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Gründerinnen und Spitzenmanagerinnen erobern sich ihren Platz
Auf dem Weg zur ausgewogenen Geschlechterdurchmischung bleibt einiges zu tun. In Führungspositionen und als Unternehmerinnen sind Frauen nach wie vor untervertreten. Die Gründe sind mehrheitlich dieselben.
Guido Schilling
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Es sind allesamt Erfolgsmeldungen –von Frauen, welche die Wirtschaftswelt vorantreiben. Gründerinnen, die eine neue Kommunikationslösung für das Gesundheitswesen anbieten oder das erste Abo-System für den Schweizer Autoverleih hervorbringen. Weibliche Spitzenkräfte, die Catering-Firmen, Industrieunternehmen oder Versicherungen leiten, als Finanzchefinnen von Grosskonzernen tätig sind, oder im Verwaltungsrat die Geschicke einer Firma steuern.
Die Schweizer Wirtschaft hat mit Blick auf die Geschlechterdurchmischung einen grossen Sprung gemacht.
Als ich 2006 den ersten «Schillingreport» publizierte, lösten meine Analysen in manchen Führungsetagen ein Schmunzeln aus. Die Skepsis gegenüber Frauen in Führungspositionen war noch weit verbreitet: Gibt es überhaupt genügend Frauen, die sich einen solchen Knochenjob zutrauen? Bringen allfällige Kandidatinnen die nötige Qualifikation mit, um sich an der Spitze durchzusetzen? Inwiefern können Frauen aufgrund ihrer familiären und beruflichen Doppelbelastung Führungsverantwortung auf höherer Hierarchiestufe übernehmen? Die Skepsis widerspiegelte sich auch in den ernüchternden Fakten –der Frauenanteil auf Ebene Topmanagement in den Schweizer Grossfirmen betrug 2006 gerade einmal vier Prozent.
Neue Verwaltungsräte sind mehrheitlich weiblich
Doch in den letzten Jahren hat auf dem Weg zu einer ausgewogenen Geschlechterdurchmischung ein Durchbruch stattgefunden. Heute liegt der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen der 100 grössten Unternehmen bei 19 Prozent. Bei den börsenkotierten SMI-Firmen sind es bereits 24 Prozent, und jede dritte Spitzenposition wird mit einer Frau besetzt. Der von der Politik vorgesehene Geschlechterrichtwert von 20 Prozent für die Geschäftsleitungen ist dort bereits erreicht – deutlich vor dem avisierten Zieljahr 2031.
Noch grössere Fortschritte gab es in den Verwaltungsräten. Unsere Auswertung der personellen Besetzungen der Führungsgremien zeigt, dass Frauen 2022 erstmals die Mehrheit der neugewählten Verwaltungsräte der 180 Grosskonzerne stellten. Die Frauenquote liegt knapp unter der 30-Prozent-Marke, dem Richtwert für Verwaltungsräte von börsenkotierten Unternehmen, der 2026 in Kraft tritt. Die Zeit der uniformen, grauhaarigen Verwaltungsräte ist vorbei.
Die Entwicklung spiegelt einen eindrücklichen gesellschaftlichen Wandel. In den Firmen hat sich die Erkennt- nis durchgesetzt, dass eine grössere Diversität einen echten Mehrwert bringt. Dazu beigetragen haben neben der politischen Diskussion um Frauenquoten zahlreiche Initiativen, die Frauen mehr Sichtbarkeit einräumten. Angestossen durch Schillingpartners präsentierte der Arbeitgeberverband vor acht Jahren eine Liste mit rund 400 Kandidatinnen für Verwaltungsräte. Grosskonzerne lancierten Förder- und Mentoringprogramme, während diverse Netzwerke entstanden, die die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen anpeilen. All dies zeigt Wirkung.
Gleichzeitig ist der Anteil an qualifizierten Kandidatinnen in den zurückliegenden Jahren stark gewachsen. Der verbreitete Fachkräftemangel hat die Dringlichkeit aufgezeigt, nicht nur 50, sondern 100 Prozent des Talente-Pools einzubeziehen und zu fördern. Meiner Ansicht nach steht die Schweiz an der Schwelle zur Akzeptanzphase, in der das Thema Geschlechterdurchmischung bald keines mehr sein wird.
Bis 2035 wird man in den Geschäftsleitungen einen Frauenanteil von 45 Prozent erreichen – und damit fast vollständige Parität. Gleichwohl bleibt bis dahin noch einiges zu tun: Punkto Gender Diversity rangiert die Schweiz im internationalen Vergleich nach wie vor auf den hinteren Plätzen. Nicht zuletzt die Start-up-Szene sowie KMU hinken
SEF.WomenAward 2023
Das Swiss Economic Forum (SEF) verleiht Frauen mit einem herausragenden unternehmerischen Leistungsausweis den SEF.WomenAward und schafft damit eine kraftvolle und zukunftsgerichtete Plattform für Unternehmerinnen.
Der SEF.WomenAward wird jährlich im Rahmen einer Preisverleihung in den Kategorien Jungunternehmerin des Jahres und Unternehmerin/ CEO des Jahres vergeben. Pro Kategorie sind drei Frauen nominiert, von denen jeweils eine zur Gewinnerin gekürt wird. Die nominierten Frauen erfüllen dabei folgende Voraussetzun- der Entwicklung hinterher. Initiativen zur Förderung von Unternehmerinnen sind vergleichsweise neu und müssen ihre Wirkung erst noch entfalten.
Frühzeitige Karriereplanung in der Partnerschaft
Die politischen und sozialen Hürden, die Frauen den Aufstieg verwehren, sind nach wie vor hoch. Stichworte: fehlende Tagesstrukturen in Schulen, teure Kinderbetreuungsangebote und ein Steuersystem, das den Zweitverdienst prohibitiv hoch besteuert. Nötig ist auch eine weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit in Firmen und der Arbeitsmodelle wie Homeoffice und Teilzeitarbeit auf Kaderstufe. Arbeitgeber sollten ausserdem eine höhere Rückkehrquote von Mitarbeiterinnen nach der Babypause anpeilen und die Karriereplanung mit Müttern und Vätern aktiv fördern. Gefordert sind vor allem die Frauen (und Ehepartner) selbst. Karriereplanung beginnt nämlich oftmals schon bei der Berufswahl. Ebenso zentral ist die Aufteilung von Familien- und Berufspflichten innerhalb der Partnerschaft. Lebensmodelle, berufliche Pläne und Karrierewünsche sollten in der Partnerschaft frühzeitig diskutiert werden. Die Gründe dafür, dass Frauen sowohl in Führungspositionen als auch als Unternehmerinnen nach wie vor unter- vertreten sind, sind teilweise identisch: Da ist erstens die Doppelbelastung, die berufliches Weiterkommen und Unternehmertum in der mittleren Lebensphase erschweren. Zweitens fehlt es in beiden Fällen noch an weiblichen Vorbildern. Drittens werden Ausbildungen im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, sogenannte Mint-Kompetenzen, bei Mädchen zu wenig gefördert. Dadurch verlieren wir talentierte Unternehmerinnen und potenzielle Führungskräfte. Viele erfolgreiche und zukunftsträchtige Start-ups entstehen im Mint-Bereich. Gerade in Führungspositionen sind solche Fähigkeiten von unschätzbarem Wert. Kaderkräfte mit Mint-Hintergrund haben bereits während ihrer Ausbildung gelernt, alternative Lösungswege zu finden und Neues zu entwickeln. Sie verfügen über vernetzte Problemlösungskompetenzen. Als Managerinnen sind sie deshalb für komplexe Fragestellungen ausgezeichnet gerüstet und können einschätzen, welche grundlegenden Transformationen für das Unternehmen nötig sind.
Mädchen und junge Frauen gezielter fördern
Ein wichtiger Grund für die Zurückhaltung von Mädchen und Frauen gegenüber einer Mint-Ausbildung und Berufe sind Stereotypen – geschlechterspezifische Zuschreibungen, die besagen, dass Mädchen gut im Lesen sind und Buben gut rechnen können. Dieselben Stereotypen sind dafür verantwortlich, dass der Posten des Gründers und CEOs männlich konnotiert ist, während Pflegeberufe mehrheitlich von Frauen ausgeübt werden.
Hier gilt es anzusetzen: in der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Eltern, Lehrpersonen und Arbeitgeber sind gefordert, den jungen Leuten unterschiedliche Berufskarrieren aufzuzeigen, Neugierde zu wecken und Bedeutung und Stellenwert von Unternehmertum und Führungsverantwortung aufzuzeigen. Gründerinnen und Spitzenmanagerinnen verfügen über viele Gemeinsamkeiten: Mut, Fleiss, Gestaltungsfreude, Leidenschaft, Durchsetzungskraft und eine Portion Risikobereitschaft. Immer mehr Frauen haben jüngst die Kaderleiter in Richtung Spitzenpositionen erklommen. Es fehlt auch nicht an kreativen Gründerinnen. Heute zweifelt kaum mehr jemand daran, dass Frauen die nötigen Qualifikationen und Fähigkeiten mitbringen, um sich als Spitzenmanagerinnen oder Unternehmerinnen erfolgreich durchzusetzen.
Guido Schilling ist Founding Partner von Schillingpartners (Executive Search) und Herausgeber des «Schillingreport» (schillingreport.ch).
Impressum
gen: Die Jungunternehmerinnen müssen ein oder mehrere Unternehmen mit Sitz und Wertschöpfung in der Schweiz gegründet haben, wobei die Gründung nicht mehr als sieben Jahre zurückliegen darf. Innerhalb des Unternehmens besetzen sie weiterhin eine aktive Position. In der Kategorie Unternehmerin oder CEO müssen die Nominierten die Verantwortung für ein Unternehmen tragen, welches vor mindestens sieben Jahren gegründet wurde und einen wesentlichen Impact auf die Schweizer Wirtschaft hat. Zudem wird eine aussergewöhnliche Persönlichkeit, welche sich Zeit ihres Lebens für einen starken Wirtschaftsstandort Schweiz und Frauen im Unternehmertum eingesetzt hat, mit dem Ehrenpreis honoriert. Über die Gewinnerinnen in allen drei Kategorien entscheidet eine kompetente, 13-köpfige Jury unter der Leitung von Jurypräsidentin Nicole Burth Tschudi. Erstmals verliehen wurde der SEF.WomenAward 2021 am Swiss Economic Forum in Interlaken. Die diesjährige Ausgabe findet am 24. März 2023 in Zürich statt. swisseconomic.ch/sef-womenaward
Frauen der Wirtschaft ist eine Verlagsbeilage des Unternehmens NZZ. Inhalt realisiert durch NZZ Connect. Verlagsbeilagen werden nicht von der Redaktion produziert, sondern bei NZZone von unserem Dienstleister für journalistisches Storytelling: NZZ Content Creation.
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