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Bin ich ein Mensch für den Speckgürtel?
(TZ) Ein Haus im Grünen kaufen statt einer Eigentumswohnung im Lieblingsviertel? Gute Gründe, aufs Land zu ziehen gibt es viele. Ganz oben steht die Preisentwicklung in den Städten. Doch auch die Ansprüche an Platz und Komfort haben sich spätestens seit Corona verändert. Sie zweifeln, ob Sie wirklich auf Yoga-Loft und Stammcafé verzichten und stattdessen in der Erde wühlen und Glühwürmchen zählen möchten? Machen Sie einfach mal unseren „Landtyp – ja oder nein?“-Check! Vielleicht können wir ja einige Ihrer Bedenken hinsichtlich des Wohnens auf dem Land zerstreuen.
Pendeln, Gärtnern und mein Image ...
„Das Landleben ist irgendwie entspannter als noch vor zehn Jahren!“ Stimmt das? Vielfach ist das Managen von Job, Kindern, Haushalt und sogar das Gärtnern einfacher geworden. Einkaufen geht auch online. Das wissen wir spätestens durch Corona. Auch, wenn ländliche Regionen bei der Kinderbetreuung noch Aufholbedarf haben: 2026 soll es landesweit einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder geben. Das wird sich natürlich auch positiv auf den ländlichen Raum auswirken. Für die Fahrten zur Kita sollte man allerdings in ländlichen Regionen in der Regel ein Auto einplanen – kurze Fahrradstrecken sind eher selten.
Das Arbeiten im Homeoffice ist mittlerweile stark verbreitet. Das Zoom-Meeting ersetzt in vielen Jobs die Präsenz am Konferenztisch und zeitweise im Büro. Das zeitaufwendige Pendeln nimmt nicht mehr fünf Tage in der Woche in Anspruch, sondern reduziert sich oft auf angenehme drei oder vier Tage.
Gärtnern, selbst gezogenes Obst und Gemüse und sogar die Hühnerhaltung haben ein neues Image erhalten und sind nicht zuletzt durch Insta und Co raus aus der vormals
oft belächelten Öko-Ecke. Hier profitieren nicht nur Familien. Garten und Terrasse haben sich zu Outdoor-Wohnzimmern entwickelt, von denen aus man entspannt seinem kleinen Mähroboter bei der Arbeit zusehen kann.
Fazit: So gesehen, brauchen Sie sich in puncto Imageverlust, Aufwand fürs Pendeln und den Garten keine allzu großen Sorgen zu machen.
Angst vor der Stille?

Auch wenn manche behaupten, nirgendwo ist es so laut wie auf dem Land (Rasenmähen am Samstagmorgen, Kreissäge zum Nachmittagsschläfchen, Grillpartys beim Nachbarn) - die Stille im Grünen gibt es natürlich trotzdem, denn die typische Geräuschkulisse einer Großstadt – der Lärm einer Hauptverkehrsstraße, das Stimmengewirr aus der Bar gegenüber – fehlt eindeutig. Oft ist es aber gar nicht die ungewohnte Stille, die eingefleischten Städtern zu schaffen macht. Beim Landgang werden vielmehr die fehlenden Ablenkungen vermisst.
Tipp: Sich mit der Stille langsam anfreunden oder aktiv für Ablenkung sorgen, also Leute einladen, Hobbys entwickeln, die Natur entdecken ...
Plus für Kreative: Das Landleben bietet nicht nur mehr Ruhe und weniger Ablenkung, sondern in der Regel auch mehr Platz, sich zu entfalten. Das Atelier, die Werkstatt, der Garten, das Schlagzeug in der Garage oder der Hühnerstall bieten mögliche Aktivitäten.
Kultur ade?
Klar, die Großstadt bietet jede Menge Kultur, Kunst und Kommerz. Eine gute Idee ist es, sich zu fragen: Wie oft nutze ich diese Angebote wirklich? Fast täglich, jedes Wochenende? Besuche ich allerdings nur etwa zweimal im Monat Kino, Museum oder Theater, ist dieses Pensum auch gut mit einer Fahrzeit von 30 oder 40 Minuten zu organisieren.
Fazit: Die Kultur läuft nicht weg – ich muss allerdings länger fahren und langfristiger planen.
Zu viel Nachbarschaft?
Stadt und „Vorstadt“ haben sich in den letzten Jahren verändert. Städte sind nicht automatisch anonym –dafür sorgt gelebte Stadtteilkultur, und viele Regionen in der Peripherie haben durch immer mehr Zuzug an attraktiver Infrastruktur gewonnen. Allerdings ist die soziale Kontrolle auf dem Land oft stärker ausgeprägt. Die Gemeinschaft, die Nachbarschaft, das Vereinsleben spielen in der Regel eine größere Rolle. Für Individualisten kann so viel Gruppendynamik bedrohlich wirken.
Fazit: Für ein harmonisches Miteinander sind Toleranz und Authentizität ganz bestimmt Pluspunkte. Verbiegen muss sich niemand. Bevor Sie mit einem mulmigen Gefühl bei der freiwilligen Feuerwehr oder im Verschönerungsverein mitmischen, bieten Sie Ihren Nachbarn einfach mal an, während der Ferienzeit Blumen, Kaninchen oder die Post zu versorgen. Dabei spielt Gruppendynamik zum Glück keine Rolle, und Sie sind trotzdem ein „guter“ Nachbar.
Tendieren Sie zum Leben auf dem Land? Finden Sie Neubauprojekte, z.B. in Brandenburg, hier:
