Portfolio RAMPIG: Das Schloss

Page 1

rampig Theater Performance Kunst



Das Schloss Winterquartier Spuren im Schnee Permafrost

Eine Produktion von Theater Performance Kunst RAMPIG, unter der künstlerischen Leitung von Beata Anna Schmutz, inspiriert von Kafkas „Das Schloss“, mit Texten von Christopher Kriese und RAMPIG, Videoarbeiten von Christina Stihler und RAMPIG, Soundinstallationen von Tobias Neumann und Katalog von Stefan Roesinger.

Manche Orte sind einfach völlig verloren. Die Zeit hat eine falsche Abzweigung genommen und alles ist dann nur noch tödlich. Wie auf einem anderen Stern. Oder Schiffsfriedhöfe in Indien. Riesige wüste rostige Landschaften. Irgendwo stehen Tanker wie Schlösser in der luftleeren Landschaft und werden von prekär beschäftigten Schlossern auseinandergeschraubt. Wenn du mir jetzt deine Treue versprichst, dann ist das gleichzeitig schon der Anfang vom Ende. Wenn du jetzt mir die Hand bedeutungsvoll reichst und das ernst meinst, dann ist das so wie wenn wir zwei zusammen eine Mausefalle aufspannen, die dann irgendwann später zuschnappt. Es riecht scheisse hier. In jedem dieser Räume. Ein bisschen anders. Ein bisschen spezifisch. Aber so, dass mir gleich ganz wirre Gedanken kommen. Wie du das immer erträgst so ruhig zu bleiben und mich so in dir ruhend anzusehen und deine Stimme ist dann ganz ruhig und kalt und gelassen. Das regt mich so auf. Das kann ich dir gar nicht beschreiben. So jetzt gehe ich raus hier. In diese unattraktive mittelgroße deutsche Kleinstadt und schaue mir an wie ein Land trauert. Immer noch. An dem Fluss, dem schnellen. In Ihrem ersten Projekt als nun freischaffende Künstlergruppe erweckt Theater Performance Kunst RAMPIG ein verlassenes Haus in Heidelberg zum Leben. Gleich einem Kunstlabor bewohnte, erforschte und transformierte das Ensemble einige Wochen das Anwesen im Westen der Stadt. Inspiriert von Franz Kafkas „Das Schloss“ inszenierten die Preisträger des Theatertreffens der Jugend ein intimes Erlebnis, in dem die Gäste allein und in ganz persönlichem Kontakt mit den Performern ein winterliches Quartier bezogen.







schweigen schweigend zuhören nicht werten das gesagte gleichwertig behalten nicht deuten in den antworten nicht ich sagen keine ratschläge geben oftmals bestätigend ja sagen


HAUSORDNUNG WINTERQUARTIER Die Bewohner ziehen am 08. Oktober 2013 um 11 Uhr ein und am 15. Oktober 2013 um 11 Uhr aus. Die Bewohner ausgewählten Für Bettwäsche wird

übernachten in ihrer für die Woche Installation. gesorgt.

Gäste werden in der Besuchszeit von 17 Uhr bis 0:15 Uhr empfangen. Die Bewohner dürfen außerhalb dieser Zeit keinen Besuch empfangen. Ausgenommen von dieser Regelung ist einzig das “Nachtlager“. Gästen im Nachtlager steht das Gästezimmer im Dachgeschoss zur Verfügung. Sie haben das Haus um 11 Uhr zu verlassen. Die Bewohner sind an einem geordneten Zusammenleben im Haus interessiert und es ist für sie auch eine Selbstverständlichkeit, in einer sauberen, ruhigen und sicheren Umgebung zu leben.Die Bewohner dürfen das Grundstück grundsätzlich nicht verlassen.

Jeder Bewohner hat jedoch einmalig die Möglichkeit, sich für eine Stunde zu entfernen. Dies aber nur auf das Feld, bis zur Kreuzung. Die Bewohner dürfen nur so viele private Gegenstände mitnehmen, wie in ihre persönlichen Kisten passen. Die Bewohner tragen nur Kleidungsstücke, die im Kleiderschrank der Wirtin bereit liegen, inklusive Unterwäsche und Schlafkleidung. Die Bewohner können drei Mal am Tag essen. Gespeist wird im Wirtshaus und nur das, was auf dem Speiseplan steht. Frühstück gibt es von 10 bis 11 Uhr. Mittagsessen von 14 bis 15 Uhr. Für den Abend gibt es belegte Brote. Die Bewohner halten Haus und Grundstück sauber und beseitigen wenn nötig Verunreinigungen. Haus- und Hofeingänge, Treppen und Flure erfüllen ihren Zweck als Fluchtweg nur, wenn sie freigehalten werden. Kleintierhaltung darf keine Belästigungen oder Störungen der Mitbewohner verursachen, die Substanz des Hauses nicht beeinträchtigen, nicht besonders gefährlich oder ekelerregend sein und eine zumutbare Zahl nicht überschreiten.






nicht mal für eine geschichte reicht es noch DER HAT DAS SCHEISS BUCH DOCH GAR NICHT ZUENDE GESCHRIEBEN deswegen ist das so kryptisch VERDAMMT NOCHMAL der hat da was hingekritzelt Seinen Pfad verlieren ist hatzu aufgegeben Seinenund Pfad zudann verlieren ist traurig. traurig. Seinen Weg nicht wissen ist schwer. hatzu freund Seinenund Wegdann nicht zusein wissen ist das schwer. Müde schwimmend im Meer der gegen seinen Müde schwimmend im willen Meer der Möglichkeiten irrt veröffentlicht Möglichkeiten irrt ein ein Individuum durch den weil Zeitraum. und es den ja den beschissenen Individuum durch Zeitraum. Haha geisteswissenschaftlern so wichtig Haha.Individuum. Individuum. ist irgendeinen mist zu labern den niemand versteht um sich dann bedeutsam zu fühlen ja da eignet sich so ein unverständlicher unzusammenhängender melancholischer schwachsinn natürlich hervorragend lasst mich bitte alle in ruhe bitte mit euren gefühlen mit euren beschwerden mit eurem verlangen eure unsicherheiten auf mich zu übertragen ihr nehmt mich doch eh nur ernst wenn ich euch verletze und macht mir das dann aber nachher zum vorwurf




nicht mal für eine geschichte reicht es noch DER HAT DAS SCHEISS BUCH DOCH GAR NICHT ZUENDE GESCHRIEBEN deswegen ist das so kryptisch VERDAMMT NOCHMAL der hat da was hingekritzelt und hat dann aufgegeben und dann hat sein freund das gegen seinen willen veröffentlicht und weil es ja den beschissenen geisteswissenschaftlern so wichtig ist irgendeinen mist zu labern den niemand versteht um sich dann bedeutsam zu fühlen ja da eignet sich so ein unverständlicher unzusammenhängender melancholischer schwachsinn natürlich hervorragend lasst mich bitte alle in ruhe bitte mit euren gefühlen mit euren beschwerden mit eurem verlangen eure unsicherheiten auf mich zu übertragen ihr nehmt mich doch eh nur ernst wenn ich euch verletze und macht mir das dann aber nachher zum vorwurf











Das Schloss – Winterquartier. 10.10.2013 - 14.10.2013, Heidelberg. Besuchszeit zwischen 17:00 und 22:30 Uhr.

Das Schloss – Spuren im Schnee. 15.10.2013 - 20.10.2013, Heidelberg. Besuchszeit zwischen 17:00 und 22:30 Uhr.

Unterstützt durch das Amt für Baurecht und Denkmalschutz, das Amt für Liegenschaften und Haus der Jugend Heidelberg. Gefördert durch den Landesverband Freier Theater BadenWürttemberg e.V. aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg, das Kulturamt der Stadt Mannheim, die LBBW-Bank Stiftung und die Jugendstiftung Baden-Württemberg. Fotografien: Nikola Neven Haubner und Roland Rossbacher




Das Schloss Winterquartier Spuren im Schnee Permafrost

Durch schwarze Nacht kämpft sich eine junge Frau. Der Schnee klebt an ihrem schwarzen Kleid. Der Lidschatten unter ihren Augen ist zerlaufen. Von Tränen Sie hat ihre Entscheidung getroffen Er hat sie gefragt ob sie wolle Er war mächtig und Natürlich Hätte sie seinen Antrag bejahen müssen Natürlich hätte sie sich ihm hingeben müssen Aber Wow Sie hat nein gesagt Ihre Würde war ihr wichtiger Als ihre erfolgreiche Existenz als Subjekt in der Gesellschaft. Heldin zu sein bringt ihr aber leider relativ wenig. Im außergewöhnlichen Format einer 12-stündigen Durational Performance setzte sich Theater Performance Kunst RAMPIG am 8. Februar 2014 im zeitraumexit Mannheim erneut mit Konsequenzen des modernen Lebens auseinander: Existenzängste, emotionale Überforderung, Angst vor dem Scheitern. Das Kollektiv verhandelte das von Kafkas Roman „Das Schloss“ inspirierte Thema bereits seit einem Jahr und deklinierte es in „surrealen Szenen voller Kälte, Verlorenheit, aufgepeitschter Gefühle, Gewalt, auch: abgründiger Poesie“ (Mannheimer Morgen) durch verschiedene künstlerische Formen: Performance, Schauspiel, Video, inszenierte Räume, Ausstellung, Textproduktion und Vorträge. Mutig, ehrlich und selbstreflexiv analysierte die Gruppe den gemeinsamen Weg und die (kollektive) Angst vor dem Scheitern in der Kunst.








brennende brücken führen über vereiste Fl­üsse geschlagene hunde ziehen traurig über unfruchtbare felder und leise im hintergrund spielt ein geiger im schlechten anzug die ouvertüre von tristan und isolde und merkt selbst dass er ein blöder kitschkopf ist und auch noch scheisse aussieht dabei






Das Schloss – Permafrost, zeitraumexit Mannheim, 08. Februar 2014, 12.00 bis 24.00 Uhr.

Unterstützt durch das Amt für Baurecht und Denkmalschutz, das Amt für Liegenschaften und Haus der Jugend Heidelberg. Gefördert durch den Landesverband Freier Theater BadenWürttemberg e.V. aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg, das Kulturamt der Stadt Mannheim, die LBBW-Bank Stiftung und die Jugendstiftung Baden-Württemberg. Fotografien: Nikola Neven Haubner und Roland Rossbacher


Beata Anna Schmutz| künstlerische Leitung, Regie, Dramaturgie Anna Müller| Produktionsleitung Benjamin Bay| Produktionsleitung Sophie Lichtenberg| Szenografie Nicolas Rauch| Szenografie Nils Kirchgeßner| Bauleitung Christoph Hack| Technik Sebastian Arnd| Technische Lösungen Melanie Riester| Kostümbild Nikola Haubner| Fotografie Stephan Schmutz| Öffentlichkeitsarbeit Luca Pauer| Printmedia Cornelius Thomas| Performance, Schauspiel Friedrich Blam| Performance, Schauspiel Gediminas Schüppenhauer| Video, Performance Karolina Lesna| Performance, Schauspiel Karoline Stegmann| Performance, Schauspiel Lea Langenfelder| Performance, Schauspiel Liz Langenfelder| Performance Marisa Wojtkowiak| Performance Nils Kirchgeßner| Performance, Schauspiel Sarah-Lina Mantler| Performance, Schauspiel Sebastian Arnd| Performance Tim Fischer| Schauspiel


Theater Performance Kunst RAMPIG

Im Jahr 2005 in Heidelberg gegründet, ist das Ensemble von Theater Performance Kunst RAMPIG seit 2012 in einem gemeinnützigen Verein als freischaffendes Künstlerkollektiv organisiert. Die in verschiedenen Städten lebenden Mitglieder mit unterschiedlichen künstlerischen Schwerpunkten bilden für die Zeitdauer einer Inszenierung eine interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft, die um Gastkünstler verschiedener Genres erweitert wird. Die Inszenierungen haben meist Werke der klassischen Literatur zur Vorlage, die mit den Mitteln der neuen Dramatik sprachliche und visuelle Motive und Zitate aus Pop- und Hochkultur kombinieren und so die Aufhebung herkömmlicher narrativer Erzählverfahren zum Ziel haben. In einer grundlegenden Recherchephase werden die ausgewählten Stoffe auf aktuelle Schnittstellen untersucht und in einen aktuellen gesellschaftlichen und politischen Kontext gestellt. Die Arbeitsweise des Kollektivs verbindet dabei Performance mit zeitgenössischen Formen des Schauspiels im Kontext von Rauminstallationen. Alle Projekte zeichnen sich durch spezifische Raumlösungen und das Hinzuziehen der bildenden und visuellen Künste aus. Im Interessenzentrum des Kollektivs steht die Erforschung theatralischer Grenzen und der Grenzen der Kunstgattungen im Allgemeinen. Bereits in den bisherigen Arbeiten wurde die traditionelle Grenze zwischen Publikum und dem Theatergeschehen thematisiert. Konzeptionell wird dabei das Verhältnis zwischen Kunst und realem Leben erforscht. Dabei wird die Idee eines grenzüberschreitenden Kunsterlebnisses verfolgt, an dem das Publikum autonom über die Rolle des aktiven Teilnehmers, des Kunstwerkrezipienten oder des stillen Beobachters entscheidet oder Einfluss auf die Performance nehmen kann. Die besonders starke Verbindung zwischen der Bildenden und Darstellenden Kunst kristallisiert dabei zu einer Arbeitsweise, die als Kuratieren im Spiel bezeichnet werden kann.



Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.