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Nigeria im Fokus
Die fremde Schweizer Kultur hier in unserer Pfarrei Stans zu erleben und kennen zu lernen, war für mich eine grosse Bereicherung. Darum die Überlegung meinerseits in dieser Fastenzeit, auch den Menschen in unserem Kreis, das nigerianische Leben und die Kultur näher zu bringen.
Nigeria ist mit über 200 Millionen Einwohnern der bevölkerungsreichste Staat Afrikas. 45 Prozent der Bevölkerung sind Muslime (im Norden), 45 Prozent Christen (im Süden), der Rest gehört grösstenteils afrikanischen Religionen an. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung lebt im ländlichen Bereich. Aus ethnischer Sicht ist Nigeria ein Staat mit sehr vielen verschiedenen Volksgruppierungen – mehr als 400 verschiedene Stämme und Sprachgruppen sind in Nigeria angesiedelt. Die Spannungen zwischen Nord- und Südnigerianern sind teilweise religiös begründet. Christliche Missionen konnten sich nur in den südlichen, nichtislamischen Regionen etablieren. Bis Ende 2002 galt in 12 (nördlichen) von 36 Bundesstaaten noch die Scharia.
Schule in Nigeria
Bildung gilt in Nigeria als der Schlüssel im Kampf gegen Armut und Elend und ist die wichtigste Voraussetzung für jegliche Entwicklung. Es besteht keine Schulpflicht. Nur 41 von 100 Kindern gehen wirklich in eine Schule. Vor allem auf dem Land fehlen oft Schulen.
Die materielle Not in Nigeria macht es für viele Familien unmöglich, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Für Schulgebühren, Bücher oder Schuluniform ist kein Geld vorhanden. Häufig wird die Arbeitskraft der Kinder auch für das Überleben der Familie benötigt. Für Millionen von Kindern bedeutet dies, dass sie oft schon im Grundschulalter schwer arbeiten müssen. Welche Chancen haben solche Kinder für ihre Zukunft?
Das Schulsystem in Nigeria
Die Grundschule dauert sechs Jahre. Dann folgen drei Jahre an einer weiterführenden Schule. Wer gute Noten hat und die Matura machen möchte, muss drei weitere Jahre zur Schule gehen. Vor allem im Norden Nigerias wird die Bildung von Mädchen geringgeschätzt. Dort können besonders viele Frauen nicht lesen. Sie sind Analphabetinnen. Daraus resultiert allerdings ein Kulturgefälle, was wiederum zu einem sozialen und wirtschaftlichen Gefälle führt.
Auf dem Land gibt es manchmal zwar Schulunterricht, aber kein Schulgebäude. Dann wird im Freien unterrichtet. Oder es gibt ein Dach, aber keine Schulbänke. Es gibt meistens keine Toiletten und kein fliessendes Wasser.
Im Norden von Nigeria, wo Islamisches Recht gilt und die Terroristen von Boko Haram sich gegen westliche Bildung auflehnen, wurden viele Schulen geschlossen oder niedergebrannt. Wenn es hier noch Schulen gibt, sind das Koranschulen. Nur Jungen dürfen sie besuchen und sie lernen hier, den Koran auszulegen. Es kommt sogar vor, dass Boko Haram Schüler entführt.
Noch vieles bleibt zu tun: Das Bewusstsein, dass eine gute Schulbildung wichtig ist, ist noch nicht genügend in den Köpfen und Herzen der Bevölkerung verankert.
Falls ihr diesen Text gelesen habt, seid ihr doppelt gesegnet, denn ihr gehört nicht zu den fast 800 Mio. Menschen, die nicht lesen können.
Ich wünsche euch eine besinnliche Fastenzeit.