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MILITARIE GUN

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ist, dass ich schnelle Schnitte wirklich hasse – ich hätte lieber großartige Aufnahmen als einen Haufen schneller Bilder, die man überschneidet, weil jedes einzelne Stück mittelmäßig oder – wie in den meisten Fällen bei modernen Videos – einfach schlecht ist. Letztendlich möchte ich in der Lage sein, etwas zu schaffen, das ein sorgfältigeres Tempo hat, so dass es sich lohnt, jedes Stück anzusehen.

MEINE ALLERERSTEN MUSIKALISCHEN OBSESSIONEN, ALS ICH NOCH EIN GANZ KLEINES KIND WAR, WAREN GARTH BROOKS UND ELTON JOHN, SO DASS ICH SCHON SEHR FRÜH VÖLLIG BESESSEN VON MUSIK WAR.

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Foto: Tracy Nguyen

MY VIDEOS. Sänger Ian Shelton aus L.A. ist nicht nur Musiker, er ist auch hinter der Kamera kreativ. Wir sprechen mit ihm über seine Liebe zum Musikvideo, und warum diese auch in Zeiten von TikTok und Co. relevant sind.

Neben der Veröffentlichung von Musik mit MILTARIE GUN und REGIONAL JUSTICE CENTER drehst du auch eine Menge Musikclips für Bands – was kam für dich zuerst? Musik oder Videos? In der Vergangenheit ging der Fokus hin und her, aber im Moment liegt er zu hundert Prozent auf der Musik. Ich lehne Videoprojekte ab, damit ich meine ganze kreative Energie für das kommende MILITARIE GUN-Projekt aufsparen kann.

Welche Band hat dich zur Musik gebracht? Und welches Video hat dich dazu gebracht, selbst Videos zu drehen? Meine allerersten musikalischen Obsessionen, als ich noch ein ganz kleines Kind war, waren Garth Brooks und Elton John, so dass ich schon sehr früh völlig besessen von Musik war. Ich entdeckte die Musik wahrscheinlich genauso wie jeder andere in meiner Generation – zuerst kamen BLINK-182, dann SLIPKNOT. Also von total albern zu extremem Ernst sich selbst gegenüber. Ich glaube, das prägt auch heute noch meine generelle Einstellung zum Leben. Was Videos angeht, so habe ich in meiner Kindheit jeden Morgen vor der Schule die Chart-Sendung „TRL“ auf MTV gesehen. Als ich anfing, bewusst Videos zu machen, wurde ich von zeitgenössischen Regisseuren aus der Hardcore-Szene wie Al Henery ebenso beeinflusst wie von legendären Musikvideo-Regisseuren wie Spike Jonze. Die Videos, die über Run For Cover herauskamen, waren am Ende viel nützlicher für mich, als die Clips, die in den Neunziger Jahren für Hunderttausende von Dollar gemacht wurden, weil ich sah, wie man niedrige Budgets auf moderne Weise nutzen konnte.

Wenn du ein Video für eine Band drehst, wie sieht der Prozess bei dir aus? Wie beeinflusst der Ton das Bildmaterial? Normalerweise fange ich damit an, dass ich mir den Song auf Wiederholung anhöre, während ich einen langen Spaziergang mache. Ich versuche, nicht darüber nachzudenken und eine unterbewusste Reaktion auszulösen, um zu sehen, ob mir visuelle Elemente in den Sinn kommen. Mein größtes Problem mit Bild und Ton Seit Neuestem wird Musik in kurzen vertikalen Clips als Reels, Shorts oder TikToks konsumiert, wie beeinflusst das deine Arbeit? Bis jetzt hat das nur sehr wenig Einfluss auf die Arbeit selbst, aber im Allgemeinen komponiert man für die Mitte eines Frames. Wenn man also etwas Gutes macht, sollte ein Teil davon in einen vertikalen Rahmen passen und trotzdem übertragbar sein.

Du hast auch Videos für deine eigene Band gedreht – wie unterscheidet sich das von der Produktion für andere Bands? Wenn ich Musikvideos für andere Bands drehe, muss ich ständig daran denken, was die Band und das Label wollen, und sicherstellen, dass wir auf derselben Seite stehen. Wenn sie die fertige Version sehen, sollte es keine Überraschungen geben. Bei MILITARIE GUN muss ich mir wirklich nur Gedanken darüber machen, ob ich das, was wir machen, cool finde oder nicht – und da wir alles selbst machen, kann es normalerweise fließend sein und sich während der Produktion und des Schnitts ändern. Ein gutes Beispiel ist das Video zu „Let me be normal“, das wir gerade veröffentlicht haben. Das ursprüngliche Konzept war ganz anders, und auf dem Weg zum Dreh schlug ich unserem Gitarristen Will, der auch für den Schnitt und die VFX zuständig ist, ein ganz anderes Konzept vor, das wir dann stattdessen umsetzten. Das könnte nie passieren, wenn wir ein Projekt für jemand anderen machen würden.

Was denkst du, was Musikvideos zum Erfolg eines Songs oder einer Band beitragen? Kann ein Video einen Song verbessern? Ich denke, Musikvideos haben das Potenzial, einem Song eine völlig neue Dynamik zu verleihen. Wenn alle Teile zusammenpassen, erhält man ein Bild, das die Energie und die Intention der Musik einfängt und sie dreidimensionaler und realer für den Zuhörer und Zuschauer macht. Es besteht auch die Gefahr, dass ein Video von einem Song ablenkt, aber das ist ein Grund mehr, sich die Mühe zu machen, etwas Großartiges zu machen.

Welches ist dein Lieblingsmusikvideo aller Zeiten? Ich weiß nicht, ob „Lieblingsvideo“ das richtige Wort dafür ist, aber ich schaue mir jedes Mal wieder „College boy“ von INDOCHINE an, wenn ich ein neues Projekt beginne. Das Video ist unglaublich düster, endet aber durch die ständige Eskalation mit absurder Komik. Ich fühle mich zu Dingen hingezogen, die so weit gehen, dass der Zuschauer sich fragt: Was zum Teufel sehe ich mir da an? Und ich bemühe mich, jeden Moment zu finden, in dem ich das natürlich einbauen kann. Dennis Müller

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