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Liebesdings

Am Image arbeiten

Elyas M’Barek wird zum „Liebesdings“.

Er ist den roten Teppich gewöhnt und auch die ihm ständig folgenden Blicke: Marvin Bosch ist der wohl berühmteste Schauspieler Deutschlands. Wo er geht und steht kreischen Fans, und ein Blitzlichtgewitter geht auf ihn nieder. Was für manche nach einem begehrenswerten Status klingt, fühlt sich für Marvin immer mehr nach Stress an: Er kann keinen unbeobachteten Moment verbringen, auch in amourösen Gefilden weiß er nicht, ob es die Gespielin nur auf Vermarktungszwecke abgesehen hat, und wie schnell sich der (sozial) mediale Wind gegen einen richten kann, muss wohl nicht erst erwähnt werden. Nun ist es bei diesem Marvin so weit: Ein Interview mit einer Boulevard-Journalistin (Alexandra Maria Lara) läuft gründlich schief, also geht der eben noch im Licht der Öffentlichkeit badende Star auf Tauchstation. Auf der Flucht – und während er eigentlich gerade bei einer Filmpremiere in die Kamera grinsen sollte – landet er mitten in einer Performance des ums Überleben kämpfenden Off-Theaters „3000“. Frieda (Lucie Heinze) steht gerade mit ihrem feministischen Programm auf der Bühne, Marvin hört glucksend zu. Noch.

RETTUNGSAKTIONEN Irritiert blicken Frieda und ihre als Tampons verkleideten Kolleginnen nach der Vorstellung auf den ausgeknockten Marvin, der zu viel von einem Drink erwischt hat, der Polizeihunde allein aufgrund seines Dufts zum Schweben bringen würde. „Das ist doch dieser Filmfuzzi, dieser … Liebesdings“, meint eine. Nicht einmal beim Komasaufen hat man als Star seine Ruhe.

Dieser „Liebesdings“ wird in der nächsten Zeit bei der Truppe hängen bleiben – während sich die Schlagzeilen über ihn überschlagen. Verwegener Gedanke (auch von so manchem verkleideten Tampon): Lässt sich in einem Aufwasch mit Marvins Ruf vielleicht auch die ruinöse Spielstätte retten? Und findet sich hier – auch wenn man einander … nützlich sein kann – sogar auch die Liebe? Anika Decker nennt ihren dritten Spielfilm (nach Traumfrauen, 2015, und High Society, 2017) ein sehr persönliches Projekt: „Im Zuge des zunehmenden Erfolgs rechtsradikaler Parteien mit ihrem homophoben und misogynen Weltbild, möchte ich auf humoristische Weise eine freiere Welt zeichnen, die wir gemeinsam mit der Hauptfigur Marvin entdecken.“ Zu ihrem wohl berühmtesten Schauspieler Deutschlands wird einer der berühmtesten Schauspieler Deutschlands: Elyas M’Barek. #Liebesdings

LIEBESDINGS KINOSTART 07.07., D 2022, REGIE Anika Decker, MIT Elyas M’Barek, Lucie Heinze, Peri Baumeister, Alexandra Maria Lara, Denis Moschitto, FILMLÄNGE 99 Min., © Constantin Film