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Dylan und Cash treffen sich in Tischlerei

Der KKR bringt legendäre Musik in innovativen Veranstaltungsort

Von Claudia Kuiper | Eine moderne, hohe Halle mit Oberlichtern und Fenstern für Tageslicht, an der Decke funkeln die dicken Metallschläuche der Absauganlagen. Sie leisten ganze Arbeit, denn Holzstaub oder gar -späne sind in der Tischlerei nirgendwo zu entdecken. Allein der Duft von frischem Holz lässt sofort spüren, mit welchem Material hier täglich gearbeitet wird.

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Eingebettet zwischen zwei großen Sägemaschinen steht eine Bühne, die als gemütliches 60er-Jahre-Wohnzimmer eingerichtet ist: ein niedriger runder Tisch mit zwei WhiskeyGläsern, eine große Stehlampe mit gedrechseltem Ständer und Holzstühle, auf denen zwei Männer Platz nehmen.

Die Sänger geben ihre Identität nicht preis Auf Einladung des Kunst- und Kulturkreises Rastede (KKR) präsentierte Anfang Februar ein Musikerduo ihr Programm „Dylan meets Cash“ in der Tischlerei Neuhaus vor über 200 Zuschauenden. Als Vorsitzender des KKR bedankte sich Siegfried Chmielewski bei Geschäftsführer Jochen Quathamer und dem Team der Tischlerei Neuhaus für die Bereitstellung des Raums. „Wir wollten gestern noch herkommen, um die Stühle aufzustellen, aber es gab schon nichts mehr zu tun.“ Den Kontakt zum Duo hatte KKR-Vize Gunter Zinkgraf hergestellt, der schon seit längerer Zeit Fan der „Line Walkers“ ist. Die beiden Musiker aus Kiel spielen normalerweise in dieser Cash-Coverband. Im „Dylan meets Cash“-Able- ger bleiben ihre wahren Identitäten verborgen, ihre Namen geben sie nicht preis. Während der Pandemie-Jahre war die Band stillgelegt, berichtet der „Dylan“-Mime, der bei den Line-Walkers am Schlagzeug sitzt. Einen echten gemeinsamen Song haben die Legenden Dylan und Cash zwar nie offiziell eingespielt, 2019 ist aber im Rahmen von Dylans „Bootleg Series“ eine lockere Session im Studio in Nashville aus dem Jahr 1969 veröffentlicht worden. „Die Aufnahme steckt voller Fehler, die zwei haben zwischendurch angefangen zu lachen“, erzählen die Musiker. „Aber sie hatten großen Spaß bei der Aufnahme. Leider ist sie danach für Jahrzehnte in der Schublade verschwunden.“

Auch Sozialkritik

gehört zum Programm

Die zwei sympathischen Kieler überzeugen mit ihrem verblüffend ähnlichen Sound, insbesondere die Stimme von „Johnny Cash“ kann dem Original das Wasser reichen. Und so wie man sich das Aufeinandertreffen der echten Stars in den 1950ern vorstellt, gehen auch diese beiden auf der Bühne miteinander um: Mit großem Respekt vor der Kunst des anderen ergänzen sie sich gegenseitig, übernehmen abwechselnd Leadgesang und Background und haben erkennbaren Spaß am Zusammenspiel.

Zwischendurch erzählen sie kleine Anekdoten zu den Stücken und aus dem Leben ihrer Idole. „Ring of Fire“ zum Beispiel wurde von Johnny Cashs Frau June Carter geschrie-

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• Entsorgungen und vieles mehr ben, von ihrer Schwester Anita Carter gesungen und 1962 erfolglos veröffentlicht. „Ich weiß nicht, was er genommen hatte, aber Cash hat mexikanische Trompeten zu dem Song geträumt – und dann war das ein Hit“, erzählt das Cash-Double auf der Bühne.

Im Lied „Five feet high and rising“ verarbeitete Cash ein Kindheitstrauma: Während einer Überschwemmung des Mississippi schwammen Ochsenfrösche und Fische durch das Wohnzimmer und er fragte seine Eltern, wie hoch das Wasser stehe. Die Antwort: „Fünf Fuß hoch und steigend!“ Nicht fehlen darf mit „Like a rolling Stone“ der „beste Song aller Zeiten“, der schon von nichtakademischen „Dylanologen“ aus aller Welt untersucht und interpretiert wurde. Auch sozialkritische Stücke wie „The ballad of Ira Hayes“ gehören zum Programm. In der Ballade geht es um einen indigenen US-amerikanischen Veteranen des zweiten Weltkriegs, der im Februar 1945 auf einem ikonischen Foto gemeinsam mit fünf weiteren Soldaten eine US-Flagge auf der strategisch wichtigen japanischen Insel Iwojima hisst.

„Nach Ende des Krieges ging Hayes zurück in sein Reservat und verfiel dem Alkohol. Später hat man seine Leiche in einem Graben gefunden“, erfährt das Publikum.

Nach zwei Zugaben beenden die beiden das Konzert. „Vielen Dank für den schönen Abend mit euch. Wir hoffen, dass in diesem Saal noch viele Konzerte stattfinden – das macht hier richtig Spaß,“ freut sich „Dylan“. Und im wahren Johnny-Cash Stil verabschiedet sich sein Bandkollege: „God bless you all! Good Night!“ n

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