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Danique Stein, unsere 12. Frau

Sie mag keine halben Sachen. Als Teenager soll sie Gitarre lernen, weil die Eltern meinen, das sei etwas Vernünftiges. Aber Danique ist vom Gitarrenspiel eher gelangweilt, übt nicht und geht mit schweren Schritten in die Musikstunde.
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Viel lieber kickt sie in Bälle rein, bewegt sich, ohne Sport geht es nicht. Also wird das Experiment mit Gitarre auf dem Oberschenkel vor Notenblatt schnell wieder abgebrochen. Viel lieber sollen ihre Oberschenkel von den vielen Trainings brennen.
Mit Danique Stein kann man nur über Fussball reden. Das ist natürlich übertrieben. Aber es ist schon so, dass sich fast ihr ganzes Leben um den Ball dreht. Kein Wunder, wenn man in eine Fussballfamilie hineingeboren wird, der Vater Vizepräsident des FC Birsfelden ist und an den Wochenenden, die ganze Familie im Schlepptau, zu den Fussballplätzen fährt. Bald schon sitzen ihre Familie und ihre Verwandten auf den Tribünen und schauen Danique beim Fussballspiel zu. Für ihren Vater ist sie jetzt die Franzi Beckenbauer. Angefangen hat es mit zehn Jahren beim FC Birsfelden und geendet hat es mit 26 Jahren beim FC Basel. Dazwischen liegen Spielstationen bei Concordia Basel, dem FC Freiburg und dem SC 07 Bad Neuenahr in Deutschland, dazwischen liegen auch 23 Einsätze für die Schweizer Nationalmannschaft und 2014 der 2:1-Cupsieg über Kriens mit dem FC Basel 1893 – der bisher einzige Titel für die Baslerinnen. Meistens führt sie dabei mit der Rückennummer 21 die Frauschaft als Captain aufs Feld, hält als Verteidigerin hinten den Laden dicht, dirigiert das Spiel, ist kopfballstark und gibt alles für ihr Team.
Was ihr dabei besonders gefällt: dass sie als Spielerin in eine Rolle schlüpfen kann. Auf dem Rasen ist sie nur Spielerin, kann rennen, grätschen, fluchen und alles für ihre Farben geben. Um danach wieder nur Danique zu sein, die einen Job, Familie und Freund:innen hat.
Nur Fussball, das ist ihr zu wenig
Nach ihrer Fussballkarriere klemmt sie sich an einen Schreibtisch der Stiftung Nachwuchs-Campus Basel. Das macht sie genauso gut wie vorher das Abblocken von Torschüssen.
Heute ist sie Mitglied der Geschäftsführung und Leiterin der Finanzen/Administration und Events der Stiftung. Aber das sind nur 60 Prozent der Wahrheit. Die anderen 40 Prozent und mehr finden auf dem Platz als Cheftrainerin der FC Basel Frauschaft statt – und das ist ein harter Job. Nicht nur für die Trainerin, auch für die Spielerinnen, die alle einer FulltimeArbeit nachgehen müssen.
Vier bis sechs Mal pro Woche um 19.30 Uhr zwei Stunden Training, dazu ist dienstags um 19 Uhr Videoanalyse und am Wochenende Matchtag. Das ist ein krasses Pensum, aber Danique braucht diese Balance zwischen Schreibtisch und Rasenfeld. Überhaupt! Wenn der Schiedsrichter anpfeift, vergisst sie alles, dann ist es ihr so etwas von egal, ob sie die Lauteste ist. Die Spielerinnen müssen auch durch sie die Emotionen spüren. Schliesslich will sie immer gewinnen und sie will dem Verein, der ihr so viel ermöglicht hat, etwas zurückgeben. Der Verein soll stolz sein. Dabei geht es nicht um sie, es geht nur um die Mannschaft, den Verein, den FC Basel. Sie ist die 12. Frau. Umso glücklicher ist sie, wenn diese Begeisterung und Verantwortung mit dem Team harmonieren. Sie ist überzeugt, dass sie jeden Gegner knacken können, wenn die Spielerinnen und die Frauschaft diese Verbundenheit genauso empfinden.
Frauen an die Macht – die Womens’s Super League
Frauenfussball wird auch in der Schweiz immer beliebter. Mit neuem Modus, der Aufstockung auf zehn Teams, nach Hin- und Rückrunde folgen für die besten acht die Play-offs, was die Liga interessanter macht. Seit dieser Saison spielen die Frauen auch in den grossen Stadien des Landes, und ausgewählte Ligaspiele werden im TV übertragen. Um die Liga nachhaltiger zu strukturieren, spielen in der Women’s Super League nur noch Clubs, die auch bei den Männern im Profifussball vertreten sind. So profitieren die Frauenteams von der Infrastruktur der Vereine, von gemeinsamen Trainingsplätzen, Krafträumen und clubinterner Physiotherapie. Die FCB-Frauen trainieren seit zehn Jahren auf dem Campus, wo die Spieler:innen optimale Verhältnisse vorfinden, wo sich die grosse FCB-Familie trifft und sich austauscht. Das Campus-Gebäude hat dabei auch symbolische Aussagekraft. So weist die Fassade Löcher, Öffnungen in Form und Grösse eines Fussballs auf und gibt den Blick frei auf das Ziel aller Träume, das Joggeli.
Obwohl sich die Zuschauer:innen heute an einem Match der Women’s League noch per Handschlag begrüssen, träumt Danique von vollen Tribünenplätzen und Menschen, die ins (Leichtathletik-)Stadion kommen, weil die FCB-Frauen guten Fussball spielen – und nicht nur, weil sie mit den Fussballerinnen befreundet oder verwandt sind. Denn Danique will dem Frauenfussball etwas zurückgeben, ihre Spielerinnen stärken, dass sie über den Fussball und durch den FC Basel etwas über das Leben lernen und diese Erfahrungen später einsetzen können. So, dass sie in zehn Jahren sagen können: «Das war eine geile Zeit!»

Danique Stein ist Rekordspielerin bei den FC Basel Frauen, ihr Herz schlägt nur für RotBlau. Der grösste Traum der 31Jährigen ist, mit den F CBFrauen Schweizer Meisterin zu werden. Für dieses Ziel arbeitet sie täglich hart und über zwölf Stunden. Verlieren fällt ihr da verständlicherweise schwer. Dann verliert auch Danique ihren ansteckenden Humor, und dann ist es für niemanden in ihrem Umfeld lustig. Am besten lässt man sie einfach in Ruhe – so ein, zwei Tage lang ;)
Danique Stein entdecken Sie auch auf unseren Plakaten.
nachwuchscampus.ch fcb.ch