, denen nachweisbare Abnutzungserscheinungen, Verletzungen, Entzündungen oder Erkrankungen im Rückenbereich beziehungsweise an der Wirbelsäule zugrunde liegen, wie beispielsweise Bandscheibenvorfälle, Arthrosen oder Wirbelbrüche.
Schnelle Selbsthilfe
Akut sind Rückenschmerzen, wenn sie neu auftreten und höchstens sechs Wochen anhalten oder nach mindestens sechs Wochen Pause wiederkehren. Wenn keine zusätzlichen Alarmzeichen vorhanden sind, können wir uns meist selbst helfen, sodass akute Beschwerden nach wenigen Stunden bis Tagen wieder verschwinden. Generell gilt: Moderate Bewegung ist besser als Schonen, beispielsweise mit Rückengymnastik, Bauchmuskelübungen und Spaziergängen. Auch die sogenannte Stufenlagerung kann Schmerzen lindern: Dafür begibt man sich in Rückenlage, die Knie sind im rechten Winkel gebeugt und die Unterschenkel auf einem Stuhl abgelegt. Wärmflasche, Kirschkernkissen oder Wärmepflaster eignen sich zur Lockerung der Muskeln; Massagen können die Durchblutung fördern und Verspannungen lösen. Die Einnahme von Schmerzmitteln ist jedoch nur eingeschränkt zu empfehlen. So ergab eine aktuelle Studie der McGill University im kanadischen Montreal, dass die Anwendung entzündungshemmender Schmerzmittel sogar das Risiko erhöht, dass aus akuten Rückenschmerzen chronische Beschwerden werden. Die Dauer der Schmerzen steigt also tendenziell auf mehr als drei Monate.
Achtung, Alarmzeichen!
Bestimmte Warnsignale deuten auf spezifische Auslöser der Rückenschmerzen hin und sollten dringend ärztlich abgeklärt werden. Das ist beispielsweise der Fall, wenn nach einem Sturz oder starker Belastung plötzliche Schmerzen auftreten, wenn sich Schmerzen stetig verschlimmern oder über Tage andauern. Als Alarmzeichen gelten außerdem Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen an Armen, Beinen oder am Gesäß sowie Funktionsstörungen von Harnblase oder Darm. Wer neben den Rückenbeschwerden auch über Muskelschwäche, Fieber oder Gewichtsverlust klagt, sollte sich ebenfalls dringend untersuchen lassen. Besondere Vorsicht gilt grundsätzlich bei Menschen mit Osteoporose, Krebs oder HIV.
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So viele Fehltage je 100 Versicherte gehen auf das Konto von Rückenschmerzen und ähnlichen Problemen (Vorjahr: 337). Das ist Platz zwei nach Atemwegserkrankungen als Grund für Krankschreibungen.
Quelle: https://www.dak.de; Zugriff: 18.04.2023