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Kaufe jetzt, zahle später
FINANZEN 4.0 | VON KARL-HEINZ MÖLLER
Ob an der Tankstelle oder im Supermarkt, ein Streichen über den Kassenscanner, und alles ist bezahlt. Nicht nur im Handel schlagen Verbraucher die digitalen Wege ein, sondern auch bei Dienstleistungen mit Behörden und Banken. Eingefahrene Strukturen werden aufgebrochen, FinTechs erobern die Märkte, Investments in Aktien und Fonds tätigen Computer.
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Schnelligkeit zählt. Besonders störend empfinden Verbraucher laut GfK-Umfragen, wenn beim Bezahlen noch viele Informationen eingegeben werden müssen. Innovative Systeme funktionieren bereits am Einkaufswagen. Eingeloggt in die App, erfassen Barcodes die Waren, eine virtuelle Einkaufsliste entsteht. Erste Märkte in den USA eröffnen ohne Kassen, die Kundinnen und Kunden müssen lediglich die Rechnung bestätigen.
Kaufen und später bezahlen
Bezahllösungen sind mit einer „Buy now, pay later“-Funktion (BNPL) ausgestattet. BNPL gehört zu den Trendthemen der Finanzindustrie mit großen Wachstumschancen. Apple plant über den Zeitraum einiger Wochen gar zinslose Kredite. Die Pläne, BNPL in den eigenen Bezahlservice zu integrieren, lässt auch die FinTech-Gemeinde aufhorchen. In der Betreuung von Kunden wird der Integration erfasster Kundendaten eine neue Rolle zugewiesen. Der sogenannten Customer Experience hilft die Digitalisierung, Prozesse für Kunden greifbarer zu machen. Sie erleichtert den Mitarbeitenden, gezielt auf Bedürfnisse wie Stil und Budget einzugehen. Technologien wie KI, Marketing-Automation und Chatbots unterstützen dies.
Neobanken erobern Marktanteile
Erlebnisse, die Kunden mit einer Bank haben, prägen die Weiterempfehlungsraten. Dabei geht es nicht mehr um den Dienst am Schalter, sondern um die gesamte Bandbreite der Dienstleistungen wie die Effizienz im Online-Verkehr.
Auf rund 506,3 Millionen wird sich die Anzahl der Robo-Advisor-Nutzer im Jahr 2026 weltweit belaufen.
Quelle: Statista Digital Market Outlook, 2022
Dazu zählen Investmentlösungen, digitale Vermögensverwaltung, Online-Brokerage, Robo-Advisor, Währungshandel, Crowdinvesting, Versicherungen sowie das Management
von Immobilien. Junge Unternehmen sind erfolgreich mit computergestützten neuen Geschäftsideen. Jüngstes Beispiel ist das FinTech Cometum. 2020 gegründet, ging es in diesem Sommer an den Markt für „illiquide Assets“. Mittels Blockchain-Technik werden Kunstobjekte, Oldtimer oder Diamanten einer breiten Anlegerschicht zugänglich gemacht. Grundprinzip beim Erwerb der Objekte ist eine Inhaberschuldverschreibung, ausgestellt von Cometum. Anleger beteiligen sich mittels digitaler Token. „Ein Vorteil hierbei ist, dass die zugrunde liegende Blockchain-Technologie es erlaubt, die jeweiligen Anteile den Anlegern eindeutig zuzuordnen. So können die Anteile über die Blockchain leicht übertragen werden“, sagt Jurist und Geschäftsführer Sascha Miller. Längerfristig sei es das Ziel, eine „Neo-Privatbank“ für vermögende Millennials aufzubauen und Bankdienstleistungen inklusive Wealth Management modern und digital zu gestalten. Dies erwarteten die jungen Vermögenden heute, beschreibt Miller das Konzept für seine All-in-one-Banking-Plattform. Das Start-up fungiert aktuell unter dem Haftungsdach der Effecta. Die notwendige Banklizenz für die Konten stellt das Bankhaus von der Heydt.