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Mit Spektiv und Fernglas halten die Vogelkundler Ausschau nach ziehenden Vögeln Foto: Arnold Rinner

FaSZINIERENDES ScHauSpIEl

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Herbstzug am Jaufenkamm

Zugvögel haben zwei Heimatorte zwischen denen sie halbjährig hin- und herpendeln: ihre Brutgebiete im Norden Europas und ihre Winterquartiere in wärmeren Regionen Europas und Afrikas. Dazwischen liegt eine Herausforderung: die Alpen. Nur Vögel mit guter Fitness nehmen eine Alpenquerung auf sich. Beachtliche Zugvogelzahlen überfliegen bei ihrer Wanderung auch den Jaufenkamm und sorgen für ein faszinierendes Schauspiel. Im vergangenen Herbst gelang es den Vogelkundlern der Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde Südtirol, allen voran Peter Hofer, Andreas Lanthaler und Arnold Rinner neben häufigen tagziehenden Kleinvögeln auch manch seltenen Anblick zu verbuchen. Insgesamt zählten die Vogelgucker an den 19 Beobachtungstagen im Zeitraum September bis Oktober 12500 durchziehende Vögel von 67 unterschiedlichen Arten. Zahlenmäßig ein Überflieger unter den Zugvögeln war der Buchfink. Drei Tage mit starkem Buchfinkendurchzug waren der 1. Oktober (2010 Ex.), der 3. Oktober (1455 Ex.) und der 9. Oktober (1457 Ex.) Insgesamt konnten in diesem Herbst 6314 ziehende Buchfinken in den Notizheften aufgelistet werden. Neben den Buchfinken beeindruckten auch andere Arten, wie etwa die Ringeltaube, die insgesamt 1121-mal im Notizbuch vermerkt wurde. Allein am 9. Oktober überflog die Ringeltaube in kleineren und größeren Trupps 1070-mal den Bergkamm am Jaufen. Neben diesen beiden Arten war die starke Präsenz der zierlichen Tannenmeise, die 542-mal gezählt wurde, besonders auffallend. In den vergangenen Jahren gab es nie einen derart starken Durchzug der zierlichen Tannenmeise. Von den vielen anderen Vogelarten, von denen etliche nur wegen ihres Flugrufes identifiziert werden konnten, vermerkten wir zahlenmäßig am häufigsten : Mehlschwalbe (720 Ex.), Rauchschwalbe (567 Ex.), Bergfink (535 Ex.), Erlenzeisig (493 Ex.), Fichtenkreuzschnabel (227 Ex.), Misteldrossel (211 Ex.), Bergpieper (185 Ex.), Wiesenpieper (165 Ex.), Bachstelze (125 Ex.). Häufigste ziehende Greifvogelart war der Mäusebussard (182 Ex.), gefolgt von Sperber (51Ex.) und Rohrweihe (19Ex.). Beeindruckend war der Überflug von 31 Bienenfressern am 10. September und von 17 Stockenten am 27. Oktober. Seltenheitswert hatte der Anblick eines nach Süden ziehenden Fischadlers am 13. September und eines Gänsegeiers am 9. Oktober. Die Beobachtungstage im Herbst 2021 verliefen trotz teils kalter Witterung für die Vogelkundler wieder recht erfolgreich und bescherten viele unvergessliche Anblicke und tolle Naturerlebnisse. Die am Jaufen gewonnenen Daten über den herbstlichen Vogelzug finden Eingang in die Online-Datenbank www.ornitho.it und werden dem Naturmuseum Südtirol in Bozen zur Verfügung gestellt. Arnold Rinner

Seltener Gast am Jaufenkamm: der Fischadler Foto: Arnold Rinner

So nicht! Die neue automatische Messstation in Platt ist eine Fundgrube mit aktuellsten Wetterdaten Foto: Arnold Rinner

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Verbrennen von Biomaterial

Leider kommt es immer wieder zu unnötigen Einsätzen von Rettungskräften wegen nicht gemeldeter Feuer. Hier daher ein Versuch, die wichtigsten Bestimmungen in diesem Bereich zusammenzufassen.

Das Verbrennen von Biomaterial im Freien ist verboten. Es gibt allerdings einige genau definierte Ausnahmen. In steilem, nicht mit Maschinen zugänglichen, Gelände dürfen 3 m³ Biomaterial/ Tag verbrannt werden. Ebenfalls zulässig ist das Verbrennen von Reisig bei Räumungsarbeiten von Lärchenwiesen und Lärchenweiden zwischen 1. März und 30. Juni. Eine weitere Ausnahme stellen Brauchtumsveranstaltungen dar, z.B. am Houlerpfånn- oder Herz-Jesu-Sonntag. Es muss das im Internet verfügbare Formular „Anzünden vom Feuer im Wald“ ausgefüllt und vom Direktor des Forstinspektorates genehmigt werden. Das Verbrennen von Abfällen ist auch zu diesen Anlässen verboten. Die letzte Ausnahme sind Feuerwehrübungen. Grundsätzlich sind alle Feuer bei der Landesnotrufzentrale Südtirol unter der Nummer 112 bzw. an den Kommandanten der zuständigen Feuerwehr zu melden. Dabei sind die Örtlichkeit sowie der genaue Zeitpunkt anzugeben. Soll das Feuer in einem Abstand von weniger als 20 m vom Wald oder Lärchenwiesen/Lärchenweiden angezündet werden, so ist auch eine Meldung an die Forststation notwendig.

Stacheldraht

Durch die Umzäunungen mit Stacheldraht kommt es immer wieder zu Verletzungen von Tier und Mensch. Wildtiere bleiben darin hängen und verenden. Besonders betroffen sind Vögel, vor allem die nachts jagenden Eulen. In Südtirol ist die Neuerrichtung von Stacheldrahtzäunen mit den Landschaftsplänen der Gemeinden verboten. Andreas Hofer

MoDERNStE tEcHNIK

Neue Wetterstation in Platt

Brauche ich eine Jacke, muss ich einen Regenschirm mitnehmen, ist mit Glatteis zu rechnen? Übers Jahr stellen sich immer wieder diese und ähnliche Fragen, bevor man morgens aus dem Haus geht, zur Arbeit fährt oder zu einer Bergtour aufbricht. Wie das Wetter wird, lässt sich dank modernster Technik über verschiedene Kanäle und Apps herausfinden. Eine Fundgrube mit aktuellen im Internet abrufbaren meteorologischen Daten sind jene, die von den zahlreichen Wetterstationen im Land stammen. Im Raum Passeier liefern zur Zeit die vier am Berg eingerichteten Stationen am Jaufen, Timmels, am Rauhjoch und am Grünboden >

Lostage und BauernregeLn

Manch eine Bauersfamilie schaut besorgt den trocknen Boden an. Das anhaltende sonnige Wetter wirkt sich stark auf das bevorstehende Naturerwachen aus. Sollte es zum Beispiel frühzeitig zu blühen beginnen und dann der Frost hereinbrechen, wäre dies wieder ein fataler Beginn für die Bienen. So schaut manch eine Bäuerin und manch ein Bauer auch dieses Jahr wieder auf die Lostage, in der Hoffnung, dass manch ein Spruch nicht eintritt und manch ein anderer sich erfüllt. So muss es vor dem März noch regnen, denn auf Märzregen fällt kein Segen! Den Passeirer Imkern wünschen wir auf jeden Fall schönes Wetter am Josefi-Tag, denn: Joseph (19.) klar, gibt ein gutes Honigjahr.

Elisabeth Larcher

Blick vom Jaufenkamm in das noch winterliche Passeier am 1. April 2021. Lediglich in den Tallagen und an den ostseitigen Hängen sprießt das erste Grün Foto: Arnold Rinner

> aktuellste Wetterwerte. Im Tal geben die Wetterstationen in St.Martin und in Pfelders Auskunft über die gegenwärtige Wettersituation. Um zukünftige Wetterereignisse im Passeier noch präziser einzuschätzen und zu bewerten, wurde neben diesen genannten Messstationen, im Frühjahr in Platt eine weitere Wetterstation installiert. Die von Technikern des Landesamtes für Meteorologie und Lawinenwarnung eingerichtete Wettermessstation befindet sich bei der Feuerwehrhalle in Platt. Die mit modernster Technik ausgestattete Anlage erfasst unter anderem meteorologische Daten wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Niederschlag, Luftdruck, Windgeschwindigkeit, Windrichtung und Sonnenscheindauer. Die Wetterdaten werden im Fünf-Minuten-Takt in die Zentrale des Amtes für Meteorologie und Lawinenwarnung nach Bozen gesendet und anschließend im Internet unter wetter.provinz.bz.it veröffentlicht. Wetteraufzeichnungen haben in Platt die längste Tradition im Passeier. Erste manuelle Wetternotizen machte vor 101 Jahren der Benediktinerpater Othmar Seirer im Jahre 1921. Die manuelle Wetterstation wurde bis 2010 von der Geistlichkeit in Platt und mit dem Abzug der Priester aus dem Pfarrhaus in Platt von Manfred Öttl betreut. Ergänzt wurden die Wetterbeobachtungen vom Amt für Meteorologie im Laufe der Jahre durch eine zusätzliche automatische Messanlage. Um diese beeindruckenden, langen Zeitreihen fortzuführen und auch zukünftig zuverlässige Wetteraufzeichnungen zu gewährleisten, wurde 2021 die neue, kostenintensive, den heutigen Erfordernissen entsprechende Wetterstation in Platt errichtet. Parallel dazu werden ebenso die manuellen Wetterbeobachtungen, die Manfred Öttl seit elf Jahren tagtäglich, pünktlich und zuverlässig aufzeichnet, fortgeführt. Diese Messdaten bilden zusammen mit den Daten der automatischen Wetterstation die Grundlage für eine lückenlose und umfassende Aufzeichnung der Witterung von Platt.

Kühles Jahr 2021

Aus den Wettertabellen von Platt von 2021, die mir Manfred Öttl zugesandt hat, geht zusammenfassend hervor, dass die Temperaturen im abgelaufenen Jahr im Bergdorf deutlich kühler waren wie in vergangenen Jahren. Allen voran der Monat April war so kalt wie das letzte Mal vor 11 Jahren. Den Temperaturdurchschnitt nach unten gedrückt haben aber auch die Monate Jänner, Mai, August und Oktober. Am kältesten war es im Ort im Zeitraum vom 12. bis zum 15. Februar. Am 14. Februar sank die Quecksilbersäule auf –12 Grad. Über dem Mittelwert waren die Temperaturen im Juni und September. Ungewöhnlich mild wiederum war der Jahresausklang. Die warmen Temperaturen im zweistelligen Bereich setzten Ende Dezember der Schneedecke bis in mittlere Lagen ordentlich zu. Die höchste Temperatur des Jahres wurde in Platt mit 30,5 Grad Celsius am 15. Juni gemessen. Niederschläge gab es mit 998,4 Litern pro Quadratmeter deutlich weniger wie in den vergangenen Jahren. Viel zu trocken war der März mit insgesamt 1,4 Litern Niederschlag pro Quadratmeter. Erwähnt sei abschließend, dass Im Unterschied zum Jahr 2020 das Passeier im abgelaufenen Jahr von markanten Wetterereignissen wie Gewitter, Starkregen, Sturm oder ergiebigem Schneefall weitgehend verschont blieb. Arnold Rinner

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