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Wensickendorfs Ortsvorsteher Heinz Ließke
Wir wollen kein Schlafdorf werden
ORTSTEILE Im Gespräch mit Wensickendorfs Ortsvorsteher Heinz Ließke
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Rund acht Kilometer von der Kernstadt Oranienburg entfernt liegt das von Wäldern und Heidelandschaften umgebene Wensickendorf. 1.075 Menschen wohnen heute in dem Ort, dessen Anfänge in das 14. Jahrhundert zurückreichen. Wie es sich in Oranienburgs östlichstem Ortsteil lebt, wie er sich in den letzten Jahren entwickelt hat und wie die Pläne für seine Zukunft aussehen, berichtet Ortsvorsteher Heinz Ließke im Interview.
Herr Ließke, Sie leben seit fast 30
Jahren in Wensickendorf. Wie hat sich der Ort in dieser Zeit verändert?
Das Gemeinschaftsleben hat nachgelassen, und das obwohl die Einwohnerzahlen steigen. Der Altersdurchschnitt in Wensickendorf ist relativ hoch. Viele Einwohner, die sich früher in Vereinen engagiert haben und das Gemeinschaftsleben getragen haben, sind heute nicht mehr aktiv. Den neu Zugezogenen fehlt oft noch der Bezug zu dem Ort, um sich richtig einzubringen. Das Vereinsleben wird heute durch den Seniorenclub, den Feuerwehrverein und die Jagdgenossenschaft geprägt. Vor der Wende gab es hier deutlich mehr Vereine.
Gibt es Ideen, wie wieder mehr
Leben in Wensickendorf einziehen könnte?
Wir bräuchten altersgerechte Wohnungen. Wir haben viele Höfe mit älteren Bewohnern, die sich nicht mehr angemessen um ihre Grundstücke kümmern können. Mit dem Bau altersgerechter Wohnungen hätten sie eine Möglichkeit, ihre Höfe zu verlassen und dennoch in Wensickendorf zu bleiben. Die Höfe könnten dann an jüngere Menschen übergeben werden, die diese wieder mit Leben füllen. Darin sehe ich eine gute Chance, den Ort zu beleben. Wir wollen kein Schlafdorf werden.
Was wünschen Sie sich außerdem
für die Zukunft des Ortes?
Ganz oben auf der Agenda steht der Bau eines Gemeinschaftshauses. Insbesondere weil es mittlerweile an Veranstaltungsflächen im Ort fehlt. Der Ortsbeirat hat hierfür schon ein Konzept erarbeitet. Als Standort könnten wir uns die alte Scheune hinter der Kita vorstellen. Angedacht ist eine Mehrfachnutzung des Gebäudes. Neben einem großen Veranstaltungsraum, den die Kita auch als Sportraum nutzen könnte, wären hier auch weitere Räume für die Kita sowie den Seniorenclub, den Jugendclub, den Ortsvorsteher und eine Gemeindeschwester, die die medizinische Versorgung im Dorf aufrecht hält, möglich. Ich könnte mir auch gut eine mobile Bürgeramtssprechstunde vorstellen. Für viele Einwohner wäre es eine große Erleichterung, wenn sie etwa einen neuen Pass direkt vor Ort beantragen könnten, ohne nach Oranienburg in die Stadtverwaltung fahren zu müssen. Radwege und andere Verkehrsver-
bindungen spielen für die Ortsteile eine enorme Rolle. Wie sieht die Situation in Wensickendorf aus?
Wir setzen uns nach wie vor dafür ein, dass entlang der L 21 ein Radweg zwischen Summt, Wensickendorf und Zehlendorf entsteht. Der Weg wäre nicht nur touristisch attraktiv und würde eine Verbindung zum BerlinKopenhagen-Radweg und anderen Radwegen in der Region ermöglichen,
sondern würde auch für mehr Verkehrssicherheit sorgen. Mehrere Unfälle haben bereits aufgezeigt, dass der Bedarf auf dieser Strecke gegeben ist. Das Land ist zuständig, hat den Bau aber leider hintenangestellt. Wir haben zusammen mit den Mühlenbeckern und der Beteiligung von Zehlendorf sowie anderen eine Bürgerinitiative gegründet, die das Projekt voranbringen will. Von unserem Bürgermeister erwarten wir dabei Unterstützung. Eine bessere AnbinHeinz Ließke ist Wensickendorfs „Dorfkümmerer“. dung würden wir uns Seit 2014 ist er als Ortvorsteher aktiv. auch für den Busverkehr wünschen. Die Linie 805 fährt in der Ferienzeit nur alle zwei Stunden. Das ist definitiv zu wenig. Außerdem sind die Ankunftszeiten am Bahnhof Oranienburg nicht an die Abfahrtszeiten des Stadtbusses angepasst. Wer aus dem 805er aussteigt, hat die Stadtlinie gerade verpasst. Wünschenswert wäre eine Linie, die alle Ortsteile miteinander verbindet und alle wichtigen Punkte in der Kernstadt anfährt, vom TURM, über den Bahnhof, das Krankenhaus bis zum Kaufland. Auch für den PlusBus, der Wensickendorf mit Bernau und Oranienburg verbinden soll, erhoffen wir uns eine Taktverdichtung sowie eine Anbindung des Wohngebietes am Rahmersee, wo bislang kein Bus hält. Was die Heidekrautbahn angeht, lässt sich feststellen, dass ihre Nutzung zunimmt. Auch gerade durch jüngere Menschen, die nach Berlin pendeln. Wir wären sehr dafür, dass die Strecke nach Liebenwalde wiederbelebt und von klimafreundlichen Wasserstoffzügen befahren wird. Das würde auch den Durchgangsverkehr von und nach Zehlendorf verringern. Viele Liebenwalder fahren täglich nach Wensickendorf, um von dort in den Zug nach Berlin zu steigen. Eine direkte Verbindung würde hier Abhilfe schaffen.