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Vorwort Vorstandsvorsitzender Dr. Heinrich Schaller
IN HERAUSFORDERNDEN ZEITEN IST ES UNSERE AUFGABE, FÜR STABILITÄT ZU SORGEN UND VERANTWORTUNG ZU ÜBERNEHMEN
Das Wirtschaftsjahr 2022 hat vielversprechend begonnen: Zwar waren längerfristige Folgen der Corona-Pandemie wie Lieferkettenprobleme und Rohstoffengpässe immer noch spürbar, aber die Prognosen gingen zu diesem Zeitpunkt von einem soliden Wachstumskurs aus. Der Angriff Russlands auf die Ukraine im März hat dann aber einen dunklen Schatten auf die gesamte Weltwirtschaft gelegt. Ein fürchterlicher Krieg mitten in Europa, wenige Autostunden von Österreich entfernt, war bis dahin undenkbar, aber plötzlich Realität. Die Folgeeffekte der Sanktionen und Unsicherheiten im Zusammenhang mit Gaslieferungen aus Russland sowie der Energie- und Rohstoffpreisentwicklung dämpfen den Wirtschaftsaufschwung in Europa deutlich. Die enorm gestiegene Inflation wirkt sich zudem negativ auf Konsum und Investitionen aus. Mit dem Anheben der Leitzinsen im Juli hat die Europäische Zentralbank einen ersten wichtigen und längst überfälligen Schritt gesetzt, um dieser Entwicklung gegenzusteuern. Zunehmend komplexe Herausforderungen gemeinsam meistern
Wir müssen uns aktuell nicht nur laufend mit neuen politischen und ökonomischen, sondern auch mit ökologischen Krisenherden auseinandersetzen. In derart herausfordernden Phasen tragen wir als Bank eine besondere Verantwortung. Die Aufgabe der Raiffeisenlandesbank OÖ war und ist es dazu beizutragen, dass unsere Kundinnen und Kunden die richtigen Entscheidungen treffen und optimal für die Zukunft gerüstet sind. Besonders Unternehmen sind gefordert, optimale Strategien zu finden, damit das jeweilige Geschäftsmodell trag- und zukunftsfähig bleibt. Risiken im 21. Jahrhundert sind demnach komplex und vor allem dynamisch geworden. Sicherheit ist heute kein Zustand, den man herstellen kann, sondern vielmehr ein Prozess, der ständig neu ausgerichtet und aufgebaut werden muss.
Kapitalausstattung als starkes Fundament
Die Raiffeisenlandesbank OÖ kann als verlässlicher Finanzpartner nicht nur auf ein starkes internationales Netzwerk und über Jahrzehnte aufgebautes Know-how zurückgreifen, sondern auch optimal auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittene Lösungen anbieten. Eine wertvolle Basis und ein zentrales Fundament, um Unberechenbarkeiten zu begegnen, aber vor allem auch um Unternehmen, Institutionen sowie Privatkunden bei ihren Vorhaben und Projekten begleiten zu können, ist unsere starke Kapitalausstattung. Die harte Kernkapitalquote (CET 1 Ratio) in der Kreditinstitutsgruppe liegt per 30. Juni 2022 bei 14,4 % und befindet sich damit weiterhin auf gutem Niveau.
Raiffeisen-Sektor kann Negativ-Szenarien abfedern
Die Geschäftsentwicklung der Raiffeisenlandesbank OÖ ist immer auch ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Lage im Land. Nicht nur als Finanzpartner heimischer Unternehmen, sondern auch als Impulsgeber für den Standort mit einem umfangreichen Beteiligungsportfolio sind die negativen Folgen des Krieges in der Ukraine auch in den vorliegenden Zahlen des Halbjahresfinanzberichts 2022 deutlich erkennbar. Notwendige Portfolio-Risikovorsorgen aufgrund statistischer Modelle sowie Abwertungen im Bereich der at equity bilanzierten Beteiligungen – insbesondere in Zusammenhang mit der Raiffeisen Bank International und der voestalpine – haben in Summe zu einem negativen Periodenergebnis im Konzern der Raiffeisenlandesbank OÖ geführt. Die Raiffeisen Bank International ist sowohl in der Ukraine als auch in Russland und Belarus vertreten und damit unmittelbar vom Ukraine-Krieg betroffen. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen aber auch, dass die Raiffeisenlandesbank OÖ und die gesamte Raiffeisenbankengruppe OÖ sicher aufgestellt sind und jegliche Negativ-Szenarien, die sich durch den Krieg in der Ukraine ergeben, abfedern können. Der Raiffeisen-Sektor in Österreich könnte dank einer starken Kapitalausstattung selbst Worst-Case-Szenarien verkraften. Weiterhin sehr gute operative Geschäftsentwicklung
Mit Blick auf die kommenden Monate ist einerseits weiterhin von einer stabilen operativen Geschäftsentwicklung der Raiffeisenlandesbank OÖ, aber auch der weiteren Konzernunternehmen auszugehen. Mit dem operativen Geschäft für das 1. Halbjahr 2022 können wir trotz der genannten Herausforderungen sehr zufrieden sein. Dies wird vor allem beim Finanzierungsvolumen (Forderungen an Kunden) sichtbar, das per 30. Juni 2022 bei EUR 26,3 Mrd. liegt, was ein Wachstum von 3,8 % gegenüber Ende 2021 bedeutet. Die Kreditqualität ist dabei auch im 1. Halbjahr sehr solide: Die NPL-Quote liegt per Ende Juni 2022 mit 2,2 % auf einem äußerst erfreulichen Niveau.
Erneut mit EUR 500 Mio.-Anleihe erfolgreich
Nicht nur Kundinnen und Kunden, sondern auch die internationalen Finanzmärkte bringen dem Konzern der Raiffeisenlandesbank OÖ überaus hohes Vertrauen entgegen: Im 1. Halbjahr 2022 konnte mit einer besicherten Anleihe in Höhe von EUR 500 Mio. erneut ein erfolgreicher Auftritt am internationalen Finanzmarkt hingelegt werden. Die Veranlagungsmöglichkeit wurde von Banken, institutionellen Anlegern, Versicherungen und Fonds genutzt, die Anleihe war 1,7-fach überzeichnet.
Mut, Offenheit und Vertrauen
Die heimische Wirtschaft befindet sich besonders aufgrund der aktuellen Energiekrise nach wie vor in einer fragilen Situation. Umso mehr braucht es Finanzpartner mit einem starken Netzwerk, umfangreichem Know-how und klaren Visionen. Die Aufgabe der Raiffeisenlandesbank OÖ wird es auch in den kommenden Monaten sein, für Stabilität zu sorgen, für unsere Kunden da zu sein und sie bei ihren Vorhaben eng und handlungsschnell zu begleiten. Mit Mut, Offenheit und dem großen Vertrauen unserer Kunden wird es uns auch in Zukunft gelingen, die starke Marktposition der Raiffeisenlandesbank OÖ weiter auszubauen.
Dr. Heinrich Schaller Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank OÖ
