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Ein Spagat namens Mittelsachsen
VON HEIKE HUBRICHT
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FREIBERG — Ein Kind aus Augustusburg wünscht sich zwei Geschwister. Eine Oederanerin will, dass ihre Tochter nach dem Studium eine Arbeit in der Region bekommt. Eine Unternehmerin aus Brand-Erbisdorf hofft auf eine gute Zukunft ihres Familienunternehmens. In der Broschüre „Mein Mittelsachsen“ äußern Einwohner ihre Wünsche und Hoffnungen. Und oft sind es Menschen wie ich und du – das ist das Besondere an dem Heft. Den Machern gelingt es, das Langweiler-Wort Leitbild in lebensbejahende Bilder (und Sätze) zu fassen. Die Macher, das sind Behördenmitarbeiter, Kreisräte und Bürger sowie Sylvia-Michèle Sternkopf und Stefanie Hartmann von der Dr. Sternkopf media group Flöha. Vorausgegangen sind ein Workshop und eine Fragebogenaktion. Das Leitbild für die nächsten zehn Jahre kostete rund 8000 Euro; hinzu kommen die Druckkosten, „die noch nicht final feststehen“, so ein Kreissprecher. Zunächst sei eine Auflage von 5000 Stück geplant.
Mit im „Mein-Mittelsachsen“- Team war auch Elisabeth Schwerin, Gründerin des Müllerhofs Mittweida. Die Grünen-Kreisrätin warb in der Kreistagsitzung für die 48-seitige Broschüre: „Jetzt haben wir ein Leitbild, das wir überall mit hinnehmen können.“ Zugleich plädierte sie dafür, dass mit den Visionen gearbeitet wird.
Ähnlich äußerte sich Sylvia-Michèle Sternkopf: „Das Leitbild soll nicht in Aktenschränken vor sich hindümpeln.“ Die sechs Visionen seien mit vielen Beispielen untersetzt worden. Mit Herzblut wird für Mittelsachsen geworben. Doch nicht alles ist rosarot dargestellt. Die ärztliche Versorgung auf dem Land könnte besser sein, heißt es in der Broschüre. Es müsse gelingen, neue Ärzte anzusiedeln. Damit könne die Wartezeit beim Arzt verkürzt werden und jeder in akzeptabler Zeit einen Termin bekommen.
Warum Schwarz-Weiß-Fotos verwendet wurden, fragte Kreisrätin Petra Steidten (Linke). „Das betont den Charakter eines Menschen mehr“, erklärte Sternkopf. Als Farbtupfer tauche das Mittelsachsen-Blau auf, auch bekannt durch die Kreis-Eingangsschilder.
Landrat Matthias Damm (CDU) dankte Sylvia-Michèle Sternkopf in der Kreistagsitzung für die gute Zusammenarbeit und verabschiedete sie mit den Worten: „Grüßen Sie Ihre Engel.“ Die Unternehmerin ist auch Firmenchefin von Sternkopf Design, das die Sternkopf-Engel herstellt.

Michael Frenzel, Jugendwart in der FFW Niederwiesa, wünscht sich, dass wieder mehr Jugendliche in die Feuerwehr gehen und so eine enge Bindung zu ihrem Landkreis aufbauen.

Wilma Gerold aus Flöha betreut als Übungsleiterin ehrenamtlich eine Kinder- und Jugendturngruppe. Sie wünscht sich, das viele Mittelsachsen Spaß am Sport haben und sich ehrenamtlich in Vereinen engagieren. Im Kreis gibt es rund 400 Sportvereine mit über 45.000 Mitgliedern. „Beim Sport kommen die Menschen zusammen – hier fällt das ehrenamtliche Engagement auf fruchtbaren Boden“, heißt es in der Broschüre „Mein Mittelsachsen“. Der Kreis unterstütze die Sportförderung mit besonders großzügigen Mitteln und tätige beachtliche Investitionen in Sportstätten.

Dirk Sittner, Inhaber eines Metallunternehmens in Oederan, wünscht sich motivierte Mitarbeiter aus der Region. Die Arbeitslosenquote im Kreis liegt im Schnitt bei 5 Prozent.

Landrat Matthias Damm (CDU) aus Mittweida wünscht sich, „dass die Mittelsachsen gern in unserem Landkreis leben und sich hier rundum wohlfühlen“.

Grünen-Kreisrätin Elisabeth Schwerin aus Mittweida wünscht sich, „dass unsere Menschen die Geschichte und Geschichten von Mittelsachsen kennen“.

Erzieher René Dübner aus Flöha, im Bild mit Emma aus Schellenberg vor dem Augustusburger Adventskalender, wünscht sich, dass die Kinder ein starkes Heimatgefühl mit auf den Weg bekommen – im Kindergarten, in der Schule und zu Hause. In der Broschüre „Mein Mittelsachsen“ heißt es, dass es im zweitgrößten Flächenlandkreis Sachsens viel zu erkunden gibt.

Denise Pfaff, Inhaberin eines Bauernhofes in Gahlenz, wünscht sich, dass sich die Menschen in Mittelsachsen gesund ernähren – „mit guten Produkten aus unserer Region“.

Jungunternehmer Patrik Phan, der aus Brand-Erbisdorf stammt, wünscht sich, dass sich viele junge Leute aus Mittelsachsen im Kreis eine berufliche Zukunft aufbauen.

Udo Schubert, Bauunternehmer aus dem Lichtenauer Ortsteil Garnsdorf – im Bild mit seiner Frau Nadine Schubert und Sohn Lennox –, wünscht sich, „dass viele Menschen die abwechslungsreiche Natur in Mittelsachsen auf gepflegten Radwegen entdecken können.“ Der Firmenchef findet eigenen Angaben zufolge „die perfekte Erholung“ bei einem Radausflug mit seiner Familie.

Gerd Schindler, Oberarzt am Kreiskrankenhaus Freiberg, wünscht sich, „dass meine Patienten auch in Zukunft schnell einen Termin beim Facharzt bekommen“.
Kai Flößner, Chef einer Gerüstbaufirma in Flöha, wünscht sich, „dass wieder mehr Leute hier arbeiten, wo ihre Familien zu Hause sind.“
FOTOS: PHOTOGRAFISCHES THOMAS KRUSE